Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Ring!« seufzte Josefa. »Ich freue mich über deine ehrenvolle Absicht, Dirk. Doch unsere Leben sind so verschieden. Es wäre sehr übereilt, wenn ich ihn annehmen würde. Ich gehöre hierher, du bist in Hamburg daheim. Das ist weit.«

      »Die Anna ist auch aus Hamburg und hat mit dem Toni ihr Glück gefunden. Anna ist eine richtige Berglerin geworden. Die beiden haben mir ihre Geschichte erzählt. Was ihnen gelungen ist, das muß uns doch auch gelingen, oder?«

      »Die Chance besteht!« Josefa lächelte verlegen. »Dirk! Ich habe mir im Leben oft Hoffnungen gemacht und alles in rosaroten Farben gesehen. Dann platzten meine Träume wie Seifenblasen. Zum ersten Mal habe ich wirklich festen Boden unter den Füßen. Dirk, ich mag dich wirklich! Ich bin verliebt in dich! Du gefällst mir!«

      Josefa betrachtete den Ring. Sie sah Dirk die Enttäuschung an. Cäcilia hielt den Atem an. Sie sprach Josi an:

      »Madl! Mein liebes Kindl! Darf ich dir einen Rat geben?«

      »Gern, Mama!« rief Josi erleichtert aus.

      »Josi, mein Kindl! Wie wäre es mit einem Kompromiß? In einer Ehe muß man immer wieder Zugeständnisse machen und dem anderen auf halbem Weg entgegenkommen. Wie wäre es, wenn du Dirk schon jetzt auf halbem Weg entgegenkommst?«

      »Wie soll das geschehen?«

      Cäcilia drückte mit dem Finger auf den Deckel der kleinen Schachtel. Sie schloß sie und schob sie Josefa hin.

      »Der halbe Weg, der könnte so aussehen: Du nimmst den Ring als Antrag an. Du trägst ihn aber nicht. Du bewahrst ihn nur auf. Der Ring ist und bleibt ein Zeichen Dirks Liebe zu dir. Wenn du, wenn dein Herz dir sagt, jetzt ist die Zeit gekommen, dann trägst du ihn.«

      Die Draxelbäuerin wandte sich an Dirk:

      »Kannst du damit leben?«

      »Das kann ich! Das ist zwar nicht das, was ich mir erhofft habe, wovon ich geträumt habe, aber es ist ein guter Plan. Ich sehe ein, daß das alles etwas viel für Josi war. Erst du und die Adoption, dann ich mit meinem Antrag. Sie hat auch recht. Erst muß ich entscheiden, wie mein Leben nach dem Sabbatjahr aussehen wird.«

      Dirk schob Josi die kleine Schachtel zu.

      »Nimm sie! Bitte!«

      Josefa griff danach.

      »Danke, Dirk! Es ist ein wunderschöner Ring! Ich werde ihn gut verwahren.«

      Josefa steckte die kleine Schachtel mit dem Ring in die Schürzentasche ihres Dirndl.

      »So, dann wäre ja für den Anfang alles geklärt«, bemerkte Cäcilia erleichtert. »Es wird zwar möglicherweise etwas Gerede geben im Dorf, wenn du hier den Altenteil bewohnst und ihr gesehen werdet. Aber damit kann ich gut leben. Zum Glück haben sich die Zeiten diesbezüglich geändert. Die jungen Madln und Burschen können sich so schon vor der Ehe besser kennenlernen. Auch wenn das vielleicht von einigen immer noch als Sünd’ und Schand’ gesehen wird. Bei aller Tradition bin ich der Meinung, daß in dem einen und dem anderen Fall auch eini-

      gen Kummer und Leid erspart bleiben.«

      Cäcilia stand auf. Sie begann, den Tisch abzuräumen. Josi wollte ihr helfen. Damit war die Draxelbäuerin nicht einverstanden. Sie schickte Josi fort. Sie sollte Dirk den Altenteil zeigen und mit ihm über den Hof gehen.

      »Und vergiß den Garten nicht!« rief sie Josi nach. »Dort ist es sehr romantisch, besonders wenn die Sterne am Himmel stehen. Laßt euch Zeit. Ich werde früh schlafen gehen.«

      Dirk ergriff Josis Hand.

      »Schön, endlich mit dir alleine zu sein! Trotzdem möchte ich dir sagen, daß Cäcilia eine wunderbare Frau ist. Sie wird dir bestimmt eine gütige und kluge Mutter sein. Sie ist weise.«

      »Ja, das ist sie! Sie ist ein richtiges Vorbild für mich!«

      Dann führte Josi, als Tochter vom Draxel Hof, Dirk überall herum. Sie zeigte ihm den Altenteil, die Ställe und die Tiere. Sie besuchten die beiden Pferde, die auf der Weide standen und gingen zum Schluß in den Garten.

