Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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mit anzusehen, war ihr unerträglich. Rauchend stand sie am offenen Fenster und sann darüber nach, wie sie sich rächen würde.

      Als sie dann spät, sehr spät, ins Bett ging, hatte sie einen Plan gefaßt.

      *

      Max Trenker hatte gleich nach Xavers Anruf seinen Bruder alarmiert. Zusammen fuhren sie zum Ainringer Forst hinaus. Unterwegs erzählte der Gendarm von Hubert Moosbacher und dem abgefahrenen Reifen.

      »Dann scheint der Verdacht ja bestätigt«, sagte der Pfarrer. »Ich frag’ mich nur, warum der Hubert so dumm ist, und gleich wieder Schlingen auslegt.«

      »Er wird’s net alleine sein«, meinte Max. »Wenn ich’s recht überlege, dann müssen es auch neulich schon zwei gewesen sein. So schnell, wie der Wagen wegfuhr – da muß ein zweiter Mann am Steuer gesessen und gewartet haben. Offenbar hab’ ich sie mit meiner freundlichen Art in Sicherheit gewogen.«

      Xaver wartete ungeduldig. Als Max vor dem Forsthaus hielt, stand er schon draußen mit seinem Hund und schritt unablässig auf und ab.

      »Du sollst den Fuß doch noch schonen«, ermahnte der Geistliche ihn.

      »Dafür ist noch Zeit, wenn der Kerl endlich hinter Schloß und Riegel sitzt«, winkte der alte Förster ab. »Vorher werd’ ich gewiß auch net den Pensionsantrag unterschreiben.«

      Ausgerüstet, wie beim ersten Streifengang, machten sie sich auf den Weg. Von der Birkenschonung, die Kathrin Breithammer meinte, führte ein breiter Waldweg bis zu der Landstraße, die nach Engelsbach führte. Von dort gab es eine Querverbindung hinüber nach Waldeck. Aus dieser Richtung mußten der, oder die Täter herauffahren.

      Voller Angst, bereits zu spät zu kommen, trieb Xaver zur Eile an. Sie postierten sich so, daß der Wagen zwar durchfahren konnte, sie den Rückweg aber mit Buschwerk und Stämmen verbarrikadierten. In Abständen von einigen Metern lagen sie auf der Lauer, und ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.

      Mitternacht kam und ging vorüber, schließlich, die erste, zweite und dritte Stunde des neuen Tages. Aber von Wilddieben war nichts zu sehen. Schon überlegten sie, ihre Wache abzubrechen, als fernes Motorengeräusch sie aufhorchen ließ. Gleichzeitig ruckte Brutus auf, der auf dem Waldboden gelegen und scheinbar geschlafen hatte. Er stellte die Ohren auf und ließ ein leises Knurren vernehmen. Im Osten graute schon langsam der Morgen.

      »Sie kommen«, rief Xaver den beiden anderen zu.

      Pfarrer Trenker richtete sich in seinem Versteck auf und gab zu verstehen, daß er es gehört hatte. Ebenso Max. Der Gendarm hatte sich unter einem tief hängenden Busch verkrochen.

      An ihm mußte der Wagen zuerst vorbei. Dann würde er den Weg versperren.

      Wenig später wurde der Motorenlärm lauter, und kurz darauf sahen sie die Lichtkegel der Scheinwerfer. Bis zur Birkenschonung war es etwa noch einen Kilometer. Das Auto fuhr an Max’ Versteck vorbei. Der Beamte wartete ein paar Sekunden und begann dann in Windeseile, den Weg mit Sträuchern und Astwerk zu verbarrikadieren. Der oder die Wilddiebe bekamen davon nichts mit, weil der Weg eine leichte Kurve beschrieb.

      Der Fahrer des Wagens, es war das Fahrzeug, das Hubert Moosbacher gehörte, hielt an und wendete auf dem breiten Weg. Dann stellte er den Motor ab, und eine Autotür klappte.

      Gespannt warteten Sebastian und Xaver auf die dunkle Gestalt, die sich langsam näherte. Sie ließen sie passieren und richteten sich dann auf. Pfarrer Trenker hatte einen Handscheinwerfer aus seinem Rucksack genommen und ließ ihn aufflammen.

      »Rühr’ dich net’ Bursche, sonst drück’ ich ab!« schrie Xaver Anreuther.

      Er hatte auf den Dunkelgekleideten angelegt. Der Mann schrak zusammen und blieb stehen.

