Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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Mann hat genug Geld und schmeißt auch gern damit um sich. Das sihet man schon am Sattelzeug und an seiner Ausrüstung. Und die Tiere waren auch vom Feinsten. Er hat mir mal was von seiner Firma und all dem Stress erzählt und dass er hier jedes Mal so richtig auftanken könnte ... Na ja, so blabla halt.“

      „Wieso blabla?“

      In Penckenhorsts Augen blitzte es. „Wenn ich nur einen Bruchteil von dessen Schotter hätte, ich würde mich nicht auf einem Reiterhof in der Nähe der ach so idyllischen Industrieruine Krefeld erholen, sondern was richtig Geiles machen. Ab nach Rio oder so was.“

      „Hat Herr Gerath mal geäußert, dass er sich bedroht fühlt?“ Max Penckenhorst wirkte auf einmal nachdenklicher. Er kratzte sich erst am Kinn, dann im Nacken und anschließend noch mal am Kinn. „Ehrlich gesagt, ich hab immer gedacht, dass er ein bisschen paranoid ist.“

      „Wieso?“

      „Es braucht nur ein Wagen auf den Hof fahren, dann will er von mir immer gleich wissen, wer das ist, selber aber nicht an die Stalltür gehen. Außerdem erkundigt er sich ständig, ob jemand nach ihm gefragt oder sich an seinen Pferden vergangen hat.“ Max Penckenhorst zuckte mit den Schultern. „Ich meine, wir haben hier auch Familien mit Kindern, die auf dem Rahmeier-Hof Urlaub machen. Da bleibt es nicht aus, dass die Kids mal die Pferde streicheln, oder? Vor allem Mädchen sind ganz wild auf die Vierbeiner. Die meisten kann man sogar zum Ausmisteten und Striegeln anstellen. Das machen die richtig gut. Nur an Geraths Pferde durfte ich ausdrücklich niemanden ranlassen. Nur geschultes Fachpersonal, wie er sich immer auszudrücken pflegt.“ Er lachte heiser. „Wenn der wüsste, dass ich vor ein paar Monaten von Pferden nur wusste, dass sie vier Beine haben und man einen Sattel draufsetzen kann.“

      „Ich gehe davon aus, dass der Täter, der die Pferde getötet hat, identisch ist mit der Person, die vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Herrn Gerath schoss und dabei sein Pferd Laura tötete.“

      Max Penckenhorst nickte. „Das klingt für mich absolut logisch“, meinte er. Berringer hat das Gefühl, dass sein Gegenüber inzwischen etwas Vertrauen gefasst hatte und offener geworden war.

      Dem Detektiv kam die langjährige Erfahrung zugute, die er bei Befragungen in seinen Polizeijahren hatte sammeln können.

      „Der Täter muss genau gewusst haben, welche Pferde Gerath gehören“, sagte er. „Er muss sich hier bestens ausgekannt haben.“

      „Also jemand wie ich“, erwiderte Max Penckenhorst, dessen Lächeln dabei gefror.

      „Wollen Sie mir also doch was anhängen. Sie sind genau so ein mieser Bulle wie ...“ Er verstummte.

      „So ein mieser Bulle wie wer?“

      Penckenhorst zögerte.

      „Reden Sie, Herr Penckenhorst“, forderte Berringer. „Ich kriegs ja so oder so heraus.“ Penckenhorst nickte widerwillig. „Vor ... vor drei Jahren ... da war ich mal in so eine Sache verwickelt. Tut hier nichts weiter zur Sache. Ich war kurzzeitig Türsteher einer Diskothek. Es gab da eine kleinere Rangelei, bei der jemand zwei Zähne verloren hat.

      Die Sache wurde mir angehängt, dabei war es nur Selbstverteidigung.“

      „War das in Krefeld?“

      „In Düsseldorf. Kennen Sie das Baby Love in der Kurzen Straße?“

      „Klingt vom Namen her ein bisschen so, als wäre das nicht ganz meine Altersklasse.“

      „Da würde ich nicht sagen. Es ist immer gerammelt voll dort, aber ich glaube, die meisten kommen nicht wegen der grottigen House-Musik, sondern weil Campino von den Toten Hosen da ab und zu hinkommt und das Tanzbein schwingt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sagt man zumindest. Bevor ich das mal miterleben konnte, hatten die mich schon gefeuert.“

      Berringer seufzte innerlich. Ein paar Jahre nicht mehr im Polizeidienst und an keiner Razzia mehr beteiligt – und schon war ihm der Überblick über das Düsseldorfer Nachtleben offenbar total abhanden gekommen.

