Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Rosel trocknete sich die Tränen ab. Es war ihr jetzt peinlich, daß sie sich hatte so gehenlassen.

      »Was müssen Sie von mir denken? Ich bin sonst so keine Heulsuse!«

      »Mußt dich net schämen. Wenn einem so ein Kummer auf der Seele liegt, dann sprudeln schon einmal die Tränen. Aber ich habe da eine Idee. Wir haben hier in Waldkogel eine junge Tierärztin. Sie lebt mit ihrer Familie in einem schönen alten großen Haus. Sie hat sicher Platz für dich und nimmt dich bis morgen auf. Da bist du mit deinem Hoppelmann bestimmt willkommen. Es ist nicht weit. Die Hauptstraße weiter und nach zweihundert Meter ist es das linke Haus. Kannst vorfahren. Ich komme hin und stelle dich vor. Wie heißt du?«

      Bürgermeister Fellbacher war zum Du übergegangen, wie es von den meisten in Waldkogel gehalten wurde.

      »Mein Name ist Rosel Tremmler! Gerufen werde ich Rosi!«

      »Des ist ein schöner Name, der paßt in die Berge! Also dann bis gleich. Kannst des Haus net verfehlen. Tierärztin Beate Brand steht dran.«

      Rosi bot dem Bürgermeister an, mit ihr im Auto zu fahren. Das machte er dann auch.

      Wenige Augenblicke später hielten sie vor der Praxis.

      Rosel sah, daß eine junge sportliche Frau auf dem großen Hof ihren Geländewagen säuberte. Der Bürgermeister stieg aus und ging auf die junge Frau zu. Sie drehte das Wasser ab und gab ihm die Hand. Sie redeten miteinander. Es dauerte eine Weile. Dann kam der Bürgermeister zu Rosi ans Auto zurück.

      »Die Beate würde dich gerne aufnehmen. Das ist kein Problem. Aber sie kennt jemanden, der dir auch etwas für länger geben kann. Des ist ein kleines Häusl in Richtung Forsthaus. Das hat vor Jahren ein altes Rentnerehepaar gekauft und zu ihrem Ferienhaus gemacht. Da gibt es eine kleine Dachwohnung. Jetzt sind sie fast das ganze Jahr hier. Zum ersten Mal in diesem Jahr kommen ihre Kinder und Enkel in den Ferien nicht. Die Beate war heute dort. Sie mußte einen Hausbesuch machen. Die Katze hatte sich verletzt. Sie mußte sie sogar mit in die Praxis nehmen. Die Beate hat ein wenig Sorge, daß sie des Tierchen net retten kann. Weißt, die beiden alten Leute sind sehr tierlieb. Wenn du wandern gehst, dann könnten sie sich um deinen Hasen kümmern. Du wärst da gut aufgehoben.«

      »Klingt gut! Danke, Herr Bürgermeister!«

      Beate kam über die Straße. Sie streckte Rosi die Hand entgegen.

      »Grüß Gott, Rosi! Ich bin die Beate! Ich habe schon von deinem Problem gehört. Komme doch einen Augenblick mit herein. Ich rufe bei den Schöllers an. Dann bringe ich dich hin.«

      »Dann ist ja alles geregelt. Danke, Beate! Vergelt’s Gott!«

      »Gern geschehen, Bürgermeister!«

      Bürgermeister Fellbacher verabschiedete sich und wünschte Rosi einen schönen Aufenthalt. Er riet ihr, bald mal hinauf auf die Berghütte zu gehen, von dort habe man fast so eine schöne Aussicht wie von den Berggipfeln.

      Doktor Beate Brand nahm Rosi mit ins Haus. Es war selbstverständlich, daß Rosi ihr Kaninchen auf dem Arm mitnahm.

      »Das ist ja wirklich ein besonderes Prachtexemplar, dein Bunny!«

      »Ja, er ist etwas ganz Besonderes. Aber denken das nicht alle Tierfreunde von ihren Tieren?«

      »Doch, Rosi! Das denken sie! Das ist eben Tierliebe. Nur leider geht die Tierliebe oft in die falsche Richtung. Dann werden die Tiere krank, weil sie mit Sachen gefüttert werden, die ihnen nicht bekommen.«

      »Ich weiß! Wenn ich in der Tierbedarfshandlung daheim Heu für Bunny kaufte und sah, welchen – entschuldige bitte – welchen Schrott es für Kaninchen gibt… Von rosaroten Leckerli müssen sie ja Bauchschmerzen bekommen. Ich habe sogar Pralinen für Hasen gesehen.«

      »Ich weiß. Ich weiß!« seufzte die Tierärztin. »Da kämpfe ich dagegen an.«

      »Mein Bunny bekommt nur artgerechtes Futter: Heu und Gemüse. Hier auf dem Land werde ich ihm Kräuter auf der Wiese pflücken. Das wird ihm guttun. Ich will auch Heu beim Bauer holen. Das ist bestimmt viel besser als in der Tierhandlung das abgepackte Zeug.«

      »Der letzte Hof vor dem Waldweg, an dem die Schöllers ihr kleines Haus haben, ist der Unterbühler Hof. Dort kannst du fragen. Das ist ein Bio-Hof. Ich hole dort für meine Tiere das Heu und kaufe ein. Sage dem Niklas einen schönen Gruß von mir.«

      »Ist das der Bauer?«

      Beate lachte.

