Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Darüber reden wir morgen.«

      Dann holte Alois die Ziehharmonika und begann zu spielen. Das Stimmengewirr in der Berghütte verstummte wie auf ein geheimes Kommando. Alle lauschten dem alten Alois. Als er mit gebrochener Stimme Heimatlieder der Berge anstimmte, stimmten immer mehr mit ein.

      Quintus schwieg. Er schaute ins Feuer. Yvonne kuschelte sich an ihn.

      »Kennst du diese Texte nicht? Willst nicht mitsingen? Ich würde gern mitsingen, aber ich kann die Texte nicht.«

      Quintus schaute Yvonne in die Augen. Er drückte ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Ich höre lieber zu«, flüsterte er leise und es klang beinahe traurig.

      So ging das die nächsten Stunden bis tief in die Nacht. Toni löschte die Beleuchtung in der Hütte. Er legte große Holzscheite in das Kaminfeuer. Alle scharten sich bald im großen Halbkreis um den Kamin, der mit seinem Feuerschein die Dunkelheit erhellte. Vor dem Kamin lag Bello.

      Als der alte Alois müde vom Spielen wurde, holte Toni die Zither und spielte darauf. Irgendwann stimmte er eine Melodie an, bei der alle besonders ergriffen lauschten. Yvonne, um die Quintus seinen Arm gelegt hatte, spürte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging. Sie wußte auch warum. Es war die Melodie, die Quintus damals komponiert hatte. Toni und Alois, die den Text dazu sicherlich kannten, sangen nicht mit. Sie vermieden auch den Blickkontakt zu Quintus.

      Als die Melodie zu Ende war, blickte Toni Yvonne an. Sie nickte ihm zu. So stimmte der Hüttenwirt die Melodie noch einmal an. Yvonne sang dazu. Ihre weiche und schöne Stimme schwebte durch den Raum. Sie hatte heimlich das Lied lange geübt. Quintus schaute sie erstaunt von der Seite an. Er wollte etwas sagen. Aber Yvonne legte ihm einfach ihren Finger auf die Lippen. Dabei schaute sie ihn so zärtlich an, daß er nichts einwenden konnte. Beim Refrain stimmten alle mit ein.

      Nachdem sie geendet hatten, klatschten alle Beifall.

      »Zugabe! Zugabe!« riefen einige.

      »Wie wär’s, wenn jeder der Runde noch ein Lied vorträgt?« regte Toni, der Hüttenwirt, an.

      »Wir wissen alle, daß wir keine so großen Sänger sind, wie die liebe Yvonne. Aber es kommt auch nicht darauf an. Es geht um die Freude. Fangen wir dahinten an, neben der Yvonne.«

      Einige der Gäste sangen Lieder aus den Bergen, andere Lieder aus ihrer Heimat. Diese sangen dann ohne Musik, oder Toni versuchte sie etwas zu begleiten. Nacheinander kamen alle dran. Anna, die ja bekanntlich aus dem schönen hohen Norden stammte, gab ein bekanntes Seemannslied zu Gehör. Nach ihr wäre Quintus an der Reihe gewesen.

      »Leut i würd gern singen, aber i glaub i krieg eine Erkältung. Mein Kehlkopf tut mir jetzt schon weh. Deshalb müßt ihr drauf verzichten. I denk, daß meine liebe Yvonne mich gern vertreten tut. Es heißt ja auch: Singe, wem Gesang gegeben! Und die Yvonne, die kann wirklich schön singen. Was willst uns singen?«

      Yvonne wußte natürlich, daß sich Quintus drücken wollte. Na warte, mein Lieber, dafür wirst du büßen, dachte sie.

      »Also gut! Mache ich den Abschluß! Dann glaube ich, wird es Zeit sich in die Federn zu hauen. Ich will morgen fit sein, für die Wanderung, also will ich zum Abschluß ein Abendlied singen. Ihr könnt gerne mit einstimmen. Was soll es sein? ›Der Mond ist aufgegangen‹ oder ›Guten Abend, gute Nacht‹.«

      »Beides!« riefen sie ihr zu.

      Yvonne schmiegte sich dicht an ihren Quintus und sang die beiden Lieder. Dann legte Toni die Zither fort. Man wünschte sich Gute Nacht und zog sich zurück.

      Als Quintus seiner lieben Yvonne einen Gutenachtkuß geben wollte, wand sie den Kopf ab.

      »Kuß nur auf die Wange! Höchstens! Du bist erkältet. Ich will mich nicht anstecken!«

      Quintus lachte herzlich.

