Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland
Читать онлайн книгу.nicht um!“, antwortete sie hart.
„Weißt du, dass du zu bedauern bist?“
Sie leerte abermals ihr Glas. „Willst du mit mir schlafen, Walter? Willst du der Vater meines Kindes sein?“
„Petra – ich ... Mach dich bitte nicht über mich lustig ...“
„Es ist mein voller Ernst. Geh mit mir ins Bett, nur dieses eine Mal.“
Er nagte an seiner Unterlippe und schwieg.
„Warum zögerst du?“, fragte sie. „Gefalle ich dir nicht?“
„Was soll die idiotische Frage? Selbstverständlich gefällst du mir.“
„Und begehrst du mich auch?“, wollte Petra wissen.
„Ich kann dir nicht sagen, wie sehr.“
„Dann“, meinte Petra nüchtern, „müsste es technisch also möglich sein ...“
„Technisch!“ Walter Schmidt schüttelte sich. „Mein Gott, du redest wie ein Ingenieur, der eine Maschine konstruiert hat und davon überzeugt ist, dass sie auch funktioniert.“
„Du weißt, was ich will, kennst meinen Wunsch. Ich habe nicht die Absicht, meinen Mann zu betrügen, ihm Hörner aufzusetzen.“
„Aber genau das tust du, wenn du mit mir schläfst“, sagte Walter Schmidt, in dem plötzlich ein Plan zu reifen begann.
„Ich hole mir nur von dir, was ich brauche. Es wird eine rein körperliche Angelegenheit sein, ohne Herz, ohne Gefühl. Es wird keine Vaterschaftsklage geben, du brauchst dich vor keinen Unterhaltszahlungen zu fürchten ... Ist das nicht geradezu der Idealfall für einen Mann? Er darf mit einer schönen Frau schlafen, ohne hinterher für sein Vergnügen bezahlen zu müssen.“
Er sah sie zweifelnd an. „Bist du sicher, dass es für mich ein Vergnügen sein wird, Petra?“
„Ich werde dafür sorgen, dass du auf deine Kosten kommst.’’
„Liebe Güte, wie eiskalt du sein kannst. Du erschreckst mich, Petra.“
„Glaube mir, Walter, mir wäre wohler, wenn ich nicht auf diese Weise zu einem Kind kommen müsste.“
„Was du mir vorschlägst, könnte man in weitestem Sinne als Geschäft bezeichnen.“
Sie nickte. „Könnte man.“
„Dann machen wir doch gleich ein richtiges Geschäft daraus“, sagte Walter Schmidt spontan. „Mir geht es zur Zeit finanziell nicht gerade sehr rosig, du lebst im Luxus. Dir wäre mit einem Kind geholfen, mir mit Geld. Also denk darüber nach, wie viel dir ein Kind von mir wert ist.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Du willst, dass ich dich dafür bezahle?“
„Dann ist es ein richtiges Geschäft: hier Geld, hier Ware “
Lieber Gott, was tue ich? Wie tief bin ich gesunken?, dachte Petra betroffen.
„Nenn mir deinen Preis“, hörte sie sich eiskalt sagen. Sie erkannte ihre Stimme nicht wieder.
Walter Schmidt grinste. „Spiel mir nicht den Ball zu. Ich weiß nicht, wie viel du locker machen kannst. Nenne einen Betrag, und ich sage dir, ob ich damit einverstanden bin. Aber sei großzügig. Es geht immerhin um ein Baby für dich.“
Petra überlegte kurz. „Hunderttausend“, sagte sie dann.
Er schüttelte den Kopf.
„Einhundertfünfzigtausend“, sagte Petra. „Mehr kann ich in der Eile nicht auftreiben.“
„Einverstanden“, nickte der Grafiker, der nie und nimmer mit soviel Geld gerechnet hatte. Und er hatte schon die nächste Superidee. Heute war sein Glückstag. „Einhundertfünfzigtausend“, sagte er.
„Dann sind wir uns also einig.“
„Ja, das sind wir“, bestätigte er.
„Ja, also ... dann ... gehen wir? Wo wohnst du? Oder gehen wir in ein Hotel?“
„Einhundertfünfzigtausend“, wiederholte Walter Schmidt hart. Er hatte jetzt einen genialen Plan. „Zahlbar bei Lieferung.“
Petra erschrak. „Aber ich habe nicht soviel Geld bei mir.“
Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Dann kommst du eben morgen wieder.“
Petra schluckte „Und was ist heute?“, fragte sie heiser. Heute war sie zu allem entschlossen. Sie wusste nicht, wie es morgen sein würde.
„Nichts“, antwortete Walter Schmidt trocken. „Du kannst mich für meine Dienste ja nicht bezahlen.“
„Ich kann dir das Geld doch morgen bringen, oder hast du kein Vertrauen mehr zu mir?“
„Wenn du es dir über Nacht anders überlegst, bin ich der Gelackmeierte.“
Petra maß ihn verächtlich. „Sag mal, kommst du dir nicht schäbig vor?“
„Und du?“, entgegnete er emotionslos. „Wie kommst du dir vor, hm?“
19
„Wissen Sie, wo meine Frau ist, Theresia?“, fragte Claus Praetorius. Ehrliche Sorgen schwang in seiner Stimme mit.
„Nein, gnädiger Herr“, antwortete das Mädchen mit der Andeutung eines Knickses.
„Wann hat sie das Haus verlassen?“
„So gegen zehn“, antwortete Theresia,
Claus massierte nachdenklich sein Kinn. „Und sie hat nicht gesagt, wohin sie geht?“
„Nein, gnädiger Herr.“
Praetorius entließ das Mädchen mit, einer flüchtigen Handbewegung. „Danke, Theresia, es ist gut.“ Sie entfernte sich. Der junge Mann sah auf seine Armbanduhr. „Wo mag sie nur sein?“, sagte er zu seinem Schwiegervater. „Sie könnte doch wenigstens anrufen, damit wir Bescheid wissen.“
„Sie wird bald heimkommen“, beruhigte Horst Bachmann seinen Schwiegersohn. „Mach dir keine Sorgen. Petra ist kein Teenager mehr. Sie ist eine erwachsene Frau.“
„Ihr kann etwas zugestoßen sein“, gab Claus zu bedenken.
Horst Bachmann schüttelte überzeugt den Kopf. „Nicht unserer Petra. Sie kann sehr gut auf sich aufpassen.“
„Täglich sind die Zeitungen voll von schrecklichen Meldungen, und vielleicht haben die Angehörigen da auch gesagt: Unserer Andrea, Barbara, Olivia, Lara, Edith, Maria ... kann nichts passieren, die passt schon auf sich auf.“
„Setz dich, mein Junge!“, sagte der Bankier.
„Ich kann nicht!“
„Herrgott noch mal, steck mich mit deiner Nervosität nicht an, Claus!“ Horst Bachmann wurde leicht ärgerlich. „Nimm dir einen Drink und setz dich. Hör auf, wie ein Verrückter in der Gummizelle herumzurennen.“
„Ich wäre viel ruhiger, wenn es nicht kürzlich zu dieser unerfreulichen Kontroverse gekommen wäre.“