Der Akron Tarot. Akron Frey

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Der Akron Tarot - Akron Frey


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nicht schützte? Würde man Sie nicht für jeden Ihrer Sätze zur Rechenschaft ziehen und für Ihre Ketzereien wie die alten Hexenmeister auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Wo wäre die moderne Gesellschaft, wenn sie der Spirale religiöser und weltlicher Gewalt nicht in mühsamen Prozessen die Grundlagen gesetzlicher Gerechtigkeit in Form von Rechtsstaatlichkeit abgerungen hätte, und käme es nicht einem Selbstmord gleich, auf die zersetzenden Kräfte blinder Triebe und Emotionen nicht mit aller Gewalt zu reagieren? Weg und Ziel der Schöpfung liegt in der fortschreitenden Entwicklung, und mit dieser Karte versuchen wir die Ausgleichung vor der Vertreibung aus dem Paradies künstlich nachzubilden (den Zustand vor der Trennung vom Ursprung). Im urrudimentären Bewusstsein der Menschheit, in dem Licht und Dunkel als polare Sinnbilder und Eckpfeiler des Spektrums menschlicher Sicht galten, begriff sich der Einzelne noch als Spielball höherer Kräfte, deren Wohlwollen er gewinnen musste. Hell und dunkel war die Seite ein und derselben Münze, denn wer fragte schon nach dem Recht des Stärkeren oder dem Anspruch des Schwächeren? Doch durch den evolutionären Übergang vom Jäger zum Siedler entstanden neue Wertesysteme und Verhaltensregeln: Es brauchte Regeln, die sich an Ziel und Zweck der menschlichen Gemeinschaft orientierten, um das Zusammenspiel der individuellen Absichten zu koordinieren. Diese Richtlinien nannte der Mensch Gerechtigkeit, und Krieg und Streit als Vater der Entwicklung waren nicht mehr länger im Schwange. Alles, was sich dem Recht und der Ordnung entgegenstellte, wurde plötzlich als Feind der menschlichen Entwicklung erkannt. Gerechtigkeit wurde zum System, um der Willkür menschlicher Instinkte und Gefühle einen Rahmen zu geben, und sie führte auch in die Tiefe, indem sie der Achse These-Antithese die Synthese oder die (scheinbare) Lösung hinzufügte. Deshalb will ich von Ihnen wissen: Ist es nicht unsere ureigenste Aufgabe, durch objektive Rechtsmittel Ordnung in das Chaos des Lebens zu bringen und somit die Grundlage für Lebensstrukturen zu schaffen, die tragfähig genug sind, unseren Geist und seine Ordnungen bis zu den Sternen zu tragen?

      Akronos als Advocatus Diaboli

      Das Problem der Ordnung ist die Vorstellung, lieber Staatsanwalt, was Ordnung ist, nämlich das Gegenteil von Unordnung und damit auch das Gegenteil von den notwendigen psychischen Prozessen im Leben, die durch das Bild der Ordnung dauernd unter den (Bewusstseins-)Teppich gefegt werden. Im gleichen Atemzug ist auch das Paradoxon des Strebens nach Recht zu erwähnen, das durch alle Versuche, Recht zu schaffen, neue Systeme und Bedingungen erbaut, die wiederum Unrecht erzeugen. Mit zunehmender Verdichtung gesellschaftlicher und sozialer Realitäten zieht sich das Netz der Richter und der Anwälte des Rechts fester um die Bewegungsfreiheit der Menschen zusammen, und so werden aus ursprünglich guten Absichten durch das Recht oft Hindernisse geschaffen, die die Spontaneität des Handelns bremsen. Das Motiv der Gerechtigkeit, stets dem Recht selbst Recht zu geben, bestätigt sich in der Annahme, dass stets das Richtigere Recht erhält, damit sich die Wirksamkeit des Rechts weitertragen kann.

      Das Böse ist die Verneinung der Gegensätze, weil ohne das andere auch kein Ich existieren kann. Man könnte auch sagen, das Böse ist ein »Ich« ohne »Du«, und da es aus seiner Sicht nichts gibt, was ihm trotzen kann, kann es sich nicht selbst erlösen. Ja, es kann sich nicht einmal selbst zerstören, weil sich ihm kein Böses reflektiert, es kann immer nur verzweifelt böse sein bis ans Ende aller Tage, sprach Gott einst an der Wiege der Schöpfung und stellte dem Menschen seinen Schatten in Form des Widersachers zur Seite, ohne dem Sünder mitzuteilen, dass Unordnung unvermeidlich ist, solange er Ordnung erzwingen will. Solange wir die Unordnung mit allen Mitteln bekämpfen, merken wir nicht, dass die scheinbare Unordnung, der eine schöpferische Ordnung zugrunde liegt, gerade der Teil ist, den wir integrieren müssen, damit unsere kleine Ordnung mit der großen Unordnung zusammenwachsen kann. Erst wenn wir merken, dass wir der Gerechtigkeit nicht trauen können, weil sich dahinter oft der Teufel in der Maske des Gerechten versteckt - das Charisma der Objektivität, mit dem sich die Gesellschaft umgibt, um die Subjektivität ihrer Feinde als Unrecht auszugrenzen -, ist wenigstens der geistige Widerspruch umschifft, dass Gerechtigkeit erstrebenswerter sein soll als Ungerechtigkeit. Es ist immer nur eine Sache des Standpunktes, an dem der Gerechte sein Weltbild montiert, denn nur die Ausrichtung dieser Montage zeigt, was er an subjektiver Perspektive draußen in der Welt objektiv wahrnehmen kann.

