Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis. A. F. Morland

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Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis - A. F. Morland


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Ihnen geben könnte. Außerdem - ich wollte nicht in diese Angelegenheit hineingezogen werden."

      "In welche Angelegenheit?", hakte ich nach.

      "Die Umstände, unter denen Vonda ums Leben kam sind ja nun wirklich alles andere als normal", meinte er. "Ich bin im Finanzbusiness tätig. Wie sagte doch ein erfolgreicherer Kollege als ich es bin so schön? Das Kapital ist wie ein scheues Reh... Ich muss sehr vorsichtig sein, was das Auftauchen meines Namens in den Medien angeht. Einmal im falschen Zusammenhang erwähnt und es vertraut einem niemand mehr Geld an."

      "Vielleicht erklären Sie uns Ihr Geschäft mal", verlangte Milo Tucker. Ich ließ inzwischen etwas den Blick schweifen. In einem Zeitungsständer befanden sich ein paar Computerzeitschriften sowie eine Ausgabe der New York Times.

      Ich vermisste das Wall Street Journal.

      Drake reagierte reserviert auf Milos Frage.

      "Mein Geschäft funktioniert schlicht und einfach so, dass ich Aktien zu einem möglichst niedrigen Preis erwerbe und zu einem möglichst hohen wieder verkaufe. Das ist schon alles... Wenn Leute mir ihr Geld anvertrauen, versuche ich so viel wie möglich daraus zu machen. Vom Gewinn bekomme ich meinen Anteil."

      Unsere Innendienstler hatten noch nicht allzuviel über Drake in Erfahrung bringen können. Er war ziemlich unauffällig, was sein Geschäftsgebaren anging. Jedenfalls gehörte er nicht zu dem Personenkreis windiger Geschäftsleute, die in Verdacht standen, mit Geldwäsche zu tun zu haben. Verbindungen zur Unterwelt waren uns auch nicht bekannt. Aber das musste natürlich letztlich nichts heißen.

      Drake lockerte sich seine Krawatte. Der gut sitzende Zweireiher musste maßgeschneidert sein.

      "Ich bin kein sehr expressiver Mensch und was die Äußerung von Gefühlen in der Öffentlichkeit angeht eher zurückhaltend. Dadurch könnte bei Ihnen der Eindruck von Gefühlskälte entstehen. Aber ich versichere Ihnen, dass Vondas Tod mir sehr nahe geht. Auch wenn unsere Beziehung eher flüchtig war..."

      "Vondas Schwester hatte offenbar einen anderen Eindruck", stellte ich fest.

      "Rita?", Drake lächelte mild. "Ja, ich erinnere mich an sie. Ich glaube, wir haben uns mal in Miami gesehen."

      "Sie haben dort eine Kawasaki gekauft", sagte ich.

      Sein Gesicht veränderte sich. Falten bildeten sich auf seiner Stirn.

      "Ich war bisher gerne bereit, auf Ihre Fragen zu antworten, Agent Trevellian. Aber langsam habe ich das Gefühl, dass sie sich allzu sehr auf mein Privatleben konzentrieren!" Er hob das Kinn. "Jedenfalls wüsste ich nicht, was eine Kawasaki mit Vonda oder dieser Schießerei Ecke Bedford/ Seventh Avenue zu tun hat!"

      "Vondas Komplize..."

      "...ihr späterer Mörder!"

      "Ja, genau. Der fuhr eine Kawasaki! Wo ist Ihre Maschine?"

      "Ich verliere schnell den Spaß an solchen Spielzeugen..."

      "Sie haben sie weiter verkauft, Mister Drake. Das haben unsere Innendienstler inzwischen herausbekommen. Und zwar an einen gewissen Bruce Levonian. Sagt Ihnen der Name was?"

      Drake atmete tief durch. Er stand auf, ging zum Fenster, von wo aus man einen hervorragenden Blick auf den Central Park hatte. Dann rieb er sich die Augen. "Ich brauchte hin und wieder einen Leibwächter. Dafür hatte ich Mister Levonian ab und zu engagiert."

      "Wie lernten Sie ihn kennen?"

      "Durch Vonda. Als er von meiner Kawasaki hörte, wurde er ganz wild darauf. Bei einer Motorradtour brauchte ich einen Begleiter. Bruce war wie geschaffen dafür. Ich habe ihm die Maschine dann für einen günstigen Preis überlassen. Schließlich habe ich schon zwei Harleys und habe ja auch nur einen Hintern, um darauf zu sitzen..."

