Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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      "Haben Sie schon das Neueste gehört? In Moordorf ist ein Arzt umgebracht worden." Beate Jakobs setzte sich zu Lorant an den Tisch. Sie sprach in leicht gedämpftem Tonfall weiter - gemessen an allgemeingültigen Maßstäben war das allerdings immer noch ziemlich laut. Muss am häufigen Gegenwind liegen, dass man an der Küste so laut spricht, dachte Lorant. In Holland hatte er das auch erlebt.

      Beate Jakobs fuhr indessen fort: "Das müsste Sie eigentlich interessieren. Jemand hat eine Boßel-Kugel neben die Leiche gelegt. Steht alles in der Zeitung!"

      Lorants Handy klingelte.

      "Oh, ich will Sie nicht stören", meinte Beate Jakobs und ging davon. Beim Tresen blieb sie stehen, wohl in der Hoffnung, doch noch mitzubekommen, mit wem Lorant sprach.

      "Hier ist Melinda aus dem X-Ray-Club", meldete sich eine Frauenstimme an Lorants Ohr.

      So schnell schon?, dachte der Detektiv. Damit hatte er nicht gerechnet. Irgendetwas musste der jungen Frau ziemlich auf der Seele drücken.

      "Es freut mich, dass Sie anrufen", sagte Lorant.

      "Wir müssen uns treffen."

      "Schlagen Sie vor, wann und wo..."

      "Sagen wir zwölf Uhr. Ich bin noch nicht richtig aus den Federn."

      "War ziemlich spät gestern?"

      "Na, logo."

      "Und wo?"

      "Den Delft in Emden werden Sie ja wohl finden. Dort liegt ein Schiff mit Namen Nautilus am Kai. Darin ist ein Restaurant."

      "Ich werde dort sein."

      Sie legte auf.

      Lorant fragte sich, was die dunkelhaarige Schöne wohl auszupacken hatte.

      Der Tätowierte erhob sich unterdessen, wischte sich mit dem Unterarm seines Sweatshirts den Mund ab. VENGEANCE IS MINE... stand auf dem Sweatshirt. Als der Tätowierte sich umdrehte, konnte man auf dem Rücken den Rest des abgeänderten Bibel-Zitates lesen: ...SAID THE LORD OF EVIL. Offenbar tummelte sich der Tätowierte in gothic-orientierten Kreisen. Du wirst ja wohl nicht die Friedhöfe der Gegend zu schänden versuchen!, ging es Lorant sarkastisch durch den Kopf.

      Er drehte sich noch mal kurz zu Lorant herum.

      "Nix für ungut, woll?"

      ––––––––

      27.

      Nach dem Frühstück überlegte Lorant, wie er die Zeit bis zum Treffen mit Melinda sinnvoll füllen sollte. Zunächst rief er Rena Sluiter an, denn sie stand noch auf seiner Gesprächsliste. Ganz oben sogar. Aber Rena war offenbar nicht zu Hause, jedenfalls nahm niemand ab.

      Die Familie von Eilert Eilers wollte Lorant auch noch aufsuchen. Aber das war mit Sicherheit ein etwas längerer Termin. Er würde sehr sensibel vorgehen müssen. Schließlich stand ja noch keineswegs fest, dass die Huntetal-Leiche wirklich der vermisste Familienvater war.

      Lorant machte sich jedenfalls schon mal daran, die Adresse der Eilers herauszufinden.

      Er ging in sein Zimmer und nahm das Laptop mit integriertem Drucker hervor, das er bei seinen Reisen stets mit sich führte. Ein bisschen Büroarbeit war schließlich immer zu tun. Und über die Infrarotschnittstelle des Handys konnte er Faxe und Emails versenden oder im Internet recherchieren. Für die Adresse der Eilers genügte die aktuelle Version des TELEFONBUCHS DEUTSCHLAND, die auf der Festplatte zu finden war.

      Als das getan war, fuhr Lorant nach Emden. Er parkte am Rathausplatz, schlenderte ein Stück am Delft entlang, dieser ins Stadtzentrum hineinragenden Verzweigung des alten Binnenhafens. Nur mit einem kurzen Blick würdigte er DAT OTTO HUUS, eine Art Devotionalienhandlung mit Merchandising- Produkten des ostfriesischen Komikers Otto Waalkes. Aber nach Plastikottifanten stand Lorant jetzt einfach nicht der Sinn.

