Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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geht, macht es plötzlich Sinn, dass bislang keine Geldforderung bei Ihnen eingegangen ist, obwohl man versucht, Sie einzuschüchtern.“

      „Was?“, schnappte Gerath. „Ich ... ich verstehe nicht ganz.“

      „Severin wird zusammengeschlagen, um Schutzgelder von ihm und Ihrer Firma zu erpressen“, erklärte Berringer. „Weil weder er noch Sie zahlen, setzt man Sie mit diesen Anschlägen unter Druck. Die Bande glaubt, Sie wüssten, worum es geht.“

      „Aber welchen Grund könnte Severin haben, mir das zu verheimlichen? Das ist doch Wahnsinn!“ Gerath schüttelte energisch den Kopf. „Ich meine, dass er gegenüber der Polizei schweigt, ist nachvollziehbar, aber ...“ Wieder straffte er sich, dann stach sein Zeigefinger wie eine Waffe in Berringers Richtung. „Ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr, Berringer. Aber Sie kümmern sich darum, ja?“

      „Wenn Sie es wünschen ...“

      „Auf Wiedersehen, Herr Berringer!“ Gerath erhob sich. „Kontaktieren Sie mich so bald wie möglich wieder!“ Mit diesen Worten ging er davon.

      Berringer blieb am Tisch sitzen. Dann entschied er sich, doch eines von den Brötchen zu nehmen. Er schnitt es in zwei Hälften, bestrich sie mit Erdbeermarmelade und biss hinein ...

      Als Berringer gesättigt das Haus verließ, setzte Gerath gerade mit seinem Sportcoupé aus der Garage zurück. Er nickte Berringer noch einmal zu und brauste dann mit völlig überhöhtem Tempo auf das gusseiserne Tor zu, das sich automatisch öffnete.

      Ein bulliger Typ in dunklem Anzug und mit Sonnenbrille im Gesicht saß neben Gerath auf dem Beifahrersitz. Offenbar sein Personenschützer.

      In dem Moment, als das Sportcoupé das inzwischen offen stehende Tor erreichte, wollte von der anderen Seite ein Austin Mini durchs Tor und auf das Grundstück rollen, musste aber hart abbremsen und zunächst Gerath durchlassen, der seinen Flitzer mit einem Affenzahn und quietschenden Reifen auf die Straße lenkte.

      Schließlich hielt der Austin neben Berringers Mitsubishi.

      Eine Frau saß am Steuer. Sie wirkte wie eine wenig ältere Ausgabe von Maja Gerath.

      Selbst die Vorliebe für helle Kleidung schienen die beiden Frauen zu teilen. Man hätte sie für Schwestern halten können, die nur wenige Jahre auseinander lagen. Frau Gerath schien sich wirklich gut gehalten.

      Jedenfalls auf dem ersten Blick. Auf dem zweiten sah man allerdings, dass das Instrument eines Chirurgen nachgeholfen hatte. Und die Sonnenstudiobräune ihres OP-gestrafften Gesichts erinnerte Berringer an den Teint eines Indianers.

      Berringer schritt die Stufen hinab. „Guten Morgen, Frau Gerath. Mein Name ist Berringer.“

      Sie verzog das Gesicht zu einem wie gefroren wirkendem Lächeln. Das konnte Ablehnung bedeuten, konnte aber auch an den durchstandenen Schönheits-OPs liegen. „Ah, Sie sind also der Sherlock Holmes, den mein Mann angeheuert hat.“

      „Und Sie sind die Ehefrau, die offenbar keinerlei Angst davor hat, dass der Täter, der Ihrem Mann das Pferd unter dem Gesäß weggeschossen hat, vielleicht noch mal daneben schießen und Frau Gemahlin erwischen könnte.“ Ihr Lächeln wurde daraufhin etwas charmanter. „Das Leben ist zu kurz, um dauernd ängstlich zu sein, Herr Berringer.“

      „Und Ihr Mann hat zumindest auf seinem Grund und Boden ziemlich umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen.“

      „Und? Haben sie ihm genützt? Nein.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich würde es mir auch nicht helfen, würde ich mit schusssicherer Weste herumlaufen und mich von einem Bodyguard bewachen lassen.“

      „Ich kann Sie sehr gut verstehen.“

      Sie sah Berringer überrascht an. „Wie meinen Sie das?“

      „Na ja, so einem Bodyguard mag man ja beibringen können, dass er den Mund hält, wenn einem der Sinn nicht nach einer Unterhaltung steht. Aber er hat Augen im Kopf und sieht alles. Also kontrolliert er einen in gewisser Weise auch, finden Sie nicht?“

