Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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liebe Güte, Valentin, was macht’s denn hier?« fragte er. »Wir vermissen dich schon zu Haus’.«

      »Hochwürden, Sie schickt der Himmel. Holen S’ mich jetzt hier wieder ’raus?«

      Seine Stimme klang hoffnungsvoll und erleichtert zugleich.

      Sebastian zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Die ganze Zeit über hatte Valentin die Hand des Geistlichen nicht losgelassen.

      »Wollen mal sehen, wie wir das am besten anstellen«, antwortete Pfarrer Trenker. »Nun erzähl’ erstmal, was eigentlich passiert ist.«

      Valentin Hofthaler atmete tief durch.

      »Da gibt’s eigentlich net viel zu erzählen«, meinte er und berichtete dann.

      Was der Pfarrer und die Heimleiterin zu hören bekamen, war schier unglaublich!

      Valentin ahnte schon nichts Gutes, als sein Neffe ihn wieder einmal besuchte. Wenn es geschah – selten genug –, dann kam Berthold Siebler nicht, um sich nach dem Befinden des Onkels zu erkundigen, sondern weil ihn wieder einmal finanzielle Engpäße plagten.

      Einmal war es die Miete, die er nicht zahlen konnte, ein anderes Mal gab er vor, krank gewesen zu sein und aus diesem Grund nicht arbeiten zu können.

      Valentin Hofthaler wußte net mehr aus, noch ein. Berthold war der Sohn seiner einzigen Schwester. Nachdem der Junge schon früh den Vater verloren hatte, fehlte ihm die ordnende Hand. Die Mutter hatte genug damit zu tun, durch drei, vier Putzstellen, das nötige Geld heranzuschaffen, um sich und den Jungen über Wasser zu halten. Nach ihrem Tod ging es dann mit Berthold immer weiter bergab.

      »Bub, sei g’scheit«, ermahnte Valentin seinen Neffen immer wieder. »Man kann net einfach Geld ausgeben, das man net hat!«

      Alle Vorwürfe und Ermahnungen fruchteten nichts. Berthold kam, aß sich satt und zog nicht eher wieder von dannen, bevor er seinem Onkel nicht ein paar Mark abgebettelt hatte. Bei seinem letzten Besuch machte er einen Vorschlag, der Valentin die Sprache verschlug.

      Der alte Hofthaler solle die Sägemühle verkaufen – einen Käufer hätte er, Berthold, schon an der Hand – und in ein Altenheim ziehen. Von dem Geld sollte er dem Neffen schon mal einen Teil von dem auszahlen, was dieser sowieso einmal erben würde.

      Bei diesem Vorschlag trat Valentin Hofthaler die Zornesröte ins Gesicht. Er verwies Berthold Siebler des Hauses, ohne auch nur mit einem Wort auf dessen infames Verlangen einzugehen. Allerdings hatte er nicht mit der Verschlagenheit seines Neffen gerechnet.

      Einen Tag später erschien der wieder in der Sägemühle und entschuldigte sich für sein Verhalten. Valentin ging es an diesem Tag nicht besonders gut. Wahrscheinlich hatte ihn die ganze Sache doch mehr aufgeregt, als er annahm.

      Berthold Siebler spielte den besorgten Neffen und blieb bei dem Kranken, um ihn zu pflegen. Während dieser Zeit führte er mehrere Telefongespräche. Mit wem, das konnte Valentin Hofthaler nicht sagen. Allerdings hatte er mehrmals mitbekommen, daß diese Gespräche sich um ihn drehten. Als er Berthold darauf ansprach, gab dieser an, mit verschiedenen Ärzten telefoniert zu haben, aus Sorge um den kranken, alten Mann.

      Sollte er sich wirklich geändert haben?

      Valentin freute sich über den scheinbaren Sinneswandel seines Neffen, und ließ sich überreden, einen Facharzt, wie Berthold ihn nannte, aufzusuchen.

      »Und dann ging alles ganz schnell«, berichtete Valentin weiter. »Der Arzt stellte mir so komische Fragen, und einen Test sollte ich machen. Allmählich kam ich dahinter, daß man mich für verrückt hielt.«

      Der alte Mann holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die Tränen ab, die während seiner Erzählung immer wieder über sein Gesicht liefen.

