Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

Читать онлайн книгу.

Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


Скачать книгу
Problemo."

      "Gut..."

      ––––––––

      20.

      Lorant fuhr zu seiner Unterkunft bei Beate Jakobs. Er hatte Hunger, da er den ganzen Tag über noch nichts Richtiges gegessen hatte.

      Außerdem musste er darüber nachdenken, wie er weiter vorgehen wollte. Eine Option war, dem X-Ray einen Besuch abzustatten. Es musste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ihm dort nicht jemand etwas über Eilert Eilers erzählen konnte. Zwar stand es noch keineswegs fest, dass es sich bei dem verschwundenen Bar-Tender des X-Ray wirklich um die Leiche vom Huntetal handelte, aber andererseits dachte Lorant nicht im Traum daran, sich an Meinert Steens Anweisungen zu halten.

      Sollte der Kripo-Mann nur fleißig weiter hinter ihm her ermitteln!

      Wenn es am Ende um eine Verhaftung ging, brauchte Lorant ohnehin dessen Hilfe. Leider.

      "Na, den ganzen Tach unnerwegs?", begrüßte ihn Beate Jakobs, nachdem er den Schankraum betreten hatte.

      "Jo", imitierte Lorant die Sprechweise der Einheimischen.

      Der einzige Gast, der sich zur Zeit im Schankraum befand, saß an der Theke vor seinem Bier. Ein rotgesichtiger, dickbäuchiger Mann mit Prinz Heinrich-Mütze. An seinen Gummistiefeln klebte Mist. Ein Bauer also, schloss Lorant messerscharf.

      "Junger Mann, kann ich was für Sie tun?", erkundigte sich Beate Jakobs.

      Ihr nahm Lorant den 'jungen Mann' nicht übel, so wie dem Meerwart Benno Folkerts. Entweder deshalb, weil der Altersunterschied entsprechend war, oder weil Beate Jakobs einen zwar etwas herben, aber auf ihre Art und Weise doch auch unwiderstehlichen Charme hatte, der dem Meerwart schlicht und ergreifend abging.

      "Ich habe Hunger", sagte Lorant wahrheitsgemäß.

      "Dann hole ich Ihnen mal die Karte!"

      Oh, Karte!, dachte Lorant. Eine so große Auswahl, dass es sich lohnte, sie auf eine Speisekarte zu drucken, hatte Lorant dem Lokal von Beate Jakobs gar nicht zugetraut.

      "Gerne!"

      "Einen Moment!"

      Lorant setzte sich an den Tresen. Beate Jakobs gab ihm eine Karte. Schön eingebunden in feinstes Kunstleder.

      "Sach mal, du bist nicht von hier, was?", fragte der Bauer an Lorant gewandt.

      "Nein. Von Ostfriesland kenne ich nur die Ostfriesenwitze."

      "Kennst du den schon: Wie heißt die älteste Stadt der Welt?"

      "Keine Ahnung."

      "Leer in Ostfriesland."

      "Wieso?"

      "Na, das steht doch schon in der Bibel: 'Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde und auf der Erde war es wüst und LEER!"

      Lorant lachte aus Höflichkeit mit, während sich der Bauer gar nicht einkriegen konnte. Mit einem Auge überflog der Detektiv dabei die Angebote aus Beates Küche. Konventionell-rustikale Pommesbuden-Gastronomie, so ließ sich der Inhalt der Karte zusammenfassen. Pommes mit Schnitzel, ein halbes Hähnchen, Bockwurst mit Kartoffelsalat. Wahrscheinlich alles von einem Tiefkühldiscounter angeliefert und vorgefertigt. Aber Lorant war keineswegs ein gläubiger Anhänger irgendeiner Nahrungsmittel-Religion. Weder Vegetarier, noch Fettverächter oder Fast Food-Ablehner. Hauptsache satt, war seine Devise.

      Er entschied sich für das Schnitzel mit Pommes.

      "Das tut mir aber leid, junger Mann! Aber das Schnitzel ist leider aus!"

      "Hm!"

      "Vielleicht ist ja noch was anderes dabei, was Sie mögen."

      "Klar."

      Der Bauer meldete sich mit dem nächsten Witz.

