Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.Doch jetzt suche ich mir ein Zimmer in Waldkogel.«
Toni lachte. Anna schmunzelte. Dirk grinste verlegen.
»Aha, willst in der Nähe des
Madls sein, wie?«
»Ja! Diese Josefa geht mir nicht aus dem Kopf. Dabei schaffe ich es normalerweise gut, vor dem Einschlafen abzuschalten. Aber ihr Anblick hat mich bis in meine Träume verfolgt.«
Toni stellte noch einen Teller und einen Kaffeebecher auf den Tisch. Während er Dirk Kaffee einschenkte, sagte Toni:
»Des ist net verwunderlich! Du bist in des Madl verliebt. Des ist so! Des ist ganz normal. Dabei hast du es einfacher als ich damals. Ich habe in der ersten Nacht, nach dem ich meine liebe Anna im Zug gesehen hatte, wahre Höllenqualen ausgestanden. Ich kannte nur einen Gedanken: Wie komme ich in Kontakt mit ihr? Wie kann ich ihr Herz erobern? Die Stunden an dem Tag, bis ihre Freundin Sue sie dann nach Waldkogel gebracht hatte, waren die längsten meines Lebens. Mei, war ich nervös! Ich war zu nix zu gebrauchen. Mit meinen Gedanken war ich nur bei meiner Anna. Was ich dir damit sagen will, Dirk? Tue, was immer du tun mußt. Du kannst hier oben deinem Madl net nahe kommen. Ich bringe später die Kinder runter in die Schule. Wir wechseln uns ab. Eine Woche holt mein Vater sie morgens auf der Oberländer Alm ab und eine Woche unser Freund, der Bürgermeister Fritz Fellbacher. In der dritten Woche bin ich an der Reihe. Kommst mit uns. Meine Eltern geben dir gern ein Zimmer. Dann kannst du deinem Madl nachstellen und ihr Herz erobern. Ich wünsche dir alles Gute dabei! Ich wünsche dir, daß du glücklich wirst.«
»Danke, Toni!«
Dirk schlug vor, daß sich Toni den Weg sparen könnte. Er würde die Kinder mit hinunternehmen. Toni und Anna waren einverstanden. Toni würde mit Bello bis zur Oberländer Alm mitgehen und dann die frische Milch, Sahne, Butter und Käse heraufbringen.
Sie frühstückten. Toni rief bei seinen Eltern an und redete mit ihnen wegen einem Zimmer für Dirk.
»Des geht klar, Dirk! Die Pensionszimmer sind alle belegt, aber die Eltern geben dir das Zimmer, in dem Anna und ich wohnen, wenn wir unten im Tal sind. Des steht jetzt leer. Des kannst gerne nutzen.«
Dirk bedankte sich. Er war mit seinen Gedanken schon unten im Tal auf dem Weg zu Josefa.
*
Kurz nach acht Uhr fuhr Dirk Hansen auf den Hof des Draxel Hofes. Cäcilia sah ihn durch das Küchenfenster und eilte hinaus.
»Grüß Gott! Du mußt der Dirk sein! Ich habe dich schon erwartet. Willst zu der Josi, wie?«
»Ja! Grüß Gott, wie man hier sagt. Josi? Damit meinen Sie bestimmt Josefa?«
»Ja, so heißt des Madl! Ich bin die Draxelbäuerin! Dann komme mit mir!«
Dirk griff nach dem großen Blumenstrauß, der auf dem Beifahrersitz des Autos lag. Cäcilia ging voraus. Dirk folgte ihr. Sie führte ihn in den schönen Bauerngarten hinter dem Haus. Dort setzten sich sie unter einen Apfelbaum.
»So, Bub! Du willst also zu der Josi! Da mußt du hier noch ein bisserl warten. Des Madl tut noch schlafen. Des hat die halbe Nacht wachgelegen.«
»Dann erging ihr es genau wie mir!« rutschte es Dirk heraus.
Er errötete tief und betrachtete verlegen die Blumen aus Metas Garten.
»Ich trage wohl Eulen nach Athen, wenn ich mir den Garten hier so ansehe. Aber ich wollte Josi etwas mitbringen.«
»Ein Madl freut sich immer über einen Blumenstrauß von dem Burschen, der ihr gefällt.«
Dirk wurde lebhaft.
»Bäuerin! Draxelbäuerin, wollen Sie damit sagen, daß Ihnen Josefa von mir erzählt hat. Hat sie über mich gesprochen?«
»Nun mal langsam! Ganz ruhig! Ich habe ein bisserl ein schlechtes Gewissen, wenn ich dir – wir sagen hier zu Leut’, die wir mögen gleich ›Du‹ – des ist dir doch recht?«
Dirk nickte eifrig.
