Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred Bekker

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Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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einmal was die Kennzeichen anging, machte ich mir große Hoffnungen, dass sie einen Fahndungserfolg brachten. Bykow war schließlich mit allen Wassern gewaschen und hatte sicher für Ersatz gesorgt.

      39

      Am nächsten Tag fand sich Marenkov zusammen mit Max Herter in unserem gemeinsamen Dienstzimmer ein.

      „Wie war Ihr Rendezvous mit dem geheimnisvollen Informanten, Valerij?“, fragte ich ihn.

      Major Marenkov vollführte eine wegwerfende Handbewegung. „Hat leider nicht stattgefunden!“

      „Sagen Sie bloß, der Kerl ist unzuverlässig“, mischte sich Rudi ein.

      Marenkov schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben die Sache aus Sicherheitsgründen abgeblasen. Mein Informant war sich nicht sicher, ob er verfolgt wird. Er wird sich morgen wieder bei mir melden.“

      „Viel Glück dabei“, sagte ich.

      Max Herter hatte immerhin ein paar Neuigkeiten auf Lager.

      „Habt ihr schon gehört, dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Charlotte Teckenstett erheben wird?“

      „Dann war sie wohl doch nicht so unschuldig, wie sie immer glauben machen wollte!“, lautete Rudis Kommentar.

      Max fuhr fort: „Sie steckt sogar ziemlich in den Geschäften ihres Mannes mit drin. Und was dessen Unfall angeht, so könnte man durchaus auch auf die Idee kommen, dass das in Wahrheit ein Mordanschlag war.“

      40

      Bykow fuhr den Ford Maverick auf das Grundstück der Im- und Exportfirma Super Cargo GmbH. Super Cargo hatte eine eigene Hafenanlage für Frachtschiffe am Kanal. Sowohl Binnenschiffe mittlerer Tonnage konnten hier anlegen. Ansonsten bestand der Fuhrpark aus Straßenfahrzeugen jeder nur erdenklichen Größe.

      Vom großen Container-Truck bis zum kleinen Mercedes-Transporter war alles dabei.

      Bykow überprüfte die Ladung seiner Waffe und schraubte den dazugehörigen Schalldämpfer auf, bevor er die Waffe wieder unter seiner Jacke verbarg.

      Verwundert stellte er fest, dass heute offensichtlich bei Super Cargo nicht gearbeitet wurde.

      Ein Mann mit Vollbart trat aus einer der Lagerhallen. Er näherte sich.

      „Hallo, Ben!“, sagte Bykow. Er tickte gegen den Mercedes Transporter. „Das ist er doch – der Wagen, den ihr benutzt habt, um bei mir in der Galerie aufzuräumen.“

      „Nein, der Wagen steht auf der anderen Seite. Wir besitzen zwei davon.“

      „Ich verstehe.“

      „War aber auch eine ziemliche Sauerei, die wir da wegmachen mussten.“

      „Ihr habt es gut bezahlt bekommen. Wo sind die anderen Jungs?“

      „Im Haus.“

      „Das ist gut. Ich brauche nämlich etwas Hilfe, um die Kisten mit den Ikonen in meinen Wagen zu bringen.“

      Ben kratzte sich an seinem Vollbart.

      „Wäre es nicht klüger, die Kisten zu abzustoßen? Meinetwegen auch für die Hälfte des Wertes?“

      Bykow grinste. „Ihr hättet mir ja ein vernünftiges Angebot machen können!“

      „An heißer Ware sind wir erst wieder interessiert, wenn sich die Aufregung in der Eremitage wieder gelegt hat und die richtigen Leute ihren Einfluss zurück gewonnen haben. Das kann schon in einem Jahr der Fall sein.“

      „Dabei würde ich einen zu großen Verlust machen.“ Bykow schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde es anders machen.“

      „So?“

      „Ich werde einfach abwarten.“

      „Es ging ja schon lange das Gerücht um, dass Ferdinand Teckenstett auf einem riesigen Berg an Eremitage-Kunst sitzen soll wie der Hahn auf dem Misthaufen. Jetzt sollen die Bullen das Zeug in seinem Haus auf Rügen gefunden haben.“

      „Teckenstett bekommt davon zum Glück nicht mehr viel mit“, sagte Bykow. Er sah auf die Uhr. „Wo sind die Kisten?“

      „Komm mit!“

      „Dann fahre ich den Wagen vor die Tür“, schlug Bykow vor.

