Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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kann ich nicht ausschließen, dass der Täter in Ihrem persönlichen Umfeld zu suchen ist.“

      „Glauben Sie das wirklich?“ Gerath schaute Berringer direkt an, dann schüttelte er wieder den Kopf. „Ich halte das für absurd. Aber bitte, ermitteln Sie in jede Richtung, die Sie für Erfolg versprechend halten. Ich will endlich wieder ruhig schlafen können.“ Er seufzte laut, gab seine steife Haltung auf und lehnte sich zurück. „In der nächsten Woche beginnt die BOOT. Ich nehme an, Sie wissen, was das ist.“

      „Ich dachte immer, es hieße das Boot und nicht die Boot.“ Gerath sah Berringer erstaunt an. „Also von einem Düsseldorfer hätte ich das jetzt nicht gedacht“, sagte er sehr ernst und in einem Tonfall, als würde er einen seiner Angestellten tadeln.

      Berringer lächelte mild. „Das sollte ein Witz sein.“

      „Ein Witz?“

      Ich hätte wissen müssen, dass Sie keinen Spaß verstehen, dachte Berringer.

      „Natürlich ist mir die BOOT in Düsseldorf ein Begriff.“

      „Die größte Messe für Boots- und Segelbedarf in Europa oder so ähnlich. Natürlich stellen wir unsere neuen Fasern vor. Sie werden die Entwicklung auf diesem Gebiet wahrscheinlich nicht so genau mitverfolgt haben, aber es steht eine Revolution in der Textil verarbeitenden Industrie bevor. Stoffe für Badebekleidung und Surfanzüge, die nicht nass werden, wenn man mit ihnen ins Wasser steigt.“

      „Klingt für mich absurd“, gestand Berringer. „Oder verstehe ich da etwas nicht?“

      „Das ist alles eine Frage der Chemie.“ Gerath zeigte ein mildes Lächeln. „Wir versuchen mit unseren Kunstfasern die Natur nachzuahmen. Es gibt zum Beispiel Insekten, die ins Wasser tauchen können, ohne nass zu werden. Warum sollte uns das nicht beim Menschen gelingen? Ober vielmehr bei seiner Bekleidung? Na ja, ich gebe zu, bis dahin liegt noch ein gewisser Weg vor uns, aber unerreichbar ist das nicht. Und eines steht fest: Wer als Erster das Ziel erreicht macht ein Vermögen.“

      „Und Sie hoffen, dass Sie die Nase vorn haben werden.“

      „In vielen Bereichen hatten wir das schon. Aber man muss immer Ball bleiben.

      Haben Sie schon mal was vom Lotus-Effekt gehört? Feuchtigkeit und Dreck perlen einfach ab. Es können sich im Gewebe keinerlei Flecken bilden. Die Natur macht uns das vor, und wir wollen dieses Verfahren kopieren.“ Mit einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht grinste er Berringer an. Als der dieses Grinsen nicht erwiderte, sondern nur mit den Schultern zuckte, fielen seine Mundwinkel nach unten, und er murmelte: „Das alles interessiert Sie offenbar nicht sonderlich.“

      „Eine Regenjacke, die nicht durchweicht und in der man nicht schwitzt“, überlegte Berringer laut. „Nun, das wäre nicht schlecht.“

      „Sehen Sie, das meine ich. Wie auch immer. Ich kann es mir nicht leisten, wegen der letzten Vorfälle nicht persönlich auf der BOOT präsent zu sein.“

      „Business as usual“, sagte Berringer.

      „Das können Sie nennen, wie Sie wollen, Herr Berringer. Ich hätte jedenfalls gern, dass Sie während der Messe-Tage auch anwesend sind und das Sicherheitsteam unterstützen, das ich angeheuert habe.“

      „Warum? Trauen Sie denen nicht?“

      „Ich denke, dass ein Paar Augen mehr einfach auch mehr sehen“, sagte Gerath.

      „Wenn Sie verstehen, was ich meine.“

      Berringer entschied sich innerhalb von Sekunden und nickte. „Gut. Aber nur stundenweise. Wenn ich mich zu lange auf der Messe herumtreibe, kommen die Ermittlungen ins Stocken.“

      „Natürlich.“

      „Ich habe noch ein paar Fragen an Sie“, sagte Berringer. „Vorhin hatte ich eine Begegnung mit Ihrer Tochter. Eine ziemlich ruppige Begegnung, muss ich sagen.