»Gut! Dann kannst Cäcilia zu mir sagen. Also! Wie gesagt, ich habe ein bisserl ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit dir über die Josi rede. Auf der anderen Seite trage ich auch Verantwortung für des Madl. Die Josi ist ein ganz liebes Madl. Sie ist ein richtig unschuldiges Lämmchen und ich will net, daß sie verletzt wird. Also, ich will mal von hinten anfangen. Kinder, die waren mir und meinem Mann net vergönnt. Ich weiß net, wie eine Mutter in so einem Fall mit dem Burschen redet, der sich für ihr Madl interessiert. Da habe ich keine Erfahrung. Ich will dich nur warnen. Wenn du ernste Absichten hast, dann ist nix einzuwenden. Aber wenn des nur eine Liebelei ist, dann mußt aufpassen, daß sich die Josi keine Hoffnungen macht, die sich net erfüllen. Des Madl hat sich wohl in dich verliebt. In seinem Herz ist ein Gefühlsdurcheinander ausgebrochen, das ich net mit Worten beschreiben kann. Das kommt auch daher, daß die Josefa, sagen wir, eine Waise ist. Das heißt, sie hat keine Familie, keine Mutter, keinen Vater, keine Geschwister. Sie ist eine Einzelgängerin und etwas scheu gewesen bisher. Wenn sich so ein Madl verliebt, dann ist das ein großer Schritt, verstehst?«
Die Bäuerin musterte Dirk von oben bis unten.
»Scheinst aus einem feinen Haus zu stammen. Und mit den Händen tust auch net arbeiten. Das kann ich sehen. Also, ich habe auf der einen Seite kein Recht, mich ins Leben von der Josi einzumischen. Auf der anderen Seite, werde ich sie beschützen, weil sie mir ans Herz gewachsen ist. Gehe bitte so mit ihr um, daß sie keinen Schaden nimmt, hörst du?«
Dirk sah die Bäuerin mit großen Augen an. Dann schmunzelte er.
»Cäcilia, du mußt meine Schwester Viola kennenlernen. Ich bin sicher, daß ihr sehr gute Freundinnen werdet. Viola geht auch immer sofort darauf los und bringt die Sache, die ihr am Herzen liegt, auf den Punkt. Unmißverständlich! Meistens wenig diplomatisch!«
»Scheint ein gutes Madl zu sein, deine Schwester! Die weiß, auf was es ankommt im Leben, net auf leere Worte und Schönrederei!«
»Du beschreibst Viola sehr treffend, Bäuerin! Sie kann auch genau so streng sein wie du. Sie ließ mir gestern morgen keine Wahl und brachte die ganze Familie hinter sich. Sie schickten mich in Zwangsurlaub. Viola und ihr Verlobter brachten mich mit dem Flugzeug nach München. Gut möglich, daß Viola sogar kontrolliert, ob ich es mir auch gutgehen lasse.«
»War deine Schwester schon einmal hier in Waldkogel?«
»Nein! Aber meine Mutter kennt die Großmutter von Anna, der Frau vom Toni. Die hat meinen Aufenthalt ihr eingefädelt.«
»Dann haben die Frauen bei euch in der Familie auch das Sagen, wie? Nun ja, hier auf den Höfen ist es allemal so. Nach außen hin schicken wir die Mannbilder vor. Aber auf dem Hof wird nichts gemacht, das die Bäuerin net abgesegnet hat. Die Frauen kriegen die Kinder und sind für die Erziehung verantwortlich, das es dann mit den Höfen weitergeht. Das war seit Generationen schon so und so wird es auch bleiben. Ich bin net konservativ, aber die bewährten Traditionen soll man achten und beibehalten, jedenfalls im großen und ganzen, denke ich.«
»Eine gute Einstellung!« bemerkte Dirk.
Cäcilia Draxel stand auf.
»Du kannst hier warten. Ich werde nach Josi sehen und sie dir dann schicken.«
»Danke! Ich meine es ehrlich! Das will ich dir noch sagen!«
Cäcilia sah Dirk in die Augen. Ja, er meint es wirklich ehrlich, dachte sie. Sie sagte aber nichts.
Dann ließ sie Dirk mit all seinen Gedanken alleine und ging zurück ins Haus. Er war jetzt noch verwirrter als vorher. Er hatte sich das Zusammentreffen mit der jungen Frau anders ausgemalt. Er wollte sich zuerst für ihre Hilfe bedanken – sie zum Essen einladen –, danach vielleicht einen Spaziergang machen – ihr langsam näherkommen –, ihr seine Liebe gestehen. Er wollte sie täglich sehen, sie näher kennenlernen… und so weiter… und so weiter.
Doch jetzt, nach dem unverblümten Gespräch mit Cäcilia, überlegte sich Dirk, wie er die Angelegenheit angehen sollte.
Was