      »Jetzt dreh’ dich langsam um!« befahl der Förster. »Und nimm die Kapuze ab.«

      Der Mann tat, wie ihm geheißen. Langsam glitt die Kapuze von seinem Kopf. Im Licht des Scheinwerfers erkannten sie Willi Moosbacher.

      »Na, da wird der Sohn net weit sein«, sagte Xaver.

      Sebastian schaute nach seinem Bruder. Max näherte sich langsam dem Geländewagen. Wahrscheinlich saß Hubert am Steuer und wartete auf seinen Vater.

      Der Gendarm riß die Tür auf. Hubert Moosbacher schreckte hoch. Offenbar war er vor Müdigkeit eingenickt und hatte von der Verhaftung seines Vaters gar nichts mitbekommen.

      »Das ist keine Verkehrskontrolle«, meinte der Polizeibeamte trocken. »Du bist vorläufig festgenommen.«

      Xaver und der Pfarrer brachten Willi Moosbacher zum Auto. Der Alte war völlig durcheinander. Er und sein Sohn mußten sich ihrer Sache wirklich sehr sicher gewesen sein, und überhaupt nicht mit der Möglichkeit gerechnet haben, daß schon jemand auf sie wartete.

      Bei der Durchsuchung des Geländewagens fanden sie, neben etlichen Drahtschlingen, die als Beweis schon ausgereicht hätten, auch zwei tote Rehe. Die Tiere waren eindeutig Opfer der fürchterlichen Fallen geworden, wie man an den Wunden unschwer erkennen konnte.

      Damit war die Schuld der beiden Männer eindeutig erwiesen.

      Xaver Anreuther sah Vater und Sohn lange an.

      »Nun wirst bald deinem Spezi im Gefängnis Gesellschaft leisten können«, meinte er zu Willi Moosbacher, nachdem Max ihnen Handschellen angelegt hatte.

      *

      Früher, als sie es gewöhnt war, stand Gloria von Haiden auf und kleidete sich an. Sie frühstückte sehr schnell und vertiefte sich dann in die Morgenzeitung. Als Bert Fortmann das Frühstückszimmer betrat, nahm er sie unter all den anderen Gästen nicht wahr.

      Gloria wartete ab, bis der Anwalt sich am Büffet bedient hatte, dann verließ sie schnell den Raum und ging hinaus auf die Straße. Ihr Ziel war die Pension Rathmacher. Wenn ihr Plan gelingen sollte, dann mußte sie diese fremde Frau noch vor Bert treffen. Wenn sie ihr das sagte, was sie sich überlegt hatte, dann würden Bert und die Frau sich niemals wiedersehen.

      Kurz nach zehn Uhr öffnete sich die Tür, und Berts neue Freundin trat auf die Straße. Gloria, die gegenüber gewartet hatte, lief auf die andere Seite und stellte sich der anderen in den Weg.

      »Guten Morgen«, grüßte sie freundlich. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so einfach anspreche, aber Sie sind doch mit Bert befreundet, nicht wahr? Bert Fortmann.«

      Verena durchfuhr ein siedendheißer Blutstrom. Warum fragte diese Frau sie nach Bert?

      »Ja. Warum? Ist etwas mit ihm?« fragte sie aufgeregt.

      »Wie? Nein, nein«, winkte die Frau ab. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wahrscheinlich sitzt er gerade beim Frühstück. Da saß er jedenfalls eben noch, als ich ihn verließ.«

      Die Lehrerin stutzte.

      »Sie haben mit Bert gefrühstückt? Frau…«

      Gloria lächelte.

      »Mein Name ist Heide Laurenz«, antwortete sie. »Ja, ich habe mit ihm gefrühstückt. Ich bin mit Herrn Fortmann verlobt.«

      Verenas Herz krampfte sich zusammen. Sie glaube, sich verhört zu haben.

      »Verlobt…?« sagte sie ungläubig.

      Gloria nahm ihren Arm und zog sie an die Seite. Dabei schaute sie beinahe freundschaftlich. Sie bemerkte den Schock, den ihre Worte ausgelöst hatten.

      »Sehen Sie, Frau…«

      »Berger.«

      »Frau Berger, Sie dürfen die Sache nicht so tragisch sehen. Es ist so, Bert hat manchmal eine Art, da kann eine Frau schlecht nein sagen. Sie sind nicht die erste, der das passiert. Und hinterher kann ich die Sache wieder ausbügeln. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich gleich mitgefahren wäre. Aber es gab da noch eine geschäftliche Angelegenheit, durch die ich aufgehalten wurde…«

      Verena schien alles wie durch einen dicken Wattebausch wahrzunehmen.

      »Sie


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