Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Geschmack hatte Bert, das mußte man ihm lassen. Wo, fragte Gloria sich, hatte er diese Frau bloß kennengelernt? Aus Neuburg war sie sicher nicht. So groß war die Stadt auch wieder nicht, daß die Fremde Gloria nicht aufgefallen wäre. Allerdings gab es gewisse Kreise, in denen diese Frau, im Gegensatz zu Gloria, bestimmt nicht verkehrte.

      Egal. Sie würde es schon noch herausbekommen.

      Die Haustochter kam und nahm die Bestellung auf. Gloria wählte ein leichtes Gericht, und ein Mineralwasser. Dann beugte sie sich vor, und schob diskret einen Geldschein über den Tisch. Dabei winkte sie das junge Madel vertraulich zu sich heran.

      »Sagen Sie bitte, die junge Frau dort an dem Tisch in der Ecke, ich bin mir nicht sicher, ob ich sie kenne«, sagte sie. »Aber ich könnte schwören, daß es Heide Laurenz ist, eine alte Schulkameradin. Kennen Sie die Dame?«

      Das Madel hatte zu dem Tisch hinübergeschaut, an dem Verena und Bert saßen, die immer noch nur füreinander Augen hatten.

      »Ich weiß net, gnädige Frau«, antwortete die Haustochter. »Ich hab’ sie noch nie hier gesehen. Aber ich werd’ mich gern’ erkundigen.«

      »Tun Sie das«, nickte Gloria und lehnte sich zurück.

      Der Geldschein war nicht unbeträchtlich gewesen, bestimmt würde sie gleich eine Antwort auf ihre Frage bekommen.

      Schon nach kurzer Zeit kam das Madel und brachte das Mineralwasser.

      »Tut mir leid, gnädige Frau. Die Dame ist unbekannt im Hotel. Man weiß nur, daß es sich um einen Gast von Herrn Fortmann handelt, die Dame wohnt aber net bei uns.«

      Daß sie mehr als nur ein Gast war, hatte Gloria auf den ersten Blick gesehen. Es war schade. Sie hatte sich mehr von der Investition ihres Geldscheines erhofft. Nun mußte sie sehen, daß sie auf anderem Wege an ihre Information kam.

      *

      Der Abend zog sich länger hin, als es Glorias Geduld ertrug. Endlich, es war nicht mehr lange bis Mitternacht, machte Bert Fortmann dem Ober ein Zeichen und verlangte nach der Rechnung. Gloria war auf diesen Moment vorbereitet und hatte bereits gezahlt. Sie erhob sich und ging schnell zum Ausgang. Bestimmt würde Bert, der Kavalier, die Dame nicht alleine nach Hause gehen lassen. Egal, wo das war, Gloria von Haiden würde ihnen folgen. Schnell lief sie auf ihr Zimmer, wechselte die Kleidung und zog flache Schuhe mit einer Gummisohle an.

      Draußen überquerte sie die Straße und stellte sich in den Schatten eines Hauses. In der Dunkelheit würde man sie von der anderen Straßenseite aus nicht sehen können. Sie aber hatte den erleuchteten Hoteleingang im Blick. Sie brauchte auch nicht lange zu warten, bis Bert und die Unbekannte herauskamen. Die Frau hakte sich bei dem Anwalt ein, und langsam schritten sie die Straße hinunter. Gloria folgte ihnen unauffällig. Sie beglückwünschte sich zu ihrem Entschluß, sich umgezogen zu haben. Ihr Kleid wäre nicht nur zu teuer, für diese Unternehmung gewesen, sondern auch zu unpraktisch. Außerdem hätte das Klappern der hohen Absätze ihrer Schuhe sie längst verraten. So aber ahnten die beiden vor ihr nichts von der Verfolgerin.

      Verena kam sich immer noch wie in einem Traum gefangen vor. Leicht und beschwingt ging sie an Berts Seite und schaute ihn immer wieder verliebt an.

      »Ich kann’s noch immer net glauben«, lachte sie leise.

      »Was meinst du?« fragte Bert amüsiert.

      »Daß ich den Mann liebe, der meine heißgeliebte Ente so beleidigt hat.«

      »Was hab’ ich getan? Deine Ente beleidigt? Niemals!«

      »Doch, das hast du getan. Du hast gesagt, sie gehöre auf den Schrottplatz, jawohl. Streite es nicht ab, sonst haben wir gleich hier unseren ersten Krach!«

      Bert lachte.

