Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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bis zum Hals hinauf. Sie stand auf und ging im Zimmer hin und her.

      Über dem Waschbecken, in der Ecke, hing ein Spiegel. Sie schaute hinein, sah ihr Spiegelbild, die leichte Röte, die ihr Gesicht überzogen hatte.

      Dabei kreisten ihre Gedanken nur um ihn.

      So mußte sie wohl sein, die große, wahre Liebe. Lange hatte es gedauert, doch nun hatte Verena sie kennengelernt. Sie kam sich vor, als schwebe sie auf einer Wolke.

      Christel Rathmachers Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Tobias war heimgekommen. Schnell fuhr Verena sich über das Gesicht, zupfte die Haare zurecht. Sah man es ihr an?

      Beschwingt lief sie die Treppe hinunter und begrüßte den alten Freund. Tobias Rathmacher, er war einundzwanzig Jahre alt, freute sich Verena wiederzusehen. Natürlich war er sofort bereit, zusammen mit ihr den Wagen abzuholen.

      »Wirst’ schon sehen, gleich nach dem Abendbrot mache ich mich d’ran«, sagte der Blondschopf. »Wenn’s nix Gravierendes ist, dann läuft sie morgen wieder, deine Ente.«

      Die Lehrerin umarmte ihn.

      »Mensch, Tobi, das wäre toll.«

      »Laß’ mich nur machen«, winkte er ab. »Jetzt fahren wir erstmal los und schleppen das Auto ab.«

      *

      Die Abenddämmerung hatte gerade eingesetzt, als Max Trenker wieder beim Forsthaus eintraf. Xaver Anreuther erwartete ihn schon. Max hatte seine Uniform gegen bequeme Freizeitkleidung eingetauscht, die auch einem nächtlich Waldspaziergang gewachsen war. Der Gendarm übernahm es, den Rucksack zu tragen, den der Förster zu seinen Füßen stehen hatte. Darin befanden sich ein paar belegte Brote, sowie eine Thermoskanne mit heißem Kaffee und zwei Bechern. Xaver trug sein Gewehr an einem Riemen über der Schulter. Max hingegen hatte auf seine Dienstwaffe verzichtet. Es genügte ihm, wenn der Förster bewaffnet war und dadurch dem Wilddieb Respekt einflößte. Er selber war ein viel zu friedfertiger Mensch und gebrauchte seine Waffe wirklich nur im äußersten Notfall.

      Statt der Pistole, hatte er eine Taschenflasche Enzian an seinen Gürtel gehängt. Der Schnaps würde schön wärmen, denn die Nächte waren doch schon empfindlich kalt.

      »Ich denk’, wir gehen die erste Runde zu der Stelle, wo ich die Schlingen g’funden hab’«, schlug Xaver Anreuther vor.

      Max Trenker war einverstanden. Zwar war es unwahrscheinlich, daß der Wilderer schon so früh am Abend auftauchte, aber man wußte ja nie!

      Langsam machten sie sich auf den Weg. Xaver ließ Brutus frei herumlaufen. Der Hund gehorchte ihm aufs Wort. Während sie durch den abendlichen Wald gingen, unterhielten sie sich mit gedämpften Stimmen. Sollte sich wirklich ein Unbefugter hier herumtreiben, so sollte er nicht zu früh gewarnt werden.

      Über einen Waldweg ging es bis nahe an eine Kieferschonung. Hier hatte der Förster die meisten Drahtschlingen gefunden, was besonders verheerend war. Schonungen wurden bevorzugt von Wildtieren genutzt, um dort ihre Jungen zu verstecken. Ahnungslose Kitze wurden so ein leichtes Opfer der hinterhältigen Schlingen.

      Die beiden Männer suchten sorgfältig den Boden ab. Aber es gab weder Hinweise darauf, daß neue Schlingen ausgelegt waren, noch daß der Übeltäter seine alten kontrolliert hatte. Zwar gab es Reifenspuren, doch nicht mehr so gut erhalten, als daß man sie hätte mit Gips ausgießen und für einen Vergleich heranziehen können.

      Inzwischen war es schon fast dunkel geworden. Xaver deutete auf einen Hochsitz, der in einiger Entfernung stand.

      »Von dort oben können wir den Weg bis zur Kreuzung überblicken«, sagte er.

      Sie gingen hinüber und kletterten die Leiter hinauf. Brutus legte sich an die unterste Sprosse und sah seinem Herrn hinterher.

