Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ihm keinen Vorwurf machen! Ich hätte es früher bemerken müssen, nicht erst vier Wochen vor der Hochzeit. Aber besser jetzt als später.«

      So versuchte sich Rosi zu trösten. Der Schmerz in ihrem Innern brannte wie Feuer. Sie fühlte sich so alleine. Sie war enttäuscht. Diese Enttäuschung vermischte sich mit der Wut über die eigene Dummheit.

      Wie konnte ich ihn nur so durch die rosarote Brille sehen?

      Bei allem Schmerz, den Rosel empfand, blieb sie trotzdem fair. Es war meine Blindheit, dachte sie. Im Grunde kann ich Stefan keinen Vorwurf machen, obwohl ich mir auch mehr Toleranz gewünscht hätte.

      Rosi sah noch einmal nach ihrem Kaninchen und schlief schließlich erschöpft ein.

      Rosi schlief nicht lange. Die ungewohnten Geräusche, die durch das offene Fenster drangen, weckten sie früh. Sie schaute hinaus. Einige Traktoren mit Anhänger fuhren den Waldweg entlang. Rosi erinnerte sich. Der Weg führte zum Forsthaus.

      Sie ging unter die Dusche. Sie warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah schlimm aus. Die nächste halbe Stunde kühlte Rosi ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Dann schminkte sie sich sorgfältig, um die letzten Tränenspuren zu überdecken.

      Sie ging hinunter. Herr und Frau Schöller saßen im kleinen Garten hinter dem Haus. Sie frühstückten und luden Rosi ein, da sie sicherlich noch keine Lebensmittel hatte. Rosi nahm dankbar an. Der starke Kaffee tat ihr gut. Dann machte sie sich auf zum Unterbühler Hof.

      *

      Auf dem Unterbühler Hof waren Vater und Sohn mit der Morgenarbeit im Stall fertig. Sie gingen hinein, setzten sich an den großen Küchentisch in der Wohnküche und frühstücken. Die Sonne schien durch die Sprossenfenster und warf ein Muster auf die glänzenden Holzdielen. Die Bäuerin schenkte Kaffee ein. Sie aßen.

      Nikolas Unterbühler warf einen Blick durch das Fenster.

      »Kennst du das Madl da draußen, Joschka?«

      Joseph Unterbühler stand auf und ging zum Fenster.

      »Naa, Vater! Des Madl kenne ich nicht. Ich sehe des zum ersten Mal. Kennst du sie?«

      »Naa! Sie ist ein fesches Madl!«

      Ortrud, die Bäuerin, die Trudi gerufen wurde, warf auch einen Blick durch das Fenster.

      »Des Madl ist net aus Waldkogel.«

      »Vielleicht ist sie aus Marktwasen«, bemerkt der Bauer.

      »Des denke ich net. Des kann ich dem Madl ansehen. Des ist fremd. Schau, wie die angezogen ist. Das ist ein Stadtkind, das sehe ich gleich«, sagte die Bäuerin.

      »Geh’ mal raus und frage sie, wen oder was sie sucht. Vielleicht hat sie sich verlaufen, Joschka! Schaut ein bisserl verloren aus, des Stadtmadl.«

      »Ja, Vater, ich gehe ja schon.«

      Joseph, der Joschka gerufen wurde, ging hinaus auf den Hof.

      »Grüß Gott!«

      »Guten Morgen oder wie man hier sagt, wenn man Freunde gewinnen will, Grüß Gott. Den Rat gab mir der Bürgermeister.«

      Rosi lächelte freundlich.

      »Ah, dann schickt dich der Fellbacher?«

      »Nein! Aber ich soll dem Niklas Grüße ausrichten von Frau Doktor Brand, der Tierärztin.«

      »Ah, von der Beate!«

      Sie schauten sich an und musterten sich. Es entstand eine kleine Pause. Joschka vergrub seine Hände in den Arbeitshosen, die er bei der Stallarbeit trug.

      »Ist des alles? Ist des der Grund für den Besuch?«

      Rosi räusperte sich. Der Anblick dieses Mannes brachte sie irgendwie aus der Fassung. Sie errötete und stotterte:

      »Ich… also… es ist wegen des Heus!«

      Nimm dich zusammen! Du blamierst dich, ermahnte sich Rosi im stillen.

      Joschka räusperte sich.

      »Also, will die Beate Heu?« versuchte er zu erraten.

