Sammelband: 3 wüste Western. Alfred Bekker

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Sammelband: 3 wüste Western - Alfred Bekker


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einen Moment, bis Blacksmith den Revolver endlich in der zitternden Hand hält.

      Ein guter Navy-Colt mit langem Lauf und Perlmuttgriff, in den ein Name eingraviert ist.

      Und es gibt ein paar Kerben.

      Mag der Teufel wissen, wofür die stehen, denkt Blacksmith.

      Aber heute wird noch eine hinzukommen!

      Er reißt die Waffe hoch.

      Kein Schuss ist daraus bis jetzt abgefeuert worden, denn dazu ist der Frachtfahrer gar nicht mehr gekommen. Also müssen noch sechs Patronen in der Trommel stecken. Sechs Patronen mit sechs Kugeln, um diesen Teufel, in der Gestalt eines Predigers zur Strecke zu bringen.

      Blacksmith schießt.

      Der Prediger dreht sich nicht einmal um.

      Die Kugel geht irgendwo ins Nichts.

      Der zweite Schuss folgt - und geht auch daneben.

      In der Wassertränke vor dem Mietstall ist jetzt ein Loch. Ein Strahl schießt heraus.

      Der nächste Schuss streift den Hut des Predigers.

      Reißt ein Stück aus dem Filz heraus, sodass dort nun ein Loch zu sehen ist, ohne dass ihm dadurch der Hut vom Kopf fliegt.

      Jetzt erst dreht sich der Prediger um.

      Sein Blick trifft Blacksmith.

      Der zieht noch einmal den Hahn des Navy-Colts zurück.

      Ein weiterer Schuss löst sich - aber der ist völlig ungezielt, denn jetzt bricht der Ladenbesitzer leblos in sich zusammen und rührt sich nicht mehr. Seine Augen sind im grenzenlosen Hass erstarrt, der Mund wie zu einem verstummten Schrei geöffnet.

      “Der Herr sei deiner armen Seele gnädig”, sagt der Prediger. “Und Satan möge dir die Hölle heizen!”

      11

      Der Town Marshal ist aus seinem Office herausgekommen. Sonst traut sich kaum jemand auf die Straße. Er starrt den Prediger an und als er dann zu dem Schlachtfeld hinsieht, dass der Fremde an diesem Tag vor Blacksmith’ Laden hinterlassen hat, da steht dem Sternträger der Mund offen und er vergisst erstmal, ihn wieder zu schließen.

      Gegen den Prediger vorzugehen, traut sich der Town Marshal nicht.

      Er steht einfach nur da. Und man sieht ihm die Angst an.

      “Das Werk der Gerechtigkeit des Herrn ist schon getan”, sagt der Prediger in Richtung des Town Marshals. “Du kommst zu spät, Marshal!”

      Der Mann mit dem Stern bekommt ein dunkelrotes Gesicht.

      Er wünscht sich in diesem Augenblick nur eins: Dass der Colorado-Mann mit seinen Leuten so schnell wie möglich in die Stadt kommen möge.

      Nie im Leben hätte er gedacht, dass sich in ihm mal dieser Wunsch regen würde, denn er hat inzwischen einiges über den Colorado-Mann gehört. Und er weiß daher, was für ein schlimmer Bursche das ist und das er in anderen Städten schlimm gewütet hat. Er weiß auch, dass es in mindestens drei Staaten eine Belohnung auf seinen Kopf gibt. Die Steckbriefe liegen in seiner Schublade im Office und der Town Marshal hat sie erst beachtet, nachdem der Beschluss in der Kirche gefallen ist.

      Einen Teufel, so denkt er jetzt, bekämpft man wohl nur mit einem noch schlimmeren Teufel.

      12

      Es ist der siebte Tag seit der Ankunft des Predigers.

      Als er an diesem Tag die Treppe aus dem Obergeschoss des Saloons herunterkommt und sein Frühstück nehmen will, sagt der Salooner: “Ich hätte eigentlich ganz gerne, dass Sie mir die zwei Dollar bezahlen für das Frühstück, die noch ausstehen, denn...”

      Der Prediger blickt auf.

      Sein Blick scheint den Salooner zu durchbohren und bringt ihn zum Schweigen.

      “Zwei Dollar?”, fragt der Prediger.

      Der Salooner hat gesehen, dass an diesem Morgen ganz früh ein paar Männer in die Stadt gekommen sind. Der Colorado-Mann und fünf weitere Gunslinger. Und so denkt der Salooner jetzt wohl, dass er sein Geld vielleicht nicht mehr bekommen wird, wenn er es jetzt nicht einfordert.

      “Ich habe Hunger”, sagt der Prediger und der Salooner stellt ihm sein Frühstück hin.

      “Bitte sehr.”

      “Danke.”

      “Und die zwei Dollar...”

      “Ja?”

      “Also, es wäre wirklich nett, ich meine... Ich habe ja auch Kosten und...”

      Der Prediger greift in die Tasche und wirft dem Salooner zwei Dollar hin. Eine der Münzen dreht sich auf dem Tresen wie eine Ballerina und fällt erst dann um.

      “Danke.”

      “Danke dem Herrn für jeden Tag, an dem du die Augen aufschlägst, mein Sohn.”

      “Ja, das tue ich auch. Und ich war zuletzt auch wieder in der Kirche”, sagt der Salooner. Das ist nichtmal gelogen, denn er war in der Kirche dabei, als man beschlossen hat, den Colorado-Mann und seine Leute zu holen.

      Der Prediger nimmt sein Frühstück.

      Währenddessen geht der Salooner zu den Schwingtüren und blickt hinaus auf die Main Street.

      “Ich glaube, da draußen wartet jemand auf dich, Prediger!”

      “Soll sich in Geduld üben”, sagt der Prediger und isst ungerührt weiter.

      “Ich fürchte, die werden kaum noch länger geduldig sein”, meint der Salooner daraufhin. Er sieht den Colorado-Mann und seine Leute, wie sie sich vor dem Sallon aufgestellt haben. Am meisten fürchtet der Salooner nun, dass sie zu ihm hereinkommen und die Schießerei bei ihm im Schankraum stattfindet.

      Besser, das Blutbad findet draußen auf der Main Street statt.

      Dann hat er nicht den Schaden.

      “Allein der Herr bestimmt Tag und Stunde”, sagt der Prediger.


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