Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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er da einen Nerv getroffen?

      4. Kapitel

      Eine Leiche im Elfrather See

      Berringer setzte sich in den Wagen und fuhr los. Diesmal dachte er daran, sein Handy mit der Freisprechanlage zu verbinden, sodass er ganz legal telefonieren konnte und nicht ständig Gefahr lief, von einer Polizeistreife angehalten zu werden, die ihm eine kostenpflichtige Verwarnung aufbrummte.

      Sofort nachdem er das Grundstück der Geraths verlassen hatte, fuhr ihm doch auch tatsächlich eine Polizeistreife im Schleichtempo entgegen.

      Es waren zwei Beamte. Ein Mann und eine Frau. Die Frau saß am Steuer und signalisierte Berringer zu halten.

      Auch das noch, dachte der Detektiv. Dein Freund und Helfer hält dich auf, wenn du es am eiligsten hast!

      Wahrscheinlich war das eine der Streifen, die für Geraths Sicherheit zu sorgen hatten.

      Schön, dass die ihren Job so ernst nahmen, auch wenn der Betroffene gar nicht zu Hause war, dachte Berringer. Aber die hatten wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass Gerath weggefahren war – und wenn er entführt worden wäre, hätte das wohl auch kaum Aufsehen erregt.

      Der Mann stieg aus, setzte sich sehr sorgfältig die Mütze auf und trat dann an Berringers inzwischen heruntergelassene Fensterscheibe.

      „Fahren Sie bitte an den Rand und stellen Sie den Motor ab.“

      „Wenn Sie wünschen.“

      Berringer leistete den Anweisungen des Beamten Folge und wartete, bis der Polizist ihm die zwei Meter gefolgt war.

      Der Detektiv fragte sich, ob der Beamte noch das alte, schmale Pistolenholster oder bereits die etwas zu dick geratene Neuversion trug und dafür vorschriftswidrig auf den Sicherheitsgurt verzichten musste. Aber der Polizist wandte Berringer die linke Seite zu, sodass der Detektiv die entscheidenden Details nicht sehen konnte.

      „Ihre Papiere bitte.“

      Berringer langte in die Innentasche seines Jacketts und versuchte dabei, allzu hektische Bewegungen zu vermeiden, da er bei seinem Gegenüber nicht durch Gedankenlosigkeit irgendwelche unangenehmen Reflexe zur Eigensicherung auslösen wollte.

      Neben dem Führerschein und den Fahrzeugpapieren gab Berringer dem Beamten auch eine ID-Card, die ihn als Mitglied im Berufsdachverband der Privatermittler auswies.

      Nach kurzer Prüfung bekam Berringer alles zurück. „Fahren Sie weiter und entschuldigen Sie die Störung.“

      „Nichts für ungut.“

      „Wir sind nun mal dazu angehalten, hier in der Gegend die Augen offen zu halten.“

      „Ich bin sehr froh, dass Sie Ihre Aufgabe so ernst nehmen“, sagte Berringer und dachte: Auch wenn Sie mit Ihren Maßnahmen das Leben meines gerade nicht anwesenden Klienten nicht effektiv schützen, so sorgen Sie doch wenigstens dafür, dass seinem Besitz nichts geschehen kann!

      Während der Fahrt rief Berringer bei Kommissar Dietrich an. Er war tatsächlich in seinem Büro. Die Meinungsverschiedenheiten mit Dietrichs Kollegen Arno Kleppke auf dem Rahmeier-Hof hatte Björn Dietrich wohl bereits in einer reichlich gefärbten Darstellung geschildert bekommen. Jedenfalls sprach Dietrich seinen Freund aus alten Düsseldorfer Polizeizeiten sofort darauf an.

