Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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wollt’ ich ihm das Geld geben.«

      »Ihr Konto werden Sie natürlich net plündern«, sagte der Pfarrer. »Aber treffen müssen S’ den Herrn. Nur wird dann die Polizei dabei sein und den ›Grafen‹ verhaften.«

      Er hatte sich inzwischen wieder hingesetzt, jetzt lehnte er sich zurück und überlegte, wie man am besten vorging. Dazu würde er sich mit Max besprechen müssen. Ein wenig besorgt sah er die Witwe an. Konnte er es verantworten, sie in dieser Situation allein zu lassen, oder sollte er sie besser ins Pfarrhaus einladen?

      »Die arme Sophie«, sagte Hertha Breitlanger in diesem Moment. »Da hab’ ich ihr ja Unrecht getan. Ganz offensichtlich hat sie diesen Fritz Untermayr gleich richtig eingeschätzt. Ich werd’ mich wohl bei ihr entschuldigen müssen. Also, am meisten nehm’ ich diesem Kerl übel, daß er es beinahe geschafft hätte, eine Freundschaft zu zerbrechen, die so viele Jahre schon besteht.«

      »Ich bin sicher, daß Frau Tappert Ihre Entschuldigung annehmen wird«, sagte Sebastian zuversichtlich. »Warum kommen S’ net mit hinüber ins Pfarrhaus? Erstens sind S’ dann net so allein, und zweitens können S’ sich mit der Frau Tappert aussprechen.«

      »Und wir können beratschlagen, wie wir diesen Gauner überführen und dingfest machen«, nickte Hertha, die offenbar ihren Humor und ihre Tatkraft wiedergefunden hatte.

      *

      Am nächsten Morgen wirbelten zwei Frauen in der Pfarrhausküche herum. Natürlich war Hertha Breitlanger über Nacht geblieben, nachdem sie lange und ausführlich mit Sophie Tappert gesprochen hatte.

      Die Haushälterin war heilfroh gewesen, als Sebastian Trenker die Witwe gleich mitbrachte. Mit Tränen in den Augen lagen die beiden Freundinnen sich in den Armen.

      »Ich war ja so dumm«, sagte Hertha. »Kannst du mir noch einmal verzeihen?«

      »Natürlich«, antwortete Sophie. »Durch so was lassen wir doch net unsere Freundschaft kaputt machen. Laß uns lieber überlegen, was wir gegen diesen Kerl unternehmen.«

      »Das sollten wir vielleicht bei einer Flasche guten Rotwein bereden«, schlug Pfarrer Trenker vor.

      Der Vorschlag wurde einmütig angenommen. Sebastian stieg in den Keller hinunter und suchte eine Flasche aus seinem Vorrat aus. Unterdessen hatte Sophie für etwas Salzgebäck und Käse gesorgt. Zusammen mit Max Trenker, der natürlich auch an dieser wichtigen Besprechung teilnahm, überlegten sie, wie sie dem angeblichen Grafen und Hochstapler am besten die Falle aufbauen konnten. Dabei war von Vorteil, daß Hertha Breitlanger ihm das Geld noch nicht gegeben hatte. So würde er sie ja unbedingt wiedersehen müssen.

      »Der ist so hinter dem Geld her, der kommt bestimmt zu der Verabredung«, meinte der Polizist zuversichtlich.

      »Aber was ist, wenn er alles abstreitet?« wollte Sebastian wissen. »Außer der Aussage von Frau Breitlanger haben wir ja nichts in der Hand. Wir wissen ja net einmal, ob es sich bei dem Hallodri um diesen Fritz Untermayr handelt.«

      »Da laß ich mir noch was einfallen«, erwiderte Max geheimnisvoll.

      Bis spät in die Nacht saßen sie beisammen und beratschlagten. Als sie sich dann zur Ruhe begaben, hatten sie sich eine Überraschung für »Graf Friedrich von Herdingen« ausgedacht.

      Die würd’ er bestimmt net so schnell vergessen!

      »Hast du’s denn einigermaßen überwunden?« wagte Sophie ihre Freundin zu fragen.

      Hertha Breitlanger machte ein energisches Gesicht.

      »Dank deiner Hilfe bin ich davor bewahrt worden, den größten Fehler meines Lebens zu machen«, sagte sie. »Jetzt brenne ich darauf, es dem Burschen heimzuzahlen. Wenn nur erst einmal Sonntag wär’.«

      Die beiden Frauen deckten den Tisch, kochten Kaffee und Eier, und als später Pfarrer Trenker und Max erschienen, wurde aus dem Frühstück eine fröhliche Plauderrunde. Auf den kommenden Sonntag waren sie alle gespannt.

