Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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„Lengerich, eine Kleinstadt zwischen Münster und Osnabrück. Da gibt’s wenigstens den Karneval nur in einer auf erträgliches Maß abgeschwächten Form und ...“ Mark Lange unterbrach ihn, indem er mahnend den Zeigefinger hob und drohte:

      „Jetzt aber mal vorsichtig, Chef. Ein Wort gegen den Karneval ...“

      „Den Kölner oder den Düsseldorfer?“, fragte Berringer grinsend.

      Mark Lange tat verwundert. „Haben die in Köln einen Karneval?“ Beide lachten sie.

      Die Bedienung kam und stellte Berringer das Sandwich und den Cappuccino hin.

      Vom Cappuccino nahm Berringer einen kräftigen Schluck und aß zuerst den beigelegten Keks.

      „Du wolltest mir was über ein Tochterunternehmen von Geraths Avlar Tex erzählen.“ Mark Lange nickte. „Ja. Avlar Sport hat ein eigenes Sportlabel und scheint in den Geschäften gut vertreten zu sein. Sie produzieren auch für große Supermarktketten, die Sportswear als Sonderangebote raushauen. Mein Ex-Kollege Rüdiger war dort die letzten drei Monate Nachtwächter, und den Job will er natürlich behalten.“

      „Weswegen wir mit seiner Aussage nicht zur Polizei gehen könnten.“

      „Er würde Stein und Bein schwören, mich nicht zu kennen.“

      „Wie auch immer, was hat dir dieser Rüdiger so Interessantes erzählt?“

      „Da kommen nachts LKW-Ladungen mit Ware, die ein paar Tage gelagert wird, bevor sie wieder jemand abholt. Das Geschäft läuft über einen rumäniendeutschen Import/Export-Kaufmann, der in der Szene einschlägig bekannt ist.“

      „Hat dieser Rüdiger einen Namen fallen lassen?“

      „Commaneci.“

      „Ferdinand Commaneci?“, fragte Berringer. „Der Besitzer von Garol ImEx, Bukarest und Düsseldorf?“

      „Das war der Name, ja.“

      „Das bedeutet, unser biederer Herr Gerath ist vielleicht tiefer in diese Mafiageschäfte verwickelt, als er uns glauben machen wollte.“

      „Avlar Sport wird von einem gewissen Frank Severin geleitet, der dort den Geschäftsführer gibt und wohl ziemlich nach Belieben schalten und walten darf, solange keine Verluste eingefahren werden“, berichtete Mark Lange. „Übrigens hat Rüdiger neulich mal mitgekriegt, wie Severin von ein paar der Typen, die die Lastwagen fahren, ziemlich übel unter Druck gesetzt wurde. Aber Severin tat anschließend so, als wäre nichts gewesen.“

      „Klingt, als wäre da eine Spur in unserem Fall.“

      „Noch was ist seltsam: Die Ware, die nachts angeliefert wird, passt überhaupt nicht zur Produktpalette, sagt Rüdiger.“

      „Und was ist das für Ware?“

      „Billig-Trikots, T-Shirts und Jogginganzüge.“

      „Also nichts mit High-Tech-Edelfasern?“

      Mark Lange schüttelte den Kopf. „Chemisch gefärbte Baumwolle, die ausläuft, wenn man schwitzt. Sagt Rüdiger.“

      „Hat dieser Rüdiger denn überhaupt Ahnung von solchen Sachen?“ Mark Lange schüttelte den Kopf. „Rüdiger nicht. Er hat das aber von einem Kollegen, der Bescheid weiß.“

      Also auch wieder nur Hörensagen, dachte Berringer. Wie bei dem bekannten Spiel

      „Stille Post“. Einer flüsterte dem anderen was zu, und nach ein paar Stationen hat sich die Botschaft schon so verändert, dass sie mit der ursprünglichen Aussage nichts mehr gemein hat.

      Berringer nahm sich sein Sandwich vor. Es schmeckte vorzüglich. „Vielleicht werden wir diesen Herrn Severin einfach mal fragen müssen“, meinte er.

      „Rüdiger glaubt übrigens, dass Frau Gerath ein Verhältnis mit Severin hat.“ Berringer blieb fast der Bissen im Hals stecken. „Wie – und das erzählst du mir jetzt erst?“

      Mark Lange machte eine wegwerfende Handbewegung, trank sein Alt aus und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. „Mehr als ein Gerücht ist das nicht. Ein Kollege hat Rüdiger erzählt, dass er die beiden mal in einer offenbar vertraulichen Situation gesehen hätte. Aber erstens war das wohl doch nicht so eindeutig und zweitens ist das ...“

      „... Hörensagen vom Hörensagen“, vollendete Berringer.

      „Richtig“, bestätigte Mark Lange. „Ist also fraglich, ob man darauf irgendetwas bauen sollte.“

      „Ich habe schon aus viel windigeren Sachen was gebaut, das hinterher auch vor Gericht noch standhielt“, hielt Berringer dem entgegen. „Wie auch immer – es ist jedenfalls eine interessante Information.“

      Das Fernglas wird justiert und scharf gestellt. Diesmal kein Fadenkreuz.

      Zu sehen ist eine der Villen im Krefelder Stadtteil Bockum.

      Ein Heim wie eine Festung.

      Die Villa

      Der Gerath.

      Das passt zusammen.

      Der Blick auf die Terrasse ist frei. Es brennt Licht.

      Jetzt wartest du.

      Die Dämmerung setzt ein.

      Sind wir nun endlich vereint in dem Gefühl, dass das Universum ungerecht ist?

      Vereint im Hass auf jemanden, der Schicksal spielte?

      Du wartest auf eine Reaktion.

      Das Licht im Erdgeschoss wird abgedimmt. Da ist etwas Blaues, Flackerndes, Flimmerndes. Ein Fernseher.

      Das ist nur der Anfang des Schreckens.

      Aber du wirst dich entscheiden müssen.

      Länger leiden lassen oder kurzer Prozess.

      3. Kapitel:

      Zwei Frauen in Weiß

      Am nächsten Morgen fuhr Berringer zu Geraths Villa im Krefelder Stadtteil Bockum, fünf Minuten von der Galopprennbahn entfernt. Das Gebäude war weiträumig von einer hohen Mauer mit einem aufgesetzten gusseisernen Gestänge umgeben. Für jemanden, der in einem ganz gewöhnlichen Reihenhaus oder Bungalow aufgewachsen war, wirkte die Gerath’sche Villa wie ein Palast. Aber im Verhältnis zu anderen Residenzen in der näheren Umgebung war sie allenfalls Mittelmaß.

      Personenschützer in den Uniformen eines privaten Sicherheitsdienstes patrouillierten auf dem kurz geschorenen Rasen.

      Berringer hatte sich zuvor telefonisch angemeldet, und so brauchte er vor dem Passieren des gusseisernen Eingangsstores den Wagen nicht zu verlassen und die Sprechanlage zu bedienen. Ein Kameraauge erfasste ihn und seinen Wagen, das Tor öffnete sich mit einen leisen Surren, und Berringer konnte bis zum Haus fahren.

      Einer der Wachhunde kläffte.

      „Der tut nix!“, meinte der Wachmann.

      „Und warum trägt er dann einen Maulkorb?“, fragte Berringer zurück.

      „Ist Vorschrift - wegen der Rasse.“

      Wer’s


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