Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


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etwas kräuseln. Zugefroren war der Elfrather See zwar noch nicht, aber ein paar Tage strenger Frost würden das im Handumdrehen ändern.

      Die Stege waren vollkommen leer. Nicht ein einziges Boot lag dort um diese Jahreszeit.

      Berringer ließ den Blick schweifen. Wenn die ehrgeizigen Pläne von Peter Gerath irgendwann mal Wirklichkeit wurden, würden vielleicht auch an diesem Platz Surfer, Taucher und Badegäste selbst bei null Grad noch ihrem Vergnügen nachgehen – in Anzügen aus Hightech-Fasern, die den Körper vollkommen gegen Nässe und Kälte abschirmten, dachte er.

      Er hielt Ausschau nach dem Modell-Segelboot und entdeckte es schließlich ein Stück entfernt im Gras an der Uferzone. Das weiße Segel stach wie eine Signalfahne aus dem Grün hervor.

      Die Fernbedienung war vermutlich ins Wasser gefallen, als ...

      Als was?, fragte sich Berringer. Was war hier geschehen? Eine Schussverletzung war an der Leiche nicht zu sehen. Aber andererseits war es wohl auch mehr als unwahrscheinlich, dass Frank Severin freiwillig ins Wasser gegangen war.

      „Dann können wir jetzt ja gehen“, meinte der Spaziergänger und wollte schon seinem Hund nachgeben.

      „Nein, bleiben Sie bitte in der Nähe und halten Sie sich als Zeuge zur Verfügung“, widersprach Berringer.

      „Ist das wirklich nötig?“, fragte der Mann des älteren Ehepaars, ein Herr mit schlohweißem Haar, die der Wind ziemlich wirr durcheinander gewirbelt hatte.

      Berringer streckte die Hand aus. „Dort vorne ist eine Bank, vielleicht setzen Sie sich einfach einen Augenblick, bis die Kollegen eintreffen.“

      „Sie sind auch von der Polizei?“, fragte die Frau, die sich bei ihrem Mann fest untergehakt hatte. Sie hatte leuchtend blaue und sehr aufmerksam blickende Augen, und ihr Gesicht erschien Berringer wie eine plastische Illustration der Begriffe Misstrauen und Skepsis. „Sie haben uns Ihren Dienstausweis noch gar nicht gezeigt.

      Es heißt doch immer, man soll keinem Beamten trauen – keinem angeblichen Beamten -, der seinen Dienstausweis nicht vorzeigen kann!“ Berringer seufzte. Diese Nervensäge!, dachte er, hatte sich aber genug unter Kontrolle, um das für sich zu behalten. Er öffnete sein Long-Jackett, langte in die Innentasche und holte einen Ausweis hervor, den er der alten Dame zeigte.

      Sie blinzelte. Glück gehabt, dachte Berringer. Die Gute hatte die Lesebrille nicht dabei. Wozu auch? Dies war schließlich keine Bibliothek.

      Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. Sie nahm Berringer den Ausweis aus der Hand und hielt ihn ganz nahe an ihre schmal gewordenen blauen Augen. „Immerhin stimmt das Bild überein“, sagte sie und wollte das Dokument noch an ihren Mann weitergeben. Aber das konnte Berringer im letzten Moment verhindern, indem er beherzt zugriff.

      „Am Besten, ich nehme einfach schon mal Ihre Personalien auf“, sagte er. „Dann brauchen Sie nicht so lange hier herumzustehen und zu frieren.“

      „Gute Idee“, sagte der Spaziergänger mit dem Hund. „Leiche hin oder her, mein Rex fordert auch sein Recht.“

      „Zuerst hätte ich eine Frage an alle. Hat jemand von Ihnen heute Morgen – ich wiederhole: heute Morgen – eine Frau gesehen, auf die folgende Beschreibung zutrifft: Mitte vierzig, blonde Haare, starke Höhensonnenbräunung und helle Kleidung.“

      „Als ich herkam, hab ich niemanden gesehen, auf den die Beschreibung passt“, erklärte der Angler. „Ehrlich gesagt, kann ich mich an überhaupt keine Frau hier erinnern. Wenn eine hier gewesen wär, ich hätt das in Erinnerung behalten.

      Schließlich sind Frauen sowohl unter Anglern als auch unter Modellseglern eine extreme Minderheit, würd ich mal sagen. Und so aufgebrezelt, wie ich mir die Lady vorstell, von der Sie gerade gesprochen haben, hätte die ohnehin nicht hierher gepasst.“

      „Aber ich habe die Frau gesehen“, sagte der Mann mit dem Hund. „Allerdings nicht hier, sondern dahinten auf dem Parkplatz. Und das ist auch schon etwas länger her.“

      „Wann genau war das?“, fragte Berringer.

