Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
Читать онлайн книгу.leben.“
„Das kannst du laut sagen.“
Kleppke warf einen Blick auf Vanessa. Ein Blick, der Berringer sofort verriet, dass seine Mitarbeiterin auch Kleppke schon unangenehm aufgefallen war. Also erklärte er rasch, dass er Privatdetektiv sei und Vanessa für ihn arbeite. An Vanessa gerichtet sagte er: „Arno und ich waren zwei Jahre auf derselben Wache. Ist schon eine ganze Weile her.“
„Du kennst auch wirklich Hinz und Kunz“, sagte Vanessa mit einer Mischung aus Anerkennung und Verwunderung.
„Bei der Polizei schon.“
„Ich habe gehört, dass du dich selbstständig gemacht hast“, sagte Kleppke. „Hat richtig die Runde gemacht, und so mancher hat sich wahrscheinlich gewünscht, selbst auch den Mut dazu zu haben.“
Ich habe es nicht freiwillig getan, dachte Berringer. Aber er hatte keine Lust, sich mit Arno Kleppke darüber zu unterhalten. Jedenfalls nicht auf dieser Weide. Vielleicht mal später, bei einem Bier.
„Muss doch traumhaft sein“, schwärmte Kleppke, „so selbstständig, ohne irgendeinen idiotischen Vorgesetzten – und ohne Pistolenholstern, mit denen der Hintern zu breit für den Gurt wird.“
„Von der Geschichte hab ich schon gehört“, sagte Berringer.
„Na ja, mit solchem Schwachsinn brauchst du dich ja nicht mehr herumzuärgern.“
„Selbstständigsein heißt, ich arbeite ständig und selbst. Ich weiß nicht, ob das wirklich das ist, wovon du träumst, Arno.“
Kleppke lachte. „Nichts für ungut, Berry!“
Berringer sah die Chance gekommen, endlich das Gespräch von seiner eigenen Person abzulenken – und erwischte zielsicher das erstes Fettnäpfchen des Tages.
„Was bist du denn jetzt, Arno?“
„Kriminalhauptkommissar. Ja, guck nicht so. Ich hätte auch sagen können: Immer noch Kriminalhauptkommissar - das hätte es vielleicht etwas Treffender zum Ausdruck gebracht.“ Kleppke machte eine wegwerfende Handbewegung. „Von Beförderungsstau und dem ganzen Mist brauche ich dir ja nichts zu erzählen, oder?
Aber lassen wir das, sonst ärgere ich mich nur zu sehr. Meine Devise ist: Sei immer nett zu deinem Magengeschwür, dann ist es auch nett zu dir!“
„Ich arbeite für Peter Gerath“, sagte Berringer.
„Den Besitzer der erschossenen Pferde ...“
„Ja.“
Kleppke schüttelte den Kopf. „Ich habe schon viel erlebt, aber noch nicht so etwas.
Jemand hat – vermutlich mit einer Jagdwaffe, aber da müssen wir noch die Laboruntersuchungen abwarten – aus dem Wald dort hinten auf die Tiere geschossen und sie der Reihe nach niedergestreckt. Seltsamerweise nur Pferde eines einzigen Besitzers.“
„Das heißt, der Täter hat genau gewusst, welche Pferde Peter Gerath gehörten.“ Arno Kleppke nickte und kratzte sich an seinem Kahlkopf. „Ja. An einen Zufall glaube ich jedenfalls nicht.“
„Ich würde gerne mit der Hofbesitzerin sprechen – eine Frau Petra Rahmeier.“
„Das würde ich auch gern, aber die ist zunächst mal damit beschäftigt, sich um die anderen Pferde zu kümmern.“ Kleppke deutete auf den Mann und die Frau auf der Nachbarweide. „Ich habe nichts dagegen, dass du dich in die Sache reinhängst Berry, doch das wird sich wohl noch was hinziehen. Aber dass man als Ermittler Geduld braucht, das ist für dich ja wohl kaum etwas Neues, oder?“ In diesem Augenblick meldete sich Kleppkes Funkgerät, das in der Brusttasche seines Long Jacketts steckte.