      »Ja! Er heißt mit vollem Vornamen Nikolaus. Aber wir kürzen hier die Namen oft ab. Gerufen wird er ›Niklas‹! Frage auch mal, ob er dir den Hof zeigt. Sie pflegen und hegen ihr Vieh wirklich gut. Da wird dir als Tierliebhaberin das Herz aufgehen.«

      Sie standen im Wohnzimmer der Tierärztin. Beate bot Rosi einen Sessel an.

      »Deinen Bunny kannst du auf den Boden setzen. Laß ihn ruhig rumhoppeln. Nach der langen Reise im Auto tut ihm das gut.«

      Beate brachte Tee und belegte Brote.

      »Bitte greife zu, Rosi! Mei, habe ich einen Hunger. Ich bin kaum zum Essen gekommen. Dann mußte ich auch noch mein Auto waschen, bevor es dunkel wurde. Ich muß es morgen früh nach Kirchwalden zur Inspektion bringen.«

      Beate biß in ein Brot.

      »Ich habe seit dem Frühstück auch nichts mehr gegessen. Vielen Dank für die Einladung.«

      »Du hast Kummer, wie? Fellbacher machte da so eine kleine Andeutung?«

      »Ja! Ich habe mich heute von meinem Bräutigam getrennt. Wir wollten in vier Wochen heiraten. Deshalb habe ich etwas nahe am Wasser gebaut. Ich befinde mich auf der Flucht. Ich will mich erst nach dem Hochzeitstermin wieder bei meiner Familie melden. Alle finden Stefan so toll, so wunderbar. Aber ich will ihn nicht – nicht mehr!«

      »Das ist deine Entscheidung! Ich bin neugierig! Warum hast du ihm den Laufpaß gegeben?«

      Rosi war froh, mit jemanden in ihrem Alter darüber reden zu können. Zudem war Beate eine aufmerksame Zuhörerin. Sie verstand Rosi.

      »Du meinst, ihr kommt nicht wieder zusammen? Denkst du nicht, daß er dich sucht?«

      Rosi schüttelte heftig den Kopf.

      »Und wenn? Es bringt nichts! Auf dem Weg hierher ist mir noch einmal klar geworden, daß wir zu verschieden sind.«

      »Aber es heißt doch: Gegensätze ziehen sich an!«

      »Stimmt, Beate. Aber Stefan hat kein Herz. Er ist nicht tierlieb. Er hat ein Herz aus Glas und Edelstahl, wie seine Einrichtung. Ihm fehlt so etwas wie… ich will es Güte, Herzenswärme nennen. Verstehst du?«

      »Theoretisch! Ich kann wenig dazu sagen, weil ich ihn nicht kenne. Aber ich glaube dir gerne, daß du einen Mann nicht heiraten magst, der keine Tierliebe kennt. Das könnte ich auch nicht.«

      Sie aßen weiter. Rosi erzählte ausführlich von Stefan. Dabei wurde ihr immer klarer, daß sie sich eigentlich die ganze Zeit so verhalten hatte, daß es zu keinen Konflikten kommen konnte. Das war auch der Einfluß ihrer Eltern, die in Stefan eine sehr gute Partie für ihre Tochter sahen.

      »Ich kann also keine Rückendeckung erwarten. Verstehst du?«

      »Ja! Aber wir selbständigen Frauen – brauchen wir Rückendeckung? Wir sind doch stark, oder?«

      »Ja, Beate, das sind wir! Hast du einen….«

      »Du meinst einen Burschen? So sagt man hier in den Bergen. Nein! Noch nicht den Richtigen gefunden. Da bleibe ich besser alleine. Entweder es passiert, daß ich ihn treffe oder nicht. Einen Kompromiß würde ich nie eingehen.«

      Beate trank einen Schluck Tee.

      »Nicht, daß du denkst, ich sei nicht schon einmal verliebt gewesen. Oh Gott! Ich war schon mehrmals verliebt. Aber immer war es ich, die Schluß gemacht hatte. Da war jedes mal sehr schlimm. Obwohl die Trennung von mir ausging, tat es weh. Ich litt wie ein wundes Tier.«


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