Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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Lächeln. »Glaubt einem alten Mann: Das war schon immer so.«

      Es fühlte sich ungewohnt an, derart im Mittelpunkt zu stehen. Es war für Adams zwar keine völlig neue Erfahrung, doch üblicherweise agierte er eher im Hintergrund. Sein Ruf als Finanzgenie, das ungesehen die Geschicke der Galaxis lenkt, gefiel ihm recht gut, obwohl das bei Weitem nicht sein ganzes Wirken beschrieb.

      Was die breite Masse über ihn dachte, war ihm seit jeher gleichgültig gewesen. Es gab Wichtigeres.

      »Es gibt allerdings gute Nachrichten. Zeichen der Hoffnung, die mich optimistisch stimmen. Darum habe ich mich entschieden, ausgerechnet an diesem Ort meine Neujahrsansprache zu halten, um die mich die Regierung gebeten hat. Seht euch um ... ihr sitzt in einem exklusiven Gebäude, in einem architektonisch kühnen Meisterwerk, das jahrtausendealte akustische Prinzipien aufgreift und mit modernster Technologie und bestem Komfort verbindet. Das Dao-Lin-H'ay-Theater wurde vor nicht einmal einem Monat fertiggestellt – für mich ein Zeichen, dass wir ungebremst in die Zukunft gehen und uns nicht aufhalten lassen! Und ja, ehe sich später die Journalisten auf mich stürzen und mir die Frage stellen – ich kannte Dao-Lin-H'ay persönlich. Ich bin tatsächlich so alt, wie ich aussehe, ob mit oder ohne Zellaktivator.«

      Das Publikum lachte, und die Stimmung fühlte sich gleich viel gelöster an. Homer G. Adams gönnte sich ebenfalls ein breites Lächeln.

      »Ihr alle, die ihr hier seid, habt euch entschieden, trotz der Gefahr auf Terra zu bleiben. Obwohl sich abzeichnet, dass sich die Hyperphänomene immer mehr auf unsere Heimat konzentrieren. Die Raumfahrt ist im Solsystem nahezu unmöglich geworden. Transmitterverkehr ebenso. Eine Prozession von Geistertieren – ein tolles Wort, das die Presse da vor mehr als einem halben Jahrhundert erfunden und das sich seitdem im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt hat – ist über unsere Heimat gezogen, und wir wissen immer noch nicht, was es bedeutet. Es ist nicht das einzige unverständliche Ereignis. Für ein anderes Phänomen haben die Wissenschaftler immerhin einen Namen gefunden: Hyperlokationswürfel.«

      Das letzte Wort betonte er auffällig.

      »Ihr habt davon gehört, alle von euch. Höherdimensionale Gebilde. Was in sie einfliegt, wird über Lichttage und sogar weitere Strecken versetzt. Möglicherweise verschwindet es völlig. Es ist gefährlich, niemand, der bei klarem Verstand ist, kann das leugnen. Trotzdem seid ihr geblieben.«

      Wieder eine kleine Pause.

      »Genau wie ich. Ich weiß nicht, ob wir deswegen Helden oder Narren sind. Vielleicht beides. Sehr viele verlassen Terra nicht – ein Volk von Helden und Narren. Aber auch das, glaubt mir, waren wir schon immer.«

      Die letzten Sätze hatte er sich am Vortag zu Hause ausgedacht, und sie gefielen ihm nach wie vor. Sie beschworen das Bild einer Gemeinschaft, der er gerne angehörte.

      Er begann eine Wanderung über die Bühne, vorbei an den blauen Halut-Rosen, die nicht das Geringste mit Halutern zu tun hatten, sondern wegen der wuchtigen Blüten so benannt worden waren. Das Marketing funktionierte, sie erfreuten sich großer Beliebtheit, sogar in der Drangwäsche-Edition als steinerne Sammelausgabe.

      »Heute beginnt ein neues Jahr, und ich habe keine Ahnung, was es für uns bereithält.«

      Er ging zurück zur Bühnenmitte und setzte sich in den Sessel. Von dort aus sah er aus dem Augenwinkel die gewaltige Projektion seiner selbst, die es noch dem Zuschauer in der letzten Reihe ermöglichte, jede Regung seines Gesichts genau mitzuverfolgen.

      »Es gibt keinen Gegner, den wir bekämpfen könnten, nur diese Hyperphänomene und ihre Auswirkungen. Eine Naturgewalt? Vermutlich. Vielleicht steht auch jemand im Hintergrund, der die Effekte bewusst auslöst und lenkt. Fakt ist, es bleibt ungreifbar. Und damit unangreifbar. Und das ängstigt mich, das gebe ich zu. Ich hätte es lieber, einem Feind ins Auge zu blicken und zu wissen, womit wir es zu tun haben. Das ist uns diesmal verwehrt. Aber, Freunde ... Terraner! ... ich gehe trotzdem voran, egal, was das Jahr 1614 Neuer Galaktischer Zeitrechnung bringen wird.«

      Er hoffte, dass sich sein Optimismus – halb echt empfunden, halb geschauspielert – im Publikum verbreitete.

