Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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nicht sonderlich einfach«, meinte sie.

      Womit sie den Nagel auf den Kopf traf. Tatsächlich war es sogar alles andere als das. »Das Solsystem, in dem wir uns gerade aufhalten ... also, es ist unser heimatliches Sonnensystem, aber zugleich ist es das auch nicht. Pluto zieht ganz ungerührt seine Bahn, obwohl er vor langer Zeit beim Angriff der Takerer zerstört wurde. Außerdem gibt es den Planeten Zeut noch, der bereits viel länger kein Teil des Solsystems mehr ist. Und Medusa ist da, der Himmelskörper, von dem wir erst seit Kurzem wissen, dass er vor Ewigkeiten zum Solsystem gehörte. Manche der elf Planeten ähneln den Gegenbildern im Einstein-Universum fast völlig, andere weichen ein wenig ab. Die markantesten Unterschiede weist der Mars auf – eine paradiesische Welt mit Wasser und Meeren und sogar einer für uns atembaren Atmosphäre!«

      »Du bist wirklich nicht so wortkarg, wie man dir nachsagt«, kommentierte sie. »Ich könnte dir stundenlang zuhören. Du solltest über eine Laufbahn als Poet nachdenken.« Sie zupfte sich ihr Shirt über der Schulter zurecht. »Aber sag mir eins, Gershwin: Wir befinden uns doch auf Terra, oder? Wir wurden nicht alle auf einen Planeten versetzt, der der Erde ähnlich ist?«

      »Es ist das echte Terra.«

      »Womit sich die Frage stellt, was aus der Welt geworden ist, die ursprünglich in diesem Solsystem ihre Bahn gezogen hat. Ich meine, es muss eine gegeben haben, oder täusche ich mich da?«

      »Du hast recht. Das gesamte Gleichgewicht des Systems wäre sonst unausgewogen. Und die Ähnlichkeiten werden kaum ausgerechnet an dieser Stelle enden. Zumal es, soweit wir es bislang beurteilen können, um uns herum das gesamte Universum gibt, wie wir es kennen. Ein zweites Wegasystem, auch alle anderen bekannten Sterne und Galaxien.«

      »Also stellt sich eine Frage«, sagte sie. »Wenn wir hier diesen Platz einnehmen ... wo sind dann die Erde und der Mond dieses Solsystems?«

      Adams zerbrach sich darüber nicht zum ersten Mal den Kopf. »Vielleicht gab es einen Austausch. Möglicherweise beschäftigen sich unsere Leute zu Hause gerade mit der brennenden Frage, wo denn diese andere Erde und der andere Mond herkommen.«

      Seine Worte brachten sie offenbar zum Nachdenken, denn sie schwieg eine ganze Weile. »Gershwin?«, fragte sie schließlich.

      »Ja?«

      »Der Unfall hat mich schwer verletzt, und diese Behandlungen, die Schmerzmittel, der Heilungsvorgang ... das alles macht mich müde. Ich muss schlafen. Tut mir leid. Aber eine letzte Frage. Stimmt es, dass da draußen kein Leben existiert? Dass wir, wohin immer es uns verschlagen hat ... dass wir hier völlig allein sind?«

      Damit sprach sie genau das aus, was ihn mehr als alles andere erschütterte. Sie rührte an einer seltsamen Angst: gemeinsam mit allen anderen Menschen allein zu sein.

      »Für das Solsystem gilt das ganz sicher«, sagte er. »Kein intelligentes Leben außer uns. Nirgends. Sonst können wir noch keine definitive Aussage treffen. Wegen der erhöhten Hyperimpedanz sind nahezu sämtliche Raumschiffe, die mit uns versetzt wurden, funktionslos. Wir empfangen keinen Hyperfunk, falls es welchen gibt, solange wir die Technologie nicht angepasst haben. Was einige Zeit dauern wird.«

      »Aber du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht bei einem oder zwei Geräten inzwischen gelungen ist. Ihr hattet vierzehn Tage Zeit und wollt garantiert wissen, was dort draußen ...«

      »Du hast recht. Und nein – bislang konnten wir keine Nachricht aufgefangen. Keine einzige. Wo immer wir sind, es ist möglich, dass es niemanden außer uns gibt.«

      Sie schwiegen.

      Irgendwann sagte sie: »Jetzt haben wir gar nicht über deinen Zellaktivator gesprochen. Kannst du wiederkommen, Gershwin? Ich würde gerne mit dir den Mars besuchen oder diesen Ozean auf dem Jupitermond. Ich glaube, dort draußen gibt es viel zu entdecken.«

      Davon war er auch zutiefst überzeugt. »Ich komme wieder«, entschied er.

