Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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ziemlich perplexen Blicke der beiden Polizisten genoss der Detektiv regelrecht. "Prüfen Sie es ruhig nach!", forderte er.

      Steen schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaub's Ihnen ja. Allerdings hatte ich gedacht, dass der Doc seine Maschine längst verkauft hat!"

      "Hat er das Ihnen mal angekündigt?"

      Steen antwortete nicht darauf, sondern erwiderte: "Die Fragen stelle ich hier."

      "War Dr. Purwin vielleicht in einer finanziellen Krise, die sich plötzlich zum Besseren gewendet hat?"

      "So gut kannte ich ihn nun auch wieder nicht. Schließlich bin ich nicht sein Steuerberater."

      "Sondern nur sein Boßel-Freund."

      "Ist lange her. Der steife Doc hat nix mehr mitgemacht." Steen atmete tief durch. "So richtig lustig war's mit ihm eigentlich auch nie."

      "Sagen Sie mal, wohnen Sie eigentlich hier in der Nähe? Sie waren doch schon im Feierabend und trotzdem so schnell hier!"

      "Gleich habe ich ein Loch im Bauch von Ihrer Fragerei, Herr Lorant. Vielleicht lassen Sie mich hier jetzt einfach mal meine Arbeit machen."

      Lorant zuckte die Achseln.

      "Ich nehme an, dass Sie jetzt keine Fragen mehr an mich haben."

      "Im Moment nicht."

      Lorant ging zur Tür, Jansen machte ihm Platz.

      Der Detektiv blieb noch einmal kurz stehen und drehte sich zu Kriminalhauptkommissar Meinert Steen herum.

      "Vielleicht denken Sie mal über folgendes nach: Was haben der Barmixer eines Sündenbabels, ein erzfrommer, biederer Geschäftsmann und ein Arzt, dessen Spezialität es ist, Privatpatienten von chronischen Krankheiten zu heilen, miteinander gemein? Es muss da irgendetwas geben, denn höchstwahrscheinlich sind alle drei von demselben Täter umgebracht worden!"

      Steen verzog das Gesicht, nahm die Zigarette aus dem Mund und erwiderte: "Wenn ich es weiß, werden Sie in der Zeitung davon lesen können!"

      ––––––––

      19.

      Victor bremste sein Motorrad so hart ab, dass das Hinterrad etwas ausbrach und auf dem Pflaster des Parkplatzes eine dunkle, leicht gebogene Bremsspur entstand.

      Er grinste dabei.

      Das machte immer wieder Bock!

      Victor ließ sein Motorrad nochmal richtig aufbrüllen, bevor er es vor dem X-Ray abstellte.

      Ein Nachtclub mitten auf dem platten Land. Auf so eine Idee konnte nur ein Geschäftsmann vom Schlag des Leeraners Tom Tjaden kommen. Ehedem war das Gebäude die Lagerhalle eines großen Restposten-Discounters gewesen, der sich NIX WIE GEIZIG! genannt hatte und mit mehreren Filialen in Wittmund, Norden und Aurich vertreten gewesen war.

      Gartenmöbel hatten da neben Büchern gestanden. Kistenweise Spielzeug oder Plastikblumen hatten das Angebot abgerundet. Es gab nichts, was man hier nicht zu erheblich reduzierten Preisen hatte finden können. Und das meistens palettenweise.

      Aber es gab starke Konkurrenz aus Emden.

      Und die hatte schließlich dafür gesorgt, dass die NIX WIE GEIZIG!-Filiale in Aurich nicht mehr rentabel gewesen war und die Segel streichen musste. Angebot und Nachfrage regierten eben die Welt.

      Tom Tjaden hatte die Immobilie günstig aufgekauft. Natürlich über einen Strohmann, denn jemandem wie ihm hätten sie ein Unternehmen, dass ja weiterhin in der Region Geschäfte machen wollte, kaum überlassen.

      Und Tjaden hatte alle Zeit der Welt gehabt, um aus dem ehemaligen NIX WIE GEIZIG!-Gebäude das X-Ray zu machen.

      Mitten in dem faulen Apfel Ostfriesland (außen an der Küste das Faule, der schwere, feuchte Marschboden; innen das gute Land), in unmittelbarer Nähe der Stadt Aurich, die gewissermaßen den Kern dieses Apfels darstellte.