      „Was hast du mit Arno gemacht, der war richtig sauer auf dich?“

      „Nichts, was soll schon gewesen sein? Ich habe nur versucht, meinen Job zu machen und an Informationen zu gelangen.“

      „Berry, dabei gibt es Grenzen. Ich habe dir immer gesagt, dass wir gut miteinander auskommen, solange du die Regeln einhältst.“

      „Meine Güte, was man alles so sagt, wenn der Tag lang ist!“

      „Ich meine es ernst!“

      „Ich verspreche dir, Arno erst mal aus dem Weg zu gehen, wenn es sich machen lässt.“

      „Du versprichst mir, keine Sperenzien mehr zu machen!“ Berringer seufzte. „Ich habe wohl keine andere Wahl.“

      „Das siehst du vollkommen richtig.“

      „Eigentlich rufe ich nicht an, um mir eine Standpauke abzuholen.“

      „Sondern? Mach's kurz, wir haben gleich eine Einsatzbesprechung. Es wird ein ganz schöner Aufwand werden, alle registrierten Jäger abzuklappern und deren Waffen zu überprüfen.“

      „Und dann vielleicht keinen Erfolg zu haben, weil die Waffe jemandem auf illegalem Wege in die Hände fiel, der mit Jagd so viel zu tun hat wie ein cleverer Geschäftsmann mit dem deutschen Steuerrecht.“

      Eine kurze Pause entstand, und Berringer stellte sich vor, wie Björn Dietrich sie dazu nutzte, an seinem Glimmstängel zu ziehen. Schließlich hatte er schon fast eine Minute ohne direkte Nikotininhalation auskommen müssen. Wahrscheinlich begannen dann bereits die ersten Entzugserscheinungen, dachte Berringer.

      „Meinst du das jetzt ernst?“

      „Ich weiß noch nicht. Bislang habe ich ein paar Puzzle-Teile, die nicht richtig zusammenpassen. Aber das kriege ich schon raus.“

      „Dann leg doch mal ein paar dieser Teile auf den Tisch des Hauses und lass dir nicht alles so aus der Nase ziehen!“, forderte Dietrich ein wenig verärgert.

      „Du lässt mich ja nicht zu Wort kommen!“

      „Sehr witzig. Also, was ist? Stiehlst du mir nur die Zeit, oder hat du wirklich was?“

      „Eine Gegenfrage ...“

      „Ich wusste es, du hast nichts!“

      „Wie würdest du das beurteilen, wenn in einer Firma, die sich auf hochwertige Sportswear spezialisiert hat, des Nachts billige Massenwaren von wer weiß woher angeliefert wird und eine Firma namens Garol ImEx, Bukarest und Düsseldorf, ihre Finger im Spiel hat?“

      „Dann würde ich sagen, dass höchstwahrscheinlich etwas faul ist. Wie heißt die Firma, von der du sprichst?“

      „Avlar Sport, eine Tochter von Peter Geraths Avlar Tex. Die Niederlassung liegt in Dießem am Glockenspitz.“

      „Hm, pass auf, Berry“, sagte Björn Dietrich nach ein paar Sekunden des Nachdenkens. „Ich habe mich kürzlich mit einem Kollegen unterhalten, der im Umfeld des organisierten Verbrechens ermittelt. Nach dem, was er mir so erzählt hat, könnte das, was Avlar Sport abläuft, folgendermaßen aussehen: Seit kurzem gibt es Einfuhrbeschränkungen der E.U. für Billigklamotten aus China. Die Quoten sind längst erreicht. So gibt es viele Firmen in der Textilbranche, die ihre bereits georderte Ware nicht ins Land holen können. Das machen sich kriminelle Banden zunutze. Die Ware wird in ein Land gebracht, in dem sich die Grenzkontrollen mit finanziellem Schmiermittel umgehen lassen. Zum Beispiel könnte der Weg über Rumänien nach Ungarn gehen. Dort werden die Waren umetikettiert und sind plötzlich Produkte, die innerhalb der Europäischen Union gefertigt wurden. Bleibt nur noch die Schwierigkeit, sie unauffällig weiterzuverteilen. Dazu braucht man Firmen wie Avlar Tex, die die Ware pro forma aufkaufen, bevor sie in die Läden kommt. Manche perfektionieren das, in dem sie die Sachen vorher noch mit Markenetiketten versehen, aber das ist riskant, wenn es nicht wirklich gut gemacht


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