      »Mir geht es gut. Es war nur eine Ausrede.«

      »Deine Flunkerei verlangt aber nach einer Bestrafung. Du hast dich gedrückt. Ich hätte nicht gedacht, daß du so ein Feigling bist.«

      Quintus lachte wieder.

      »Verzeih mir! Es wird auch nie wieder vorkommen!«

      »Das sagst du nur so! Warten wir es ab! Das mußt du mir erst noch beweisen.«

      »Wie soll ich dir das beweisen?«

      »Du mußt singen, Quintus! Kein Lied – keinen Kuß! Kein Lied – keine Zärtlichkeiten!«

      Dabei schaute Yvonne ihn ganz ernst an. Quintus war überrascht.

      »Mei, Madl! Ich denk, du meinst es ernst?« sagte Quintus betroffen.

      »Es ist mir ernst!« Yvonne schaute ihn streng an.

      »Gut, dann muß ich mich wohl fügen.«

      »Ich höre!«

      »Nicht hier! Morgen, wenn wir unterwegs sind und alleine. Das verspreche ich dir. Du weißt, daß ich Versprechen immer halte. Ich bin auch rauf auf die Berghütte mit dir gewandert.«

      »Ja, das stimmt! Was du versprochen hast, das hältst du. Gut, dann darfst du mich küssen. Aber ich bestimme, wann und wo du singst. Wann und wo du dein Versprechen einlöst.«

      »Einverstanden!«

      Yvonne schloß die Augen und bot ihm ihre vollen warmen und sinnlichen Lippen zum Kuß. Voller Liebe und Leidenschaft zog Quintus sie an sich. Ihre Lippen und ihre Herzen fanden sich.

      *

      Am nächsten Morgen stand

      Yvonne vor Quintus auf. Anna hantierte schon in der Küche der Berghütte und richtete das Frühstück für die Gäste. Toni kümmerte sich um das Brennholz für den Kamin. Die Holzvorräte in der Berghütte mußten aufgefüllt werden. Dazu stapelte er rechts und links neben dem gemauerten Kamin Holzscheite bis zur Decke der Berghütte.

      Yvonne half Anna in der Küche.

      »Hat der Quintus etwas zu dir gesagt? Du hast sein Lied wirklich wunderbar gesungen, Yvonne.«

      »Nein, er hat mich nicht darauf angesprochen. Aber ich habe ihm ein Versprechen abgenommen, daß er für mich singen muß. Den Zeitpunkt kann ich bestimmen. Der wird sich noch wundern.«

      Anna brühte den Kaffee auf.

      »Da wünsche ich dir Glück dazu. Das wirst du brauchen können. Du spielst mit dem Feuer, Yvonne. Das weißt du?«

      »Ja, aber wir Frauen müssen das doch manchmal, damit die Kerle auf den rechten Weg kommen. Du hast ja auch hinter dem Rücken deines Toni die Sache mit der Berghütte eingefädelt.«

      »Das stimmt! Glaube mir, ganz wohl war mir nicht dabei. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Jetzt habe ich meinen Toni, bin Frau Baumberger, die Hüttenwirtin an seiner Seite.«

      Anna brühte noch eine Kanne Kaffee auf. Kaffeeduft durchströmte den ganzen Raum.

      »Bei mir war das nicht so risikoreich, Yvonne. Ich wußte, daß Toni seine Seele verkauft hätte, für den Besitz der Berghütte.«

      Yvonne lachte.

      »Damals hattest du bereits seine Seele, sein Herz erobert, auch wenn er es dir noch nicht so deutlich gesagt hatte.«

      »Ja, das war eine wirklich harte Geduldsprobe für mich. Seine Augen sagten mir mit jedem Blick, daß er mich liebt und er mit mir gemeinsam durchs Leben gehen will. Doch bis seine Lippen es endlich aussprachen, da mußte ich viel Geduld aufbringen. Doch durch meine kleine Intrige, die ich zusammen mit Pfarrer Zandler eingefädelt hatte, wurde dann alles gut. Bei dir ist das viel schwieriger, Yvonne. Quintus will nichts von der Musik wissen. Er weigert sich. Du hast es ja selbst erlebt, gestern abend.«

      »Ja, ich verstehe genau, was du meinst. Ich spiele mit dem Feuer. Er wird sich entscheiden müssen, zwischen mir und seiner Dickköpfigkeit. Entweder er singt und musiziert wieder – oder er muß auf mich verzichten.«

      Jetzt


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