      "Vonda hatte ein umfangreiches Computer-Equipment. Interessieren Sie sich auch dafür?"

      "Ich verfolge die Börsen-Kurse im Internet. Sonst lässt mich das kalt. Ich kenne mich auch nicht besonders gut damit aus. Und das in Wall Street der traditionelle Parketthandel immer mehr gegenüber dem Internethandel mit Wertpapieren an Bedeutung verliert, gefällt mir gar nicht."

      "So jung und schon so konservativ?", fragte ich.

      Drakes Lächeln wirkte gezwungen.

      "So bin ich eben."

      Ich holte ein Foto von Desmond E. Cole hervor, legte es auf den Tisch.

      "Kennen Sie diesen Mann?"

      Er drehte sich vom Fenster weg, näherte sich dann zögernd und ergriff schließlich das Bild. Nach einer Sekunde schüttelte er den Kopf. "Nein. Wer soll das sein?"

      "Desmond E. Cole, der Mann, den Vonda erschossen hat."

      "Nie gehört."

      "Er benutzte auch andere Namen."

      "Tut mir leid, ich denke, Sie verschwenden mit mir nur Ihre Zeit, Agent Trevellian."

      Mit einem zwiespältigen Gefühl verließen wir das Dakota House.

      "Der Kerl sieht aus, wie einer, der schon mit dem goldenen Löffel geboren wurde!", meinte Milo. "Kaum dreißig und leidet unter dem Problem, zu viele Rennboote und Motorräder zu besitzen, so dass er guten Kumpels mal eben eins dieser Spielzeuge preisgünstig überlassen kann..."

      "Neidisch, Milo?"

      "Ich weiß nicht."

      "Du hast eben die falschen Freunde. Alles nur arme Staatsdiener..."

      Wir setzten uns in den Sportwagen, den wir ganz in er Nähe abgestellt hatten.

      "Auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann: Ich glaube, dieser Drake ist keine Spur, die uns weiterbringt", meinte Milo.

      "Er kannte Vonda McDaniels und Bruce Levonian", gab ich zu bedenken. "Und er fand es nicht nötig, sich nach allem, was geschehen ist, bei der Polizei zu melden."

      "Aber das ist auch schon alles, was er auf dem Kerbholz hat, Jesse."

      Ich seufzte hörbar. "Leider ja."

      "Unsere Innendienstler haben sich die Finger auf ihren Computern wundgehackt, um etwas über diesen Drake herauszufinden. Aber ganz offensichtlich ist nichts an ihm dran!"

      "Aber an Zufälle glaube ich auch nicht, Milo! Dieser Kerl muss doch mehr wissen, als er sagt! So wie der gemauert hat..."

      "Man muss auch verlieren können, Jesse!"

      "Wem sagst du das!"

      22

      Bruce Levonian schwang sich über die Mauer, die den schmucken Bungalow in Riverdale umgab. Riverdale, das war die gutbürgerliche Seite der Bronx. Verfallende Straßenzüge, wie sie aus dem Süden dieses Stadtteils bekannt waren, gab es hier nicht. Stattdessen Bungalows an breiten Alleen.

      Bruce Levonian hatte die Automatik mit Schalldämpfer in der Rechten.

      Er umrundete den Bungalow. Dahinter befand sich ein Swimming Pool.

      In geduckter Haltung pirschte er sich heran.

      Ein breitschultriger Kerl im dunklen Anzug tauchte auf.

      Aber er begriff die Situation nicht schnell genug. Ehe der Kerl sein Jackett aufgeknöpft und nach seiner Waffe gegriffen hatte, legte Bruce Levonian bereits an und drückte ab.

      Das Schussgeräusch war nicht lauter als ein kräftiges Niesen.. Ein Ruck ging durch den Körper des Bodyguards. Er taumelte zurück, hielt sich den Bauch. Das Geschoss hatte Jackett und Hemd aufgerissen und außerdem die Hand durchschlagen. Es blutete. Aber unter dem Hemd kam etwas Graues hervor. Kevlar. Offenbar bestand die massige Gestalt des Bodyguards doch nicht nur aus Muskeln. Mit der blutigen Rechten versuchte der Kerl dann, doch noch seine eigene Waffe hervorzureißen. Eine Beretta. Bruce Levonian ließ ihm keine Chance. Sein zweiter Schuss traf den Leibwächter am Kopf. Er sackte zusammen


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