Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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schmunzelte.

      »Warum sollte sie eine alte Jungfer werden?«

      »Weil sie keinen Burschen anschauen tut. Ich habe jedenfalls noch keinen gesehen, noch hat sie je etwas erzählt. Das Madl, das muß einen Stein haben, wo andere ein Herz haben. Sagen Sie, gibt es so etwas? Warum tut sich die Polly net verlieben?«

      »Das mußt du die Polly selbst fragen, Pircher! Mache dir nicht so viele Sorgen. Fünfundzwanzig Jahre ist net alt. Da kann noch viel geschehen. Der Himmel wird es schon richten! Mußt ein bissel Gottvertrauen haben, Edgar!«

      Der Bauer schüttelte den Kopf.

      »Seien Sie mir net bös’, Herr Pfarrer! Ich gestehe Ihnen, daß es damit im Augenblick net so zum Besten bestellt ist. Ich bin zwar ein treuer Kirchgänger, aber…«

      »Des weiß ich! Aber du haderst mit unserem Herrgott seit dem Tode deiner lieben Frau, stimmt es?«

      »Hadern? So kann man des net nennen. Ich verstehe es nur net. Warum? Wo liegt der Sinn darin?«

      Pfarrer Zandler legte Edgar Pircher die Hand auf die Schulter.

      »Des kann ich dir auch net sagen, Edgar!« Der Geistliche schmunzelte. »Ich betreue zwar hier eine Außenstelle unseres Herren, aber alles, was der Herrgott so entscheidet, des verstehe ich auch net immer. Da bleibt mir eben nur das Vertrauen in die göttliche Vorsehung. Des bleibt dir auch!«

      »Lassen Sie es gut sein, Herr Pfarrer Zandler! Ich weiß schon, wie Sie es meinen. Aber es geht net nur um mich. Es geht um mein Madl. Ich weiß, daß Sie so reden müssen. Das ist Ihre Arbeit, Herr Pfarrer. Sie tun das, was Sie müssen – und ich mache meine Arbeit.«

      Edgar Pircher zog kurz seinen Hut und ging dann weiter. Pfarrer Zandler blieb stehen. Er beobachtete Edgar eine Weile, dann ging er zurück ins Pfarrhaus.

      *

      Meta Baumberger telefonierte lange mit Toni und Anna. Sie schilderte mit blumigen Worten die Sorgen von Edgar Pircher und trug ihre Idee vor. Anna und Toni berieten sich kurz. Sie kamen eigentlich ganz gut ohne fremde Hilfe auf der Berghütte aus. Aber wenn sie Polly und ihrem Vater mit dem kleinen Trick helfen konnten, dann waren sie einverstanden. Anna versprach, gleich in den nächsten Tagen auf den Pircher Hof zu gehen und mit Polly zu sprechen.

      So geschah es dann auch. Anna wanderte am nächsten Morgen mit Sebastian und Franziska zur Oberländer Alm und brachte sie anschließend in die Schule.

      Gleich danach besuchte sie den Pircher Hof.

      Sobald Anna mit dem Geländewagen auf dem Hof hielt, kam Polly aus dem Haus gelaufen.

      »Grüß Gott, Anna! Das ist ja eine Überraschung!«

      »Grüß Gott, Polly!«

      Die beiden Frauen begrüßten sich herzlich. Anna deutete an, daß sie etwas auf dem Herzen habe und sich gern mit Polly bereden wollte.

      »Dann komme mit rein! Ich wollte eh noch einen Kaffee trinken. Dann bin ich nicht so allein. Der Vater ist rauf auf die Alm.«

      Anna folgte Polly in die große Wohnküche des Pircher Hofes.

      Sie setzten sich an den Tisch. Polly schenkte Kaffee ein. Anna schaute sich um.

      »Das ist eine schöne Küche. Sehr gemütlich!«

      »Danke! Freut mich, wenn sie dir gefällt. Sie war auch der ganze Stolz meiner Mutter. Einige Teile gehörten zu ihrer Mitgift. Die anderen Möbelstücke hat sie sich anfertigen lassen, als sie die Küche einräumte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, ich muß so ungefähr fünf Jahre alt gewesen sein.«

      Anna schaute Polly fragend an. Polly lachte.