      Als er die Klinik verließ, legte er sich eine Notiz an: Marsianische Fenchelminze besorgen.

      3.

      Willkommensgeschenk

      »Hanko Lee«, sagte Sichu Dorksteiger. »Ein Terraner. Kommandant des Kugelraumers CISTOLO KHAN, benannt nach dem LFT-Kommissar, der dieses Amt vor über 700 Jahre innehatte. Richtig so weit?«

      Rhodan lächelte. »Völlig korrekt. Überrascht es dich?«

      »Dich etwa nicht?«

      Die beiden hatten sich in ihre Privatkabine an Bord der TESS QUMISHA zurückgezogen – zum ersten Mal seit ihrem Wechsel von der RAS TSCHUBAI. Das lag noch nicht lange zurück, obwohl sich in dieser kurzen Zeit alles auf den Kopf gestellt hatte.

      Die Kabine glänzte blitzsauber mit ihrer nüchternen Standardeinrichtung. Jeder Hauch des tatsächlich Privaten fehlte ihr, was sich auch nicht mehr ändern würde, nun, da der Kreuzer bereits ein halbes Wrack war, das nicht so schnell wieder flugtauglich gemacht werden konnte. Rhodan war überzeugt, dass die TESS ihnen nicht lange als Basis dienen würde.

      Er genoss es, dass er sich dank seines Postens als Missionsleiter diese Minuten der Zweisamkeit mit Sichu gönnen durfte – natürlich nur, um mit der Chefwissenschaftlerin konzentriert die Gesamtlage zu reflektieren.

      Währenddessen schleppte Hanko Lee mit seinem Kugelraumer die TESS QUMISHA ab. Alles Nötige regelte Kommandant Ninasoma von der Zentrale aus, indem er mit Hanko Lee kooperierte und Anweisungen für den Traktorstrahl der CISTOLO KHAN gab.

      Perry Rhodan küsste seine Frau. »Ich habe damit gerechnet, Terra wiederzufinden«, antwortete er etwas verspätet auf ihre Frage, »und logischerweise auch Nachfahren der Leute, die damals mit dem Planeten verschwunden sind.«

      »Einen Perry Rhodan kann also nichts erschüttern?«

      »Ich bin erschüttert«, versicherte er.

      »Was die meisten Menschen dir nicht ansehen würden.«

      »Du aber schon?«

      »Ich schon.«

      »Das beruhigt mich.«

      Sichu setzte sich auf die Bettkante. »Lee schleppt uns mit seiner CISTOLO KHAN ab. Damit ist die akute Gefahr vorbei. Fragt sich, wie es jetzt weitergeht.«

      »Die Ingenieure versuchen, die TESS QUMISHA so weit zu retten, wie es möglich ist.«

      »Witzlos«, konstatierte sie. »Es bräuchte gewaltige Umbauten, um das Schiff auch nur einigermaßen einsatzfähig zu machen. Wir stecken in einem vollkommen nutzlosen Hightechgrab.«

      »Nichts ist vollkommen«, meinte er, während er sich ebenfalls niederließ. Die Matratze war ein ganzes Stück zu weich.

      »Ach?« Sie lupfte eine Augenbraue und wartete einen Moment ab, ehe sie weitersprach: »Und wozu soll die nicht vollkommen nutzlose TESS deiner Meinung nach noch gut sein?«

      Er hob die Schultern. »Abwarten. Momentan interessieren mich andere Dinge mehr, das gebe ich zu. Ich werde Hanko Lee eine Menge Fragen stellen, sobald er uns in Sicherheit geschleppt hat.«

      Es klopfte.

      Die Kabinenpositronik kündigte nicht wie gewohnt den Besucher an – offenbar arbeitete der Hauptrechner TESS weiterhin so eingeschränkt, dass solche Funktionen ausfielen. Stattdessen hämmerte jemand von draußen an die Tür.

      Sichu sah Rhodan mit hochgezogenen Augenbrauen an, was das goldene Fleckenmuster auf ihrer Stirn apart verzerrte. »Vollkommen. Nutzloses. Hightechgrab«, wiederholte sie.

      Rhodan ging zur Tür und öffnete.

      Ein Mann stand davor, der ihm erst vor Kurzem bekannt geworden war. »Entschuldige die Störung, mir ist klar, dass du anderes zu tun hast.« Er sah an Rhodan vorbei in den Raum, und sein Blick blieb an Sichu hängen.

      »Tergén.« Er streckte die Hand aus. »Komm rein.«

      Der Vergleichende Historiker wirkte verunsichert. »Du erinnerst dich tatsächlich


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