      »Ich hatte den Max angerufen und wollt’ ihn um Rat fragen. Aber da hat der Berthold mich schon zu diesem Arzt gebracht und war dann verschwunden, obwohl er gesagt hatte, er würd’ auf mich warten. Ich kam in eine Klinik, fragen S’ mich bitt’ schön net wo, Hochwürden, und später fand ich mich in einem Gerichtssaal wieder.«

      Da hatte der Alte schon auf stur geschaltet. Er beantwortete keine Fragen, und ehe er sich versah, hatte man ihn entmündigt, aufgrund eines Gutachtens, das dieser unbekannte Arzt erstellt hatte.

      Pfarrer Trenker und die Heimleiterin waren fassunslos.

      »Gell, Hochwürden, Sie nehmen mich wieder mit?« fragte Valentin Hofthaler bittend. »Ich hab’ doch meine Mühle. Was soll ich dann hier?«

      Herr im Himmel, dachte Sebastian. Der arme Kerl hatte ja keine Ahnung, daß schon die ersten Handwerker angerückt waren.

      »Auf jeden Fall nehm’ ich dich wieder mit«, sagte er bestimmt.

      »Ich weiß net, ob das so einfach geht, Hochwürden«, wagte Frau Burgsmüller einzuwenden. »Der Herr Hofthaler befindet sich aufgrund eines Gerichtsbeschlusses in unserer Obhut.«

      »Der aufgrund eines dubiosen Gutachtens eines noch dubioseren Arztes gefaßt wurde«, antwortete der Geistliche. »Liebe Frau Burgsmüller, Sie kennen mich, und ich kenn’ Valentin. Seien Sie versichert, daß ich ihm jedes Wort glaube. Ich bin bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen.«

      Die Heimleiterin sah von einem zum anderen.

      »Also gut«, seufzte sie. »Aber das müssen S’ mir schriftlich geben. Irgendwie muß ich mich ja absichern, das werden S’ doch verstehen. Schließlich ist es der Vormund, der darüber zu bestimmen hat, wo der Herr Hofthaler sich aufhält.«

      »Natürlich«, nickte Pfarrer Trenker. »Das versteh’ ich voll und ganz.«

      *

      Richard Anzinger nahm allen Mut zusammen und klopfte an die Tür des Edelweißzimmers. Lange Zeit hatte er davor gestanden und mit sich gerungen. Er hatte gezögert, aus Angst, sie könne ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, dennoch mußte er es tun. Richard wußte, daß er Maria Devei eine Erklärung schuldig war.

      Die Sängerin öffnete sofort. Sie lächelte, als sie ihn erkannte. Der Kaufmann blieb unschlüssig stehen.

      »Richard, kommen Sie doch herein«, lud Maria ihn ein.

      Das Edelweißzimmer war ähnlich eingerichtet, wie das Enzianzimmer gegenüber. Maria bot ihm einen Sessel, der, zusammen mit einem kleinen Tisch, am Fenster stand. Sie selber zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.

      »Maria… ich bin gekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen«, begann er. »Ich weiß, ich hätt’ Sie so einfach nicht überfallen dürfen.«

      Die junge Frau lächelte wieder. Ein Lächeln, das sie besonders attraktiv machte. Richard hörte sein Herz laut schlagen.

      Maria sah sich um.

      »Ich habe leider nichts anzubieten. Sollen wir uns etwas kommen lassen?«

      »Nein, das ist net nötig«, wehrte der Kaufmann ab.

      »Sie wollten mir etwas sagen?«

      Richard Anzinger rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Ein wenig verlegen hob er die Hände.

      »Ja, Maria, ich hab’ mich wie ein Dummkopf benommen und ich bitte Sie dafür um Entschuldigung. Ich hab’ alles, was man nur falsch machen kann, falsch gemacht.«

      »Aber wieso denn?«

      Richard schaute sie ratlos an. Er verstand nicht, was sie mit ihrer Frage meinte.

      »Es ist doch die natürlichste Sache der Welt, daß ein Mann, der eine Frau liebt, es ihr auch sagt. Ich hab’ mich über Ihren Antrag sehr gefreut.«

      »Ja, wirklich? Aber warum…?«

      »Sie meinen, warum ich fortgelaufen bin?«

      Der Kaufmann nickte. Das Lächeln in Marias Augen war verschwunden. Trauer und Wehmut standen nun darin geschrieben.

      »Ich muß Ihnen etwas erklären«, sagte sie.

      Die


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