Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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Reißverschluss seiner Jacke weg. Offenbar wollte er nicht riskieren, dass Lorant seine Waffe abdrückte.

      Nur überzeugend wirken, darauf kommt es an, dachte Lorant. Ist im Leben genauso wie im Fernsehen!

      Lorant fuhr fort: "Du heißt doch Victor, oder?"

      "Alter, mach keine Dummheiten!", knurrte der Angesprochene.

      "Solange du dich nicht rührst, ist alles in Ordnung1"

      Lorant trat an Victor heran, langte unter dessen Jacke und zog den Revolver hervor.

      Dessen Lauf richtete er jetzt auf den Bauch des Russlanddeutschen.

      Er zog das Handy aus der Jacketttasche.

      Victor gingen die Augen über. Er war vollkommen fassungslos.

      "Mieser Wichser!", schimpfte er.

      "An deiner Stelle würde ich langsam auf freundlich umschalten, mein Lieber! Schließlich habe ich dich von heute Morgen her in ziemlich unangenehmer Erinnerung."

      "War nix persönlich!"

      "Du hast mir um ein Haar die Ohren abgeschossen. So etwas nehme ich übel!"

      "Ey, Alter..."

      "Aber vielleicht kannst du es ja wieder gutmachen."

      "Was gutmachen?"

      "Ich hätte gerne ein paar Auskünfte."

      "Was Auskünfte?"

      Von hinten hörte Lorant Schritte, sein Kopf ging reflexartig zur Seite. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Lorant eine Gestalt sehen. Wahrscheinlich einen Gast, der auf den Haupteingang zuging. Für den Bruchteil einer Sekunde war Lorant abgelenkt. Und das nutzte Victor eiskalt aus. Lorant bekam einen heftigen Stoß, genau auf seine Bauchprellung. Er taumelte zurück. Ein höllischer Schmerz durchfuhr ihn. Victor spurtete los, schwang sich auf sein Motorrad. Er legte einen Blitzstart hin. Die Maschine brüllte auf. Mit quietschenden Reifen donnerte er davon, legte sich dabei flach auf den Tank und wich einem Audi aus, der gerade auf den Parkplatz fuhr. Der Audi bremste, Viktor umkurvte ihn mit seinem Motorrad.

      Lorant stand mit der Waffe in der Hand da und war vollkommen machtlos. Schließlich konnte er hier keine Schießerei beginnen. Das brachte am Ende nicht Victor, sondern nur ihn selbst in Schwierigkeiten. Das hornissenartige Geräusch von Victors Maschine war noch eine Weile zu hören. Verdammter Mist!, dachte Lorant.

      Der Gast, der gerade im Sinn gehabt hatte, den Haupteingang des X-Ray zu passieren, stand wie erstarrt da. Ein rotblonder Mann, ziemlich dürr und mit hervorquellenden Augen. Immerhin hatte er sich fein gemacht, auch wenn der Anzug, den er trug, vom Schnitt her mindestens zwanzig Jahre alt sein musste. Ein altes Erbstück wahrscheinlich. Oder der Konfirmationsanzug des großen Bruders.

      "Wat läuft denn hier ab?", stieß der Anzugträger fassungslos hervor.

      Lorant steckte die Waffe in den Hosenbund.

      "Nichts", sagte er.

      "Aber..."

      "War alles nur Spaß. Kommen Sie ruhig rein!"

      "Dat sah mir aber nicht nach Spaß aus!"

      Lorant machte ein entschlossenes Gesicht. "Ich sorge hier für die Sicherheit!", behauptete er. "Sie wollen doch auch nicht, dass hier so Randale-Typen hereinkommen, oder?"

      "Nee, dat stimmt! Aber noch wichtiger wäre, dat hier keine Frauen 'reinkommen."

      "Nachtclub ohne Frauen? Stelle ich mir öde vor." Lorant zuckte die Schultern. Jeder hatte halt so seinen eigenen Begriff von dem, was er unter 'Spaß' verstand.

      "Nee, ich meine nicht die, die hier arbeiten, sondern eben so ganz normale Frauen wie meine zum Beispiel."

