Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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blieben sie immer wieder stehen. Yvonne machte das ganz geschickt. So sah es nicht so aus, als wollte sie ihm Schonung zukommen lassen. Sie fragte nach Geschichten aus Waldkogel. Sie ließ sich die Lebensgeschichte des alten Alois erzählen, den Yvonne ins Herz geschlossen hatte. Sie fragte viel über Anna und Toni und ließ Quintus von seiner Schwester erzählen, die in der Stadt lebte. So kam Quintus gar nicht dazu, viel über sich selbst nachzudenken.

      »Da ist ja schon die Berghütte!« sagte er.

      Yvonne lachte und drückte ihm einen Kuß auf die Wange.

      »Das hast du gemacht, Liebster! Ich wette, du hast den ganzen Weg kaum an dein verletztes Knie gedacht. Es hat dir ja auch keine Beschwerden gemacht. Gib es zu!«

      Verlegen rieb sich Quintus das Kinn. Er schaute ihr in die Augen.

      »Ja, ich gebe es zu! Schmerzen hatte ich keine. Gut laufen konnte ich auch. Du hast mich so mit deinen Fragen abgelenkt, daß ich wirklich keinen Gedanken daran verschwendet habe.«

      »Dann bist du in meinen Augen über dem Berg, wie man sagt.« Yvonne lachte laut. »Du bist auf dem Berg und über dem Berg!«

      »Nur ganz auf dem Berg bin ich nicht, Yvonne. Schau, da oben sind die Gipfel des ›Engelssteig‹ und des ›Höllentor‹.«

      »Nimm doch nicht alles so genau, Quintus! Außerdem hab’ ich recht! Ich habe nicht ›Gipfel‹ gesagt, sondern ›Berg‹. Das mit dem Gipfel verschieben wir auf später.«

      »Meine liebe kleine Träumerin!«

      Quintus nahm Yvonne fest in den Arm und küßte sie innig.

      »Ich danke dir, daß du mich hier heraufgebracht hast – auf den Berg. Die Berghütte liegt ja ziemlich hoch. Wenn ich dir so in die Augen schaue, dann glaube ich, daß alle deine Träume Wirklichkeit werden könnten. Ich werde dir niemals mehr widersprechen, wenn du davon sprichst,

      daß ich eines Tages wieder auf einem Gipfel stehen werde. Du weißt, daß ich ganz anders darüber denke. Es ist aber wunderschön, jemanden neben sich zu haben, der an Wunder glaubt. Auch dafür liebe ich dich!«

      »Ich liebe dich, Quintus! Ich liebe dich auch für dein Vertrauen, das du zu mir hast.«

      Yvonne zögerte einen Augenblick. Dann sagte sie im Hinblick auf ihre geheimen Aktivitäten:

      »Menschen, die sich lieben, die sind nach meiner Meinung auch dazu verpflichtet, dem anderen auch einmal einen Schubs zu geben. Ihn einfach bei der Hand zu nehmen und ihn zu führen. Dabei kann es sein, daß es schwierig wird und es gilt, innere Berge zu überwinden. Dann kommt es auf Vertrauen an. Ich wünsche mir, daß wir immer Vertrauen zueinander haben. Versprich es mir!«

      »Ich verspreche dir alles, was du willst, meine liebe, liebe Yvonne.«

      Bello, der junge Neufundländerrüde von Toni und Anna kam mit großen Sprüngen auf sie zugerannt.

      »Schau, er hat uns entdeckt, Quintus.«

      »Bello!« rief Toni, der auf der Terrasse der Berghütte stand.

      Yvonne und Quintus nahmen die letzten Meter zur Berghütte. Toni begrüßte sie herzlich.

      »Entschuldigt Bellos stürmische Begrüßung. Er hat wohl bemerkt, wie sehr wir uns alle gefreut haben, als wir dich, Quintus, den Berg heraufkommen sahen. Da hört er nicht, wenn ich ihn rufe. Ist ja wunderbar, daß du raufgekommen bist, Quintus. Wie war der Aufstieg?«

      »Einfacher als ich dachte. Das habe ich nur Yvonne zu verdanken. Sie hat mich einfach nicht viel nachdenken lassen. Die Yvonne kann ganz schön raffiniert sein.«

      »Oh, die Yvonne ist ein raffiniertes Frauenzimmer. Hab’ ich da richtig gehört? Was sagst du denn dazu, Madl?«

      Der alte Alois strahlte über das ganze Gesicht, als er Quintus die Hand gab.

