Geschichte des peloponnesischen Kriegs (Alle 8 Bände). Thukydides

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Geschichte des peloponnesischen Kriegs (Alle 8 Bände) - Thukydides


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er als Feind der Spartaner er: klärt sein. Er aber wollte so wenig als möglich Verdacht erregen, und glaubte, durch Geld die Anklage niederschlagen zu können; und kehrte wieder nach Sparta zurück. Er kam nun zuerst auf Befehl der Ephoren in gefängliche Haft: denn die Ephoren dürfen diese auch gegen einen König verfügen. Dann brachte er es dahin, daß er wieder loskam, und erklärte sich bereit, denen, die ihn eines Vergehens überweisen wollen, sich vor Gericht zu stellen.

      132. Einen entscheidenden Beweis hatten nun zwar die Spartaner nicht, weder seine Feinde, noch der ganze Staat, worauf man eine Strafe hätte zuverlässig begründen können gegen einen Mann von königlichem Geschlechte, der damals einen so hohen Rang besaß: denn als Blutsverwandter war er Vormund des unmündigen Königs Pleistarchus, des Sohnes von Leonidas. Aber durch seine Uebertretung der Gesetzte und Nachäffung der Perser hatte er den starken Verdacht erregt, daß er in die bestehende Verfassung sich nicht fügen wolle. Unter andern Abweichungen von dem gesetzlichen Herkommen suchte man ihm auch das hervor, daß er sich's her: ausgenommen hatte, auf den Dreifuß zu Delphi, den die Hellenen als Erstlingsopfer nach dem Siege über die Perser zum Weihgeschenk aufgestellt hatten, aus eigener Willkür eine Inschrift in folgenden elegischen Versen zu setzen: "Hellas Feldherr, nachdem er die Schaaren der Meder vernichtet, "Hat Pausanias dieß Denkmal dem Phoebus geweiht.“ Diese Inschrift hatten die Lacedämonier damals sogleich auf dem Dreifuße durch den Meißel ausgraben, und in die Inschrift alle Städte namentlich aufnehmen lassen, die an der Besiegung der Perser Theil genommen, und das Weihgeschenk gestiftet hatten. Auch dieß wurde jedoch dem Pausanias als Vergehen angerechnet: und bei seiner jetzigen Lage erschien jene Handlung mit seinen gegenwärtigen Planen nody weit mehr in Uebereinstimmung. Man erhielt auch Kunde, daß er mit den Heloten etwas vorhabe: und es verhielt sich wirklich so. Er hatte ihnen Freiheit und Bürgerrecht versprochen, wenn sie an seinem Aufstande Theil nähmen, und ihm eine allgemeine Umwälzung bewirken hälfen. Demungeachtet wollte man einigen Heloten, welche die Sache anzeigten, nicht glauben, und meinte noch nicht Grund zu haben, um ein außerordentliches Verfahren gegen ihn eintreten zu lassen. Sie handelten dabei nach dem unter ihnen gegenseitig gewöhnlichen Grundsatze, gegen einen Spartaner ohne unzweifelhafte Beweise nicht zu rasch etwas zu verfügen, was nicht mehr gut gemacht werden könnte. Endlich gab ein gewisser Mann aus Argilus, einst sein Liebling und rein Vertrauter, der seinen letzten Brief an den König dem Artabazus überbringen sollte, die Sache an. Bei diesem hatte die Bemerkung, daß noch keiner der frühern Boten je zurückgekehrt war, Besorgnisse erregt. Er machte also das Siegel nach, damit, wenn er in seiner Vermuthung sich täuschen sollte, oder Jener in dem Schreiben noch etwas ändern wollte, er es nicht erfahren möchte; nun öffnete er den Brief, worin er einen Nebenauftrag von der Art vermuthete, und wirklich geschrieben fand, daß man ihn tödten solle.

      133. Nun erst, als er dieses Schreiben vorwies, schien den Ephören die Sache glaubwürdiger: doch wollten sie mit eigenen Ohren eine Aeußerung des Pausanias darüber vernehmen. Der getroffenen Abrede zufolge floh also jener Mann als Schutzflehender nach Tänarus, und ließ sich, eine Hütte, die durch eine Queerwand abgetheilt war, bauen: in welche er einige der Ephoren versteckte. Da nun Pausanias zu ihm kam, und ihn um die Ursache, warum er Schutz suche, befragte, so vernahmen sie Alles genau, wie dieser Mensch ihm vorwarf, was er seinetwegen geschrieben, und ihm das Uebrige der Reihe nach vorhielt, wie er ihn, als er bei seinen Unterhandlungen mit dem König von ihm gebraucht worden, nie in Verlegenheit gesetzt habe, und nun den Ehrendank haben solle, wie die meisten seiner Diener gemordet zu werden: wie ferner Pausanias gerade dieses eingestand, und Jenen bat, wegen des Bisherigen keinen Groll zu behalten, und ihm mit Beziehung auf das Heiligthum Sicherheit zuschwor, wenn er wegginge, und ihn aufforderte, sobald wie möglich abzureisen, und sein Vorhaben nicht zu hintertreiben.

