Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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Dietrich den Zettel mit den Personalien der Zeugen.

      „Wird sicher interessant, was die Gerichtsmedizin als Todesursache feststellt“, meinte Dietrich.

      „Die Todeszeit kann ich dir sagen.“

      Dietrich grinste. „Dein pathologisches Zusatzstudium hast du uns allen damals verschwiegen.“

      Berringer lächelte mild. „Gute alte Ermittlungsarbeit – akribisch und solide. Das macht den Unterschied, Björn.“

      Der grinste noch breiter. „Sicher.“

      „Auf jeden Fall war Frank Severin heute so um acht herum im Firmengebäude vom Avlar Sport am Glockenspitz. Er hat sich dort Urlaub genommen, ein paar Memos hinterlassen und ist dann vermutlich kurz zu Hause in Erkrath vorbeigefahren.“

      „Vermutlich?“, echote Björn Dietrich, während er sich bereits den zweiten Glimmstängel am Stummel des letzten anzündete und zwischendurch einmal so furchtbar husten musste, dass man an einen Tuberkulosekranken denken mochte.

      „Er wird sein Modellschiff nicht mit zur Firma genommen haben“, war Berringer überzeugt. „Um kurz nach neun wurde Frau Gerath hier auf dem Parkplatz gesehen.

      Ich nehme an, bald darauf ist der Mord geschehen.“

      „Bevor ich Frau Gerath auch nur darauf anspreche, will ich mir ganz sicher sein“, erklärte Björn Dietrich. „Die Frau eines Textilfabrikanten eine Mörderin! Blutiges Dreiecksdrama!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mir graust schon vor der Meute sensationsgieriger Reporter, die darauf anspringen werden wie Bluthunde. Die werden die Zeugen so verrückt machen, dass man vor Gericht keine verwertbare Aussage mehr von ihnen bekommt.“

      „Du wirst die Presse kaum raushalten können“, sagte Berringer im Brustton der Überzeugung. Es klang aus seinem Mund wie ein Urteil.

      Dietrich wirkte nachdenklich, kratzte sich am Hinterkopf und trampelte von einem Fuß auf den anderen. „Arschkalt hier!“, meinte er. „Mal ganz im Vertrauen, Berry: Was macht dich eigentlich so sicher, dass nicht dein Klient Severin umgebracht hat?

      Der eifersüchtige Ehemann hat herausbekommen, dass seine Frau mit dem Geschäftsführer seiner Tochterfirma was hat, erfährt vielleicht durch Zufall von einem geplanten Treffen und ergreift die Gelegenheit.“ Und ganz unvermittelt fragte er: „Hast du das Mal am Hals des Toten gesehen?“

      „Ja, aber das muss nichts heißen.“

      „Wieso?“

      „Weil Severin vor wenigen Tagen von einer Horde Schlägern überfallen und zusammengehauen wurde. Ich habe dir meinen Verdacht bezüglich einiger dubioser Geschäfte schon am Telefon dargelegt, und wenn du mich fragst, sieht das genau nach der Handschrift dieser Leute aus.“

      „Aber welches Motiv hätte Frau Severin, ihren Geliebten umzubringen?“, hakte Dietrich nach. „Tut mir leid, aber das kapier ich nicht.“

      „Es ist doch ganz einfach“, meinte Berringer. „Regina Gerath und Frank Severin haben sich zusammengetan, um ihren Mann umzubringen - sie bekommt die Firma, er hat die Chance, Geschäftsführer über das ganze Avlar-Imperium zu werden.

      Außerdem muss er nicht mehr befürchten, dass seine dubiosen Geschäfte auffliegen und Peter Gerath ihm auf die Schliche kommt, denn dann wäre für ihn – also für Severin - alles zu Ende gewesen. Es könnte doch sein, dass Frau Gerath einfach ihren Mitwisser aus dem Weg räumen wollte, weil die Polizei so fleißig ermittelt und sie befürchtet, dass jetzt alles auffliegt.“

      „Ein schwaches Motiv, Berry. Du warst schon mal besser“, entgegnete Dietrich.

      „Und weshalb dieser Bundeswehr-Meisterschütze daneben geschossen haben soll, hast du mir auch noch nicht beantwortet.“

      „Vielleicht hat er gar nicht daneben geschossen.“

      „Jetzt drehen wir uns im Kreis.“

      Die Gerichtsmedizin musste eigens aus Düsseldorf zum Tatort kommen. Die Landesregierung hatte die Zahl der Gerichtsmedizinischen Institute in den letzten Jahren immer weiter reduziert – mit fatalen Folgen, wie manche Fachleute behaupteten. Bei einem Mord, der als solcher erkannt wird, gibt es eine über neunzigprozentige Chance, dass er auch aufgeklärt wird. Aber wenn die Leiche nie einem sachkundigen Experten zur Untersuchung vorgelegen hat, kann es zu fatalen Irrtümern kommen und am Ende ein natürlicher Tod festgestellt werden, wo rein gar nichts natürlich gewesen ist.

