Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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schloss Rena.

      "Ich sehe, wir denken in dieselbe Richtung."

      "Was war auf dem Zettel?"

      Lorant versuchte irgendein Anzeichen für Nervosität oder Unsicherheit in ihren Zügen zu erkennen. Aber da war nichts. Rena Sluiter wirkte vollkommen ruhig und gefasst.

      "Auf dem Zettel stand die Telefonnummer eines Labors in München, das sich auf Gentests spezialisiert hat."

      Lorant wartete ab.

      Rena hob die Augenbrauen.

      "So?"

      "Ja, diese Firma lebt davon, Verwandtschaftsverhältnisse eindeutig festzustellen oder auszuschließen. Das kann bei Erbschaftsstreitigkeiten schon einmal von entscheidender Bedeutung sein. Manchmal wird auf diese Weise auch festgestellt, ob Kinder nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht wurden."

      "Sehr interessant, was Sie da erzählen."

      Rena wandte sich zum Fenster herum, tat so, als würde sie hinausblicken. Offenbar wollte sie nicht, dass Lorant sie zu genau beobachtete.

      Der Detektiv fuhr ungerührt fort: "In den meisten Fällen wollen allerdings Väter wissen, ob sie auch tatsächlich der Erzeuger ihres Nachwuchses sind."

      "Was erzählen Sie mir das alles?"

      "Manchmal tun das vielleicht auch Großväter, die ihren Enkeln mit dem Kamm durch das Haar fahren und die hängengebliebenen Haare zur DNA-Untersuchung einreichen..."

      Lorant hatte seinen Trumpf ausgespielt. Jetzt musste er darauf vertrauen, dass sein Ass auch stach. Denn mehr hatte in seinem Blatt nicht zu bieten. Hoch Pokern, das war jetzt die einzige Chance, mehr zu erfahren. Lorant hatte bei dem Münchener Labor nur kurz mit einer Sekretärin gesprochen, die ihm die Dienstleistungen erläutert hatte, die dort angeboten wurden. Etwas über den Fall Sluiter zu erfahren, hatte Lorant gar nicht erst versucht. Er hätte auch keinerlei Auskunft bekommen. Diskretion war das Kapital eines derartigen Gen-Labors. Wer das vernachlässigte, konnte in kürzester Zeit den Großteil der Kundschaft in den Wind schreiben. Aber durch logisches Denken kam man manchmal eben so weit, wie durch Befragung. Dr. Purwin hatte diese Münchener Nummer offenbar an einen seiner Patienten weitergegeben. Jemanden, der im Zusammenhang mit dem Mordfall Sluiter stand. Ubbo traute Lorant so viel Initiative nicht zu. Und selbst, wenn er geahnt hätte, dass einer oder beide seiner Söhne vielleicht die Frucht eines außerehelichen Verhältnisses waren, so nahm Lorant an, dass der biederere Junior-Chef wohl eher gute Miene zum falschen Spiel seiner Frau gemacht hätte. Und Bernhardine? Möglicherweise hatte sie sich an das Institut gewandt, aber in dem Fall hätte Dr. Purwin keinen Grund gehabt, Lorant darüber mit dem Hinweis informieren zu wollen, dass er dem Detektiv etwas Wichtiges zum Mordfall Sluiter mitzuteilen hätte.

      Blieb Gretus Sluiter.

      Renas Blick wirkte abweisend. "Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Herr Lorant. Tun Sie das, wofür Sie von meiner Schwiegermutter bezahlt werden und stehlen Sie mir nicht meine Zeit..."

      Eine harte Nuss, diese Rena!, dachte Lorant. Verschlossen wie eine Auster. Und genauso gepanzert.

      "Was glauben Sie haben mir diese Leute vom Labor für Auskünfte gegeben?", fragte Lorant.

      Rena lächelte dünn. "Gar keine, nehme ich an."

      "Und wenn ich jetzt Mittel und Wege hätte, mehr zu erfahren? Wege, die an den offiziellen Kanälen vorbei gehen?"

      "Sie wollen mir jetzt irgendetwas unterstellen!"

      "Tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte!"

      Erneut blickte Rena auf die Uhr. "Bitte gehen Sie jetzt, Herr Lorant..."

      "Wie Sie wollen, dann bespreche ich die Angelegenheit vielleicht besser mit Ihrer Schwiegermutter. Eigentlich dachte ich, es wäre fair, erst Ihre Darstellung zu hören. Schließlich gibt es meistens zwei Seiten einer Medaille. Aber wenn Sie nicht wollen..."

