Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland


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seine Mitarbeiterin stets in den höchsten Tönen, und Sven hatte zuletzt schmunzelnd erwidert: „O ja, das war damals ein ganz besonderer Jahrgang.“

      Die Liebe zu Walter Schmidt machte Dr. Yvonne Wismath unheimlich stark. Sie konnte arbeiten wie ein Tier, das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.

      Wenn Walter vor der Seeberg-Klinik stand, um sie abzuholen, verließ sie glückstrahlend das Haus, ohne dass der arbeitsreiche Tag auch nur die geringste Spur in ihrem hübschen Gesicht hinterlassen hätte. Liebe ist ein Jungbrunnen und die allerbeste Kosmetik für eine Frau. Yvonne dachte viel über Walter und sich nach, und sie konnte sich immer besser vorstellen, mit ihm verheiratet zu sein.

      Sie begann sich allmählich sogar schon danach zu sehen, aber sie verschwieg es ihm noch. Warum? Das wusste sie eigentlich nicht.

      Sie wollte noch bis Freiburg warten und nach ihrer Übersiedlung auch ihre wunderbare Liebe in einer dauerhaften und wetterfesten Ehe mit Walter unter Dach und Fach bringen.

      Experten wollten herausgefunden haben, dass die Liebe eine Lebensdauer von höchstens drei Jahren hatte, dann starb sie angeblich.

      Yvonne wollte das nicht glauben. Nein, das konnte nicht stimmen. Yvonne war felsenfest davon überzeugt, dass ihre Liebe zu Walter ewig halten würde.

      Sie dachte immer weniger an Dr. Thorsten Klenke – der ihr auch sehr viel bedeutet hatte – und immer mehr an Walter Schmidt. Das war ein gutes Zeichen.

      Sie lebte nicht mehr in der Vergangenheit, die für sie wunderschön gewesen war, sondern hatte den Mut, voller Zuversicht in die Zukunft zu sehen. In eine wunderbare Zukunft mit Walter, den sie über alle Maßen liebte und von dem sie sich nie, nie mehr trennen wollte.

      Trennen – dieses hässliche Wort existierte überhaupt nicht mehr für sie!

      21

      Walter Schmidt, der Mann, den Petra Praetorius dazu ausersehen hatte, der Vater ihres Kindes zu sein, hatte gestern einen genialen Geistesblitz gehabt. Er wollte das ungewöhnlichste Geschäft seines Lebens machen und sich dabei so richtig schön gesundstoßen.

      Sein Plan war simpel, aber gerade deshalb würde er garantiert funktionieren: Er hatte die unschöne Absicht, so viel Geld wie nur irgend möglich aus dieser Sache herauszuschlagen. Und das bedeutete für ihn, doppelt zu kassieren – von Petra und von ihrem reichen, verbohrten Vater. Wenn Horst Bachmann soviel daran lag, dass seine Tochter nicht schwanger wurde, musste ihm das doch eigentlich eine hübsche Stange Geld wert sein ...

      Petra kam gegen Mittag in die Pizzeria. Sie ließ ihn einen Blick auf das Geld werfen, auf sein Geld, das er sich allerdings erst verdienen musste, und er bekam feuchte Augen.

      „Ist das ein himmlischer Anblick“, seufzte er selig.

      Petra schloss den ledernen Aktenkoffer wieder, den er als Draufgabe bekommen sollte. „Gehen wir?“, fragte sie nervös.

      „Bist du schon in der richtigen Stimmung?“, erkundigte er sich grinsend.

      „Wozu brauche ich in Stimmung zu sein?“, erwiderte Petra kühl.

      „Na hör mal ...“

      „Ich habe dir gestern versprochen, dass du auf deine Kosten kommen wirst“, erklärte Petra trocken. „Reicht das nicht?“

      „Wäre schöner, wenn du auch ehrlich etwas davon haben und mir nicht bloß etwas vorspielen würdest. Wir Männer sind in dieser Hinsicht sehr sensibel. Wenn wir merken, dass wir angeschmiert werden, kriegen wir einen seelischen Knacks.“

      „Du wirst es nicht merken“, versicherte ihm Petra.

      „Möchtest du vorher noch was essen?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Hunger.“

      „Einen Drink zur Auflockerung und Entspannung? Du wirkst so verkrampft.“

      „Gut“, nickte sie, „einen Drink, aber dann gehen wir. Ich möchte es so rasch wie möglich hinter mich bringen.“

      Er verzog das schmale Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Sehr schmeichelhaft für mich.“

      „Spiel nicht den Beleidigten. Du weißt, woran du bist. Ich habe dich nicht darüber im Unklaren gelassen.“

      „Nein“, gab er zu, „in diesem Punkt bist du wirklich sehr fair.“ Er bestellte zwei Grappa, dann stand er auf.

      Sie sah ihn irritiert an. „Wohin willst du?“

      „Entschuldige mich, ich muss telefonieren. Dauert nur eine Minute. Bin gleich wieder bei dir.“ Er entfernte sich, um Horst Bachmann anzurufen.

      Die Sekretärin des Bankiers meldete sich sehr freundlich. Walter Schmidt verlangte Horst Bachmann zu sprechen.

      „Einen Augenblick, Herr Schmidt“, sagte sie, dann war Musik in der Leitung, Eine kleine Nachtmusik von Mozart. Schmidt summte mit. Er war ein bisschen nervös. Die Sekretärin meldete sich wieder, nach wie vor sehr freundlich. „Hallo, Herr Schmidt?“

      „Ja?“

      „Tut mir leid, Herr Bachmann ist nicht im Haus.“

      „Verdammt, er ist da, und Sie werden die Güte haben, mich mit ihm zu verbinden, Lady!“, schrie Walter Schmidt zornig. „Sagen Sie ihm, es geht um seine Töchter!“

      Wieder die Kleine Nachtmusik. Dann Horst Bachmanns lautes Organ, sehr unfreundlich, sehr ungehalten, sehr abweisend: „Was gibt’s, Herr Schmidt?“

      „Erinnern Sie sich noch an mich, Herr Bachmann?“

      „Ungern“, schnarrte der Bankier. „Höchst ungern. Was wollen Sie?“

      „Hört jemand dieses Gespräch mit?“, erkundigte sich Walter Schmidt.

      „Natürlich nicht“, antwortete Bachmann.

      „Dann ist es gut“, sagte Schmidt zufrieden. „Ich möchte Ihnen nämlich Unannehmlichkeiten ersparen.“

      „Unannehmlichkeiten? Sie mir? Unannehmlichkeiten welcher Art?“

      „Ich habe Ihre Tochter gestern zufällig wiedergetroffen.“

      „Das weiß ich“, sagte Bachmann barsch.

      „Ach, hat Sie’s Ihnen erzählt?“, fragte Schmidt.

      „Ja, das hat sie.“

      „Wie schön, wenn eine Tochter vor ihrem lieben Herrn Papa keine Geheimnisse hat.“

      „Kommen Sie zur Sache, Herr Schmidt“, forderte der Bankier. „Ich habe wenig Zeit.“

      „Die werden Sie sich nehmen müssen, Herr Bachmann, die und noch etwas anderes, doch davon später. Hat Ihnen Ihre Tochter auch gesagt, dass sie ganz verrückt nach mir ist?“

      „Sie spinnen! Petra ist eine verheiratete Frau!“

      „Das ist mir bekannt“, sagte Schmidt.

      ,,Sie liebt ihren Mann und sie ist ihm treu“, kam es laut durch die Leitung.

      „Meinen Sie das wirklich? Sind Sie davon hundertprozentig überzeugt, Herr Bachmann? Wären Sie


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