      „Das kann ich nur so ungefähr sagen. Mit meiner Frührunde mit Rex war ich so gegen neun Uhr fertig. Vielleicht war es Viertel nach neun, aber ganz bestimmt nicht später.“

      Also doch, Frau Gerath, dachte Berringer. Er mochte wetten, dass sie an Morgen überhaupt nicht im Badezentrum Bockum gewesen war.

      Es dauerte eine Viertelstunde, bis Beamte der Krefelder Polizei eintrafen, um den Tatort zu sichern.

      Die Kollegen der Kripo brauchten etwas länger. Sowohl Björn Dietrich als auch Arno Kleppke waren dabei.

      Berringer fasste kurz zusammen, was er bisher ermittelt hatte. Er erwähnte dabei auch die sich verdichtenden Hinweise, dass Frank Severin ein Verhältnis mit Regina Gerath gehabt hatte.

      „Du glaubst, dass Severin für die Schüsse auf Geraths Pferde verantwortlich ist?“, fragte Dietrich, der sich erst einmal einen Glimmstängel genehmigte.

      Berringer deutete in Richtung des sich nördlich an die Bucht der Modellsegler anschließenden Naturschutzgebiets. „Mit deiner Qualmerei tötest du wahrscheinlich ein ganzes Biotop, Björn. Du solltest dich zusammenreißen, dies hier ist immerhin die grüne Lunge Krefelds?“

      „Red nicht so ’n Quatsch, Berry. Außerdem muss die schwarze Lunge Krefelds auch leben.“

      „Fragt sich, nur wie lange noch“, meinte Arno Kleppke und wedelte mit der Hand den Rauch weg.

      „Bei dem Wind brauchst du dich nicht so anzustellen“, meinte Dietrich und wandte sich wieder an Berringer. „Also los, raus damit, Berry!“ Er blies Berringer eine Rauchschwade direkt ins Gesicht.

      „Das war Körperverletzung“, sagte Berringer ernst.

      Einer der uniformierten Kollegen trat auf sie zu. „Die Gerichtsmedizin steht im Stau und braucht ein paar Minuten länger. Die Spurensicherung ist aber gleich da.“

      „Na wenigstens etwas“, knurrte Kleppke. „Dann können wir außer frieren noch etwas Sinnvolles tun!“

      „Es spricht in der Tat einiges dafür, dass Severin der Täter war“, fuhr Berringer fort.

      „Er war Reserveleutnant bei der Bundeswehr und kennt sich also mit Schusswaffen aus. Wer weiß, vielleicht finden wir in seiner Wohnung auch das passende Gewehr zu den Anschlägen.“

      „Und was ist mit Severin? Wer hat den umgebracht?“, wollte Björn Dietrich wissen.

      „Ich weiß von einem der Zeugen, dass Frau Gerath definitiv heute Morgen hier war.

      Kurz danach habe ich sie im Haus der Geraths angetroffen. Sie war angeblich schwimmen.“

      „Im Badezentrum Bockum?“, hakte Björn nach.

      „Exakt“, bestätigte Berringer.

      „Wir werden das einfach mal überprüfen. Kennst du den Toten, oder wie hast du ihn gleich identifizieren können?“, fragte Kleppke und verzog das Gesicht.

      „Wasserleichen verändern sich ja manchmal ziemlich stark, sodass selbst nahe Angehörige Schwierigkeiten haben, sie wiederzuerkennen.“ Berringer wusste genau, worauf Kleppke hinauswollte.

      Er vermutete, dass Berringer die Taschen des Toten durchsucht hatte. Gut kombiniert, dachte der Detektiv. Aber nicht gut genug. Wenn Kleppke ihn aufs Kreuz legen wollte, musste er aufstehen.

      „Ich weiß, dass er es ist, und das muss euch einfach genügen.“

      „Wenn wir einen Fingerabdruck von dir an dem Toten finden, bist du geliefert, Berry!“, drohte Kleppke. Er wandte den Kopf und sah Björn Dietrich an, der gerade wieder einen kräftigen Zug nahm und damit seinen filterlosen Glimmstängel aufglühen ließ. Dadurch gewann er mal wieder ein paar wertvolle Sekunden, um sich überlegen zu können, was er wohl sagen wollte.

      „Den


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