Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн книгу.Buben«, meinte der Hofthaler.
»Recht so«, nickte der Seelsorger. »Wollen wir hoffen, daß der Herr dem Berthold die Einsicht schenkt, daß er so net weitermachen kann.«
Beim Mittagessen erzählte Sebastian von seinem Besuch in der Sägemühle. Max Trenker hatte dazu Neuigkeiten beizusteuern.
»Den Siebler haben’s geschnappt«, erzählte er.
»Wirklich?«
»Ja. Der Bursch’ ist noch einmal in der Wohnung aufgetaucht, in der er zuletzt gewohnt hat. Dabei ist er von den Kollegen festgenommen worden. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. Und das tollste ist, der Hövermann hat ebenfalls Anzeige gegen Siebler erstattet, wegen Betrugs. Er hat ihm die Mühle verkauft, obwohl er gar net der Eigentümer war.«
»Na, ich weiß net«, meinte Sebastian. »Wenn die beiden man net gemeinsame Sache gemacht haben…«
Max nickte.
»Das vermuten die Kollegen auch. Der Hövermann betreibt mehrere Diskotheken und Gaststätten, und der Siebler hat für ihn gearbeitet. Frag’ mich net was, auf jeden Fall waren es keine sauberen Geschäfte – der Neffe vom alten Hofthaler ist nämlich kein Unbekannter bei der Kripo. Bloß mit der Sägemühle, da will der Hövermann nix mit zu tun gehabt haben. Er habe im guten Glauben gekauft, behauptet er. Es wird schwer sein, ihm das Gegenteil zu beweisen.«
»Na, die Hauptsache ist, daß der Valentin die ganze Aufregung gut überstanden hat«, sagte Pfarrer Trenker. »Und was den Herrn Hövermann angeht – wenn er wirklich was auf’m Kerbholz hat, dann wird er eines Tages schon seine gerechte Strafe erhalten.«
*
Es klingelte an der Haustür, und das Gespräch der beiden Männer wurde unterbrochen, als Sophie Tappert einen Besucher ankündigte. Richard Anzinger betrat hinter ihr die Küche.
»Bleiben S’ nur sitzen«, sagte der Kaufmann während er Sebastian und Max begrüßte. »Ich will auch net lang’ stören.«
Er wandte sich an die Haushälterin.
»Eigentlich gilt mein Besuch ja Ihnen, Frau Tappert.«
Die Perle des Pfarrhaushaltes sah den Mann erstaunt an.
»Mir? Ja, bitt’schön, setzen S’ sich erst einmal.«
Richard nahm Platz und atmete tief durch.
»Also, Sie wissen ja, daß ich das Haus hab’ renovieren lassen, in dem die Maria geboren und aufgewachsen ist. Morgen abend soll nun endlich die Einweihung stattfinden.«
Er machte eine verzweifelte Handbewegung.
»Und nun droht meine schöne Überraschung zu scheitern.«
»Ja, warum denn?« fragte Pfarrer Trenker.
»Ich wollt’ Sie alle einladen, außerdem kommen ein Freund und meine Sekretärin. Aber die Einladung ist net der einzige Grund, warum ich hier bin. Im Hotel haben s’ morgen so viel zu tun, zwei große Feiern, daß die Frau Reisinger net noch Essen außer Haus liefen kann.«
Er sah die drei verzweifelt an.
»Was soll ich denn nur machen? Ich wollt’ Sie, Frau Tappert, fragen, ob Sie net, eventuell…«
Sophies Augen leuchteten auf.
»Sie meinen, ob ich das Essen machen könnt’?«
Sie schaute den Pfarrer an.
»Freilich, wenn Hochwürden nichts dagegen haben…«
»Natürlich net«, schmunzelte Sebastian, der genau wußte, wie sehr seine Haushälterin sich über Richard Anzingers Anfrage freute.
»Mir fällt ein Stein vom Herzen«, bekannte der Kaufmann. »Natürlich werd’ ich die Kosten übernehmen. Aber, was Sie alles einkaufen müssen, wissen S’ natürlich am besten selbst.«
»Da lassen S’ sich mal keine grauen Haare wachsen«, meinte Pfarrer Trenker. »Die Menüplanung ist bei Frau Tappert in den besten Händen.«
»Genau!« bestätigte sein Bruder Max.
