Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн книгу.Mann immer noch da. Mit einem strahlenden Lächeln kam er auf sie zu.
»Grüß’ Gott«, sagte er. »Ich hab’ Sie vorhin in den Laden gehen sehen und wollt’ Sie doch gern’ begrüßen. Ihr Rat mit dem Hotel war goldrichtig.«
»Gefällt es Ihnen?«
»Aber ja. Das Zimmer ist herrlich und erst das Essen!«
»Net wahr, unsere Chefin ist eine richtige Meisterköchin.«
»Das kann man wohl sagen.«
Robert sah sich um.
»Sagen S’, hätten S’ Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?« Das Madel schaute nachdenklich.
»Hm, ich weiß net – der Herr Reisinger sieht’s net gern, wenn jemand vom Personal mit einem Gast…«
»Ach, Unsinn«, schnitt Robert ihr das Wort ab. »Erstens sind S’ net im Dienst, und zweitens kannten wir uns schon, bevor ich in das Hotel gezogen bin.«
»Da haben S’ auch wieder recht«, lachte Kathie.
»Also, ich kenn mich noch net so gut aus. Wo gibt’s denn hier ein Café?«
Es lag nur wenige Schritte weiter die Straße hinunter. Jetzt, am Vormittag, waren nur wenige Gäste da. Die beiden fanden schnell einen freien Tisch. Robert bestellte Kaffee und schaute Kathie an.
»Ich hab’ Sie heut morgen beim Frühstück vermißt«, gestand er.
Das Madel schmunzelte.
»In dieser Woch’ hab’ ich Spätschicht. Ich fang erst am späten Nachmittag meinen Dienst an.«
»Das ist ja wunderbar«, meinte Robert. »Da können S’ ja am Vormittag die Fremdenführerin für mich spielen.«
Er schaute sie mit treuen Augen an.
»Natürlich nur, wenn S’ keine anderen Verpflichtungen haben. Ich will auf keinen Fall Ärger mit Ihrem Mann oder Verlobten bekommen.«
Kathie lachte.
»Da kann ich Sie beruhigen, es gibt weder den einen, noch den anderen.«
Robert atmete insgeheim auf. Das ist doch herrlich, dachte er, genau das, was ich hören wollte!
»Also, abgemacht?« fragte er.
Sie nickte.
»Gut, wenn die Zeit es zuläßt, zeige ich Ihnen gerne ein wenig von der Gegend hier. Was interessiert Sie denn am meisten?«
»Zeigen Sie mir einfach alles.«
»Na, ich werd’ mir etwas überlegen«, nickte sie. »Jetzt muß ich aber los. Vielen Dank für den Kaffee.«
Er begleitete sie vor die Tür.
»Wenn S’ Lust haben, dann schauen S’ sich die Kirch’ an«, schlug Kathie zum Abschied vor. »Sie ist wirklich sehenswert.«
»Mach’ ich«, versprach Robert Demant. »Aber viel mehr freue ich mich auf unseren Ausflug!«
*
Sebastian Trenker kam gerade aus der Sakristei, als der Besucher die Kirche betrat. Staunend sah er sich um und kam näher, als er den Geistlichen an dessen Kragen erkannte.
»Grüß’ Gott, Herr Pfarrer«, nickte er. »Ich hoff’, ich störe net?«
»Nein, nein, seien Sie herzlich willkommen«, widersprach Sebastian. »Ich freue mich immer, wenn jemand unser Gotteshaus besucht. Ich bin Pfarrer Trenker. Sie machen Urlaub in unserem schönen St. Johann?«
»Angenehm, Robert Demant«, deutete der Besucher eine Verbeugung an. »Ja, ich will ein paar Tage ausspannen.«
Sebastians Miene erhellte sich, als er den Namen hörte.
»Robert Demant, sagen Sie? Etwa der Maler?«
»Sie kennen mich?«
Robert war überrascht.
»Ich habe ein paar Ihrer Bilder gesehen und war sehr beeindruckt«, nickte der Geistliche.
