Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sich in einen der großen Sessel und schaute in das Glas.

      »Junge, was ist mit dir?« fragte sein Vater mit Besorgnis in der Stimme. »Du siehst so erschüttert aus!«

      Dirk rieb sich die Stirn.

      »Ich wollte euch auch etwas sagen, nämlich, daß ich das Angebot, ein Sabbatjahr zu machen, gerne annehmen würde. Aber jetzt, da Viola schwanger ist, ist das nicht machbar. Ich denke darüber nach, wie ich es machen könnte, um trotzdem viel Zeit in den Bergen zu verbringen.«

      »He, Bruder! Eine Schwangerschaft ist doch keine Krankheit! Ich werde natürlich weiterarbeiten. Du nimmst dein Jahr Auszeit. Da dulde ich keinen Widerspruch. Jetzt ist das doch noch gut zu machen. Wenn das Baby da ist, dann bleibe ich daheim und du kannst mich vertreten. Das ist doch ein perfekter Zeitplan.«

      Dirk trank einen Schluck Cognac. Er antwortete nicht. Er dachte nach.

      »Nun sage etwas, Dirk!« forderte ihn seine Mutter auf. »Ich finde den Vorschlag von Viola gut.«

      »Normalerweise wäre das auch ein guter Plan. Aber das hängt nicht nur von mir ab.«

      »Also, ich stimme Viola zu!« warf Dirks Vater ein.

      »Das meine ich nicht, Vater!«

      Viola, ihre Eltern und ihr Verlobter schauten sich fragend an.

      »So, Dirk! Jetzt laß das Katz- und Mausspiel. Sage, was du sagen mußt«, forderte sein Vater.

      »Ja, einen Augenblick! Ich überlege, wie ich es anfangen soll. Es gibt da so eine Frage: Was soll verkündet werden? Das Gute oder das Schlechte zuerst? Jetzt muß ich sortieren.«

      Dirk trank wieder einen Schluck.

      »Ich will es in einem Satz zusammenfassen. Also!«

      Dirk Hansen holte Luft. Er schaute seinen Vater an, als er sagte:

      »Ich bin hergekommen, weil ich euch sagen wollte, daß ich aus persönlichen Gründen ein Jahr aussetzen will und es mir am liebsten wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, daß ich auch danach nicht mehr in die Firma zurückkehre. Ja, ich wollte aufhören! Doch jetzt ist alles anders!«

      Alle starrten Dirk an.

      »Aber, Junge, warum? Was gibt es für einen Grund? Du bist erst wenige Tage fortgewesen. Bist du dir ganz sicher, daß du dein Leben…«

      »Mutter!« unterbrach sie Dirk. »Mutter! Ja, es gibt einen Grund. Sie ist Mitte zwanzig, hat schwarze lange Haare, große blaue Augen und heißt Josefa. Gerufen wird sie Josi. Ich liebe sie! Sie lebt auf dem Draxel Hof. Sie will dort bleiben. So bleiben für mich nur zwei Möglichkeiten. Entweder – ich baue mir ein Leben in den Bergen auf oder – ich verzichte auf Josi!«

      Es war still im Wohnzimmer der Hansenschen Villa. Nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören, das an diesem etwas kühlen Abend brannte.

      »Das ist wirklich eine Überraschung! Eine noch größere Überraschung als die Tatsache, daß ich schwanger bin! Mein sachlicher, außen oft wie ein Eisberg wirkender Bruder, hat sich verliebt in ein Mädchen vom Lande, in ein Mädel aus den Bergen. Erzähle!«

      »Das heißt nicht Mädel! Das heißt Madl!« korrigierte sie Dirk.

      »Gleich wie! Erzähle! Dich muß es ja mächtig getroffen haben.«

      »Ja, das hat es! Ich habe in ihre Augen gesehen und es gewußt. Ich will sie! Sie oder keine! Doch wie bringe ich ihr Leben und mein Leben unter einen Hut?«

      Dirk erzählte seiner Familie alles. Vom ersten Zusammentreffen auf der Straße, als er in den Graben gefahren war, bis zum Abschied unter Sternen. Er berichtete von Cäcilia, die Josefa jetzt adoptierte. Er verschwieg auch Josis Herkunft nicht.

