Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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wieder wahr. Trotzdem, ich bin bei diesem Typ anderer Ansicht.“ Berringer schaute sich um. Er sah den Polizisten einige Augenblicke lang dabei zu, wie sie mit einer bewundernswerten Geduld und viel Akribie den Waldboden absuchten. Das Unterholz war recht dicht. Mit etwas Glück war der Täter irgendwo hängen geblieben, hatte etwas verloren oder eine andere Spur hinterlassen, die ihn am Ende vielleicht überführte. So wie die Patronenhülsen.

      Nein, dachte Berringer, ein Profi war das nicht. Eher jemand, der etwas demonstrieren wollte. Jemand, der Gerath zeigen wollte, wie klein und machtlos er war. Der Täter wollte beweisen, dass er alles tun konnte, was ihm beliebte, und in jedem Moment die Macht hatte, Gerath das Leben zu nehmen, wenn es ihm gefiel.

      Berringer machte zwei Schritte nach vorn, bog die Zweige eines Busches zur Seite, um ins Unterholz vorzudringen.

      Arno Kleppke pfiff ihn zurück. „Moment, Berry! Das geht zu weit!“

      „Ich wollte doch nur ...“

      „Hier wird jeder Quadratzentimeter erst genauestens unter die Lupe genommen, bis hier jemand was zertrampeln darf. Es ist schon großzügig, dass ich dich hier am Tatort herumrennen lasse.“

      Berringer hob die Hände. „Schon gut, Arno.“

      „Mann, Berry, du kennst doch das Geschäft!“

      Die Ermittlungen am Tatort zogen sich hin.

      Natürlich war Peter Gerath sogleich verständigt worden. Doch der befand sich auf einem Meeting. Zumindest ließ er das Arno Kleppke ausrichten.

      „Vielleicht solltest du dich mit ihm unterhalten“, witzelte Arno Kleppke, an Berringer gewandt. „Vielleicht redet er ja anschließend mit mir, wenn du ihm zunächst mal großartige Erfolge bei deinen Ermittlungen versprichst.“

      „Das Problem ist nur, dass ich diese Versprechungen im Moment noch nicht halten kann“, entgegnete Berringer.

      Die toten Tiere wurden abtransportiert, und danach beruhigten sich die Pferde auf der Nachbarweide. Petra Rahmeier und ihr Stallbursche Max Penckenhorst sorgten dafür, dass sie nacheinander zu den Stallungen geführt und in ihre Boxen untergebracht wurden.

      Berringer hörte interessiert zu, wie Kleppke anschließend die Reitstallbesitzerin befragte.

      „Hat sich jemand nach Herrn Peter Gerath und seinen Pferden erkundigt?“

      „Nicht, dass mir das aufgefallen wäre.“ Petra Rahmeier, eine sportlich wirkende Mittvierzigerin, schüttelte den Kopf. Sie stand noch sichtlich unter Schock. Berringer verstand sie gut. Die Sache mit den ermordeten Pferden würde morgen in jeder lokalen Zeitung stehen und wahrscheinlich auch überregional über die Medien verbreitet werden. Das war natürlich alles andere als eine gute Reklame für den Rahmeier-Hof, obwohl dessen Besitzerin und ihr Personal nicht das Geringste dafür konnten, dass die Pferde auf der Weide erschossen worden waren.

      „Wir brauchen eine Auflistung aller Gäste, die in den letzten Wochen bei Ihnen waren“, sagte Kleppke.

      „Das lässt sich machen. Allerdings kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass darunter jemand sein könnte, der Pferde kaltblütig abknallt.“ Petra Rahmeier schüttelte den Kopf, noch immer fassungslos, und bedeckte kurz mit ihrer rechten Hand die Augen. Sie unterdrückte ein Schluchzen und biss sich auf die Lippen.

      Berringer beobachtete, wie Max Penckenhorst im Stall verschwand.

      „Warte hier und hör gut zu“, wandte er sich an Vanessa.

      „Was ist denn?“

      „Ich bin zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Max Penckenhorst verabredet.“

      „Ach, könntest du mich das nicht machen lassen?“, fragte Vanessa, und Berringer sah den schwärmerischen Glanz in ihren Augen.

      Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“

      „Chef-Sache?“

      „Ja.“

      „Herr Penckenhorst?“, fragte Berringer, als er den Stall betreten hatte.

      Max Penckenhorst war gerade damit beschäftigt, mit einer Forke altes Stroh aus einer leeren Box in eine Schubkarre zu laden. Irgendwo schnaubte ein Pferd.

      „Was wollen Sie?“, fragte Penckenhorst in einem Tonfall, der alles andere als freundlich war. Er wirkte angespannt und gereizt. Der Tod von Tieren ging vielen Menschen näher als das Ableben eines Mitmenschen. Berringer machte diese Erfahrung nicht zum ersten Mal.

      „Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.“

      „Ich habe doch vorhin schon Ihren Kollegen alles erzählt. Und dann war da noch diese Schnepfe, die so aufdringlich war. Schätze, die war von der Presse.“ Berringer nahm an, dass er damit Vanessa meinte, und enthielt sich jeden Kommentars. „Herr Penckenhorst, es gibt da einfach so viele Ungereimtheiten, dass Sie wohl nicht umhin kommen, die ganze Sache noch ein dutzend Mal zu erzählen.“ Penckenhorst verzog das Gesicht, stellte die Forke zur Seite und lehnte sie gegen die Boxenwand. Dann krempelte er sich die Ärmel seines Hemdes hoch. Er hatte beeindruckende Muskeln. Auf dem rechten Unterarm war ein Löwe tätowiert, auf dem linken ein Tiger.

      „Seit wann arbeiten Sie hier?“, fragte Berringer.

      „Seit einem halben Jahr etwa.“

      „Gefällt Ihnen der Job?“

      „Die Bezahlung könnte besser sein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Allerdings habe ich kaum was an Zeugnissen oder dergleichen vorzuweisen, in sofern bin ich froh, überhaupt 'nen Job gefunden zu haben.“

      „Ich verstehe.“

      „Zuvor bin ich bei einem Zirkus mitgefahren. Und davor hatte ich einen Job als Automaten-Bestücker. Aber stellen Sie sich das bitte nicht als spannend vor.“ Berringer musste lächeln. „Wenn Sie es sagen ...“

      „Aber um was Interessantes machen zu können, hätte ich mich in der Schule mehr anstrengen müssen ...“ Penckenhorst runzelte die Stirn. „Was wird das hier? Eine Fragestunde über mich, oder worauf wollen Sie hinaus, Kommissar ...?“

      „Mein Name ist Berringer“, stellte sich der Detektiv vor, ohne auf den „Kommissar“ einzugehen.

      „Und meinen Namen haben Sie sich gleich gemerkt, was?“

      „Ja.“

      „Weil ich tatverdächtig bin?“

      Berringer schüttelte den Kopf. „In meinem Job hat man ein gutes Namensgedächtnis.

      Andernfalls sollte man sein Geld besser anderweitig verdienen.“

      „Verstehe ...“

      „Ich will Ihnen nichts ans Zeug flicken, Herr Penckenhorst. Keine Sorge.“ Berringers Lächeln wirkte entwaffnend. Er hoffte zumindest, dass es dies tat. „Ich will nur ein paar Antworten. Also entspannen Sie sich.“

      „Drei unserer Pferde sind erschossen worden. Wie soll ich mich da entspannen? Wer weiß, was dieser Irre als nächstes tut?“ Penckenhorst atmete tief durch. Er trat an eine andere Boxen. Ein Rappe steckte seinen Kopf hervor. Penckenhorst tätschelte den Hals des Tieres, aber das Pferd spürte wohl, wie nervös der Mann war. Es schnaubte und wich zurück.

      Tiere kann man nicht betrügen, dachte Berringer.

      „Fragen Sie schon!“, forderte Penckenhorst.

      „Sie kennen Herrn Gerath sicher persönlich. Schließlich kommt er einmal die Woche zum Reiten her.“

      „Ja. Und er besitzt - besaß - bis vor kurzem insgesamt vier Pferde. Dabei hat er zuletzt immer nur Laura geritten, weil die am ruhigsten war. Ich denke, das lag an seiner Bandscheibe.“

      Berringer hob die Augenbrauen. „Sie kannten ihn also ganz gut.“

      „Ich war öfter hier im Stall, wenn er sich um seine


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