Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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daß sie erst einmal faul herumliegen und sich sonnen wollte. Vielleicht würde sie an einem der nächsten Tage in den Bergen wandern.

      »Aber am Samstag gehst’ mit zum Tanz’ beim Löwenwirt«, bestimmte Tobias. »Diesmal aber drinnen.«

      Verena lachte. Sie erinnerte sich, wie sie und Tobi früher, oft waren noch andere Kinder dabei gewesen, draußen vor dem Eingang zum Saal gestanden waren und der Musik zugehört hatten.

      »Gibt’s den Tanzabend denn immer noch?« fragte sie.

      »Na freilich«, gab er zurück. »Das ist schließlich das kulturelle Ereignis in Sankt Johann – einmal die Woch’.«

      »Red’ net so abfällig, über den Tanzabend«, ermahnte seine Mutter ihn. »Schließlich wird damit eine Tradition bewahrt, und du hast immerhin auf einem der Abende die Sonja kennengelernt.«

      »Was, du hast eine Freundin?« erkundigte Verena sich neugierig. »Erzähl’ doch mal. Wer ist sie denn?«

      »Naja«, schmunzelte Tobias Rathmacher ein wenig verlegen. »Die Sonja Ruhlinger, die Tochter von unserem Metzger. Ich glaub’, du kennst du noch von früher.«

      Die Lehrerin versuchte, sich zu erinnern. Zehn Jahre waren eine lange Zeit, da konnte man schon mal ein Gesicht vergessen.

      »Wenn ich sie wiederseh’, kenn’ ich sie bestimmt«, meinte Verena. »Natürlich komm’ ich mit zum Löwenwirt. Danke, für die Einladung.«

      »Da net für«, grinste Tobias. »Das gehört zum Service des Hauses, daß wir uns um unsere weiblichen Gäste kümmern, wenn sie allein’ reisen.«

      Seine Mutter gab ihm eine spielerische Kopfnuß.

      »Laß das mal net die Sonja hören«, sagte sie, während sie mit dem Zeigefinger drohte. »Und jetzt sieh zu, daß du zur Arbeit kommst. Deine Mittagspause ist längst um.«

      »Ach, das macht nichts, wenn ich ein biss’l später komm’«, meinte er unbekümmert. »Der Meister weiß, was er an mir hat.«

      Schließlich bequemte er sich aber doch, aufzustehen.

      »Pfüat euch«, sagte er zum Abschied. »Der beste Mechaniker von Sankt Johann geht wieder ans Werk.«

      Dabei hob er stolz den Kopf und drehte ihn in alle Richtungen.

      »Dieser Lauser«, schimpfte seine Mutter, als er zur Tür hinaus war. »Das Schlimme ist, daß er recht hat. Der Meister läßt ihm mehr durchgehen, als es gut ist. Er weiß wirklich, was er am Tobias hat.«

      Dabei schwang ein bißchen Stolz in ihren Worten mit.

      *

      Sebastian Trenker schob den leeren Teller von sich. Sein Bruder hingegen, langte noch einmal tüchtig zu. Der Geistliche sah es mit einem Schmunzeln. Er fragte sich, wo Max das alles ließ. Man sah dem Polizeibeamten keineswegs an, was er so verdrücken konnte.

      »Hast’ was vom Förster gehört?« erkundigte sich Max zwischen zwei Happen.

      »Ich hab’ mit dem Doktor gesprochen«, antwortete Sebastian. »Xaver wird ein paar Tag’ stramm liegen müssen. Ich werd’ nachher zu ihm rausfahren und schauen, wie’s ihm geht. Vielleicht braucht er das eine oder andere.«

      »Das ist gut«, nickte Max. »Ich werd’ nämlich kaum vorm Abend bei ihm sein können. Heut’ nachmittag will ich nach Waldreck ’rüber. Dem alten Spezi vom Breithammer ein biss’l auf den Zahn fühlen.«

      Er erzählte von Xaver Anreuthers Verdacht, der Moosbacher könne etwas mit den Wilddiebereien zu tun haben.

      »Weiß man eigentlich etwas über die Tochter vom alten Breithammer?« fragte der Pfarrer.

      »Also, ich weiß nix«, gab sein Bruder zurück. »Seit dem Prozeß damals, gegen ihren Vater, hab’ ich sie net mehr gesehen.«

      »Ich auch net«, meinte Sebastian. »Ob sie wohl immer noch in der Hütte lebt? So ganz alleine.«

      »Ich könnt’ ja mal nachschauen, wenn ich beim Xaver war«, schlug Max vor.