      "Kennst du den: Das Kind eines Auswärtigen geht auf ein Emder Gymnasium. Da fragt der Lehrer: 'Beschreib mir mal den kürzesten Weg nach Japan!' Da meldet sich der Schüler von auswärts und erklärt umständlich den Weg über Osteuropa und Russland, China bis nach Japan. Sagt der Lehrer: 'Nee, das stimmt nicht. Es gibt noch einen Kürzeren."

      Lorant runzelte die Stirn. "Und welchen?"

      "Ein anderer Schüler meldet sich und sagt: 'Ich gehe einfach in Larrelt über die Brücke und schon bin ich in Japan."

      Der Bauer lachte los.

      Lorant verstand kein Wort und sah ziemlich begriffsstutzig drein. Glücklicherweise hatte Beate Jakobs Erbarmen mit ihm.

      "Junger Mann, das ist so: Emden war doch früher ein bedeutender Hafen, auch wenn's schon eine Weile her ist. Und deswegen sind einige Stadtteile Emdens nach Orten in fremden Ländern benannt: Tsing-tau, Port Arthur, Transvaal..."

      "Und eben Japan?", schloss Lorant.

      Beate Jakobs nickte. "Ja, das Gebiet hinter der Larrelter Brücke hieß traditionell früher Japan."

      "Was ist mit halben Hähnchen, Frau Jakobs. Kann ich das noch bekommen?"

      "Junger Mann, Sie haben aber ein Pech..."

      "Wie? Auch aus?"

      "Leider ja."

      "Und die Bockwurst mit Kartoffelsalat?"

      "Die ist noch da."

      "Was ist denn außer der Bockwurst mit Kartofelsalat noch zu haben?"

      "Leider ist das im Moment das einzige, was ich anbieten kann. Der Kühlwagen kommt übermorgen, und ich bin ziemlich ausgebrannt!"

      Lorant seufzte, klappte die Karte zu. "Okay, dann die Bockwurst." Hätte sie mir ja auch gleich sagen können, dass sie sonst gar nichts da hat!, dachte er. Das Kartenstudium hätte ich mir dann ja wohl auch sparen können.

      Er gab ihr die Karte zurück.

      "Schön, dass wir doch noch was für Sie gefunden haben, junger Mann!", meinte Beate Jakobs.

      Die alte Dame verschwand in der Küche.

      Lorant sah zu, dass er gegenüber dem Bier trinkenden Bauern etwas Land gewann. Noch mehr Witze, für die ihm die Verständnisgrundlagen fehlten, wollte sich der Detektiv nicht anhören.

      "Nix los heute hier, was?", meldete sich der Bauer mit seiner dröhnenden Stimme dann aber doch zu Wort.

      Lorant ging bis in die Mitte des Raumes hinein, der sich durch eine Schiebetür aus Paneele trennen ließ. In einer Ecke hinter dem Kamin entdeckte er ein Klavier, darüber ein ostfriesisches Landschaftsbild. Blesshühner oder etwas Ähnliches im Schilf, dahinter die untergehende Sonne, das Spiel der Rottöne im Wasser und so weiter. Das Klavier hatte schon einige Schrammen. Offenbar war nicht immer besonders pfleglich mit dem Instrument umgegangen worden. Lorant bewegte die Finger. Ein paar Tage ohne zu spielen, das war für ihn wie eine Ewigkeit. Er bekam dann regelrecht Entzugserscheinungen. Wenn er viel zu tun oder den Kopf voll mit anderen Dingen hatte, fiel ihm das nicht so auf. Aber jetzt, da er das Objekt seiner Begierde vor sich sah... Am ersten Abend hatte die lärmende Skatrunde davor gesessen, dass ihm das Instrument nicht aufgefallen war.

      Und während des Frühstücks musste die Paneele-Tür ein Stück zugezogen gewesen sein. Jedenfalls war ihm das Piano auch da nicht weiter aufgefallen. Vielleicht auch deswegen, weil dieser eigenartige tätowierte Ruhrgebietler seine Aufmerksamkeit zu sehr gefesselt hatte.

      "Echt nix los hier heute!", wiederholte der Bauer noch mal. Offenbar sein letzter verzweifelter Versuch, Lorant doch noch als Gesprächspartner oder wenigstens als Zuhörer für Witze zu rekrutieren.

      "Vielleicht ist im X-Ray ja mehr los!", sagte Lorant und ging dem Bauern damit gewissermaßen auf den rhetorischen Leim.

      "Im X-Ray? Meinst du den Puff auf der Wiese?"

      "Naja,


Скачать книгу