Am Waldrand, von wo aus der Pferdemörder die Schüsse abgegeben hatte, stand ein Polizist in Uniform und winkte Kleppke zu.
„Wir haben Patronenhülsen gefunden“, kam die verzerrt klingende Meldung aus dem Funkgerät.
„Ich bin gleich da“, gab Kleppke zurück. Er wandte sich an Berringer. „Ich wette, das willst du dir ansehen“
„Unbedingt.“
Berringer ging ein paar Schritte hinter Kleppke her und fiel dann immer weiter zurück. Vanessa ging neben ihrem Chef und schließlich begriff sie, dass er sich mit ihr unterhalten wollte, ohne dass Kleppke davon etwas mitbekam.
„Sag mal, was hast du hier eigentlich angestellt?“
„Keine Ahnung. Ich hab nur mit Nachdruck versucht, an Informationen zu gelangen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Könnte sein, dass dein Kumpel Arno das als lästig empfunden hat.“
„Wenn du ihn auch gleich geduzt hast, ganz bestimmt.“
„Ich habe aber auch kurz mit jemandem sprechen können, der hier als Stallbursche arbeitet. Er heißt Max Penckenhorst.“
Berringer deutete zur Nachbarweide. „Ist das der Typ, der gerade Frau Rahmeier so aufopferungsvoll darin unterstützt, die anderen Gäule zu beruhigen?“
„Ja, das ist er. Netter Typ.“
„Konnte er auch irgendetwas sagen, das uns weiterbringt?“
„Er meinte, dass jemand schon sehr gut mit den Verhältnissen hier vertraut sein müsste, um genau zu wissen, wem welche Pferde gehören. Und es wurden ja nur die Tiere von Herrn Gerath erschossen.“
„Das trifft auf Max Penckenhorst doch auch zu, würde ich sagen.“
„Ja. Und auf die Besitzerin. Aber welches Motiv sollten die haben?“
„Ich verdächtige die beiden nicht“, wehrte Berringer ab. „Aber der Täter könnte sich bei ihnen die nötigen Informationen geholt haben.“
„Oder er hat sich selbst hier umgeschaut.“
„Was bedeuten würde, dass er ein Gast gewesen sein muss, sonst wäre er aufgefallen.“
Sie holten Kleppke kurz vor dem Waldrand wieder ein. Etwa ein Dutzend Beamte waren damit beschäftigt, dort jeden Quadratzentimeter abzusuchen. Ein paar Patronenhülsen waren sichergestellt worden.
Kleppke telefonierte mit Kriminalhauptkommissar Dietrich und wenig später war klar, dass zumindest das gleiche Kaliber bei dem Angriff auf Gerath verwendet worden war.
„Wer macht so etwas?“, fragte Vanessa. „Tiere erschießen, die niemandem was getan haben. Das ist doch ... irre!“
„Na ja“, entgegnete Berringer, „auf Menschen zu schießen finde ich mindestens genauso schlimm.“
Vanessa wusste nicht, wie ernst er das meinte. Dann aber nickte sie und sagte: „Auch mit dieser Tat hier wollte man Gerath treffen.“
„Ich weiß nicht, wie sehr Peter Gerath mit seinen Pferden emotional verbunden war ...“, sagte Berringer und wollte noch fortfahren.
Aber Vanessa fiel ihm ins Wort. „Dieser eiskalte Typ? Ich glaube nicht, dass der überhaupt mit irgendetwas emotional verbunden ist ― außer vielleicht mit seinem Bankkonto!“
„Ein hartes Urteil“, stellte Berringer fest.
„Ein wahres Urteil. Ohne Berufungsinstanz, würde ich sagen.“
„Und trotzdem könnte es sein, dass du dich irrst, liebe Vanessa.“
„So?“
Berringer nickte. „Kann doch sein, dass er nur nach außen hin so kühl wirkt und unnahbar wirkt.“
„Nicht wieder dieses Klischee!“ Vanessa verdrehte die Augen. „Harte Schale, weiche Birne – oder wie meinst du das?“
„Ich meine“, sagte Berringer, „dass er seine Emotionen vielleicht auf seine Tierchen hier konzentriert hat. Die sind ja auch zumeist wesentlich umgänglicher als Menschen.“
„Pferde?