Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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      „Wie auch immer, Berry: Du machst bitte keinen Wirbel! Solche Machenschaften aufzudecken geht nur mit einer koordinierten, gut abgestimmten Operation und nicht mit irgendwelchen Alleingängen.“

      „Ich werde mir Mühe geben, niemanden vorzuwarnen“, versprach Berringer. „Aber du wirst auch verstehen, dass für mich die Interessen meines Klienten immer Vorrang haben.“

      „Berry!“

      „Was willst du? Dessen Wünsche sind in diesem speziellen Fall doch ganz bescheiden: Er will einfach nur nicht umgebracht werden.“

      „Und du glaubst, Gerath sagt dir die Wahrheit und hängt in diesen Geschäften nicht selber mit drin?“, fragte Björn Dietrich. „Mein Gott, ermittelst du nur noch im Auftrag englischer Schlossherren, oder wie kommt es, dass dich das Leben als Privatermittler dermaßen naiv gemacht hat?“

      „Nur kein Neid, Björn.“

      „Eine Erklärung hört sich anders an!“

      „Also gut, wie wär’s mit dieser? Gerath hat einen Geschäftsführer namens Severin eingesetzt, der ziemlich freie Hand zu haben scheint, sowohl geschäftlich wie auch bei Geraths Frau. Und wenn Gerath das mit seiner Frau nicht merkt, hat Severin es vielleicht auch geschafft, ihm das andere zu verheimlichen.“ Robert Berringer fuhr zum Firmensitz von Avlar Sport am Glockenspitz.

      Es gab einen Bürotrakt, eine Fertigungshalle und ein Lager. Da bei Avlar Sport alles gut beschildert war, fand Berringer sich hervorragend zurecht, nachdem er dem Pförtner seinen Ausweis gezeigt hatte.

      „Herr Gerath persönlich hat angeordnet, dass Sie sich alles ansehen und mit jedem sprechen dürfen“, hatte der Pförtner gesagt.

      „Wann war das?“, hatte Berringer gefragt.

      „Vor ein paar Tagen – und dann heute Morgen noch mal. Ist gut eine Stunde her. Er rief aus dem Wagen an. Mich persönlich. Also, ich arbeite hier schon zwanzig Jahre, aber das mich der Chef persönlich anruft, das ist in all der Zeit zuvor noch nie vorgekommen.“

      Für Berringer ergab sich daraus der Schluss, dass Gerath seinen Verdacht gegen Severin inzwischen teilte. Ein Grund mehr für Berringer, dieser Spur weiterzufolgen.

      Zumal sie durch das – bisher allerdings nur behauptete – Verhältnis zwischen Frau Gerath und Severin eine Verbindung zu Geraths familiärer Misere herstellte.

      „Ist ja auch schlimm, was die mit dem Herrn Gerath vorhatten“, hatte der Pförtner noch hinzugefügt. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wer so etwas tun könnte. Aber man muss ja heute mit allem rechnen. Auch unser Geschäftsleiter, der Herr Severin, soll neulich mal überfallen und zusammengeschlagen worden sein. Er wollte das nicht an die große Glocke hängen. Keine Ahnung, ob er zur Polizei gegangen ist, aber er sah ziemlich übel zugerichtet aus, kann ich Ihnen sagen. So viel Puder konnte er gar nicht auftragen, wie nötig gewesen wäre, um das blaue Auge zu überdecken.“

      „Wissen Sie darüber noch etwas mehr?“

      „Ehrlich gesagt, habe ich das nur gehört ...“

      „Und von wem?“

      „Vom Willi. Und der hat es von ... Hm, hat mir erzählt, von wem er’s weiß, aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht mehr.“

      „Schon gut. Ich hör mich mal um.“

      „Einen schönen Tag noch. Und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann ...“

      „Dann komme ich auf Sie zurück, Herr ...“

      „Radowitz. Werner Radowitz.“

      „Danke.“

      Im Bürotrakt geriet Berringer nach einem Fragemarathon schließlich an Sybille Mertens, eine dralle, dunkelhaarige und sehr resolut wirkende Chefsekretärin.