      „Ich stehe gern auf eigenen Füßen, das ist schon richtig“, sagte sie. „Außerdem betreibe ich Aikido. Ich brauche niemanden, der mich verteidigt.“ Berringer hob die Augenbrauen. „Ich wusste nicht, dass man mit Aikido Gewehrkugeln abwehren kann.“

      „Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?“, fragte sie schroff. „Ich verstehe nicht, wie mein Mann Ihnen vertrauen kann. Na ja, seine Menschenkenntnis war meiner Ansicht nach nie besonders ausgeprägt.“

      „Da stimme ich Ihnen inzwischen zu“, entgegnete er und dachte dabei an Frank Severin. „Tatsache ist aber, dass Ihrem Mann ein Aikido-Training nicht das Geringste genützt hätte gegen ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr.“

      „Richtig, aber ein Bodyguard wohl auch nicht. Und um ehrlich zu sein, habe ich kein Lust, weiter mit Ihnen zu plaudern. Tun Sie, wofür mein Mann Sie bezahlt, und finden Sie den Kerl, der auf ihn geschossen hat!“

      „Niemand weiß bisher, ob es sich um einen Kerl handelt“, sagte Berringer.

      Ihre Blicke begegneten sich. Zwei volle Sekunden lang sagte niemand ein Wort. Ein stummes Duell.

      Was macht sie so nervös und angriffslustig?, fragte sich Berringer. Sie wirkte auf ihn wie ein in die Enge getriebenes Tier. Dabei hatte er sie noch nicht einmal beschuldigt oder wirklich in Bedrängnis gebracht.

      Er entschloss, das nachzuholen, indem er fragte: „Wo waren Sie an dem Sonntag, als auf Ihren Mann geschossen wurde?“

      „Als sein Pferd erschossen wurde!“, korrigierte sie. „Seine Laura. Er hat das zottelige Ding mehr geliebt als alles andere.“

      Mehr geliebt als Sie?, lag Berringer auf der Zunge, aber er konnte es gerade noch runterschlucken.

      „Ich war spazieren“, antwortete sie auf seine Frage.

      „Wo?“

      „Am Elfrather See. Das ist nicht weit von hier.“

      „Gibt es Zeugen?“

      „Wo denken Sie hin? Um diese Jahreszeit liegt da noch kein Segelboot und surfen macht bei der Kälte auch keinen Spaß. Vielleicht war ein Angler dort, aber ich habe nicht darauf geachtet. Was soll das eigentlich? Wieso fragen Sie mich das? Wollen Sie mich etwa verdächtigen?“

      „Im Gegenteil“, antwortete Berringer spitzfindig, „ich versuche, Sie als Verdächtige auszuschließen.“

      „Das können Sie leichter haben, indem Sie sich mal bei der Polizei erkundigen – falls die jemandem wie Ihnen überhaupt Auskunft erteilt.“

      „So?“

      „Wir haben insgesamt vier Jagdwaffen im Haus, und die sind von der Polizei mitgenommen worden. Mit keiner dieser Waffen ist geschossen worden, das steht inzwischen fest.“ Sie griff in ihre Handtasche und holte ihr Handy hervor. „So, Herr Berringer. Und jetzt sagen Sie mir bitte ins Gesicht, das ich auf meinen Mann geschossen haben soll! Aber dann sollten Sie ihm das auch gleich sagen. Ob er Sie dann allerdings weiterbeschäftigt, halte ich für fraglich!“ Sie klickte bereits in dem elektronischen Nummernverzeichnis ihres Mobiltelefons herum.

      „Bevor Sie Ihren Mann anrufen“, schlug Berringer vor, „sollten wir uns vielleicht noch über Frank Severin unterhalten.“

      Sie schaute auf, starrte ihn an. Dann klappte sie das Handy wieder zu und steckte es weg. Offenbar hatten Berringers Worte ihr Bedürfnis, umgehend mit ihrem Mann zu sprechen, schlagartig gedämpft.

      Ihre Augen wurden schmal. „Frank ist ein guter Freund der Familie“, behauptete sie,

      „und außerdem ein wichtiger Mitarbeiter, der ...“

      „Den Sie duzen und mit dem Vornamen anreden“, unterbrach er sie, „während Ihr Mann ständig von Severin oder Herrn Severin spricht.“

      „Wissen Sie was? Lassen Sie mich einfach


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