Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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was die Leut’ reden«, hatte der Knecht gesagt, als Franzi ihm von ihrer Aufregung erzählte. »Meistens sind’s ja nur neidisch. Die Burschen auf meine hübsche Braut, und die Madeln, weil du gar so einen feschen Kerl abbekommen hast.«

      Dabei zwinkerte er mit dem Auge und warf sich in Positur, wobei er wie ein stolzer, spanischer Torero schaute. Franzi gab ihm lachend einen liebevollen Klaps und ging dann hinauf in ihr Zimmer, um sich für den Abend umzuziehen.

      Maria und Valentin saßen derweil in der Küche und schauten sich schmunzelnd an. Die Magd war heilfroh, daß die Bäuerin sich ihrem Vorschlag angeschlossen hatte, und Valentin freute sich, daß nun endlich wieder ein Bauer auf dem Pachnerhof das Sagen haben würde.

      Als Franzi und Florian losfuhren, wünschten die beiden Alten einen vergnügten Abend.

      Der volle Parkplatz vom Löwenhotel zeigte, daß wieder viele Leute, auch aus der Umgebung, zum Samstagabendball hergekommen waren. Als die beiden Verliebten ausstiegen und vom Parkplatz kamen, begegnete ihnen Dr. Wiesinger. Da Florian den jungen Arzt von St. Johann noch nicht kannte, stellte Franziska die beiden einander vor.

      »Wollen S’ auch auf den Ball, Herr Doktor?« erkundigte sich die Bäuerin.

      »Um Himmels willen«, wehrte Toni Wiesinger ab. »Nein, nein, ich geh’ nur zum Abendschoppen in die Wirtsstube. Das Tanzen ist nichts für mich, da hab’ ich zwei linke Füße.«

      »Das sollten Sie aber schleunigst ändern«, sagte Florian und sah den Mediziner lachend an.

      »Warum?«

      »Weil wir Sie zu unserer Verlobungsfeier einladen, und da müssen S’ das Tanzbein schwingen, ob Sie wollen oder net.«

      »Verlobung?«

      »Ja, schon recht bald«, nickte Franzi stolz. »In zwei Wochen.«

      »Die Hochzeit soll erst später stattfinden, wenn die Erntezeit vorbei ist«, fügte Florian hinzu.

      »Na, da gratulier’ ich Ihnen beiden aber von Herzen«, freute der Arzt sich mit ihnen.

      Vor dem Eingang verabschiedeten sie sich. Rechts ging es in die Wirtsstube und zum Restaurant, links war die Tür, die zum Saal führte.

      »Also viel Vergnügen heut’ abend«, nickte Toni ihnen zu. »Und vielen Dank für die Einladung. Ich komme sehr gerne.«

      *

      Als sie den Saal betraten, reckten die anderen die Köpfe und schauten die beiden neugierig an. Es war schon so etwas wie eine kleine Sensation, daß die Pachnerin sich hier blicken ließ. Noch dazu in dieser Begleitung. Beinahe verlegen stand Franzi an der Tür. Sie fragte sich in diesem Moment, ob es richtig gewesen war, herzukommen. Aber da nahm Florian auch schon ihre Hand und führte sie zu den Tischen. An einem von ihnen saß Christel Haffner. Franzi und sie waren zusammen zur Schule gegangen. Jetzt sprang Christel auf und winkte ihnen zu.

      »Kommt her«, rief sie. »Hier ist noch Platz.«

      Franzi begrüßte sie und die anderen an dem Tisch.

      »Grüßt euch«, kam es zurück. »Schön, daß du auch wieder mal da bist.«

      Auch Florian wurde freundlich aufgenommen, viele erinnerten sich an den letzten Tanzabend, an dem der junge Bursche zum ersten Mal dagewesen war. Franziska spürte die Erleichterung, als ihr klar wurde, daß es doch gar nicht so schlimm war, wie sie es beim Betreten des Saales geglaubt hatte. Sie sah sich um und gewahrte an einem der Nachbartische Tobias Anzengruber, der seltsam lächelnd zu ihr herüberschaute. Demonstrativ drehte sie den Kopf weg und ignorierte seinen Blick total.

      »Komm, laß uns tanzen«, sagte Florian und riß sie mit sich.

      Auf dem Parkett vergaß sie den Anzengruber ganz schnell und wiegte sich in Florians Armen. Erst nach dem vierten Tanz hintereinander führte er sie an den Tisch zurück.