      „Es tut mir leid, aber Herr Severin ist nicht im Haus.“

      „Wie kommt das denn?“

      „Er hat kurzfristig einen Tag seines Resturlaubs genommen. Heute Morgen war er zwar noch kurz hier und hat einige Anweisungen hinterlassen, aber ansonsten rechne ich erst übermorgen wieder mit ihm.“ Sie zuckte mit den Schultern. Das geschäftsmäßige Lächeln, bei dem sie ihre blitzenden Zähne zeigte, bewirkte, dass ihre Augen ganz schmal wurden.

      „Dann geben Sie mir bitte Herrn Severins Privatadresse. Es ist nämlich wirklich dringend.“

      „Ich weiß nicht, ob ich die einfach so herausgeben darf“, meinte sie.

      „Ich weiß das aber – und wenn Sie irgendwelche Zweifel daran haben, dann rufen Sie bitte umgehend Herrn Gerath an, um das zu klären.“ Ihr Lächeln gefror, und auch ihr Blick war auf einmal frostig. „Also gut“, sagte sie zwischen den Zähnen hindurch und gab Berringer eine von Severins Visitenkarten.

      „Besten Dank.“

      „Gern geschehen“, zischelte sie.

      „Sie brauchen mich nicht zu mögen, aber Sie sollen mich besser nicht anlügen“, sagte Berringer.

      Da fuhr sie auf. „Keine Ahnung, wovon Sie sprechen!“

      „Na, von dem gern geschehen natürlich.“

      Kaum war Berringer gegangen, griff Sybille Mertens zum Telefon. Sie drückte nur eine Kurzwahltaste.

      Das Freizeichen ertönte. Dann klickte es.

      „Herr Severin?“

      Aber sie war zu voreilig gewesen.

      „Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar“, tönte es monoton aus dem Hörer.

      Sybille Mertens legte verärgert auf. Wieso musste der Kerl ausgerechnet an diesem Tag sein Handy abstellen?

      Frank Severin wohnte im Krefelder Stadtteil Elfrath. Ihm gehörte ein schmucker Bungalow mit einem gut gepflegten Garten.

      Schon die offene Doppelgarage mit dem brandneuen Opel Corsa und viel Platz für einen sehr viel breiteren Wagen ließ Berringer bereits ahnen, das wahrscheinlich eine Frau zu Hause war. Aber gleichgültig, ob es Ehefrau, Lebensgefährtin oder Mutter war – es bestand die Chance, dass er von ihr erfuhr, wo sich Frank Severin zurzeit befand.

      Berringer fuhr den Wagen in die Einfahrt, stieg aus und ging zur Tür des Bungalows.

      Zwei Namen standen dort an zwei getrennten Klingeln: Frank Severin und Sabine Horstkotte.

      Berringer drückte erst auf die Severin-Klingel, aber er erwartete eigentlich nicht, dass ihm geöffnet wurde. So war es auch. Also drückte er auf den Klingelknopf, an dem

      „Horstkotte“ stand.

      Nach einer halben Minute fruchtlosen Wartens versuchte er es noch einmal. Wenn der Corsa in der Garage stand, war auch jemand zu Hause. Für einen dritten Wagen wäre nämlich kein Platz gewesen.

      Endlich waren Schritte zu hören, die eine Treppe hinabeilten, dann öffnete eine junge Frau.

      „Guten Morgen, mein Name ist Berringer. Sie sind Frau Horstkotte?“

      „Ja. Was möchten Sie bitte?“

      „Ich muss dringend mit Herrn Severin sprechen, aber er scheint nicht zu Hause zu sein.“

      „Tut mir leid, ich bin nur seine Mieterin. Wenn sein BMW nicht in der Garage steht, ist er wohl unterwegs.“

      „Er hat heute Urlaub genommen.“

      „Keine Ahnung.“

      „War er heute Morgen schon hier? Ich weiß, dass er kurz in der Firma war, und ich frage mich, wo er danach hinfuhr.“

      „Tut mir leid. Ich bin Krankenschwester und habe oft Nachtdienst. Da schlafe ich dann tagsüber wie ein Murmeltier, und die Einliegerwohnung hier im Haus habe ich extra deswegen genommen,


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