      »Sicherlich ist Josi ganz anders, ebenso die Umstände. Vater, Mutter, ihr habt sicher damit gerechnet, daß ich einmal eine junge Frau aus guter Familie anbringe. Eine Wahl treffe, die der Familie Ehre machte, so wie Viola mit ihrem Bräutigam. Aber das kann ich nicht. Ich liebe Josi. Sie ist jetzt auch angesehen. Doch darum geht es nicht. Ich liebe sie! Ich kann nur hoffen, daß ich eine Lösung finde. Denn euch im Stich lassen, das will ich auch nicht.«

      »Dirk, wenn du ganz aus der Firma ausscheiden willst, dann lege ich dir keine Steine in den Weg. Das habe ich dir schon gesagt.«

      »Ich weiß, Vater! Aber ich habe das Gefühl, daß ich euch dann im Stich lasse.«

      »Nein, das tust du nicht! Außerdem mußt du das nicht heute entscheiden. Das hat Zeit. Du nimmst dein Sabbatjahr, lebst in der Einliegerwohnung auf dem Draxel Hof. Du bist mit deiner Josi zusammen. Das ist doch wunderbar! Du wirst sie im Laufe des Jahres herbringen und wir werden dich besuchen. Sie wird uns kennenlernen und wir sie. Folge der Liebe, Dirk! Folge deinem Herzen! Die Liebe ist ein Kapital, das Zinsen bringt, die nie fallen. Sie steigen nur, sie fallen nie.«

      »Das hast du schön gesagt, Vater! Ich danke dir! Es war auch alles etwas viel für Josi! Das Glück kam auf einmal von allen Seiten auf sie zu. Cäcilia adoptierte sie und ich gestand ihr meine Liebe.«

      »Das Madl muß sehr robust sein! Und sehr vernünftig und bodenständig! Ohne daß ich sie gesehen habe, nur aus dem, was du erzählst, Dirk, sage ich dir Folgendes: Diese Josi kann es mit jeder jungen Frau aus sogenanntem guten Hause aufnehmen. Wenn sie sich für dich entscheidet, dann wird sie dir treu sein.«

      »Das denke ich auch, Ingo!« stimmte ihm seine Frau zu.

      Ingo Hansen trat neben seinen Sohn. Er legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Mein Junge! Ich freue mich für dich! Du fährst gleich morgen zurück zu deiner Liebsten. Deine Mutter wird dir die Fotoalben mitgeben. Dann kannst du ihr alles zeigen.«

      »Das ist eine wunderbare Idee, Ingo!«

      Frauke eilte kurz davon und holte drei dicke Fotobände.

      Viola hatte einen guten Einfall. Sie klatschte in die Hände.

      »Dirk, hole die digitale Videokamera! Wir drehen einen kleinen Film. Jetzt hier und sofort! Dann führst du ihn deiner Josi vor. Hurra, es lebe die moderne Technik. Ich habe mich immer gefragt, für was sie gut ist. Jetzt habe ich eine sinnvolle Anwendung gefunden.«

      Viola drängte ihren Bruder. So stellte er im Wohnzimmer ein Stativ auf. Er schaltete die Kamera ein und sagte in die Linse:

      »Liebe Josi! Ich habe meiner Familie von dir erzählt. Ich stelle sie dir jetzt vor. Das sind mein Vater, meine Mutter, meine Schwester, ihr Bräutigam und noch unsichtbar unter dem Herzen meiner Schwester das Baby, das die beiden erwarten.«

      Dann sagte Dirks Vater einige Worte und ebenso seine Mutter. Beide betonten, wie sehr sie sich darauf freuten, Josi kennenzulernen.

      Das dauerte Viola alles zu lange. Sie drängte sich vor:

      »Also, liebe Josi! Ich will dich bald sehen. Ich habe da nämlich eine gute Idee. In einer Ehe muß man sich einigen, jeder dem anderen einen Schritt entgegenkommen. Vielleicht können wir diese Tradition auf die ganze Familie ausweiten. Damit meine ich dich und deine Mama! Ich denke mir das so! Dirk macht dieses Jahr frei und ist bei dir! Im nächsten Jahr mache ich frei. Dann könntet du und Dirk hier sein. Deine Mama bringst du natürlich mit. Außerdem hat mein Bräutigam ein Flugzeug. Wenn Cäcilia einmal schnell nach dem Hof sehen muß, dann fliegen wir sie kurz heim. Das war mein Vorschlag. Ich denke, er ist fair! Also, ich will mich nicht einmischen, es war nur ein Vorschlag. Dirk ist ein wunderbarer Bruder. Ich bin sicher, er wird dir ein guter Mann sein und ein wunderbarer Vater deiner Kinder. Ich werde die Babysachen, die das Kleine hier in meinem Bauch nicht mehr braucht, gleich für euch aufheben. Bis bald, liebe Josi!«

      Dirk lachte. Er sprach noch einmal in die Kamera:

      »So, Josi! Das war Viola, die Praktische! Sie hat sich selbst eingeführt. Sie sprudelt vor Ideen und die meisten sind ganz gut!«

      Viola boxte ihrem Bruder in die Rippen.

      »Da siehst du, wie es mir geht! So ist es, wenn man eine Schwester hat.«


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