Retourkutsche. Kendran Brooks

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Retourkutsche - Kendran Brooks


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musste, der verhaftete Drogendealer hätte ihm irgendwelche Geheimnisse verraten.«

      Die Lippen der jungen Frau pressten sich bei dieser Erklärung zu einem Strich zusammen. Sie starrte den Detective über das Pult hinweg mit funkelnden Augen an und legte sich ihre Antwort sorgfältig zu Recht, bevor sie erstaunlich ruhig weitersprach.

      »Und wo ist dieser Drogendealer jetzt? Haben Sie ihn befragt, was er mit meinem Bruder zu tun hatte und wer für den Mord verantwortlich sein könnte?«

      Dasher fühlte sich in die Ecke gedrängt, gab sich jedoch immer noch gelassen. Nur das leichte hin und her Ruckeln seiner Schultern verriet, wie unbehaglich er sich fühlte.

      »Nein, befragen konnte ich ihn leider nicht. Der Drogendealer steht seit seiner Verhaftung in Gewahrsam einer Regierungsbehörde.«

      »Etwa dem FBI?«, kam die ungläubig gestellte Frage zurück.

      »Darüber darf ich Ihnen keine Auskunft geben.«

      Lena Publobsky dachte einen Moment lang nach, schien in den Augen des Detectives nach Antworten zu suchen. Ihre Mundwinkel zuckten nervös, wie Dasher fasziniert beobachtete. Sie war bestimmt eine äußerst vitale Frau, voller Energie, die sie im Moment kaum in Zaum zu halten vermochte. Ein willensstarker Mensch, der einen einmal eingeschlagenen Weg bestimmt nicht so leicht wieder verließ.

      »Nun gut. Ich werde mir mit Hilfe meines Anwalts erst einmal Zugang zu den Ermittlungsakten verschaffen. Danach sehen wir weiter. Vielen Dank für das Gespräch, Detective Dasher.«

      Damit stand sie abrupt auf und ging mit weit ausgreifenden Schritten aus Dashers Büro und zielstrebig durch das Großraumbüro in Richtung Ausgang davon. Ihr Anwalt hetzte hinter ihr nach, versuchte vergeblich, sie einzuholen.

      Nicht nur die Augen von Dasher waren dem energisch nach rechts und links schwingenden, wohlgeformten Hinterteil der Frau gefolgt. In ihrem engen, knielangen Rock, unter dem sich die sportlich-straffen Oberschenkel bei jedem Schritt abzeichneten, erkannte man das professionelle Laufsteg-Mannequin, während das laute Klacken ihrer hochhackigen Schuhe den Blick automatisch auch auf die äußerst schlanken Fesseln der jungen Frau zog.

      *

      Chufu und Mei Ling waren seit zwei Wochen ein Liebespaar. Das hatte sich einfach so ergeben. Nach ihrem damaligen Strandbesuch hatten sie im Nuth erst ausgelassen getanzt und sich später mit einem Longdrink in eine der Sitzecken verzogen. Von hier aus beobachteten sie die anderen Tänzer, wiegten sich im Takt der Musik und sogen zwischendurch immer wieder an den Strohhalmen. Irgendwann erzählte Mei Ling dann einen aktuell in Rio grassierenden Witz, den mit dem Eskimo, dem Fahrrad und der Nonne. Sie musste sich dazu weit zu Chufu hinüberbeugen und ihn trotzdem beinahe anschreien, denn der Lärmpegel der Musik war geradezu infernalisch. Chufu sah ihr Gesicht ganz nahe vor sich, ihre kleine, neckische Nase, die rosa Lippen mit den ebenmäßigen Zahnreihen dahinter und der immer wieder verführerisch auftauchenden Zungenspitze dazwischen. Plötzlich lagen ihre Lippen auf den seinen und eine herrlich warme, weiche Zunge bahnte sich ihren Weg zwischen seinen Zahnreihen hindurch, suchte stürmisch die seine. Danach wusste er einige Sekunden lang nichts mehr, gab sich völlig dem aufflammenden Lustgefühl hin. Ein perfekter Blackout, würde er später über sich selbst diagnostizieren, ausgelöst durch eine Welle von Hormonen, die seinen Körper in diesem Moment durchflutete, intensiver als jede berauschende Droge.

      Als sie sich voneinander lösten, schauten sie sich schuldbewusst in die Augen. Sie konnten beide nicht wirklich sagen, wer vor ihnen den letzten Schritt zu ihrem ersten Kuss tat.

      »T’schuldige«, meinte Mei Ling fast schon schreiend und schaute Chufu dabei forschend in die Augen, suchte dort nach der Antwort auf die einzig wichtige Frage. War es dir recht?

      Chufu zog etwas verschämt die Nase hoch, wusste im Moment noch nichts zu entgegnen, war von seinen Gefühlen immer noch überwältigt. Konnte das Liebe sein?