      Rosi schüttelte den Kopf.

      »Das Heu ist für Bunny!«

      »Bunny? Ist des ein Hase?«

      »Ja! Bunny ist mein Kaninchen«, strahlte Rosi.

      Rosi gelang, ihr klopfendes Herz zu beruhigen. So war es ihr möglich, wieder zusammenhängende Sätze zu sprechen.

      »Ich habe mein Kaninchen mit in Urlaub genommen. Beate sagt, hier auf dem Unterbühler Hof gibt es das beste Heu. Ich soll mich an Niklas wenden. Das ist doch der Bauer, stimmt es?«

      »Ja, der Niklas ist der Bauer! Der ist aber jetzt nicht zu sprechen«, antwortete Joschka.

      Er wollte Rosi noch etwas hinhalten. Die junge Frau gefiel ihm.

      »Wann ist er zu sprechen?«

      »Später! Willst warten oder noch mal vorbeikommen?« Mit dieser Frage zielte Joschka darauf ab, zu erfahren, wo Rosi in Waldkogel Quartier bezogen hatte. »Wenn du es weit hast, dann kannst du gerne warten. Es dauert nicht lange. Das liegt ganz bei dir. Hast du es weit?«

      »Nein, ich habe die kleine Dachwohnung bei den Schöllers gemietet.«

      »Dann hast du es net weit. Da kannst du über die Wiesen gehen, dann hast du’s noch näher zum Hof.«

      »Ist das nicht verboten? Kann man hier einfach über die Wiesen laufen?«

      Der junge Unterbühler starrte Rosi ungläubig an. Er konnte es kaum fassen, was sie da eben gesagt hatte.

      »Warum sollte man des net können?«

      »Ich dachte, es wäre verboten, so wie in der Stadt: Betreten des Rasens verboten.«

      Er brach in Gelächter aus. Er schüttelte sich vor Lachen. Hinter den Vorhängen beobachteten ihn seine Eltern.

      »Entschuldige! Des Lachen ist mir jetzt peinlich. Aber ich hab’ mir soeben vorgestellt, auf unseren Wies’n würden Schilder stehen mit so einer Aufschrift. Mei, Madl! Wir sind hier in Waldkogel. Wir sind hier in den schönen Bergen, in Gottes freier Natur. Hier kannst du überall rumlaufen, wenn du dich auskennst, keine Angst vor Kühen auf der Weide hast und dir es auch nichts ausmacht, mal in einen Kuhfladen zu treten. Dieses Risiko besteht allerdings.«

      Dabei schaute Joschka auf die leichten offenen Sommerschuhe, die Rosi an ihren Füßen trug. Rosi sah es. Sie konterte geschickt.

      »Ich gehe nie mit Schuhen über eine Wiese, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Ich gehe immer barfuß.«

      »Eins zu Null für dich! Also, noch einmal retour! Du willst Heu für dein Kaninchen. Wieviel?«

      »So ein Bündel, dachte ich mir. Ich kaufe in der Stadt immer drei Kilo, das ist ziemlich viel. Heu ist leicht, hat viel Volumen, auch wenn es gepreßt ist.

      »Wir haben nur loses Heu auf dem Heuboden. Aber das kriegen wir schon hin. Du kannst einen Sack Heu bekommen.«

      »Danke! Dann muß ich doch nicht auf den Niklas warten?«

      »Doch! Naa, net unbedingt. Aber der hat nix dagegen. Wir geben sonst nur Heu an die Beate ab. Aber wenn dich die Beate schickt und der Fell-bacher, dann ist das in Ordnung – denke ich mir. Brauchst sonst noch etwas für dein Bunny?«

      »Die Wiesen hier rundum, gehören die alle zu diesem Hof?«

      »Ja, seit alters her! Seit vielen, vielen Generationen! Der Unterbühler Hof ist so alt, daß die Anfänge zurückgehen bis zu der Zeit, als des Tal zum ersten Mal besiedelt wurde. Dokumente gibt’s darüber net. Aber wir haben bei Aushubarbeiten für den neuen Stall Funde gemacht. Die sind jetzt teilweise sogar im Heimatmuseum in Kirchwalden. Was ist mit den Wies’n?«

      »Ich würde gern einige frische Kräuter pflücken, wenn ich schon darüber gehen darf. Die sind gesund für Kaninchen.


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