Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Lehrerin erkannte.

      »Herzlich willkommen, Frau Berger«, sagte Sie. »Schön, Sie wiederzusehen.«

      »Grüß’ Gott, Frau Rathmacher«, lachte auch Verena und reichte ihr die Hand. »Ich freu’ mich auch.«

      »Kommen S’, ich nehm’ Ihre Koffer. Wo die Zimmer sind, wissen S’ doch bestimmt noch. Gehen S’ ruhig schon vor. Ihr Schlüssel steckt natürlich auf der Sieben.«

      Verena durchquerte den langen Flur, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. Die Fremdenzimmer lagen alle in der ersten und zweiten Etage. Verena war sofort wieder alles vertraut – die helle Holztäfelung, die Bilder an den Wänden, und die Geweihe der erlegten Hirsche und Rehe, vor denen sie als Kind immer Angst gehabt hatte. Sie schmunzelte in Erinnerung daran, als sie die Treppe hochging. Das Zimmer war dasselbe, in dem sie früher gewohnt hatte, nur die Einrichtung war modernisiert worden. Das Doppelzimmer, das die Eltern damals gehabt hatten, lag auf dem Flur gegenüber.

      Die Pensionswirtin stellte die Koffer ab.

      »Ist’s recht so?« erkundigte sie sich.

      Verena nickte.

      »Ja, danke. Es ist alles wunderbar. Schön, daß es mein altes Zimmer ist.«

      »Ich hab’s extra freigehalten, als Sie anriefen«, sagte sie. »Und wenn S’ sich ein biss’l eingerichtet haben, dann kommen S’ herunter. Ich hab’ Kaffee gekocht, und frisches Rosinenbrot gibt’s auch dazu.«

      »Mit Almbutter und der guten Erdbeermarmelade?« fragte Verena begeistert. »Machen S’ die noch immer selber?«

      »Freilich«, antwortete Christel Rathmacher stolz.

      »Dann bin ich in fünf Minuten bei Ihnen.«

      *

      Max Trenker lenkte seinen Dienstwagen langsam über den Weg, der durch den Ainringer Wald führte. Sein Ziel war das Forsthaus, das am südlichen Ende lag, zwischen einem Gehölz alter Kiefern, die wohl noch in diesem Jahr zum Schlagen freigegeben wurden, und dem Anfang einer weit hinauf reichenden Almwiese. Es war vor mehr als hundert Jahren errichtet worden, und im Laufe der Zeit hatten die jeweiligen Bewohner immer mal wieder etwas angebaut und das Haus so vergrößert. Inzwischen gab es dort sogar einen Tagungssaal, in dem angehende Forstgehilfen auf ihren Beruf im theoretischen und praktischen Unterricht vorbereitet wurden. Dies geschah dreimal im Jahr in einem Block von jeweils sechs Wochen, und außer Xaver Anreuther, der für die Praxis zuständig war, kam ein Lehrer von der Fachschule in der Kreisstadt dazu, der den theoretischen Teil übernahm.

      Nun würde Xaver in einigen Wochen in Pension gehen. Bestimmt wird ihm der Abschied von seinem Wald nicht leicht fallen, dachte Max, als er vor dem Forsthaus hielt und ausstieg. Und schon gar nicht, wenn er wußte, daß sich da immer noch ein gemeiner Wilddieb im Revier herumtrieb.

      Brutus, Xavers Hund, lag vor der Haustür in der Sonne und döste vor sich hin. Er hatte nur einmal kurz den Kopf gehoben, als der Polizeiwagen durch das offene Tor fuhr. Er kannte das Fahrzeug und wußte, wer der Besucher war. Max kraulte ihn hinter den Ohren und ging dann die drei Stufen zur Tür hinauf.

      Die wurde im selben Moment geöffnete. Xaver Anreuther stand auf der Schwelle.

      »Ich hab’ dich kommen sehen«, begrüßte der den Beamten. »Magst’ einen Kaffee mittrinken? Ich hab’ grad’ welchen frisch gebrüht.«

      »Da sag’ ich net nein«, nickte Max.

      Xaver deutete auf den Tisch und die Bank vor dem Haus.

      »Hock’ dich schon mal hin. Ich hol’ den Kaffee.«

      Max Trenker nahm seine Dienstmütze ab und setzte sich. Der Förster kam kurz darauf zurück. Er trug ein Tablett mit Kaffeekanne, Tassen, Milch und Zucker darauf. Xaver stellte es auf den Tisch und schenkte ein.

      »Den Kaffee könnt’ keine Hausfrau besser machen«, lobte Max, nachdem er den ersten Schluck getrunken hatte.

      »Darum kommt mir ja auch keine ins Haus«, grinste Xaver und zog seinen Tabaksbeutel.