      Lorant wandte sich zum Gehen, hatte die Wohnzimmertür beinahe erreicht.

      Da hielt ihn Renas Stimme zurück.

      "Warten Sie!"

      Lorant blieb stehen, drehte sich halb herum.

      "Was wissen Sie?", fragte Rena.

      "Dass Gretus Sluiter einen Gen-Test in Auftrag gegeben hat, über dessen Ergebnis ich jetzt mit meiner Auftraggeberin reden werde. Schließlich besteht ja die Möglichkeit, dass hier das Mordmotiv liegt."

      Rena schluckte.

      Bleich wie die Wand stand sie da.

      Lorant ging durch den Flur.

      Er fragte sich, ob sie ihm wohl folgte. Wenn nicht, hatte er zu hoch gepokert und stand ziemlich nackt da. Der Detektiv hatte gerade die Hand an der Türklinke, als Rena hinter ihm auftauchte.

      "Reden Sie doch Klartext, Herr Lorant: Sie verdächtigen mich, meinen Schwiegervater umgebracht zu haben! Aber das ist absurd."

      "So? Gretus Sluiter hatte offenbar ein recht positives Verhältnis zu Ihnen. Seine Frau meint sogar, sie hätten ihn um den Finger wickeln können. Jetzt scheint irgendetwas geschehen zu sein, das in ihm das Misstrauen weckt. Vielleicht sieht er Sie mit einem anderen Mann. Oder jemand anderes hat Sie in einer kompromittierenden Situation gesehen. Das spielt keine Rolle. Er fragt seinen Arzt, Dr. Purwin, was man machen kann und der gibt ihm diese Nummer."

      "Dann wüsste Bernhardine davon!"

      "Nicht unbedingt. Vielleicht wollte Gretus erst sichergehen, bevor er die Pferde scheu macht und hat deswegen weder Bernhardine noch Ubbo etwas gesagt. "

      "Ich bin mir sicher, dass Gretus nie einen solchen Test in Auftrag gegeben hat! Sie bluffen nur! Außerdem wäre doch Bernhardine über das Ergebnis informiert worden, schließlich bekommt sie die Post ihres verstorbenen Mannes! Welchen Vorteil hätte ich davon gehabt, ihn umzubringen?"

      Lorant lächelte dünn. "Wer sagt, dass Gretus überhaupt dazu kam, den Auftrag zu erteilen. Vielleicht hatte er es nur vor und wurde vorher umgebracht."

      "Gretus war ein kräftiger Mann, Herr Lorant. Sehe ich so aus, als hätte ich ihn auf sein Boot schleifen können?"

      "So schwach wirken Sie auf mich nun auch wieder nicht. Außerdem gibt es ja wohl auch noch einen Mann, der in dieser Geschichte eine Rolle spielt." Lorant machte eine kurze Pause und fur dann fort: "Sie spielen mit mir Katz und Maus. Aber dieser Test, den Gretus Sluiter durchführen wollte, kann ja im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen nachgeholt werden. Und dann ist es auch nichts mehr mit der Verschwiegenheitspflicht dieses Labors." Lorant zuckte die Achseln. "Aber, wenn das alles nur Fantasie ist, was ich Ihnen bislang vortrug, dann haben Sie auch in dem Fall nichts zu befürchten."

      Lorant öffnete die Haustür.

      Ein kühler Luftzug wehte von draußen herein.

      "Warten Sie!", forderte Rena.

      Lorant schloss die Tür wieder. "Dann will ich jetzt die ganze Story hören."

      "Nur, wenn Sie mir versprechen, Bernhardine aus der Sache herauszuhalten."

      "Das kann ich nur, wenn Sie wirklich nichts mit Gretus' Tod zu tun haben."

      "Ich werde Ihnen alles erzählen!"

      ––––––––

      31.

      Sie gingen zurück ins Wohnzimmer. "Sie haben meinen Mann inzwischen ja kennengelernt", begann Rena.

      "Ja, das habe ich."

      "Dann werden Sie sicher verstehen, dass..."

      "...dass Sie sich ab und zu etwas mehr Feuer und Leidenschaft gewünscht haben?"

      "Ich hatte ein Verhältnis mit einem anderen Mann. Ich weiß


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