      »Leute, hört gut zu«, sagte er mit lauter Stimme, damit sie es trotz der lauten Musik auch alle hören konnten. »Heut’ auf vierzehn Tag’ ist die Verlobung auf dem Pachnerhof. Die Franzi und ich laden euch dazu herzlich ein.«

      Es gab ein großes Hallo auf diese Ankündigung. Und natürlich sprach es sich im Laufe des Abends weiter herum. Viele, die es hörten, kamen an den Tisch und gratulierten schon. Gleichzeitig bedankten sie sich für die Einladung. Auch wenn sie nicht persönlich darauf angesprochen waren, so war es doch selbstverständlich, daß sie zu der Verlobungsfeier kommen würden. Schließlich war es guter alter Brauch in St. Johann, daß solche Ereignisse unter Anteilnahme aller Bewohner stattfanden.

      Lediglich einer fühlte sich nicht angesprochen. Er kam auch nicht an den Tisch, sondern zog sich an den Tresen zurück, wo er schnell hintereinander drei große Schnäpse trank und dann mit finsterer Miene den Saal verließ.

      Tobias Anzengruber.

      Mit einer mächtigen Wut im Bauch machte er sich auf den Heimweg. Die Ankündigung, daß Franziska Pachner sich verloben würde, hatte ihm die Laune gründlich verdorben.

      Noch dazu mit diesem hergelaufenen Knecht!

      Daß er es sich mit ihr verdorben hatte, wurmte ihn immer noch, und oft schimpfte er über sich und seine eigene Dummheit. Insgeheim hatte er sich aber immer noch Hoffnung gemacht, sich vielleicht eines Tages mit Franziska auszusöhnen und alles wieder einzurenken.

      Jetzt hatte er diese Hoffnung nicht mehr.

      Aber die beiden würden noch ihr blaues Wunder erleben, schwor er sich. Wenn er net glücklich würde, den beiden gönnte er es schon gar nicht. Irgend etwas mußte ihm einfallen, was Franziska und diesen Burschen wieder auseinanderbrachte.

      Aber was?

      Tobias Anzengruber überlegte den ganzen Heimweg lang, wie er ihnen schaden könnte, und sein Haß auf die beiden Verliebten wuchs mit jedem Schritt, den er zurücklegte. Als er auf dem väterlichen Hof ankam, hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Wenn der klappte, dann würde dieser Knecht, der sich einbildete, Bauer werden zu können, ganz schön dumm aussehen.

      Der zweite Sohn des Anzengruberbauern grinste heimtückisch, als er in seine Schlafkammer schlich. Er war sicher, daß er mit seiner Idee Erfolg haben würde.

      *

      Hertha Breitlanger war aufgeregt wie lange nicht mehr.

      Schon eine Stunde vor der verabredeten Zeit saß sie in dem Café, in dem das Treffen mit Graf Friedrich stattfinden sollte. Immer wieder schaute sie ungeduldig auf die Uhr oder warf einen Blick zu dem Tisch in der Ecke hinüber, an dem Pfarrere Trenker und seine Haushälterin saßen. Der Geistliche nickte ihr aufmunternd zu. Sophie Tappert hatte sich so hingesetzt, daß sie vom Nachbartisch aus nicht sofort zu erkennen war.

      Jetzt fehlte nur noch Max Trenker und sie wären vollzählig für den Empfang des Hochstaplers gewesen.

      Zwischendurch blickte auch Sebastian auf seine Uhr.

      »Wo bleibt er denn nur?« sagte er fragend zu seiner Haushälterin.

      Sophie wußte, daß Hochwürden damit seinen Bruder meinte, der eigentlich auch schon hätte da sein müssen. Max hatte sich seit Tagen in geheimnisvollen Andeutungen ergangen und von einer Überraschung gesprochen, die er für den Grafen vorbereitete. Aber nicht einmal seinem Bruder gegenüber wollte er sagen, um was es sich da handelte.

      Auf dem Tisch, an dem Hertha saß, neben dem Kaffeegedeck, lag ein brauner Briefumschlag. In ihm steckten etliche Papierschnipsel. Der Umschlag sollte den Eindruck erwecken, als wären darin die vierzigtausend Mark, die Hertha Fritz Untermayr geben wollte.

      In dem Café herrschte nicht viel Betrieb. Dafür war es noch zu früh. Erst in einer guten Stunde konnte man mit den Sonntagsgästen rechnen.

      Die Witwe fuhr sich nervös durch das Haar, als die Eingangstür geöffnet wurde. Sie zuckte zusammen, als sie eine männliche Gestalt wahrnahm, die hinter einer älteren Frau hereinkam. Es war allerdings nicht der Graf, sondern Max Trenker, der sich an den Tisch setzte, an dem schon sein Bruder und Sophie Platz genommen hatten.


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