      Dann rief er die letzten Worte seiner Ansprache: »Ich danke für eure Aufmerksamkeit!«

      Er blieb sitzen, weil er glaubte, dass das mehr Ruhe und Zuversicht vermittelte, als sich abzuwenden und die Bühne zu verlassen. Stattdessen fiel vor ihm der Vorhang – zumindest hätte man es früher so genannt. Tatsächlich schalteten die Bühnentechniker ein Dunkelfeld, das den Blick hindurch verwehrte und, wie Adams wusste, vom Zuschauerraum aus einen Sternenhimmel simulierte.

      Darauf lief eine perfekt choreografierte Show ab; Raumjäger im Staffelflug, dann ein heranfliegendes Raumschiff des RAS TSCHUBAI-Suchkommandos.

      Adams entschied sich, nicht länger zuzuhören. Er war müde, und nun, ungesehen von der Menschenmenge, konnte er die Bühne verlassen. Nur ein Servoroboter kam ihm entgegen und fragte, ob er etwas tun könne.

      »Ruf mir einen Taxigleiter!«

      »Du kannst selbstverständlich einen der VIP-Gleiter nutzen, die auf der Terrasse im siebenunddreißigsten Stockwerk bereitstehen. Wünschst du eine Schwebeplattform, die dich von hier zu ...«

      »Wünsche ich nicht, danke. Ich gehe zu Fuß.«

      *

      Die Dinge entwickelten sich schneller, als Homer G. Adams ohnehin befürchtet hatte. Jedem, der eine derart rasante Verschlechterung prognostiziert hätte, wäre er offen entgegengetreten und hätte ihn einen Pessimisten genannt. Oder Schlimmeres. Er wusste, was negatives Gerede und Schwarzmalerei anrichteten, wie sie die Atmosphäre vergifteten.

      Doch bereits am ersten Tag nach seiner Rede im Dao-Lin-H'ay-Theater versammelten sich etliche Hyperlokationswürfel um Terra und Luna.

      Adams kam es von Stunde zu Stunde wahrscheinlicher vor, dass sie gelenkt wurden, obwohl es keinen Beweis dafür gab. Es könnte sich um ein natürliches Phänomen handeln, weil etwas die Gebilde anzog – was immer dieses Etwas sein mochte. Das Universum hielt stets Überraschungen bereit, und die Wissenschaft war bei seiner Erforschung längst nicht in die tiefsten Tiefen vorgestoßen. Und gerade das Solsystem und die Erde bildeten, das durfte man wohl mit Fug und Recht sagen, einen Quell für so manche verblüffende Entdeckung.

      Der Funkverkehr von und nach Terra wurde durch die Ballung der Hyperlokationswürfel zunehmend erschwert. Der Raumschiffsverkehr entwickelte sich zu einem riskanten Lotteriespiel und erstarb weitgehend – von Evakuierungsschiffen abgesehen, die höchste Vorsicht walten ließen.

      Für die Menschen der Erde stellte sich die Frage, welches Risiko sie eingehen wollten – zu bleiben oder zu fliehen. Beides schien gleich gefährlich, das eine unmittelbar, das andere auf lange Sicht ... und bald wurde es unmöglich, noch von Terra oder Luna zu starten.

      Das Mondgehirn NATHAN meldete sich und sprach ungewohnt diffus von einer Bedrohung, der es damit begegnete, jeglichen Funkverkehr nach außen zu kappen.

      NATHANS Reaktion führte im Nachhinein dazu, dass der zweite Januar zum Beginn des Change-Everything-Ereignisses bestimmt wurde, jenen vier Tagen, die den Wandel bewirkten.

      An dem Tag selbst wusste das niemand, und man versuchte, sich mit dem Mondgehirn zu beschäftigen, herauszufinden, wie der gewaltige Rechner auf die Phänomene reagierte und warum.

      Aber es galt so viele Punkte gleichzeitig abzuarbeiten, und Homer G. Adams konnte sich nicht um alles kümmern, obwohl manche das von ihm offenbar erwarteten. Als einziger Zellaktivatorträger, der sich aktuell auf der vom restlichen Universum abgeschnittenen Erde aufhielt, sahen die Medien in ihm die Eier legende Wollmilchsau – auch wenn diesen bereits vor Jahrtausenden aus der Mode gekommenen Begriff nur noch er selbst kannte. Was draußen geschah, wusste keiner mehr. Eine Kommunikation nach außen war völlig unmöglich, und von dort kam keine Botschaft herein.

      Terra und Luna waren perfekt abgeriegelt, und die Millionen Menschen, die sich auf dem Planeten und seinem Mond aufhielten, fühlten in kosmischer Hinsicht eine ebenso verwirrende wie beängstigende Einsamkeit.

      Adams


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