      »Ich nehme es als Kompliment. Ohne Raffinesse geht es eben manchmal nicht.«

      »Da kann ich auch ein Lied davon singen, Yvonne. Ich hatte da so manche Tricks angewandt, damit mein Toni das bekam, was er sich am meisten gewünscht hatte, die Berghütte.«

      »Das stimmt aber net, Anna. Es war vielleicht mal so. Doch nachdem i mich in dich verliebt hatte, bist du die Nummer eins gewesen und dann kam erst meine Liebe zur Berghütte«, protestierte Toni heftig. Anna drückte ihm einfach einen Kuß auf die Wange.

      »Das Gespräch setze ich nur mit Yvonne unter vier Augen fort, sozusagen von Frau zu Frau.«

      »Hört, hört!« grinste Alois. »Die Weibsbilder verschwören sich gegen uns.«

      »Ach, Alois! Ihr Mannsbilder geht zum Stammtisch, da wird doch auch so manche Verschwörung ausgeheckt. Was ihr könnt, das können wir schon lang. Nicht wahr, Yvonne, da sind wir Frauen uns doch einig?«

      Anna ging in die Berghütte.

      Yvonne folgte ihr. Für Anna war der Besuch der beiden keine Überraschung gewesen. Yvonne hatte Anna in ihre Pläne eingeweiht.

      Toni, Alois und Quintus stießen mit Obstler auf die Bergwanderung des Invaliden an, wie sich Quintus scherzhaft nannte. Yvonne und Anna tranken in der Küche der Berghütte einen Kaffee.

      Es ging gegen Abend zu. Immer mehr Wanderer kamen von ihren Touren zurück. Die Hütte füllte sich immer wieder kurzfristig. Nach dem Essen setzten sich die Gäste meistens auf die Terrasse und schauten zu, wie die Sonne unterging.

      Waldkogel tief im Tal, lag bereits im Schatten. Die Sonne sank im Westen wie ein großer roter Feuerball. Ihre warmen rotgoldenen Strahlen ließen die Berggipfel erglühen. Die Schneefelder und das Eis der Gletscher leuchteten in den Farben von Zartrosa bis Rot. Die nackten Felsgipfel sahen aus wie glühendes Gestein.

      Quintus und Yvonne saßen auch draußen auf der Terrasse. Quintus hatte seinen Arm um seine Liebste gelegt. Yvonnes Kopf ruhte an seiner Schulter.

      »Wie wunderschön!« hauchte Yvonne.

      »Ja! Es ist jeden Abend ein Wunder! Wie sehr habe ich diese Aussicht von hier oben vermißt. Das Herz wird so still und friedlich bei diesem Anblick. Welche großartige Darbietung der Natur!«

      »Alle sind ergriffen«, flüsterte Yvonne. »Schau dich um, Quintus! Kaum einer redet ein Wort.«

      »Vor Ehrfurcht über die Schöpfung kann man auch nur schweigen und dankbar sein für die Schönheit.«

      Langsam kroch der Schatten auf die Berghütte zu. Es wurde kühl. Jetzt glühten nur noch die Gipfel über dem Tal.

      Als die Sonne fast untergegangen war, brachte Quintus Yvonne in die Hütte. Sie setzten sich an den Kamin und wärmten sich auf. Anna brachte heißen Tee. Bei den Männern kreiste die Schnapsflasche. Alois legte große Scheite ins Feuer. Bald verbreitete sich eine wohlige Wärme in dem großen Gastraum der Hütte.

      Die Bergsteiger und Bergwanderer kamen bald ins Gespräch. Yvonne freute sich, daß sich Quintus daran beteiligte. Dabei erwähnte er mit keinem Wort seine Verletzung.

      »Hast Lust mit uns morgen den Gipfel zu erklimmen, Quintus? Unsere Seilschaft besteht aus acht Bergkameraden. Kannst dich uns gerne anschließen. Wie wär’s?«

      Yvonne gefror fast das Blut in den Adern. Was würde jetzt geschehen? Wie würde sich Quintus verhalten?

      »Danke, das ist ein verlockendes Angebot.« Quintus legte den Arm um Yvonne. »Ich habe meiner Yvonne schon versprochen, morgen mit ihr eine Wanderung zu machen.«

      Die Bergsteiger bedauerten die Absage von Quintus. Dieser flüsterte Yvonne ins Ohr:

      »Bist mir nicht böse, daß ich dich als Ausrede mißbraucht habe?«

      »Nein! Ich verstehe dich schon. Willst nicht jedem erzählen, daß du ein beschädigtes Knie hast.«

      Yvonne lächelte verschmitzt. Sie sagte leise:

      »Ich bestehe aber darauf, daß wir morgen dann wirklich eine Wanderung machen.«

      »Gut!


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