      Lorant lächelte dünn. "Ich werd's dem Chef vorschlagen."

      Der Anzugträger atmete tief durch, ging an Lorant vorbei und meinte dabei: "Im ersten Moment habe ich schon befürchtet, dass hier ein Film gedreht wird, und ich demnächst im Fernsehen bin."

      ––––––––

      24.

      Lorant betrat das Innere des X-Ray. Auf der Bühne räkelte sich eine halbnackte Tänzerin. Der Club war nicht besonders gut frequentiert. Einige der Bardamen saßen gelangweilt herum. Lorant ging zielstrebig zum Tresen und sprach den Mann dahinter an. Damit ihn jeder ansprechen konnte, trug er ein Namensschild. JONNY stand darauf.

      Die Musik war nicht besonders laut, deshalb konnte man sich einigermaßen unterhalten.

      "Hier soll mal einer gearbeitet haben, der Eilert Eilers hieß."

      Jonny sah Lorant skeptisch an.

      "Was wollen Sie trinken?"

      "Eigentlich wollte ich nur eine Auskunft."

      "Hier ist es aber üblich, dass man etwas trinkt."

      "Eilers soll hier auch an der Bar gestanden haben. Genau wie Sie."

      "Warten Sie mal einen Moment. Dann kann ich mich wieder um Sie kümmern."

      "Ich habe Zeit."

      "Na, um so besser!"

      Jonny kam hinter dem Schanktisch hervor, ignorierte sogar die Bestellungen mehrerer Gäste und sprach dann mit einem leichtbekleideten Girl, das gelangweilt herumstand. Sie hatte feuerrote Haare, und die Corsage, die sie trug, war ziemlich knapp. Was sie miteinander redeten, konnte Lorant nicht verstehen. Jedenfalls verschwand die Rothaarige im nächsten Moment durch eine Seitentür.

      "Also, was ist?", fragte Lorant, nachdem Jonny zurückgekehrt war.

      "Sie sehen doch, ich habe zu tun."

      Im Akkordtempo mixte er ein paar Drinks. Die Bewegungen seiner Hände waren dabei derart schnell, dass man ihnen kaum zu folgen vermochte. Da saß jeder Handgriff. Alle Achtung, dachte Lorant. Da versteht einer sein Handwerk. Weshalb sich dieser Mann allerdings so zugeknöpft verhielt, was seinen Kollegen anging, war ihm unverständlich.

      Ein Mann mit kurzgeschnittenen, grauen Haare kam wenig später zusammen mit dem rothaarigen Girl durch die Nebentür herein. Das Girl zeigte in Lorants Richtung.

      Ich verstehe, dachte der Detektiv. Jetzt kommt entweder einer, der mich rausschmeißen soll, oder einer, der mir wirklich Auskunft geben kann und etwas zu sagen hat.

      Der Rolex am Handgelenk des Grauhaarigen nach handelte es sich um einen Kandidaten für die zweite Rubrik.

      Aber da konnte man nie sicher sein. Manchmal liefen die Laufburschen mit mehr Protzutensilien herum als ihre Chefs, die sich eher im Understatement ergingen. Lorant beschloss, einfach abzuwarten.

      Der Grauhaarige stellte sich neben ihn an die Bar.

      "Mach dem Herrn hier einen Drink!", wandte er sich an Jonny.

      "Gleich da!"

      "Gib ihm dasselbe, was ich immer nehme!"

      "Okay."

      Dann reichte der Grauhaarige Lorant die Hand hin. "Ich bin Tom Tjaden. Mir gehört dieser Laden hier."

      Lorant zögerte eine Sekunde, ehe er die Hand seines Gegenübers nahm. Aber nur eine Sekunde. Er hoffte, dass Tjaden das nicht falsch interpretierte.

      "Ich bin Lorant."

      "Hab schon von Ihnen gehört."

      "Ach! Ich wusste gar nicht, dass ich inzwischen eine Berühmtheit bin!"

      "Na, wir wollen nicht übertreiben, aber..."

      "Aber was?"

      "Wenn so einer wie Sie auftaucht, spricht sich das schnell herum. Die Gegend hier ist ein Dorf, wenn Sie wissen, was ich


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