      »Wenn es dir nicht recht ist, dann vergiss es bitte sofort wieder. Es war bloß ein Ausrutscher«, meldete sich die junge Chinesin laut und ebenso tapfer, übernahm auf diese Weise die volle Verantwortung. Sie wollte nicht, dass dieser Kuss zwischen ihrer Freundschaft stehen blieb. Doch gleich nach diesen Worten leuchteten ihre Augen strahlend und wunderschön auf. Sie hatte im Gesicht von Chufu wohl eine Antwort gelesen.

      Der junge Philippine ergriff ihre Hände, rutschte auf der Sitzbank ganz nahe zu ihr hin und flüsterte ihr ins Ohr: »Es ist alles gut. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.«

      Ihre Lippen fanden sich sogleich wieder, saugten sich, öffneten sich füreinander und ließen ihre Zungenspitzen umeinanderkreisen, diesmal nicht schnell und wild, sondern sanft und voller Zärtlichkeit. Lange verhielten sie mit geschlossenen Augen, gaben sich völlig ihrer neu entdeckten Gefühlswelt hin.

      Chufu spürte seine beginnende Erektion unter der Jeanshose. Plötzlich kam ein vorsichtiges Tasten hinzu. Die Hand von Mei Ling. Sie begann sein Glied durch den dicken Stoff zu streicheln, gleichermaßen als Liebkosung und als Versprechen.

      Selbstverständlich hatte Chufu schon früher ein paar Mal Geschlechtsverkehr gehabt. Im gemischten Internat Le Rosey gab es recht häufig Gelegenheit zu einem sexuellen Austausch. Als aufgeweckter, hoch aufgeschossener und irgendwie auch hübscher Schüler war er beliebt gewesen, denn viele der Mädchen aus aller Welt hielten die Jahre in der Schweiz für eine Art von Freipass, sich vom Leben mitzunehmen, was es nur anbot. Aber auch schon Jahre zuvor, als Schiffsjunge auf dem Supertanker Daisy, hatten ihn die anderen Matrosen manchmal in die Hafenbordelle geschleppt. So lernte er bereits als Fünfzehnjähriger den wenig befriedigenden Sex gegen Bezahlung kennen. Doch die zärtlichen und auch etwas unbeholfen wirkenden Berührungen der Chinesin waren etwas ganz anderes, neues und elektrisierendes. Sie ließen ihn leise aufstöhnen, was im Gedröhne der Lautsprecherboxen niemand hörte, vielleicht mit Ausnahme von Mei Ling.

      »Ich will dich«, flüsterte sie ihm ins Ohr und fügte an, »jetzt gleich.«

      Sie ergriff seine Hand und zog ihn von der Sitzbank hoch und hinter sich her. Sie überquerten die Tanzfläche, drängten sich zwischen den wild zuckenden Leibern hindurch zur Ausgangstüre, vorbei an der Kasse und den Türstehern. Draußen war es trotz der späten Stunde immer noch angenehm warm. Mei Ling winkte ein Taxi heran und die beiden stiegen ein. Sie nannte die Adresse und kaum zehn Minuten später, die sie knutschend auf der Rückbank verbracht hatten, standen sie vor dem Gittertor zum Anwesen der Familie Ling.

      Chufu war zuvor schon zweimal zuvor hier gewesen, wurde von Mei Ling ihren Eltern und den anwesenden Geschwistern artig vorgestellt, bevor sich die beiden zum gemeinsamen Lernen in die Bibliothek des Hauses zurückzogen.

      Die Lings wohnten auf einem für brasilianische Stadtverhältnisse recht mondänen Anwesen. Chufu schätzte das Haus auf zwölf bis fünfzehn Schlafzimmer, mit ebenso vielen Bädern und einem Haufen weiterer Räume. Ein weitflächiger Garten mit Rasenplätzen und Buschwerk umgab die Villa, schaffte mit einer ringsum hohen Mauer eine Idylle der Ruhe inmitten eines lebhaften Viertels.

      Mei Ling zog den Schlüssel aus ihrer Tasche und die beiden schlüpften durch das Tor, pirschten sich Hand-in-Hand an das Wohnhaus heran. Die Eingangstüre öffneten sie beinahe lautlos, hielten unter der Tür den Atem an und lauschten nach drinnen, bevor sie auf Zehenspitzen die Treppe ins Obergeschoss hochstiegen. Der Schein der Außenbeleuchtung drang durch die Fenster und erhellte den Flur genügend weit, so dass sie auf ein Deckenlicht verzichten konnten.

      Mei Ling zog Chufu in ihr Zimmer, schloss die Türe, lehnte sich mit ihrem Rücken dagegen. Chufu drängte sich an ihren warmen Körper. Sie küssten sich wiederum stürmisch.

      Plötzlich spürte der Philippine tastende Hände an seiner Hose nesteln und die Knöpfe der Jeans öffneten sich unter geschickten Fingern. Bald glitt der dicke Stoff über seinen Hintern und fiel zu Boden. Während dessen hatte er mit zittrigen Fingern begonnen, ihre Bluse aufzuknöpfen. Das wurde umso mühsamer, je höher er mit seinen Händen kam, denn sie fanden kaum mehr Platz zwischen ihren dicht aneinander gepressten Oberkörpern.

      Zielsicher ergriff die Chinesin sein Glied, das längst erregt war, schälte es aus dem knappen Slip,


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