      Dort verbrachten sie die halbe Nacht mit zärtlichen und innigen Küssen. Ihre Herzen kamen sich dabei immer näher. Josi spürte immer mehr, daß sie zu ihm gehörte und es ihre Aufgabe war, ihm zu folgen, wohin er auch ging. Doch das war Josis Konflikt. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer Heimat mit Cäcilia und der Liebe zu Dirk.

      Der Mond stand groß und silbern am Nachthimmel. Um ihn herum leuchteten die Sterne so hell wie nie. Ein lauer Wind wehte von den Bergen herunter. Dirk hatte seinen Arm um Josi gelegt. Sie barg ihren Kopf an seiner Schulter.

      »Josi! Es ist Zeit! Ich will zurück in die Pension. Ich brauche noch einige Stunden Schlaf. Ich will morgen für einige Tage meinen Aufenthalt hier unterbrechen. Ich sehe ein, daß du nicht gleich mit zu meiner Familie willst. Aber mich drängt es, mit ihnen über dich zu reden.«

      »Das verstehe ich, Liebster! Grü-ße sie von mir herzlich! Und komme bald zurück.«

      »Das werde ich! Ich werde dich auch so oft anrufen, wie es geht. Ich verspreche dir, daß ich mich beeile. Aber ursprünglich wollte ich nur eine Woche bleiben. Doch jetzt nehme ich Vaters Angebot gerne an und bleibe ein Jahr. Doch ich muß dafür noch einiges in der Firma regeln. Viola wird meine Aufgaben übernehmen. Da will ich ihr selbst die Aufgaben übergeben.«

      »Das verstehe ich doch! Mir wird es hier auch nicht langweilig werden. Ich habe nie auf einem Hof gelebt. Schließlich gehört der Draxel Hof eines Tages mir. Ich werde viel lernen müssen, sehr viel, und das in ganz kurzer Zeit. Kinder, die auf einem Hof aufwachsen, die haben es da leichter. Sie wachsen mit den Jahren langsam hinein. Ich will und muß das in kurzer Zeit schaffen.«

      »Das wirst du! Außerdem bist du nicht alleine. Cäcilia hilft dir. Ich komme auch bald wieder und bin dann jeden Tag an deiner Seite. Ich verstehe auch nichts von Landwirtschaft. Zusammen werden wir es schaffen.«

      Dirk nahm sie zum Abschied noch einmal fest in den Arm. Sie küßten sich innig und voller Hingabe, Zärtlichkeit und Leidenschaft. Dann gingen sie zusammen zu Dirks Auto. Josefa sah dem Wagen nach, bis sie ihn in der Dunkelheit der Nacht nicht mehr erkennen konnte.

      Gedankenversunken ging sie die Stufen hinauf. Die Tür zu Cäcilias Schlafzimmer stand offen. Eine Lampe wurde angeknipst. Der Schein fiel durch den Spalt auf den Flur.

      Josefa drückte leicht die Tür auf.

      »Kannst du nicht schlafen, Ma-ma?«

      Die Bäuerin lachte.

      »Auch für mich ist die Situation neu. Ich werde morgen mit Meta Baumberger plaudern. Ich will wissen, ob sie auch unter Schlaflosigkeit litt, als Tonis jüngere Schwester Maria sich verliebt hatte. Kannst mich ruhig auslachen, Josi!«

      »Ich lache dich nicht aus! Vielleicht habe ich eines Tages auch Kinder. Wenn die sich verlieben, dann werden wir wohl beide wachliegen und uns Gedanken machen.«

      Sie lachten herzlich.

      »Dann mußt du dich mit dem Kinderkriegen beeilen. Ich werde fünfzig Jahre!«

      »Nun hab’ dich nicht so mit deinem Alter! Da muß ich dich mal tadeln. Du machst mir richtig Angst. Du hast seit heute eine junge Tochter. Also bist du eine junge Mutter! Basta!«

      Cäcilia lachte laut.

      »Bist mir schon ein robustes Madl! Aber wenn du recht hast, dann hast du recht. Ich werde mich danach richten! Ist Dirk zu den Baumbergers gefahren?«

      »Ja! Er will morgen nach Hamburg und dort Verschiedenes regeln. Er wollte ja eigentlich nur eine Woche bleiben. Er übergibt seiner jüngeren Schwester sein Aufgabenfeld.«

      Josi gähnte.

      »Mama! Ich bin sehr glücklich! Das war der ereignisreichste Tag in meinem Leben! Ich sehne mich nach meinem Bett! Gute Nacht!«

      »Gute Nacht, mein Kindl!«

      Josi trat ans Bett ihrer Mutter und gab ihr einen Kuß auf die Wange.


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