      »Gut«, nickte Sebastian. »Auf Streife willst aber net, in der Nacht.«

      »Ich glaub’ net, daß es viel Zweck hat«, schüttelte der jüngere den Kopf. »Der Bursche ist erst einmal gewarnt. Mal sehen, was bei meinem Besuch beim Moosbacher-Willi herauskommt. Leider waren die Reifenspuren von gestern unbrauchbar. Sonst hätten die uns vielleicht weitergeholfen.«

      Sophie Tappert hatte bisher schweigend zugehört.

      »Es ist wirklich schad’, daß das Madel mit solch einem Vater geschlagen ist«, ließ die Haushälterin sich jetzt vernehmen. »Die Kathrin ist eine bildhübsche Frau und hätte sicher etwas Besseres verdient, als in einer Waldhütte zu hausen.«

      »So, bildhübsch ist sie«, sagte Max schmunzelnd. »Stimmt, das hatte ich ja ganz vergessen.«

      Sophie Tapperts Augen schossen Blitze auf ihn ab.

      »Max Trenker, kommen S’ net auf dumme Gedanken«, sagte sie mit strengem Blick.

      Pfarrer Trenker lachte, während Max entrüstet tat.

      »Ich? Frau Tappert – wo werd’ ich? Sie kennen mich doch.«

      »Eben«, nickte die Haushälterin. »Eben!«

      *

      Wilhelm Moosbacher hauste auf einem heruntergekommenen Bauernhof kurz vor Waldeck. Max Trenker glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, als er den Dienstwagen durch die Einfahrt lenkte. Vor der großen Scheune hielt er an. Das Gebäude machte den Eindruck, als würde es beim nächsten Sturm zusammenfallen. Überall stapelte sich Schrott und Sperrmüll. Zwei alte Traktoren rosteten vor sich hin. Ebenso eine Egge und ein Pflug. Dem ehemals schmucken Bauernhaus fehlte eine ganze Anzahl Schindeln auf dem Dach. Statt dessen war das Loch darunter mit einer Plane abgedeckt. Die Wände hätten einen neuen Anstrich bitter nötig gehabt.

      Der Polizist stieg aus und setzte seine Dienstmütze auf. In einem der ungeputzten Fenster sah er den Kopf einer Frau. Mißtrauisch schaute sie den Beamten an. Max klopfte an die Haustür und wartete ab. Nach einer guten Weile klopfte er ein zweites Mal, erst dann wurde die Tür geöffnet. Ein kleiner, untersetzter Mann sah heraus. Er war unrasiert, Hemd und Hose zerschlissen.

      »Was gibt’s?« fragte er mürrisch.

      »Pfüat dich, Moosbacher«, sagte Max Trenker. »Ich war g’rad in der Nähe und wollt’ halt einmal vorbeischauen.«

      »Nur so? Das glaub’ ich net.«

      »Heißt das, daß die Kollegen immer einen Grund haben, wenn sie dich aufsuchen?«

      »Sag’, was von mir willst«, raunzte der Bauer statt einer Antwort. »Und wenn’s nix Offizielles ist, dann schleich dich wieder!«

      »Nun sei mal net so unfreundlich«, sagte Max in einem schärferen Ton. »Sonst nehm’ ich dich gleich mit aufs Revier. Ich ermittel in einem Fall von Wilderei, und hab’ da ein paar Fragen an dich. Die kannst mir gleich hier beantworten, oder du gehst mit, wenn’s dir lieber ist.«

      »Wilderei?« rief der Moosbacher erregt. »Was hab’ ich mit Wilderei zu schaffen?«

      Dabei flackerten seine Augen, der Blick wurde unstet und huschte hin und her. Dazu schluckte er nervös.

      »Um das herauszufinden, bin ich ja hier. Wo warst’ denn gestern abend, zwischen einundzwanzig Uhr und Mitternacht.«

      »Wo soll ich g’wesen sein? Hier war ich.«

      »Gibt es irgendwelche Zeugen?«

      »Frag’ meine Frau, wenn’s net glaubst.«

      Max ließ sich nicht anmerken, was er dachte. Es hatte wenig Zweck, die Frau zu befragen. Sie würde die Aussage ihres Mannes stützen. Statt dessen sah er sich auf dem Hof um. Vor einem Schuppen lag eine Rolle Draht, wie sie für Hühnerställe verwendet wurden. Die von Xaver Anreuther sichergestellten


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