»Vielen Dank. Aber sagen Sie, wie kommen meine Bilder nach St. Johann?«
»Sagt Ihnen der Name Werner Hendrich etwas?«
»Natürlich. Dr. Hendrich ist ein bekannter Galerist und Kunsthändler.«
»Er besitzt hier bei uns ein Ferienhaus, in dem drei Ihrer Bilder hängen.«
»Ach, darum. Ich wußte gar net, daß er welche besitzt.«
»Kommen Sie, ich zeig’ Ihnen erstmal die Kirche«, bot Sebastian an. »Deswegen sind S’ ja hereingekommen.«
Der Pfarrer führte den Maler herum und erläuterte ihm diese und jene Besonderheit. Es gab viel zu sehen und zu bestaunen. Besonders imposant waren die Mengen an Blattgold, die in früheren Zeiten bei der Gestaltung des Kirchenschiffes Verwendung gefunden hatten. Figuren und Bilder waren damit verziert.
»Das könnt’ man heutzutage gar net mehr bezahlen.«
Dem konnte Robert nur zustimmen. »Aber wunderschön ist’s«, nickte er.
Es wurde ein ausgiebiger Exkurs in die Geschichte der Kirche zum Heiligen Johannes, bei dem der Geistliche nicht müde wurde, dem Besucher alles zu zeigen und zu erklären.
»Ich hoff’, Sie fühlen sich bei uns wohl«, wünschte Sebastian, als sie sich später vor der Kirche verabschiedeten.
»Das glaube ich schon«, meinte der Maler nachdenklich. »Ich merke jedenfalls, wie dieser kleine Ort mir immer mehr gefällt.«
*
Daß der bekannte Kunstmaler als Feriengast in St. Johann weilte, war natürlich auch Gesprächsthema beim Mittagessen, an dem, wie immer, auch Maximilian Trenker teilnahm. Allerdings hatte der Polizeibeamte im Augenblick wenig Sinn für die schöne Kunst der Malerei. Die Autodiebstähle nahmen zu, und die Diebe wurden dabei immer dreister. Eigentlich war Max rund um die Uhr im Einsatz, weil er auch nachts noch Streife fuhr. Zwar wechselte er sich dabei mit Kollegen aus der Kreisstadt ab, dennoch waren die paar Stunden Schlaf einfach zu wenig.
»Kommen S’, essen S’ nur tüchtig. Das bringt Sie wieder auf die Beine«, sagte Sophie Tappert und füllte Max den Teller voll.
Es gab knusprige Fleischpflanzerl mit frischem Kohlrabigemüse und Kartoffelpürreé, aber obwohl es zu Max’ ausgesprochenen Lieblingsgerichten zählte, aß er heute doch deutlich weniger, als an den anderen Tagen.
»Drei Wagen in der letzten Nacht«, stöhnte er und schob den Teller beiseite. »Und immer gerade da, wo ich vorher Streife gefahren bin. Man könnt’ meinen, die Kerle wüßten, wo sie freie Bahn haben.«
»Also, nach dem Essen legst’ dich erst einmal eine Stunde hin«, schlug sein Bruder vor. »Danach geht’s dir wieder besser.«
»Na, hoffentlich«, gab Max zurück. »Lang’ halt ich das net mehr aus!«
Die Haushälterin trug den Nachtisch auf, Schokoladenpudding mit Vanillesauce.
»Bewahren S’ mir ’was davon auf«, bat der junge Polizist und erhob sich. »Ich geh’ wirklich erstmal ein Stündlein schlafen.«
Besorgt sah Sophie Tappert ihm hinterher. Auch Sebastian machte sich seine Gedanken. So niedergeschlagen hatte er den Bruder selten erlebt. Der Fall mußte ganz schön an Max’ Nerven zerren.
»Und Sie sollten doch Ihren neuen Wagen irgendwo unterstellen«, beharrte die Haushälterin. »Wer weiß, ob er sonst net doch eines Tages gestohlen wird.«
»Ich kann mich ja mal nach einer Garage umsehen«, stimmte Sebastian schließlich, um des lieben Friedens willen, zu.
Sophie Tappert würde doch nicht eher Ruhe geben. Es war schon schade, daß es keine Garage beim Pfarrhaus gab, aber damals, als es gebaut wurde, gab es noch gar keine Autos, und später hatte niemand daran gedacht,