      Deutungen

      Allgemein

      Die Strukturen und geistigen Konzepte des Herrschers und Hohepriesters haben sich in der Gerechtigkeit so verfeinert, dass sie zu einem detaillierten Gerüst von Recht und Unrecht, Gut und Böse geworden sind, nach dessen dualen Grundpfeilern unsere Gesellschaft ihre Existenz ausrichtet. Der Held, der mit dem Wagen ausgezogen ist, die Welt zu erkunden, entwickelt im Laufe seiner Reise diese zwischen zwei Polen balancierende Sichtweise. Er ist nicht mehr unwissend und unschuldig. Er lernt alles, was ihm entgegentritt, dadurch wahrzunehmen, dass es ihm entweder gleicht oder sich von ihm unterscheidet, und dass alle seine Handlungen Konsequenzen hervorbringen, die er tragen muss. Die Gerechtigkeit entspricht im Alltag unserer Gesetzgebung. Sie symbolisiert, was als richtig oder falsch festgelegt wurde und als überlieferte Prägung in unser Fleisch und Blut übergegangen ist. Auf Grund dessen merken wir oft nicht, dass es sich um eine Konstruktion handelt, die nur Wahrheit wird, weil wir sie als wahr erklären. Doch solange wir unsere Welt hauptsächlich durch ihre Polarität, das Erkennen der Gegensätze, wahrnehmen, übernimmt die Gerechtigkeit eine wichtige Funktion. Sie ist die Kontrollinstanz für extremes Verhalten innerhalb einer Gemeinschaft - und zugleich Gradmesser für unser eigenes Ungleichgewicht. Wenn wir Teile in uns abspalten und uns so durch Handlungen entweder zum Täter oder Opfer machen, ermöglicht sie in vielen Fällen eine Regulierung dieser beiden Extreme. Sie macht den Täter z. B. durch eine Haftstrafe handlungsunfähig und stärkt dadurch das Opfer. Dementsprechend erleben wir sie entweder in uns als eigene Verantwortung oder wir geben sie an eine Instanz im Außen ab, die über uns und unseren (menschlichen) Gegenpart in Form einer Gerichtsverhandlung oder eines Vergleichs Recht spricht. Da die Gerechtigkeit mindestens zwei Seiten beinhaltet, ermöglicht sie es uns auch erstmals, eine Sache aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und so ein genaueres Bild von ihr zu erhalten. Deshalb repräsentiert sie auch die scheinbare Objektivität: die Fähigkeit, eine Angelegenheit von außen wertfrei zu analysieren. Im täglichen Leben begegnen wir ihr natürlich in allem, was mit Recht und Gesetz zusammenhängt. Ebenso aber steht sie für unsere eigene Wertvorstellung davon, was gut und böse, falsch oder richtig ist. So deutet die Karte auf eine Zeit hin, in der es für uns wichtig ist, uns analytisch mit einer Situation auseinanderzusetzen und immer mehrere Sichtweisen einzubeziehen, bevor wir uns nach gründlicher Überlegung für eine Handlungsmöglichkeit entscheiden.

      Beruf und Finanzen

      Anwalt oder Richter sind natürlich die Berufe, die wir als erstes mit dieser Karte assoziieren. Aber auch ein Wissenschaftler gehört dazu, denn das neutrale Betrachten und Untersuchen entspricht ebenfalls der Gerechtigkeit. In unserem beruflichen Alltag verleiht sie uns die Fähigkeit, eine schwierige Aufgabe, die wir in Angriff nehmen wollen, vorher zu analysieren, indem wir alle Möglichkeiten und eventuelle Vorgehensweisen darlegen und gegeneinander abwägen. Auf diese Weise können wir die wahrscheinlichste Entwicklung einer Angelegenheit im Voraus abschätzen und uns darüber klar werden, welcher Weg der beste ist. Die Gerechtigkeit kann uns auch bei Streitigkeiten am Arbeitsplatz helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu schlichten. Allgemein rät sie uns, unsere Emotionen zu zügeln und eine Angelegenheit zuerst mit unserem Verstand zu beleuchten. Wenn wir dann handeln, gibt sie uns den Rat, die innerhalb der Maßstäbe unserer Gesellschaft gerechteste und fairste Lösung zu suchen. Dies können wir am besten, wenn wir in unserer Mitte sind. Bei persönlichen Angelegenheiten wird unser Gerechtigkeitssinn oft genauso aus unserer Prägung wie aus unserem Gefühl gesteuert. In jedem Falle befinden wir uns beruflich in einer Phase, in der uns Spontaneität, wilde Leidenschaften oder ausufernde Energie nicht weiterhelfen, sondern in der es gilt, bedacht und umsichtig zu handeln.

      Umgekehrt

      Auf dem Kopf stehend zeigt sich die Gerechtigkeit zum Beispiel darin, dass wir entweder Opfer einer Ungerechtigkeit geworden sind oder uns in einer beruflichen Angelegenheit verschätzen und uns entgegen besserem Wissen oder unserer inneren Stimme übermäßig emotional,


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