Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis. A. F. Morland

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Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis - A. F. Morland


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lange die das Loch nicht kennen, durch das 'The Virus' hereinkommt, ist das doch mit der Abwehrbewegung eines Blinden zu vergleichen, der sich gegen den Schlag eines Boxers zu wehren versucht!"

      Mister McKee seufzte.

      "Jesse, Sie gehen davon aus, dass die Story, die Max O'Flaherty Ihnen erzählt hat, der Wahrheit entspricht. Aber was, wenn er sich nur wichtig machen wollte?"

      "Uns gegenüber hat er dafür kein Motiv. Er bekommt durch die ganze Sache nur Schwierigkeiten", gab ich zu bedenken.

      "Aber ausschließen können Sie es nicht, Jesse, oder?"

      Ich zuckte die Achseln. "Wer könnte das schon?"

      "Die ganze Sache hat einen negativen Nebeneffekt für uns. Weil das Pentagon einen Datenangriff bestreitet, bekommen wir nur einen Durchsuchungsbefehl für O'Flaherty' Wohnung. Was die anderen Mitglieder von Mark Sorellos ehemaliger Clique angeht, können wir weder ihre Telefone oder Emails abhören noch Durchsuchungen durchführen. Da macht kein Richter mit!" Mister McKee blickte in die Runde. "Ich weiß, wie spät es ist, aber der Durchsuchungsbeschluss traf erst vor kurzem bei mir ein. Ich möchte Sie bitten, sein Computer-Equipment zu konfiszieren und die Wohnung nach verdächtigem Material abzusuchen..."

      "Etwas in der Art hatte ich schon befürchtet", meinte Milo.

      "Tut mir leid - aber ich brauche jetzt eine ganze Reihe unserer Agenten für die Beschattung von Mitgliedern der ehemaligen Clique um 'BigByte' Sorello. Vielleicht ist die ganze Bande ja jetzt aufgescheucht und irgendeiner aus diesem Hühnerhaufen begeht eine Unvorsichtigkeit..."

      Fünf Minuten später saßen wir im Sportwagen und machten uns gemeinsam mit einigen anderen Einsatzwagen des FBI auf den Weg zu O'Flahertys Adresse.

      "Wenn es irgendwelches belastendes Material auf seinem Rechner gegeben hat, dann war O'Flaherty mit Sicherheit schlau genug, es zu vernichten!", war Milo überzeugt.

      Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

      "Schließlich nennt er sich ja auch 'SmartMax'!", witzelte ich. "Na, dann wollen wir mal schauen, ob unser 'schlauer Max' wirklich soviel auf dem Kasten hat."

      Wir fuhren mit Rotlicht auf dem Dach.

      Schließlich wollten wir nicht, dass sich die Aktion bei O'Flaherty länger hinzog als nötig. Die Nacht war schon kurz genug.

      In Rekordzeit erreichten wir die Souterrain-Adresse des Ex-Hackers, der sich jetzt angeblich nur noch mit dem Testen von Spielen über Wasser hielt.

      "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann wie O'Flaherty Sorellos Angebot einfach so abgelehnt hat..."

      "Vielleicht ist O'Flaherty wirklich klug und weiß, dass seit der Geschichte von damals die Behörden ein Auge auf ihn haben..."

      "Ach, Milo, glaubst du das wirklich?"

      "Wir werden sehen."

      Orry und Clive trafen kurze Zeit später mit ihrem Chevy ein, gefolgt von Agent Fred LaRocca, der zusammen mit einer jungen Agentin namens Sabra Davis in einem Lieferwagen fuhr.

      Schließlich brauchten wir Platz genug für das zu beschlagnahmende Computer-Equipment des Verdächtigen.

      Und genau als das wurde O'Flaherty jetzt behandelt.

      Allerdings war das einzige Indiz, das bislang gegen ihn sprach, seine eigene Aussage uns gegenüber. Er hatte von einem Datenangriff berichtet, den es laut offiziellem Pentagon-Bericht nicht gegeben hatte. Oder der nicht bemerkt worden war. Wie auch immer, dass das Pentagon in dieser Sache mauerte verstand ich nur zu gut. Wenn ein derartiger Vorfall an die große Glocke gehängt wurde, machte das die Sache nur schlimmer und ermutigte Nachahmungstäter.

      So gab es also offiziell keine Tat.