      »Du hast recht«, gab er zu. »Ich entschuldige mich bei dir und deiner Ente.«

      Er gab ihr einen Kuß.

      »Außerdem glaub’ ich, daß du einen kleinen Schwips hast. Es wird höchste Zeit, daß du ins Bett kommst.«

      »Ich einen Schwips?« fragte sie in gespielter Empörung. »Ich kann immer noch geradeaus gehen. Hier, sieh’ selbst!«

      Sie machte einen Schritt nach vorn und rutschte mit dem rechten Fuß von der Bordsteinkante. Bert griff zu und verhinderte, daß sie stürzte.

      »Hoppla«, sagte Verena und schmunzelte. »Ich glaub’, du hast recht. Ich muß ins Bett.«

      »Naja, wir sind ja schon da.«

      Verena suchte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel, und Bert übernahm es, die Tür aufzusperren.

      »Schlaf schön, mein Herz«, sagte er. »Es war ein wunderschöner Abend.«

      Natürlich war Verena längst nicht so beschwipst, wie sie getan hatte. Mit liebevollem Blick sah sie ihn an und bot ihm ihren Mund dar.

      »Bis morgen«, hauchte sie zum Abschied und schloß die Tür.

      Bert stand noch einen Moment vor dem Haus, dann drehte er sich um und ging langsam zum Hotel zurück. Als er die Hälfte des Weges hinter sich hatte, trat aus der Dunkelheit eine Gestalt auf ihn zu.

      Gloria von Haiden war, als sie wußte, in welchem Haus die Frau wohnte, leise zurückgeschlichen. Eine Pension also. Sie durchschaute die Zusammenhänge nicht, nahm aber an, daß die beiden sich hier in St. Johann kennengelernt hatten. Offenbar war es sehr schnell mit ihnen gegangen. Bei ihr, Gloria, hatte es wesentlich länger gedauert, bis Bert anbiß.

      Sie stellte sich an die Ecke eines Hauses und wartete ab. Bald darauf hörte sie Berts Schritte. Als sie seinen Schatten sah, der von der Straßenlaterne auf das Pflaster geworfen wurde, stellte sie sich ihm in den Weg.

      »Du?«

      Bert war von ihrem Anblick völlig überrascht. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht, daß ihm hier Gloria von Haiden über den Weg laufen würde.

      »Was machst du denn hier?« fragte er, nachdem er sich von der Überraschung erholt hatte.

      Gloria machte ein leidendes Gesicht. Da die Straße nur spärlich bleuchtet wurde, konnte Bert nicht erkennen, ob es gespielt war, oder ob sie wirklich litt.

      »Ich… ich brauche deine Hilfe, Bert«, flüsterte sie beinahe. »Bitte, du mußt mir helfen!«

      Dabei klammerte sie sich an seinen Arm.

      Mit einer unwirschen Bewegung schüttelte der Anwalt sie ab.

      »Du hast vielleicht Nerven«, sagte er. »Nach allem, was du mir angetan hast, kommst du hierher und bittest mich um Hilfe? Woher weißt du überhaupt, daß ich hier bin?«

      »Hans… er hat mir…«

      »Natürlich, ich hätt’s mir denken können«, unterbrach er sie.

      Hans Willert – war er also auch ihren Reizen erlegen. Nicht nur, daß er ihre Verteidigung übernommen hatte, auch den Freund und Kollegen verriet er.

      »Du hast doch einen guten Anwalt«, sagte er sarkastisch. »Was willst du da von mir?«

      »Bert, bitte, du weißt es doch am besten. Ohne deine richtige Aussage komme ich ins Gefängnis. Bert, das halte ich nicht aus! Es war jetzt schon so schlimm.«

      Mit einer theatralischen Bewegung schlug sie die Hände vors Gesicht. Bert Fortmann, der jetzt ahnte, was sie von ihm wollte, schaute mit versteinerter Miene zu.

      »Falsch, Gloria, mit meiner richtigen Aussage kommst du ins Gefängnis. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß ich von dem, was ich vor der Staatsanwaltschaft ausgesagt habe, auch nur einen Millimeter abweiche. Was bist du bloß für ein Mensch? Du hast mich belogen und hintergangen, hast mit meinem guten Namen schmutzige Geschäfte gemacht, und erwartest jetzt von mir, daß ich dich vor der gerechten Strafe bewahre? Du forderst, daß ich für dich lüge, vielleicht sogar einen Meineid schwöre und es riskiere, meine Zulassung als Anwalt zu verlieren?«

      Er lachte auf.

      »Gloria,


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