      *

      »Also am Samstag gehst mit auf den Tanzball. Dann machen wir’s ganz offiziell«, sagte Florian Brunner, als sie nach dem Abendessen auf der Bank unter den Bäumen saßen und Pläne für die Zukunft machten.

      »Was ist eigentlich mit deiner Verwandtschaft?« wollte Franzi wissen. »Ich weiß gar nix von dir. Net einmal, wo du eigentlich herkommst.«

      Florian machte eine wegwerfende Handbewegung.

      »Da gibt’s net viel zu erzählen«, antwortete er. »Zu Haus’ bin ich in einem kleinen Ort namens Rammerstorf. Das ist im Allgäuischen. Mein Vater hat dort eine Schreinerei besessen, die mein Bruder nach Vaters Tod übernommen hat. Ich selbst hab’ die Landwirtschaftsschule besucht und auf verschiedenen Höfen gearbeitet. Irgendwann hat’s mich dann gepackt, und ich bin auf Wanderschaft gegangen. Wo’s mir gefallen hat, da bin ich geblieben, manchmal für ein paar Monate, oft bin ich schon nach ein paar Wochen wieder weg.«

      Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.

      »Aber jetzt bin ich dort, wo ich mich für immer zu Hause fühle«, sagte er.

      Franziska erwiderte seinen Kuß und lehnte dann ihren Kopf an seine Schulter.

      »Wird dein Bruder zu unserer Hochzeit kommen?« fragte sie.

      »Ich glaub’ schon«, meinte Florian. »Schließlich ist er mein einziger Verwandter. Wir haben uns immer gut verstanden.«

      »Ich freue mich, ihn kennenzulernen. Du mußt ihm bald schreiben und ihn einladen. Ist er schon verheiratet?«

      »Seit sechs Jahren schon. Vielleicht sollte ich ihn erst einmal anrufen. Dann wird der Schreck net ganz so groß.«

      Sie lachten beide, dann stand Franzi auf und streckte sich. Dabei unterdrückte sie ein Gähnen.

      »Es hilft nix«, sagte sie. »Am liebsten würd’ ich schlafen geh’n, aber wenn ich mich net gleich an die Bücher setz’, dann wird’s wieder so ein Chaos wie bei der letzten Abrechnung.«

      »Soll ich dir helfen?« bot Florian an.

      Aber das Madel schüttelte den Kopf.

      »Das ist lieb von dir«, antwortete Franziska. »Aber vielleicht kümmerst dich besser um die Liesl.«

      »Hast recht«, nickte er.

      Die Liesl war eine der besten Milchkühe auf dem Pachnerhof. Am Morgen hatte Valentin festgestellt, daß mit dem Tier etwas nicht in Ordnung war. Die Kuh fraß nicht, und allem Anschein nach hatte sie erhöhte Temperatur. Sie hatten Liesl sofort von den anderen Tieren abgesondert und in einem kleineren Stall untergebracht. Der herbeigeführte Tierarzt, Dr. Hardlinger, hatte der Kuh ein fiebersenkendes Mittel gespritzt und angeordnet, wie sie weiter behandelt werden mußte.

      Florian Brunner ging in den Stall und besah sich das Tier. Liesl schaute ihn aus trüben braunen Augen an. Der Trog, der vor zwei Stunden gefüllt worden war,

      schien unberührt, aber das Wassergefäß, eine alte Zinkwanne, war zur Hälfte geleert. Dr. Hardlinger hatte angemahnt, dem Tier reichlich zu trinken anzubieten. Florian holte frisches Wasser aus dem großen Stall und füllte es in Liesls Wanne. Dann maß er die Temperatur mit dem Thermometer, das der Tierarzt dagelassen hatte. Erleichtert stellte er fest, daß das Fieber im Begriff war, zu sinken. Franzi würde sich über diese Nachricht freuen.

      Der Knecht kümmerte sich noch eine Weile um das kranke Tier und gab frisches Stroh in die Box. Als er später auf die Uhr schaute, stellte er fest, daß es schon kurz vor Mitternacht war, also längst Zeit, schlafen zu gehen. Morgen mit dem ersten Sonnenstrahl wartete ein neuer, arbeitsreicher Tag auf die Leute vom Pachnerhof.

      *

      Die ganze Woche über freute sich Florian auf den Samstagabend. Er konnte es gar nicht abwarten, allen mitzuteilen, daß Franzi und er sich verloben wollten.

      Franziska Pachner freute sich ebenfalls auf den Tanzabend, gleichzeitig war sie aber auch furchtbar aufgeregt. Es schien ja eine Ewigkeit her,


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