      Ben schüttelte den Kopf. „Nein, komm jetzt erstmal mit. Wir müssen etwas besprechen.“

      Das klingt nicht gut!, dachte Bykow.

      „Wie du willst“, murmelte er zwischen den Zähnen hindurch.

      Bykow folgte Ben zum Bürohaus. Die Kisten mit den Ikonen waren dort aufgeschichtet. Im Maverick war Platz genug dafür.

      Zwei Männer warteten dort. Der eine war blond, der zweite hatte einen Haarschnitt wie Cäsar.

      „Hi, Wladimir!“, sagte der Blonde. Er hieß Georg Cannaro und war der Kopf des Trios. „Wir müssen mit dir reden.“

      „Worum geht es?“

      „Wir haben eine Leiche für dich entsorgt und hinterher so zerstückelt, dass selbst ein guter Gerichtsmediziner ein halbes Jahr braucht, ehe er das Puzzle wieder einigermaßen zusammengesetzt hat.“

      „Vorausgesetzt man findet sie überhaupt je!“, mischte sich der Zwergen-Cäsar ein.

      Georg Cannaro trat einen Schritt näher. „Was wir für dich getan haben, ist keine Kleinigkeit, Wlad!“

      „Ihr seid fürstlich bezahlt worden!“, gab Bykow zu bedenken. Sein Mund war ein schmaler Strich geworden. Die Stimme klirrte wie Eis.

      „Wir haben den Schmuck bekommen – aber den werden wir erst eine ganze Weile auf Eis legen müssen, bis sich das ganze Theater gelegt hat“, hielt Georg Cannaro dem entgegen.

      „Ihr wollt also mehr!“ Bykow zählte die Kisten. „Es fehlen zwei. Wie ich sehe, habt ihr euch schon bedient.“

      „Das reicht noch nicht ganz“, sagte Georg Cannaro. „Du musst das verstehen. Schließlich bist du jetzt auch für uns ein ziemlich großes Risiko geworden.“

      Bykow taxierte, wo die drei ihre Waffen hatten. Die Kleidung der drei war an den charakteristischen Stellen ausgebeult, sodass er davon ausgehen musste, dass alle drei eine Waffe bei sich trugen.

      Wut erfasste ihn.

      Es reicht!, dachte er.

      „Die Jungs meinten, dass du vielleicht sauer reagieren könntest“, fuhr Georg Cannaro fort. „Ich habe ihnen gesagt, dass diese Sorge völlig unbegründet ist und du Verständnis dafür hast, dass wir auch auf unsere Kosten kommen müssen.“

      Bykow bleckte die Zähne.

      „Jeder soll bekommen, was er verdient!“, knurrte er, riss die Waffe heraus und feuerte. Georg Cannaro bekam die erste Kugel ab – begleitet vom dumpfen ‚Plop’ des Schalldämpfers.

      Der bärtige Ben schaffte es gerade noch, seine eigene Waffe zur Hälfte herauszureißen, als ihn Bykows Kugel in den Kopf traf.

      Nur der Lockenkopf schaffte es schnell genug, seinen Revolver in die Rechte zu bekommen.

      Er feuerte.

      Die Kugel erwischte Bykow eine Handbreit unterhalb des Schlüsselbeins. Er taumelte rückwärts, schoss dabei seine eigene Waffe ab.

      Vier Schüsse krachten aus dem Schalldämpfer heraus und ließen den Körper des Lockenkopfs zuckend zu Boden gehen.

      Bykow presste eine Hand gegen die Schusswunde.

      Er fluchte auf Russisch vor sich hin.

      Eine Welle des Schmerzes durchflutete ihn.

      Jetzt wird es kompliziert!, dachte er.

      Er


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