»So, nun muß ich mich aber sputen«, sagte Richard. »Maria ist ohnehin schon mißtrauisch, weil ich in den letzten Tagen so oft verschwunden bin. Aber es gibt ja auch soviel zu erledigen. Ich hoff’ nur, daß Maria mir net allzu böse sein wird, wenn ich mich jetzt schon wieder verspäte.«
»Na, spätestens morgen abend wird sie für alles Verständnis haben«, lachte Pfarrer Trenker. »Vielen Dank für die Einladung. Wir freuen uns und kommen natürlich gerne.«
Schmunzelnd schaute er auf Sophie Tappert. Die Haushälterin hatte sich in eine Ecke gesetzt und schrieb schon fleißig auf, was alles einzukaufen war.
*
»Heute abend mußt du dein schönstes Kleid anziehen«, sagte Richard zu Maria, als sie am nächsten Tag beim Mittagessen zusammen saßen.
Die Sängerin sah ihn verwundert an.
»Was ist denn so besonders, heute abend?« erkundigte sie sich.
Der Kaufmann schmunzelte.
»Wart’s ab«, antwortete er nur und widmete sich wieder seinem Essen.
»Nun sag’ schon«, drängte Maria ihn.
Sie konnte mit dem Verhalten des geliebten Mannes überhaupt nichts anfangen. Seit sie hier waren, tat er so geheimnisvoll. Dann schien er offenbar über etwas bekümmert und machte, wenn er sich unbeobachtet glaubte, ein sorgenvolles Gesicht.
Maria befürchtete schon, es könne etwas in seinem Geschäft in München sein, das ihn beunruhigte. Aber das schien es doch nicht zu sein, denn seit zwei Tagen machte er nur Andeutungen und erging sich in Rätseln.
»Richard Anzinger«, sagte die Sängerin eindringlich. »Wenn du mir net sofort sagst, was los ist, dann reise ich auf der Stelle ab.«
Erschrocken ließ er die Gabel fallen.
»Das meinst’ net ernst…«
»O doch! Seit wir hier sind, kenne ich dich net wieder. Und bei der Hütte waren wir auch noch net.«
Richard nahm ihre Hand.
»Da kann ich dich beruhigen. D’roben bei der Hütte ist alles in Ordnung. Ich schlag’ vor, wir ziehen uns nachher um und fahren dann mit dem Wagen hinauf. Am besten noch vor dem Abendessen. Was meinst?«
»Davon red’ ich die ganze Zeit«, antwortete sie und schaute ihn mit einem nicht ganz bös’ gemeinten Blick an.
Richard Anzinger nahm seine Gabel wieder und aß weiter, so, als wäre nichts geschehen.
Hätte Maria geahnt, was sie bei der Hütte erwartete, sie wäre wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen.
Unter der Leitung von Sophie Tappert, waren Ilse Brandner, Max Trenker und Wolfgang Winkler dabei, die Räume mit Lampions und Girlanden zu schmücken. Da noch keine Möbel vorhanden waren, hatte Sepp Reisinger Festzelttische und Bänke zur Verfügung gestellt. Dr. Wiesinger brachte sie mit seinem Wagen auf die Alm.
Und natürlich hatte Pfarrer Trenkers Haushälterin seit dem Vortag gekocht, gegrillt und gebacken, damit die Feier zur Einweihung des Hauses ein voller Erfolg werden konnte.
Richard Anzinger hatte mit den Gästen verabredet, sich mucksmäuschenstill zu verhalten, damit die Überraschung nicht vorher platzte. Jetzt stand er in seinem Zimmer und band sich eine Krawatte um, als es an der Tür klopfte.
»Richard, ich bin soweit«, hörte er Maria rufen und öffnete die Tür.
»Ich auch«, sagte er, während er seine Jacke überzog. »Wir können.«
Draußen war es herrlich mild. Die junge Frau bedauerte, daß sie nicht zu Fuß gingen.
»Na, wer weiß, wie schnell es dunkel wird«, erwiderte Richard und hielt ihr die Tür seines