      An beiden Seiten des Ratsdelft lagen Schiffe, von denen die meisten dauerhaft hier angelegt hatten. Ein ausrangierter Seenotrettungskreuzer, der als Museum diente, ebenso wie mehrere Restaurant-Schiffe.

      Die Nautilus war auch darunter.

      Lorant ging an Bord. Der Schankraum war holzgetäfelt. Der Detektiv setzte sich an eines der Bullaugen auf der dem Wasser zugewandten Seite des Schiffes und blickte hinaus. Ein paar hässliche Hochhäuser standen am anderen Ufer des Ratsdelfts. Bauten, die einen kompletten Stilbruch darstellten.

      Lorant ließ sich einen Kaffee bringen und wartete.

      Es wurde zwölf Uhr und Melinda kam nicht.

      Eine halbe Stunde gab er ihr, dann wollte er aufbrechen. Komisch, gestern klang es noch ziemlich dringend bei der Dame!, ging es Lorant durch den Kopf. Offenbar hatte sie ihr Vorhaben, Lorant irgendetwas Wichtiges mitzuteilen, urplötzlich geändert. Oder jemand hatte sie wirkungsvoll davon überzeugt, dass es besser war, den Mund zu halten. Auch das war denkbar, aber es war müßig, weiter darüber nachzudenken.

      Der Wirt trat an Lorants Tisch, räumte die leere Kaffeetasse weg.

      "Sie sehen aus wie bestellt und nicht abgeholt", meinte er.

      Lorant zuckte die Achseln.

      "Kann man so sagen."

      "Heut' zu Tage ist aber auch auf nix mehr Verlass."

      "Jooo", übte Lorant sich in dem, was er als eine landestypische Erwiderung erachtete.

      "Auf die Frauen nicht", fuhr der Wirt fort.

      "Jooo."

      "Auf das Wetter nicht."

      "Jooo."

      "Auf die Politiker nicht."

      "Jooo."

      "Aber auf die Scholle nach Finkenwerder Art, die Sie bei mir kriegen können, da ist Verlass! Na, wie wär's?"

      ––––––––

      28.

      Die Familie von Eilert Eilers bewohnte einen anderthalbstöckigen Klinkerbungalow in Twixlum. Lorant parkte in der Einfahrt, stieg aus und ging auf die Haustür zu. Einen Augenblick lang stutzte er, als er das Schild VORSICHT - BISSIGER HUND! sah.

      Das riesenhafte Doggenkalb von Bernhardine Sluiter war ihm noch allzu gut in Erinnerung. Lorant wagte sich trotzdem bis zur Haustür und klingelte. Er lauschte angestrengt und erwartete jederzeit das Aufbellen irgendeiner abgerichteten Kampfhundbestie.

      Aber nichts dergleichen geschah.

      Allerdings öffnete auch niemand. Lorant befürchtete schon, dass niemand zu Hause war, versuchte es aber dennoch ein zweites Mal und klingelte Sturm.

      Schließlich geschah irgendetwas hinter der milchigen Verglasung der Haustür.

      Die Tür wurde aufgeschlossen.

      Allerdings nur einen Spalt. "Ich kaufe nix!", sagte die resolute Stimme einer älteren Frau.

      "Ich will Ihnen auch nichts verkaufen!"

      "Ja, ja, das sagen sie alle. Und dann kommen Sie mit einem Teppich uner dem Arm in die Wohnung oder versuchen einem eine Versicherung aufzuschwatzen."

      "Ich ermittle in einem Mordfall und brauche Ihre Hilfe, Frau Eilers."

      Lorant hatte das gerade noch früh genug gesagt, um zu verhindern, dass die alte Dame die Tür nicht sofort wieder ins Schloss drückte. Zum Glück ist sie nicht schwerhörig!, war Lorants erster Gedanke, als sich der Spalt wieder so weit öffnete, dass die Kette, die von innen angebracht war, stramm gezogen wurde.

      "Sind Sie von der Polizei...?"

      "Ich


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