      »Man merkt, daß du nicht von hier bist. Ich werde es dir erklären. Als meine Mutter meinen Vater heiratete, da lebte seine Mutter noch. Hier stand ihre Küche. Meine Mutter hatte nichts oder wenig zu sagen. Dann starb meine Großmutter. Mutter räumte gleich nach der Beerdigung die Küche ihrer Schwiegermutter aus. Alles kam auf den Speicher des Schuppens. Dann stellte Mutter ihre eigenen Sachen auf. Jetzt war sie Herrin auf dem Pircher Hof. Du verstehst, was ich damit sagen

      will?«

      »Ja, Polly! Soviel habe ich schon dazugelernt. Die Küche der alten Bäuerin bleibt erhalten, bis sie stirbt oder auf den Altenteil zieht oder in das Austragshäusl, wie man hier in den Bergen sagt.«

      Anna schüttelte den Kopf. »Ich mache das nicht so – später einmal, denke ich!«

      »Wie meinst du das, Anna?«

      »Nun, wenn der Basti einmal heiratet und eine Frau zu uns heimbringt, dann muß sie ihre eigene Küche bekommen. Ich kann mir vorstellen, wie wichtig das für die junge Frau ist.«

      »Schön von dir gedacht. Aber denkst du nicht, daß der Sebastian dann auf den Bichler Hof ziehen wird?«

      Anna zuckte mit den Schultern. Für einen Augenblick huschte ein Schatten über ihr Gesicht

      »Anna, habe ich jetzt was Dummes gesagt?« Polly griff nach Annas Hand.

      »Nein! Es ist mir nur mal wieder bewußt geworden, daß Sebastian und Franziska nicht unsere leiblichen Kinder sind. Aber wir lieben sie wirklich und sie uns auch. Wir sind eine richtig glückliche Familie. Ich weiß nicht, ob Toni und mir jemals eigene Kinder vergönnt sein werden. So tröste ich mich mit Basti und Franzi. Ich will alles tun, daß sie glücklich sind. Dazu gehört auch, daß man ihnen den Freiraum für ihr eigenes Leben läßt. Dabei kann das schneller kommen, als man denkt. Was sind schon zehn Jahre? Du hast wahrscheinlich recht. Basti wird mit seiner jungen Frau sicherlich auf den Bichler Hof ziehen, den Hof seiner Eltern, den Hof, den er und seine Schwester geerbt haben.«

      »Du bist eine gute Mutter, Anna, und wirst bestimmt eine gute Schwiegermutter sein, auch wenn die beiden nicht deine eigenen Kinder sind.«

      Anna schmunzelte.

      »Ich habe ein gutes Vorbild. Tonis Mutter ist wunderbar. Sie hat mich mit offenen Armen aufgenommen. Sie war und ist so eine warmherzige Frau. Ich mag sie sehr! Sie ist wirklich wie eine Freundin für mich und wie die Mutter, die ich nicht hatte.«

      »Du bist Halbwaise gewesen?« fragte Polly entsetzt.

      »Nein, Polly! Ich bin Vollwaise. Meine Eltern kamen bei einem Autounfall in den Bergen um! Ich war damals noch ein kleines Mädchen.«

      »Oh, Anna, wie schrecklich!«

      »Ja, es ist nicht zu ändern! Aber trotzdem hatte ich eine sehr glückliche Kindheit bei meiner Großmutter. Sie war die Mutter meines Vaters. Auf dem Grundstück lebte auch noch der Bruder meines Vaters mit seiner Familie. Alle zusammen waren wir eine richtige Großfamilie. Und jetzt habe ich Toni, die Kinder, den alten Alois und Tonis Eltern, seine Schwester mit Mann und Kindern. Ich freue mich schon auf den Winter. Dann ist die Berghütte eingeschneit und wir sind im Tal. Tonis Schwester kommt oft. Ich genieße diese große Baumbergerfamilie und den Alois dazu. Der schläft in seinem Haus, kommt aber jeden Tag zu den Baumbergers. Meine Schwiegereltern schließen das Wirtshaus und die Pension von Mitte Dezember bis Mitte Januar. In dieser Zeit ist die Familie unter sich. Es ist jedesmal eine schöne erholsame Zeit, in der man Kraft tanken kann für den arbeitsreichen Sommer. ›Arbeitsreicher Sommer‹, das ist das Stichwort. Jetzt haben wir uns verplaudert. So kommt man vom Hundersten ins Tausendste, wie man sagt. Hoffentlich habe ich dich nicht aufgehalten?«

      »Nein, Anna! Es ist schön mit dir zu reden. Ich bekomme selten Besuch. Meistens bin ich mit dem Vater allein. Und wenn er auf die Alm geht, den Senn zu kontrollieren, den er eingestellt hat, dann bin ich ganz allein.« Polly lächelte wehmütig. »Früher machten Mutter und ich uns an diesen Tagen eine besonders schöne Zeit. Meine Mutter nannte das die ›Mutter-Madl-Tage‹! Wir gingen zum Friseur oder sie fuhr mit mir nach der Schule nach Kirchwalden. Dort gingen wir durch die Geschäfte, so ganz ungestört. Du verstehst?«

      Anna nickte.

      »Ich verstehe! Du vermißt sie sehr?«

      »Ja, Anna! An solchen Tagen wie heute


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