      O'Flahertys Aussage war der einzige Hinweis darauf, den ein Richter gelten lassen konnte. Die Sex-Mails aus Russland ließen sich auch anders erklären...

      Wir stiegen die Treppe zu O'Flahertys Wohnungseingang hinab. Ein umgebautes Kellerfenster, so vermutete ich.

      Ich klopfte an die Tür.

      Eine Klingel gab es bei O'Flaherty nicht.

      "Max O'Flaherty, öffnen Sie! Hier ist das FBI!"

      Keine Antwort.

      Wir versuchten es noch zweimal.

      Dann öffneten wir die Tür gewaltsam.

      Mit einem Fußtritt ließ ich sie zur Seite fliegen. Die SIG hatte ich in beiden Händen.

      Ich ließ den Blick schweifen und steckte die Waffe dann wieder ein. O'Flaherty war nicht da. Es herrschte ein unbeschreibliches Chaos in der Wohnung. Computerschirme waren auf den Boden geworfen, Rechnergehäuse aufgeschraubt und zum Teil auch einfach aufgebrochen worden. Sesselpolster wiesen Schlitze auf und der Inhalt von Regalen und Schubladen lag auf dem Boden. Irgendjemand hatte hier seiner Zerstörungswut freien Lauf gelassen.

      Ich machte ein paar Schritte nach vorn.

      "Scheint, als wären wir zu spät gekommen", kommentierte Orry.

      "Wir müssen O'Flaherty zur Fahndung ausschreiben!", schlug ich vor. Innerlich kochte ich. Dieser Narr! Jetzt konnte er von Glück sagen, wenn wir ihn vor jenen Leuten fanden, die in O'Flahertys Sachen herumgewühlt hatten.

      15

      Das BUFFALO war eine Nobel-Bar in der Fifth Avenue, kaum zehn Minuten vom Central Park entfernt. Max O'Flaherty blieb vor dem Eingang stehen. Ein grimmig dreinblickender Türsteher sah geringschätzig an ihm herab. O'Flaherty ahnte, dass er in seinen ausgebeulten Cargo-Hose und dem fleckigen T-Shirt nicht den Hauch einer Chance hatte, in ein Etablissement wie das BUFFALO eingelassen zu werden.

      O'Flaherty zuckte zusammen als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte. O'Flaherty wandte sich halb herum, sah einen Mann in dunklem Anzug mit chinesischen Gesichtszügen. Der Chinese war sehr zierlich gebaut, reichte O'Flaherty kaum bis zur Schulter. Er musste in der Nähe auf O'Flaherty gewartet haben.

      "Mister Lee Kuan erwartet Sie", sagte der Chinese.

      O'Flaherty war einen Augenblick lang unschlüssig. Er deutete zu dem Türsteher.

      "Das geht schon in Ordnung", sagte der Chinese.

      O'Flaherty ließ sich von dem Chinesen an dem Türsteher vorbeiführen. Der Türsteher verzog das Gesicht. O'Flaherty fragte sich, wie viel der Chinese dem Türsteher wohl dafür bezahlt hatte, über sein Outfit hinwegzublicken.

      Der Chinese führte O'Flaherty an einen Tisch im hinteren Teil des BUFFALO. Ein Mann mit dunklen Mandelaugen und dünnem Oberlippenbart saß dort. Er war leicht übergewichtig und etwa vierzig Jahre alt.

      "Mister Lee Kuan!", stieß O'Flaherty hervor.

      "Setzen Sie sich, O'Flaherty!", forderte ihn Lee Kuan auf.

      O'Flaherty gehorchte.

      Hinter Lee Kuan stand ein breitschultriger Bodyguard. Ein Chinese mit blondgefärbten Haaren. Die Waffe drückte sich durch das Jackett durch.

      "Es war Ihr Wunsch mich zu sprechen, Mister O'Flaherty..."

      "Sie müssen mir helfen, Mister Lee Kuan!"

      Lee Kuan hob die Augenbrauen. "So, muss ich das?"

      " Die sind hinter mir her!"

      "Was Sie nicht sagen..."

      "Ich muss untertauchen!"

      "Dann wünsche ich Ihnen viel Glück dabei, Mister O'Flaherty."

      "Heißt das...?"

      Lee Kuans Gesicht blieb völlig unbewegt. "Sagen Sie mir einen Grund, weshalb ich mich mit Ihnen belasten sollte, Mister O'Flaherty?"

      "Dann weiß ich nicht, was dieses Treffen


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