      Berringer war seit langem der Ansicht, dass es das Beste sei, eine allgemeine Obduktionspflicht einzuführen. Aber er wusste auch, dass er in dieser Hinsicht auf verlorenem Posten stand. Obduktionen kosteten Geld. Und Geld war knapp, die öffentlichen Haushalte pleite.

      Die Gerichtsmedizinerin, die in diesem Fall aus Düsseldorf geschickt worden war, hieß Dr. Wiebke Brönstrup. Sie war Ende dreißig, hatte rotes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst trug, und eine üppige, sehr weibliche Figur. Ihren meergrünen, sehr aufmerksam blickenden Augen schien nichts zu entgehen. Auch das geringste Detail nicht.

      Sehr zielstrebig ging Dr. Brönstrup auf die Polizisten zu, die in der Nähe des Toten standen. Die Spurensicherung war inzwischen mit ihm fertig und kümmerte sich darum, die Umgebung nach Hinweisen abzusuchen.

      Wiebke Brönstrup nickte Björn Dietrich zu, der die x-te Zigarette rauchte. „Sie sollten damit aufhören, Herr Dietrich. Ein Kollege von mir gibt Kurse an der Volkshochschule. Er arbeitet mit Nikotinpflastern und ...“

      „Kein Bedarf“, sagte Dietrich, dann fasste er knapp die bisherigen Erkenntnisse zusammen.

      Wiebke Brönstrup strich sich eine verirrte Strähne ihres roten Haars aus dem sommersprossigen, fein geschnittenen Gesicht und bedachte Berringer mit einem kurzen Blick, bevor sie dann die Leiche betrachtete. Als Dietrich geendet hatte, holte sie es nach, Berringer zu begrüßen. Kurz, knapp – und etwas überlegen.

      „Hallo, Berry“, sagte sie.

      „Hallo.“

      „Wie geht’s dir?“

      „Gut.“

      „Ich hab 'ne Menge über dich gehört ...“

      „Hin und wieder hab ich auch was über dich gehört.“ Bei beiden wirkte das Lächeln verlegen. Es war eine eigenartige Befangenheit zwischen ihnen zu spüren. Eine Befangenheit, für die es durchaus einen Grund gab, auch wenn der lange zurücklag. Fünfzehn Jahre etwa war es her, da waren sie beide für eine Weile ein Paar gewesen. Er, der Kripo-Beamte, sie, die ehrgeizige Medizinstudentin, die sich vorgenommen hatte, Chirurgin zu werden und am Ende Pathologin wurde. Zwischenzeitlich hatten sich ihre Wege nicht nur privat getrennt, sondern auch im räumlichen Sinne. Wiebke Brönstrup hatte einige Jahre in Chicago als Pathologin gearbeitet, später in Münster, und seit einem halben Jahr war sie wieder dort, wo sie herkam: in Düsseldorf.

      Durch den Kollegenbuschfunk hatte Berringer jede ihrer Stationen mitbekommen. Im Streit waren sie damals nicht auseinander gegangen, eher in der Erkenntnis, dass ihre Beziehung einfach nicht funktionierte. Ihre Lebensentwürfe waren zu verschieden gewesen. Vielleicht hatten sie sich einfach auch nur zu wenig Mühe gegeben, einen Kompromiss zu finden, dachte Berringer.

      Wiebke Brönstrup kniete neben dem Toten nieder. Auch der Leichenwagen war inzwischen eingetroffen - mit Düsseldorfer Kennzeichen. Er würde den Toten sofort nach der Erstuntersuchung am Tatort in die Leichenhalle des Gerichtsmedizinischen Instituts bringen, sodass dort eine Obduktion vorgenommen werden konnte, falls dies nötig erschien. Aber bei einer Leiche, die von blauen Flecken nur so übersät war, stand das wohl außer Frage.

      „Dieser Mann lag nicht allzu lange im Wasser“, war sich Dr. Brönstrup sicher. „Mir fällt diese Stelle am Hals auf“, sagte sie. „Der Adamsapfel ist eingedrückt. Er hat einen heftigen Schlag bekommen. Vielleicht einen unerwarteten Ellbogenstoß oder einen Handkantenschlag. Irgend so was.“

      „Also käme jemand in Frage, der Kampfsport


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