      Victor musste immer grinsen, wenn Abend für Abend neben Limousinen auch ein paar Trecker auf dem Parkplatz standen.

      Aber noch war es nicht so weit.

      Noch herrschte gähnende Leere auf dem Parkplatz.

      Victor war der Mann fürs Grobe im X-Ray. Als Türsteher sorgte er dafür, dass Leute, von denen von vornherein Ärger zu erwarten war, gar nicht erst hineingelassen wurden. Ab und zu kam es allerdings auch vor, dass einer der Gäste auf die rustikale Weise des Hauses verwiesen werden musste. Manche der Trecker-Gäste glaubten offenbar, dass sie die Girls des X-Ray genauso grob betatschen konnten, wie das bei der künstlichen Besamung ihrer Kühe angebracht war.

      Victor betrat das X-Ray.

      Ein paar philippinische Putzfrauen schrubbten noch den Boden. Jonny Cornelius, der Bar-Tender, stand hinter dem Schanktisch und war damit beschäftigt, Gläser zu polieren. Eines der Girls saß auf einem der Hocker und trank einen Espresso. Victor starrte einen Augenblick lang die kurvenreichen, geradezu atemberaubenden Linien ihrer Figur an. Sie hatte schwarzes Haar und nannte sich Melinda. Victor hatte irgendwann einmal mitgekriegt, dass sie eigentlich Frauke hieß. Und vermutlich waren ihre Haare in Wahrheit auch nicht pechschwarz, sondern aschblond.

      Victor bedauerte, dass er vermutlich nicht mitbekommen würde, wenn Frauke alias Melinda sich auf der Bühne auszog, weil er dann meistens draußen vor der Tür seine Aufgabe hatte. Tom Tjaden bezahlte den Job gut genug, um das verschmerzen zu können. Immerhin hatte das Motorrad innerhalb weniger Monate dringesessen.

      Jonny Cornelius wandte sich sogleich an Victor.

      "Hey, der Boss ist da und will dich sofort sprechen!"

      "Kein Problem, Alter!", meinte Victor.

      "Na, du musst es ja wissen!"

      Jonny Cornelius grinste breit über sein aufgedunsenes Gesicht. Er hatte früher Andenken an Bord einer der Borkum-Fähren verkauft, die von Emden aus verkehrten. Aber seine gegenwärtige Tätigkeit gefiel ihm um einiges besser. Noch früher war er angeblich als Schiffskoch um die halbe Welt gefahren. Victor hatte sich die Geschichten schon einige dutzendmal anhören müssen. Das Gute für Jonny Cornelius war, dass immer wieder Touristen ins X-Ray kamen, denen er seine Stories von neuem erzählen konnte - auch wenn diese Zuhörerschaft durch die Geschehnisse auf der Bühne naturgemäß leicht abgelenkt zu sein pflegten.

      "Wo isser?", fragte Victor.

      "Der Boss? Im Büro natürlich."

      "Erst gib mir Schluck!"

      "Immer noch nix Deutsch gelernt, du Russe?"

      "Ich mehr Deutscher als du! Willst du sehen Pass? Oder willst du haben neue Zähne?"

      Jonny hob beschwichtigend die Hände. Er sah ein, dass er den Bogen überspannt hatte. "Ist ja schon gut."

      "Ich nicht Plattdeutsch reden, sondern Hochdeutsch!"

      "Jo, jo, aber zu Trinken gibt's nix, solange du nicht beim Boss warst. Der wird sonst echt sauer!"

      Victor knurrte noch etwas auf Russisch vor sich hin. Jonny Cornelius war nicht weiter neugierig darauf, diesen letzten Kommentar aus Victors Mund zu verstehen. Eine Freundlichkeit war es bestimmt nicht gewesen.

      Victor ging durch eine Nebentür und verließ den Hauptsaal des X-Ray. Er passierte einen schmalen Korridor. Am Ende lag das Büro. Victor klopfte.

      "Komm rein!", kam es aus dem Inneren.

      Tom Tjaden saß hinter dem Schreibtisch, tickte nervös mit einem Kugelschreiber herum. Erst auf den zweiten Blick sah Victor, dass es gar kein Kugelschreiber war, sondern der Stift für den Touchscreen seines PDA.

      "Wie ist die Sache gelaufen?", fragte Tjaden.

      "Alles klar, Boss!"

      "Wenn ich noch


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