Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland


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unter einer Strumpfmaske befand. Deswegen klang seine Stimme so dumpf.

      In panischer Furcht rappelte sie sich wieder hoch. Sie wusste, dass es jetzt um ihr Leben ging. Gerade hatte sie das Wohnzimmer erreicht, da hatte Bill sie eingeholt. Sie schlug um sich, aber ihr Gegenüber packte sie mit eisernem Griff von hinten.Die Taschenlampe fiel zu Boden, der Lichtkegel ging ins Nichts.

      Sie wollte schreien, aber eine behandschuhte Hand ließ daraus kaum mehr als ein Ächzen werden.

      "Schön ruhig...", flüsterte die dumpfe Stimme. Und dann spürte sie etwas Kaltes, schneidendes um ihren Hals.

      Draht.

      36

      Die nächsten Sekunden erschienen Lynne wie eine Ewigkeit.

      Sie wagte es kaum zu atmen.

      "Einen Laut nur!", sagte Bill. "Einen Laut und du bist tot!" Das Flüstern der dumpfen Stimme klang wie das Zischen einer Giftschlange.

      Lynne wusste nur zu gut, dass er seine Drohung innerhalb eines Augenaufschlags wahrmachen konnte, ohne dass es etwas gab, was sie dagegen tun konnte.

      "Du wirst sterben, Lynne", stellte die Stimme kalt fest.

      Die junge Frau spürte den Atem ihres Mörders.

      "Warum?", wisperte sie dann. "Was habe ich dir getan, Bill?"

      "Ich will es dir sagen! Ich habe mich hilfesuchend an dich gewandt. Ich habe in deiner Sendung angerufen, weil ich nicht mehr ein noch aus wusste..." Er stockte und sein Atem ging schneller. "Aber was hast du daraus gemacht, Lynne Davis! Eine Show!"

      "Wir hatten einen Psychologen, der bereitstand, um zu helfen", flüsterte Lynne.

      "Ich spreche von dem zweiten Anruf! Es war euch nicht genug, dass einer wie ich daherkommt und sein Innerstes nach außen kehrt! Ihr musstet noch eine billige Schmierenkomödie veranstalten!"

      Lynne spürte, wie erregt dieser Mann war. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Nur dann hatte sie eine Chance, zumindest die nächsten Augenblicke zu überleben.

      "Du hast die Frauen getötet, Bill?", fragte Lynne dann mehr um Zeit zu gewinnen.

      Seine Antwort war keine Überraschung für sie.

      "Ja. Ich konnte nichts dagegen tun. So wie auch William Delaney sich nicht gegen seinen inneren Zwang wehren konnte, so sehr er es auch wollte..."

      Lynne spürte, wie der Draht ihr in den Hals schnitt.

      Sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.

      Doch dieses Gefühl dauerte kaum länger als eine Sekunde.

      Von irgendwoher drang ein Geräusch an ihre Ohren. Schnelle Schritte. Etwas viel zu Boden, dann ein Schlag.

      Bill stöhnte auf.

      Der Draht lockerte sich ebenso wie der eiserne Griff, mit der er sie umfasst hatte.

      Lynne riss sich mit aller Kraft los, strauchelte gegen einen ihrer Sessel und drehte sich im Fallen halb herum. Sie sah zwei schattenhafte Gestalten miteinander ringen. Dann folgte ein dumpfes Geräusch wie von einem harten Schlag.

      Eine der Gestalten sackte zu Boden und blieb reglos liegen.

      "Lynne?", hörte sie dann Jacks Stimme. Eine Sekunde später war er bei ihr und fasste sie bei der Hand. "Ist alles in Ordnung, Lynne?"

      "Ja, Jack...", brachte sie heraus und schluckte.

      "Ich war unten beim Sicherungskasten, da hat mich plötzlich jemand von hinten niedergeschlagen... Ich war zum Glück nur einen kurzen Moment weggetreten..."

      "Es war wirklich im letzten Moment, Jack", gestand Lynne ein. "Er hatte seine Drahtschlinge schon um meinen Hals gelegt..." Jack legte den Arm um sie und drückte sie an sich.

      "Ich habe gehört, was er gesagt hat", erklärte Jack. "Ich musste mich so vorsichtig wie möglich heranschleichen... Scotland Yard wird sich freuen, dass der wiedergeborene William Delaney jetzt nicht mehr durch Londons Straßen zieht..."

      37

      Nachdem Lynne die Polizei verständigt hatte, dauerte es nicht lange, bis Chief Inspektor McGill persönlich mit einigen Kollegen auftauchte. Schließlich wollte McGill es sich nicht nehmen lassen, die Verhaftung des schlagzeilenträchtigen Frauenmörders selbst zu übernehmen.

      Bill hieß eigentlich Harold Tierney und hatte tatsächlich einmal eine Reinkarnationstherapie mitgemacht. Von der Idee, die Wiedergeburt des Frauenmörders William Delaney zu sein, war er jedoch erst besessen, nachdem er eine Fernsehdokumentation über dessen Leben gesehen hatte. Diese Idee hatte ihn danach nie wieder losgelassen und war mehr und mehr zu einer Zwangsvorstellung geworden.

      Alles würde vermutlich darauf hinauslaufen, dass er den Rest seines Lebens in irgendwelchen psychiatrischen Einrichtungen verbrachte.

      Es war in einer dieser typischen Londoner Nebelnächte, als Jack Lynne auf dem Parkplatz vor dem Gebäude von Radio KLM abpasste.

      "Hallo", sagte sie und lächelte.

      Er nahm sie in den Arm.

      "So hat alles angefangen, nicht wahr?"

      "Ja. Und ich hoffe, es wird noch sehr, sehr lange anhalten...", erwiderte sie.

      Sie küssten sich, während der Wind kühl von der Themse her kam. Aber das machte ihnen beiden nichts. Dann standen sie eng umschlungen einen Augenblick lang da, ohne dass einer von ihnen etwas sagte.

      Vielleicht haben wir uns ja schon einmal geliebt. In einem früheren Leben, ging es Lynne durch den Kopf, aber sie scheuchte diesen Gedanken gleich wieder beiseite. Wichtig ist eigentlich nur dieses Leben, gleichgültig, was davor gewesen sein mag.

      Einige Monate nachdem sich der Presserummel um den wiedergeborenen Killer gelegt hatte, konnte man dann in einigen Zeitungen auf der Gesellschaftsseite eine kleine Meldung darüber lesen, dass die bei Radio KLM beschäftigte Moderatorin Lynne Davis einen gewissen Jack Gordon geheiratet hatte, der in der Werbebranche tätig sei.

      ENDE

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