Sammelband: 3 wüste Western. Alfred Bekker

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Sammelband: 3 wüste Western - Alfred Bekker


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Hals schaffen, sodass wir alle wieder gut schlafen können.”

      “Keine schlechte Idee”, meint einer der Männer.

      “Sollte man sich wirklich überlegen. Nur, wer bezahlt diesen Kerl, diesen Colorado-Mann?”

      “Ich bezahle den Colorado-Mann”, sagt Hallway. “Das ist mein Dienst an der Stadt und soll mein Anteil daran sein, dass dieser Albtraum-Prediger endlich verschwindet.” Hallway macht eine ausholende Handbewegung. “Aber ihr müsst den Lohn für die Leute aufbringen, die der Colorado-Mann mitbringt.”

      “Heißt das, dieser tolle Gunslinger wird nicht allein mit dem Prediger fertig?”, fragt einer der Männer im Raum.

      Hallways Blick glitt suchend durch den Raum. Aber er fand den Sprecher nicht. Und offenbar erkannte er auch nicht dessen Stimme.

      “Wollt ihr, dass das Problem gelöst wird oder wollt ihr knauserig sein?”, fragt er dann. “Ich hatte eigentlich gedacht, dass Ersteres der Fall wäre.”

      Einige Augenblicke herrscht betretenes Schweigen.

      Dann stimmt der erste dem Vorschlag von Hallway zu.

      Es ist ein Ladenbesitzer namens Blacksmith. “Ich werde meinen Beitrag dafür gerne bezahlen”, sagt er. “So ein Kerl wie der Prediger ist schlecht fürs Geschäft!”

      Zustimmendes Gemurmel erhebt sich.

      Und einer nach dem anderen stimmt dann ebenfalls dem Vorschlag von Hallway zu.

      Blacksmith kündigt daraufhin an, den doppelten Beitrag leisten zu wollen.

      “Ich will, dass der Kerl verschwindet”, erklärt der Ladenbesitzer.

      “Ich wette, er erinnert dich an deinen Bruder”, meint einer der Männer grinsend. Aber das Grinsen erstirbt, als er Blacksmith’ Blick begegnet.

      Das ist ein Blick, der töten kann.

      Dass die Blacksmith-Brüder sich nicht gut verstanden haben, ist kein Geheimnis. Sie haben den Laden gemeinsam gegründet und sich dann zerstritten. Eines Tages ist der ältere der beiden Blacksmith-Brüder dann verschwunden.

      Er sei aus der Stadt geritten, hieß es.

      Man hat nie wieder von ihm gehört. Und es gab ein paar eigenartige Gerüchte darüber, dass der jüngere Blacksmith seinen Bruder erschlagen und irgendwo verscharrt hatte.

      “Ich werde keinen einzigen Cent dafür geben, dass ihr Killer anheuert, um einen Prediger zu erschießen!”, schrillt nun die Stimme von Margery Brimson durch die Kirche.

      Margery Brimson ist eine uralte, zerknittert wirkende Witwe. Sie trägt schwarz und ein Schleier hängt ihr vor dem Gesicht.

      Die Blicke wendeten sich zu ihr zu.

      Einen Moment herrscht Schweigen. Margery Brimson erhebt sich von ihrem Platz und streckt ihre knochigen Finger aus. “An das Naheliegendste scheint hier niemand zu denken!”, stößt sie hervor.

      “Und was ist Ihrer Meinung nach das Naheliegendste?”, fragt Blacksmith.

      “Was, wenn dieser Prediger Recht hat? Wenn er die Wahrheit spricht?”, fragt Margery Brimson. “Hat in diesem Raum darüber schonmal jemand nachgedacht? Was, wenn es wirklich der Herr ist, der ihn geschickt hat, um die Sünder zu strafen?”

      “Das ist nicht Ihr Ernst, Mrs Brimson”, meint Blacksmith.

      “Doch, das ist es. Wenn der Herr ihn gesandt hat, dann muss er sein Werk tun und ich jedenfalls werde nicht diejenige sein, die dabei mithilft, ihn daran zu hindern.”

      7

      Der Prediger bleibt in Carson City.

      Er bewohnt ein Zimmer im HAPPY SINNER Saloon. Es ist das Zimmer, in dem die Hure lebte, die er aus dem Fenster warf. Der Saloonkeeper hat sich nicht getraut, dem Mann mit den zwei Mauser-Pistolen das Zimmer zu verwehren. Manche nehmen dem Keeper das übel und behaupten, sie kämen deswegen nicht mehr in seinen Saloon, sondern würden ihren Whiskey in Zukunft anderswo trinken.

      Aber alle wissen, dass das nicht die Wahrheit ist.

      Dass in den nächsten Tagen kaum noch jemand seinen Fuß in diesen Saloon setzt, außer den Girls, die hier Zimmer haben, und die den Whiskey aus lauter Verzweiflung über den schlechten Gang der Geschäfte trinken, hat einen ganz anderen Grund.

      Einen Grund, der offensichtlich ist.

      Aber niemand spricht darüber.

      Die Leute haben Angst vor dem Prediger.

      Sie wollen ihm nicht begegnen. Er ist wie der Schatten ihres schlechten Gewissens. Wie ein leibhaftiger Todesfluch. Und keiner wagt es, sich ihm entgegen zu stellen.

      Hier und da reden sie davon, dass der Colorado-Mann und seine Leute bald kommen und die Sache beenden wird. Auf die eine oder andere Weise. Aber noch ist der Colorado-Mann nicht da. Und schon kommen die ersten Gerüchte auf, die besagen, dass der Colorado-Mann nur das Geld genommen hat, das ihm angeboten wurde, und jetzt nicht einmal mehr im Traum daran denkt, dafür auch nach Carson City zu kommen und seinen Job zu erledigen.

      Einen Job, der diesen rauen Gunslingern womöglich selber eine Kugel im Schädel einbringen könnte.

      Denn dass der Prediger zwei Pistolen trägt, die zusammen eine Feuerkraft von vierzig Schuss haben, dürfte sich inzwischen auch andernorts herumgesprochen haben.

      In Carson City ist das jedenfalls der Fall.

      “Vierzig Schuss!”, hört man hier und da jemanden sagen und wissend dabei nicken.

      Vierzig Schuss - das ist so viel, wie sonst eine ganze Revolverbande zusammen abfeuern könnte.

      8

      Schon der dritte Tag bricht seit der Ankunft des Dunklen Predigers an und es ist immer noch ruhig geblieben. Seit dem furchtbaren ersten Tag, der so blutig ausgegangen ist, hat der Prediger keinen weiteren Einwohner von Carson City getötet.

      Er stolziert durch die Stadt, nachdem er morgens im Saloon ein Frühstück genommen hat, das aus zwei Eiern und einem Glas Whiskey besteht.

      Er geht dann die Main Street entlang.

      Und er weiß, dass alle Blicke auf ihn gerichtet sind.

      Alle weichen ihm aus. Selbst die beiden Automobile, die es seit fast einem Jahr in Carson City gibt. Diese Pferdelosen Kutschen, die einen Höllenlärm machen und anfangen zu stottern, wenn der Prediger sie ansieht.

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