      Laut sagte er: „Was soll’s, Herr Penckenhorst. Geradlinige Erwerbsbiographien sind ohnehin selten geworden, da sind Sie keine Ausnahme.“ Er war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber diese Bemerkung tatsächlich als witzig empfand, deshalb war es wohl das Beste, gleich die nächste Frage anzuschließen. So kam Max Penckenhorst gar nicht erst auf den dummen Gedanken, dass Berringer ihn vielleicht blöd anmachen wollte.

      Die zwei Zähne, die bei der so genannten kleinen Rangelei vor dem „Baby Love“ Penckenhorsts angeblicher Selbstverteidigung zum Opfer gefallen waren, fasste Berringer als Warnung auf. Der Kerl verstand möglicherweise keinen Spaß.

      „Hat sich in letzter Zeit irgendwer verdächtig intensiv für Gerath oder seine Pferde interessiert?“, fragte er.

      Penckenhorst nickte. „Da war vor zwei Monaten so 'n Typ hier, der wollte die Laura kaufen. Laura war ja ein Island-Pferd, und genau so eins wollte er haben. Frau Rahmeier hat ihm die Adresse von Herrn Gerath gegeben, aber ihm gleich gesagt, dass es sinnlos ist, beim Besitzer anzufragen.“

      „Wissen Sie noch den Namen?“

      „Nee. War ein unscheinbarer Typ. Halbglatze, mittelalt. Und ein Gesicht, das man sich nicht merkt.“

      „Haben Sie ihn noch mal wiedergesehen?“

      „Nein. Aber da fällt mir ein ...“

      Er zögerte, biss sich auf die Lippen, und plötzlich bildete sich eine tiefe Furche auf seiner Stirn.

      „Na los, raus damit!“, forderte Berringer. „Auch, wenn Sie denken, dass Ihre Beobachtung ohne Belang ist – für mich könnte sie wichtig sein.“

      „Vor drei Wochen war eine Frau hier, die sich nach Gerath erkundigt hat. Sie ist sofort wieder weggefahren, nachdem ich ihr gesagt habe, dass Gerath nicht auf dem Hof und auch nicht bei den Pferden sei. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.“ Berringer runzelte die Stirn. „Was?“

      „Na ja, dass sich eine Frau für ihn interessiert, die gerade halb so alt ist wie er. Sie hätte seine Tochter sein können.“

      „Wie sah sie aus?“

      „Blondes, langes Haar, gut gebaut ... Aber das Auffälligste an ihr war die weiße Kleidung.“

      „Vollkommen weiß?“

      „Ja. Weiße Hose, weiße Steppjacke. Und was sie darunter trug war auch weiß.

      Außerdem hing ihr ein Amulett aus Holz um den Hals. Sah schon ziemlich abgedreht aus.“

      In diesem Moment wurde die Tür zum Stall aufgezogen.

      Es war Kleppke. In seinem Gefolge befanden sich uniformierte Kollegen.

      „Herr Penckenhorst?“, fragte Kleppke. „Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Max Penckenhorst runzelte die Stirn. „Was wird hier eigentlich gespielt?“ Er wandte sich an Berringer. „Jetzt sagen Sie nicht, dass ich den ganzen Sermon noch mal Ihrem Kollegen erzählen muss!“

      Kleppke bedachte Berringer mit einem tadelnden Blick.

      „Kollege?“, echote er.

      „Ich denke, ich muss dann mal“, meine Berringer und verdrückte sich in Richtung Stalltor.

      Irgendwie musste er sich an Kleppke vorbeidrücken. Ein Königreich für eine Tarnkappe!, dachte er. Aber die waren irgendwie aus der Mode gekommen und wohl ein Opfer des textilen High-Tech-Fortschritts geworden, wie ihn Peter Geraths „Avlar Tex“ forcierte.

      Kleppkes Augen wurden schmal. Der Blick, mit dem er Berringer bedachte, hätte einen Mann mit schwächerem Herzen töten können. „Ich denke, wir unterhalten uns nachher noch, Berry!“

      Berringer zuckte mit den Schultern. „Ich kann doch nichts dafür, wenn jemand, mit dem ich nur ein kleines Schwätzchen halten möchte, die falschen Schlüsse zieht.“ Kleppkes Lächeln wirkte so dünn wie der zurückweichende


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