      134. Als nun die Ephoren Alles genau vernommen, entfernten sie sich: und weil sie jetzt eine entschiedene Ueberzeugung gewonnen hatten, so wollten sie seine Verhaftung in der Stadt veranstalten. Als er nun eben auf der Straße er: griffen werden sollte, so merkte er, wie man sagt, an der Miene eines Ephoren, der ihm nahe kam, womit dieser umgehe: und da ein anderer ihm einen stillen Wink gab, und aus Freundschaft es ihn merken ließ, so lief er eilends zum Tempel der Athene Chalkiökos, und entkam so, und erreichte denselben noch zu rechter Zeit. Denn der heilige Ort befand sich in der Nähe. Er trat nun in ein kleines Nebengebäude des Tempels, um nicht den Beschwerden der freien Luft aus: gesetzt zu sein, und verhielt sich ruhig. Wiewohl sie nun den Zweck der Verfolgung für den Augenblick nicht erreicht hatten, so ließen sie doch das Dach und die Thüren des Gebäudes wegnehmen, und erwarteten den Zeitpunkt, wo er innen war, um ihn einzusperren und die Pforten zu vermauern. So umlagerten sie ihn, bis sie ihn anshungerten. Da er nun in diesem Zustande im Gebäude schon dem Verscheiden nahe war, so bemerkten sie es, und führten ihn noch lebend aus dem Heiligthume heraus, worauf er sogleich verschied. Sie waren nun im Begriffe, ihn in die Schlucht Käadas zu werfen, wohin man die Verbrecher zu stürzen pflegt: sie beschlossen aber doch, ihn irgendwo in der Nähe zu verscharren. Der Gott zu Delphi gebot aber später den Lacedämoniern, das Grab an den Ort zu versetzen, wo er gestorben war, (und noch jetzt ruht er vor dem Tempelhofe, wie man aus der Inschrift auf den Säulen sieht) und da sie durch diese That einen Frevel verübt, so sollten sie zwei Leiber statt des Einen der Chalkiökos darbringen. Sie ließen nun zwei eherne Bildsäulen verfertigen, und weihten sie gleichsam für Pausanias.

      136. Themistokles aber, der vorher Kunde erhalten hatte, floh aus dem Peloponnes nach Korcyra, dessen Einwohner er sich durch Wohlthaten verpflichtetet hatte. Da aber die Korcyräer äußerten, sie fürchten, sich mit den Lacedämoniern und Athenern zu verfeinden, wenn sie ihn bei sich behielten, so ließ er sich von ihnen auf das gegenüberliegende Festland übersetzen. Da ihm nun die, welchen es aufgetragen war, auf die Nachricht, wohin er sich begäbe, nachsetzen, so sah er sich genöthigt, in der Verlegenheit bei Admet, dem Könige der Molosser, der nicht rein Freund war, einzukehren. Dieser war gerade nicht zu Hause. Themistokles aber trat als Flehender vor seine Gemahlin, und erhielt von ihr die Weisung, mit ihrem und Admets Sohne auf den Heerd zu sitzen. Als Admet bald darauf ankamm, so entdeckte sich ihm Themistokles, und bat, er möchte, wenn er einst einmal gegen reine Wünsche vor den Athenern gesprochen, an ihm als Flüchtling nicht Rache nehmen. Denn in seiner jetzigen Lage würde er, als der Schwächere, durch ihn unglücklich werden: edel aber sei es, nur an seines Gleichen in gleicher Lage sich zu rächen. Ueberdieß habe er sich dem Könige nur bei einer Geschäftsangelegenheit, nicht aber in einem Falte, wo das Leben auf dem Spiele stand, widersetzt. Wofern er ihn ausliefere, so werde er ihm die Mittel nehmen, sein Leben zu retten. Dabei erzählte er ihm, von wem und weswegen er verfolgt werde. Als Admet dieß vernommen, so hieß er ihn mit seinem Sohne, wie er sich mit demselben niedergesetzt hatte, aufstehen: denn dieß war die wirksamste Art, Schutz zu suchen.

      137. Und als bald darauf die Lacedämonier in Athen ankamen, und ihm dringende Vorstellungen machten, lieferte er ihn doch nicht aus, sondern entsandte ihn, da er zum Perserkönig reisen wollte, an die Küste des jenseitigen Meeres auf dem Landwege nach Pydna, der Stadt des (Macedonischen) Alexander. Dort traf er ein Lastschiff, das nach Ionien absegelte, bestieg dasselbe, und wurde durch Sturm unter das Athenische Geschwader getrieben, welches Naros belagerte. Nun war er zwar auf dem Schiffe unerkannt, sagte aber doch aus Furcht dem Schiffsherrn, wer er sei, und warum er sich auf der Flucht befinde: und drohte ihm, wenn er ihn nicht rette, so werde er angeben, daß er durch Geld sich habe verleiten lassen, ihn mitzunehmen; ihre Sicherheit aber beruhe darauf, daß Niemand das Schiff verlasse, bis man weiter segle: die Erfüllung dieses Verlangens werde er mit angemessener Belohnung ihm gedenken. Der Schiffsherr befolgte dieß, und lag einen Tag und eine Nacht jenseits des Standorts der


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