      Gemählich stopfte er die Pfeife und entzündete sie. Dann blies er grauweiße Rauchwolken in die Luft.

      »Sebastian hat von deinem Fund berichtet«, begann der Polizeibeamte das Gespräch. »Eine ziemlich böse Geschichte.«

      »Ich hoff’, daß ich den Schuft bald fassen kann«, meinte der Förster grimmig. »Der Kerl gehört hinter Schloß und Riegel. Und ich geh’ net eher in Pension, bis ich ihn hab’.«

      »Auf jeden Fall werden Sebastian und ich dir helfen. Heut’ auf die Nacht, geh’ ich mit Streife. Morgen dann mein Bruder. Es wäre doch gelacht, wenn wir den Lumpenhund net schnappen täten! Hast du schon einen bestimmten Verdacht?«

      Xaver wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her.

      »Vom Breithammer hat der Pfarrer ja wohl auch erzählt«, meinte er. »Aber der scheidet ja aus. Der Moosbacher-Willi fällt mir noch ein. Er wohnt drüben in Waldeck. Früher hat er oft mit dem Breithammer unter einer Decke gesteckt, war sein einziger Spezi. Jetzt hab’ ich lang’ nix mehr von ihm g’hört.«

      »Kann vielleicht net schaden, wenn ich mal ’rüberfahre und ihn mir vorknöpf«, schlug Max vor. »Natürlich wird er abstreiten, etwas mit den Fallen zu tun zu haben. Aber vielleicht wird er auch ein bissl nervös, wenn er der Wilddieb ist und merkt, daß wir bei ihm nachforschen.«

      »Eine gute Idee«, stimmte Xaver Anreuther zu. »Zumindest weiß er dann, daß wir ein Aug’ auf ihn haben.«

      Sie besprachen ihr weiteres Vorgehen, Und Max versicherte, rechtzeitig, vor Einbruch der Dunkelheit, wieder am Forsthaus zu sein. Vorher würde es keinen Zweck haben, den Streifengang zu beginnen. Wilddiebe waren lichtscheues Gesindel. Sie kamen in der Nacht, wenn ehrbare Leute schliefen.

      Der Polizeibeamte verabschiedete sich und stieg in seinen Wagen. Der Förster sah ihm nach, bis er verschwunden war, dann ging er ins Haus zurück. Er war gespannt, auf die nächtliche Pirsch, die heute einem ganz besonderen Wild galt.

      Einem gemeinen Tierquäler!

      *

      Bert Fortmann hatte sein Zimmer im Hotel »Zum Löwen« bezogen. Der Rechtsanwalt war mit dem gebotenen Komfort zufrieden, und als er am weit geöffneten Fenster stand und in der Ferne das malerische Panorama der Berge sah, fühlte er sich schon wesentlich entspannter. Ein ungeheurer Druck war von ihm abgefallen, seit er Neuburg hinter sich gelassen hatte und damit auch Gloria von Haiden.

      Einige Male noch hatte am Abend das Telefon geklingelt, bis Bert endlich den Stecker aus der Buchse zog. Dann war Ruhe. Erst unmittelbar vor seiner Abreise hatte er das Telefon wieder angeschlossen, und den Anrufbeantworter eingeschaltet.

      Doch jetzt wollte er erst einmal seinen Urlaub genießen und keinen Gedanken mehr an die Kanzlei oder Gloria verschwenden. Außer seinem Sozius wußte niemand, wo er sich aufhielt, und der hatte versprochen, nur im Hotel anzurufen, wenn es wirklich nicht anders ging. Doch es war eher unwahrscheinlich, daß solch ein Notfall eintrat.

      Bert erfrischte sich von der Reise und zog sich um. Dann ging er hinunter und setzte sich auf die Sonnenterrasse des Hotels. Bei einer der freundlichen Serviererinnen bestellte er ein kühles Weißbier und blätterte nebenbei in einer Zeitung, die er auf der Fahrt hierher gekauft hatte. Allerdings stand nicht viel Neues darin, so daß er sie schon bald aus der Hand legte und sich umschaute. Die acht Tische auf der Terrasse waren beinahe alle besetzt. Offenbar war das Hotel gut belegt. Der Ort war offenbar ein Anziehungspunkt für Besucher und Gäste, die die Ruhe und Beschaulichkeit suchten. Wie hatte die junge Dame, der er behilflich gewesen war, noch gleich gesagt?

      »In St. Johann hatte man das Ursprüngliche bewahrt.«

      So war es in der Tat. In dem Hausprospekt, der auf allen

      Tischen auslag, stand Ähnliches zu lesen. Dazu gab es Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und lohnenswerte Ausflusgziele in der näheren Umgebung. Bert, der ein ausgesprochener Feinschmecker war, interessierte


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