      »Bist ein braver Kerl«, rief Xaver Anreuther leise hinunter. »Paß gut auf!«

      Brutus spitzte die Ohren und schaute aufmerksam hin und her. Schließlich legte er seinen Kopf auf die Vorderpfoten und schloß die Augen. Allerdings schlief er nicht. Die zuckenden Ohren zeigten an, daß er jedes Geräusch wahrnahm. Sollte er wirklich Schritte vernehmen, so würde er sofort hellwach sein und ein leises Knurren von sich geben.

      *

      Die beiden Männer hatten sich auf dem Hochsitz häuslich eingerichtet. Xaver hatte Brote und Kaffee ausgepackt, und während sie es sich schmecken ließen, unterhielten sie sich leise.

      »Was wirst’ machen, wenn du in Pension gehst?« erkundigte sich Max.

      Der Förster biß von seinem Brot ab und trank einen Schluck.

      »Ich hab’ noch eine Schwester, drüben in Engelsbach«, erzählte er. »Die möcht’, daß ich zu ihr ziehe. Mit ihrem Mann hab’ ich mich net besonders verstanden, aber der ist schon drei Jahr’ tot. Ich denk’ schon, daß ich’s machen werd’. Die Burgl ist schon ein gutes Madel.«

      »Und der Wald? Wird er dir net fehlen?«

      »Das mag schon sein«, gab Xaver zu. »Aber erst einmal werd’ ich meinen Nachfolger einarbeiten, und dann kann ich ja immer mal wieder herkommen. Engelsbach ist ja net aus der Welt.«

      Max schenkte von dem Schnaps aus.

      »Der ist gut für die Verdauung«, meint er dabei fröhlich.

      Der Förster und er prosteten sich zu.

      »Und du?« fragte Xaver, nachdem sie getrunken hatten. »Bist immer noch Junggeselle. Gibt’s keine, die du willst, oder will dich keine?«

      Der Gendarm lachte leise.

      »Das mußt ausgerechnet du fragen«, sagte er. »Bist doch selber net verheiratet. Hast dich ja erfolgreich vor dem Traualtar gedrückt.«

      »Wer weiß«, sinnierte Xaver. »Wenn die richtige gekommen wär…«

      »Dann hättest wirklich geheiratet?« forschte Max erstaunt nach.

      »Ich hätt schon wollen«, gab der alte Förster zu. »Da war bloß keine, die hier mit mir in der Einsamkeit hätte leben wollen. Und einsam ist es schon manchmal. Vor allem wenn keine Seminare sind.«

      Max nickte verstehend. Natürlich, wenn die angehenden Forstgehilfen ihren Unterricht im Forsthaus hatten, dann war es mit der Ruhe vorbei. Sie lebten ja hier, in den sechs Wochen.

      »Naja, und jetzt ist es eh’ zu spät«, meinte Xaver.

      Sie schwiegen eine Weile, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Max Trenker überlegte dabei, ob er auch bereit wäre, zu heiraten, wenn die Richtige käme. Er war erstaunt gewesen, dieses Geständnis von Xaver Anreuther zu hören. Dann dachte er an ein paar Madeln, denen er schöne Augen gemacht hatte. Es hatte schon welche darunter gegeben, die bereit gewesen wäre, seine Frau zu werden. Max indes hatte sich nicht so recht mit diesem Gedanken anfreunden können, dazu liebte er seine Freiheit viel zu sehr.

      Zwar hatte er sich deswegen schon mehr als einmal eine eigens für ihn geschriebene »Predigt« seines Bruders anhören müssen. Aber viel gefruchtet hatten die mahnenden Worte Pfarrer Trenkers nichts…

      Ein Ellenbogenstoß des Försters riß ihn aus seinen Gedanken.

      »Was ist…?« fuhr er auf.

      »Still!« mahnte Xaver und hob lauschend den Kopf.

      Max horchte ebenfalls. Von unten drang ein leises Knurren herauf.

      »Ruhig, Brutus!« befahl der Förster und lobte das Tier gleich darauf. »Bist wirklich ein braver Junge.«

      Offenbar hatte der Hund etwas gehört und die Männer durch sein Knurren gewarnt. Angespannt lauschten sie in die Nacht. Den Weg konnten sie bis zu der Stelle einsehen, wo er einen anderen kreuzte. Nur von dort konnte jemand kommen, die andere Seite führte zum Hohen Riest hinauf. Da ging es weiter auf die Berge hinauf. Es war kaum anzunehmen, daß der Wilddieb von dort herkam.

      »Da war doch etwas«, zischte Xaver Anreuther und nahm die Büchse in die Hand.

      Es


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