Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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kam aus dem Hinterzimmer.

      »Grüß Gott, Madl! Was kann ich tun?«

      Jetzt war es Rosi doch peinlich.

      »Ich wollte den Herrn nicht beleidigen!«

      Veronika, die im Nebenzimmer alles mit angehört hatte, lächelte.

      »Ein Frau kann eine Frau immer noch besser beraten als ein Mann, weil sie sich besser in die Seele hineinversetzen kann.«

      »Ja, das stimmt! So meine ich das auch! Wissen Sie, ich habe Ihre schönen Auslagen angesehen. Ich will mich ganz neu einkleiden. Ich habe einen neuen Lebensabschnitt angefangen. Da will ich alles neu, alles anders machen. Ich habe keine Ahnung von Trachtenmoden, aber ich fühle, daß ich es mal mit einem Dirndl probieren sollte.«

      Rosi faßte sofort Vertrauen zu Veronika Boller.

      »Ich will sechs Wochen in Waldkogel bleiben und würde mich für diese Zeit gern in ein echtes Trachtenmädchen verwandeln.«

      »Also, quasi der Urlaub total!«

      »Genau so!«

      »Des ist net schwer! Sie haben eine gute Figur! Allerdings sehen Sie ein bisserl mitgenommen und blaß aus. Vielleicht ein paar kräftige Farben?«

      Statt einer Antwort traten Rosi die Tränen in die Augen.

      »Ja, Madl, was ist? Ich habe doch nichts Falsches gesagt? Bist doch net krank?«

      Veronika Boller gab ihrem Mann ein Zeichen, daß er den Laden verlassen sollte. Dann ging sie auf die junge Frau zu. Rosi war auf einen Stuhl gesunken und saß dort wie ein Häufchen Elend. Veronika war voller Mitleid.

      »Also, dann stelle ich mich mal vor! Ich bin die Veronika Boller. Kannst aber Veronika zu mir sagen! Hast du ein Taschentuch?«

      Rosi schüttelte den Kopf.

      Veronika griff kurz entschlossen ins Regal und reichte Rosi ein kleines rotes Tuch mit weißen Punkten, wie es an Burschen verkauft wurde, die Schnupftabak benutzen.

      »Wie heißt du, Madl?«

      »Rosi!«

      Rosis kurz aufflackerndes Selbstbewußtsein war wieder verflogen.

      »Lachen Sie nicht über mich. Ich schäme mich, daß ich so die Fassung verliere. Aber ich habe mich gestern erst von meinem Bräutigam getrennt.«

      »Mei, Madl! Des muß dir schrecklich weh tun! Doch du wirst schon deine Gründe gehabt haben. Wann wolltet ihr denn heiraten?«

      »In vier Wochen! Die Wohnung war schon eingerichtet, die Hochzeitsgäste eingeladen und das Brautkleid habe ich mir schon ausgesucht. Ich habe es abbestellt. Das habe ich als erstes gemacht.«

      »Dann muß es dir ernst sein! Hat er dich so enttäuscht?«

      Rosi nickte eifrig.

      »Er will mein Kaninchen nicht! Des klingt albern – nicht? Aber ich habe Bunny schon so lange, ich kann es doch nicht einfach fortgeben. Er hat auch kein Verständnis, daß ich Hasen sammle. Er hat nie etwas gesagt, bis gestern. Gestern hatte ich meine persönlichen Sachen in die neue Wohnung gebracht!«

      »Du magst Hasen? Da habe ich etwas für dich!«

      Veronika Boller ging zum Blusenständer und kam mit einer weißen Trachtenbluse zurück. Sie hatte entlang der verdeckten Knopfleiste und an den Bündchen und dem Kragen bunte Stickereien in Form von kleinen Hasen. Rosi warf einen Blick darauf.

      »Ist die schön!« strahlte sie und lächelte schon wieder etwas.

      »Ich habe mir auch so eine genommen. Die Bluse kannst du zu Hosen tragen oder zu einem Dirndl als Dirndlbluse. Komme mal mit!«

      Gehorsam folgte Rosi Veronika weiter nach hinten im Laden in die Damenabteilung. Veronika zeigte Rosi ein Dirndl. Rock und Mieder waren aus grüner, etwas gröberer Baumwolle mit einer gelben Paspelierung. Die Schürze war in einem dunkleren Grün.

      »Gehe in die Umkleidekabine und probiere es an! Du wirst sehen, wie gut es ausschaut. Zu deinem mittelblondem Haar ist das genau die richtige Farbe.«

      Rosi probierte die Sachen an.