      Außerdem konnte ich nicht verhindern, etwas von dem Streit mitzubekommen, den Sie gegenwärtig mit ihr haben.“

      „So?“ Gerath verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

      „Ihre Tochter war sehr laut.“

      Mal sehen ob ich zu hoch gepokert habe, dachte Berringer. Aber er glaubte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass im Gerath etwas Näheres über den Grund dieses Streits verriet, wesentlich höher war, wenn er annahm, dass der Detektiv bereits teilweise Bescheid wusste.

      Aber so leicht ließ sich jemand wie Gerath ― der Gerath ― nicht austricksen. Das Pokern war er aus dem Geschäftsleben gewohnt.

      „Was wissen Sie?“, fragte er. Sein Ton klang in diesem Moment wie klirrendes Eis.

      „Es ging um Geld“, sagte Berringer. „Und ich weiß außerdem, dass Ihre Tochter auf dem Reiterhof aufgetaucht ist und sich nach Ihnen erkundigt hat.“ Gerath atmete tief durch. Eine Zentnerlast schien ihm auf der Brust zu liegen, so ächzte er.

      Ins Schwarze getroffen!, dachte Berringer und musste sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen. Da scheint ein richtig dicker Hund begraben zu sein!

      Gerath schloss für einen Moment die Augen. „Es ist immer das Gleiche mit meiner auch so lieblichen Tochter. Sie will dauernd Geld. Es ist ja nicht so, dass ich nicht genug davon hätte. Aber ich habe einfach keine Lust, alles dieser Sekte in den Rachen zu werfen.“

      Berringer horchte auf. „Was für eine Sekte?“, hakte er sofort nach.

      „Esoterikern. Maja angehört ihnen seit einiger Zeit an. Gottes Erdkinder oder so ähnlich nennen sie sich. Sie glauben an irgendwelche heilenden Kräfte, die aus dem Erdreich und durch den Mond wirken.“ Gerath nahm sich ein Brötchen, halbierte es und schmierte Butter auf beide Hälften. Dann blickte er über den Tisch, so als könnte er sich nicht entscheiden, was er drauflegen sollte. „Ich will mich mit diesem Quatsch gar nicht erst auseinandersetzen. Maja haben diese Spinner das Hirn vernebelt, aber das heißt nicht, dass ich denen mein Vermögen nachschmeißen muss.“

      „Was genau hat Ihre Tochter von Ihnen verlangt?“

      „Dass ich Ihr das Erbteil vorzeitig auszahle. Würde ich ja auch machen, wenn sie irgendwas Vernünftiges damit vorhätte. Ein eigenes Geschäft gründen oder so. Aber wenn ich es ihr gebe, kann ich es gleich auf das Konto dieser Gotteskinder überweisen.“ Er machte eine Pause und fragte dann zurück: „Haben Sie auch Kinder?“

      „Nein“, sagte Berringer. „Weder Gotteskinder noch richtige.“

      „Sie Glücklicher!“

      Berringer sagte nichts dazu. Im Moment hatte er kein Kind, und Gerath hatte es nicht zu interessieren, dass er mal eins gehabt hatte. Darüber wollte er nicht sprechen.

      Schon gar nicht mit dem Gerath.

      Der aber schien Berringers Antwort als Signal zum Weiterreden aufzufassen. Umso besser.

      „Ich habe mit meinen drei Kindern wirklich genug gelitten“, klagte er. „Maja hat mit Ach und Krach ihr Abi geschafft, aber danach ging alles daneben. Sie hat mehrfach das Studium abgebrochen, schließlich eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen, aber nicht beendet, und jetzt ist sie Predigerin in den Diensten dieser Gotteskinder und verteilt Zettel und Broschüren, die die Menschen bekehren sollen, zur Besitzlosigkeit und zum Vertrauen auf irgendwelche mystischen Mächte.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.

      „Sie haben auch noch zwei Söhne, wenn ich richtig informiert bin, Herr Gerath.“

      „Die sind nicht besser. Als Unternehmer, der etwas aufgebaut hat, strebt man ja immer an, dass jemand aus der eigenen Familie dieses Werk mal fortsetzt. Avlar Tex und Avlar Sport haben zusammen fast dreihundert Mitarbeiter. Da trägt man einfach eine Verantwortung über die Grenze des eigenen Lebens hinaus. Man kann nicht einfach sagen: Nach mir die Sintflut, mir ist es gleichgültig, was geschieht, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Er seufzte schwer.

      Du


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