      »Mei, Madl! Wie fesch du aussiehst! Wie ein richtiges Madl aus den Bergen.«

      »Es fehlen noch Schuhe und Strümpfe.«

      Veronika erkundigte sich nach Rosis Schuhgröße und brachte ihr eine Auswahl von Trachtenschuhen. Rosi wählte ein robustes Paar aus. Die könnte sie auch auf längeren Wanderungen anziehen.

      Rosi betrachtete sich immer und immer wieder im wandhohen Spiegel.

      »Es ist kaum zu glauben, daß ich das wirklich bin!« flüsterte sie.

      Veronika Boller legte Rosi noch eine Kropfkette um. An dem schwarzen Samtband hing ein Kreuz. Damit aber noch nicht genug. Die Ladeninhaberin brachte ein großes rotes Umschlagtuch aus reiner, ganz feiner dünner Schafwolle und drapierte es um Rosis Schultern.

      »Das bin ich nicht!« hauchte Rosi.

      Veronika mußte lachen.

      »Doch, Madl! Des bist du! Ich sage dir jetzt etwas, und des rede ich net nur so daher! Weißt, zu uns kommen viele Touristinnen, die sich ein Dirndl kaufen. Wenn die des anziehen, dann schauen sie alle irgendwie verkleidet aus. Bei dir ist des anders, ganz anders. Schau dich im Spiegel an, dann kannst du es selbst sehen. Du gehörst in ein Dirndl! Des paßt zu dir. Du schaust jetzt völlig anders aus.«

      Rosi drehte sich vor dem Spiegel. Sie ging einige Schritte auf und ab. Sie zog das Schultertuch enger und lockerte es dann wieder.

      »Das nehme ich! Ich fühle mich richtig gut darin! Es ist…? Wie soll ich sagen? Es ist mir nicht fremd. Ich fühle mich einfach gut!«

      Rosi schaute sich im Laden um. Sie suchte sich noch einige Sachen aus. Kniebundhosen zum Wandern, weitere Blusen, eine Weste, eine Jacke aus Loden mit Hirschhornknöpfen und Socken. Rosi kaufte einen Wanderrucksack. Auf der Ladentheke häuften sich immer mehr Kleidungsstücke. Nach den einzelnen Anproben schlüpfte Rosi immer wieder in das Dirndl.

      »Veronika! Ich denke, du hast recht. Ich fange an, Dirndl zu lieben. Ich brauche noch mindestens ein weiteres. Ich muß abwechseln können.«

      Dann gestand Rosi, daß sie mit nur wenigen Kleidungsstücken Hals über Kopf die Wohnung verlassen hatte.

      »Ja, dann brauchst du wirklich noch mindestens ein weiteres zum Wechseln. Wir haben auch einige Sonderangebote. Ich will ehrlich zu dir sein. Des sind echte Ladenhüter, alles kleine Größen, die dir passen würden.«

      »Warum will die niemand?«

      »Weil des Arbeitsdirndl sind. Sie bestehen aus einem durchgehenden Kleid, mit einer Knopfleiste vorne. Sind dunkelblau, grau, schwarz oder dunkelrot. Sie sind wirklich schön. Die Madln hier, die kaufen sie net, weil sie ihnen zu hochgeschlossen sind. Es sind Arbeitsdirndl, so wie sie früher in Mode waren. Wenn du willst, dann zeige ich sie dir?«

      Rosi nickte.

      Veronika holte von einem der Schränke einen Karton herunter. Rosi genügte ein Blick.

      »Die sind wunderschön. Was sollen die kosten? Ich nehme zwei davon, das dunkelrote und das dunkelgraue. Die passen gut zusammen in den Farben und ich kann die Schürzen austauschen.«

      »Madl, du hast es erfaßt.«

      Veronika machte Rosi einen guten Preis.

      Rosi probierte die Dirndl und behielt das dunkelgraue Dirndl mit der roten Schürze an.

      »Das ist nicht so auffallend wie das edle grüne Baumwolldirndl. Das Grüne mit der schöne Bluse, das wird mein Sonntagsdirndl.«

      Veronika packte Rosi alles zusammen. Sie gab der jungen Frau auch noch einen Rabatt. Während des ganzen Verkaufs fragte Veronika Rosi nach ihrem Kummer aus. Stück für Stück erfuhr sie die Details.

      »Wirst einen anderen finden,


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