Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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mußt net mehr sagen! Reden wir später oder morgen darüber. Jetzt muß ich mich wieder um die Hüttengäste kümmern. Die sind alle durstig, und die Anna muß zurück in die Küche.«

      Dirk verstand. Er wollte auch alleine sein. Er aß zu Ende. Dann nahm er sein Bierglas und ging hinaus auf die Terrasse der Berghütte. Er setzte sich und schaute in den nächtlichen Sternenhimmel über den Bergen, dem Tal und Waldkogel. Dabei dachte er an die junge Frau, die ihm unverhofft über den Weg gelaufen war. Welch ein Zufall! Oder was es Fügung? Dirk machte sich Gedanken über sie. Sie hat bestimmt einen Freund. Jemand, der so schön ist wie sie, der muß doch in festen Händen sein, oder? Dirk bemühte sich, seine Hoffnungen und Erwartungen in Grenzen zu halten. Allein, es gelang ihm nur unvollkommen. Dieser Blick in ihre Augen war bei ihm bis ins Herz gedrungen. Niemals in seinem Leben würde er diesen Blick vergessen.

      Wie gern wäre er jetzt bei ihr! Doch damit muß ich mich noch gedulden, sagte sich Dirk. Es muß mir ein Trost sein, daß sie hier in Waldkogel ist. Vielleicht schaut sie in diesem Augenblick von ihrem Fenster aus hinauf zu den Sternen und denkt auch an mich.

      »Gute Nacht, Josefa! Schlafe gut und träume schön!« flüsterte Dirk ganz leise vor sich hin mit dem Blick zu den Sternen.

      Dann stand er auf und streckte sich. Toni kam aus der Berghütte und brachte ihm ein Bier.

      »Willst nicht mit mir reinkommen?«

      »Nein, vielleicht später! Ich bin etwas…« Dirk lachte leise. »Ich bin etwas aufgewühlt. Normalerweise habe ich meine Gefühle sehr unter Kontrolle. Aber jetzt fahren sie mit mir Achterbahn. Verstehst du, was ich damit sagen will?«

      Toni legte Dirk die Hand auf die Schulter.

      »Es ist eben viel zusammengekommen. Da sind die Berge und jetzt der Sternenhimmel. Ihn kann man in keiner Stadt so sehen. Dann die gute klare Bergluft und die Höhe. Zum Schluß noch das überraschende Zusammentreffen mit einem Madl, das dein Herz berührte. Das alles zusammen, das bringt sogar den stärksten Burschen an den Rand dessen, was er ertragen kann. Aber net nur Burschen haben damit zu kämpfen. Du solltest morgen einmal ausführlich mit der Anna reden. Mei, das war schon ein Gefühls-abenteuer für sie, damals, als sie nach Waldkogel kam. Sie war verliebt, wollte es nicht zugeben. Weigerte sich nur einen einzigen Fuß auf die Berge, in die Berge zu setzen. Bis sie von Bello erfuhr.«

      »Wer ist Bello?«

      »Ach, stimmt! Den kennst du nicht! Das ist unser junger Neufundländerrüde. Der liegt im Flur zwischen den Kinderzimmern und paßt auf. Später, so gegen Mitternacht, da schleicht er sich in die Wirtsstube der Berghütte. Eigentlich habe ich es Bello zu verdanken, daß Anna dann doch mit auf die Berghütte kam.«

      »Schön für dich und für Anna! Wer weiß, wie es sonst mit euch geworden wäre?«

      »Des hätte wahrscheinlich etwas länger gedauert ohne die unverhoffte Hilfe von Bello. Aber wenn zwei Menschen füreinander bestimmt sind, dann kommen sie auch zusammen. Daran glaube ich fest. Das mußt du auch tun.«

      »Ich will mich auf jeden Fall um Josefa bemühen. Leider habe ich keinen Bello.«

      »Jetzt mache dir mal net so viele Gedanken. Bleibst jetzt ein bisserl bei uns und genießt die Berge. Ich werde versuchen, über meine Mutter etwas über die Josefa herauszubekommen. Meine Mutter und die Draxelbäuerin, die kennen sich gut. Außerdem feiert die Bäuerin bald bei uns im Wirtshaus ihren fünfzigsten Geburtstag. Da gibt es für meine Mutter noch einiges zu bereden. Bei dieser Gelegenheit wird sie schon etwas über dein Madl erfahren.«

      Dirk seufzte.

      »Dein Madl! Das klingt zu schön, um wahr zu sein.«

      »Mußt daran glauben! Dann wird des schon. Bei mir und der Anna war des auch so. Jetzt bleibst du sitzen und träumst noch ein bisserl und trinkst dein Bier. Morgen früh bringe ich die Kinder in die Schule. Anschließend besuche ich gleich meine Mutter und rede mit ihr. Dann dauert es nimmer lang, dann tust du alles wissen, was du wissen willst.«

      »Meinst, die Josefa hat einen Freund?« fragte Dirk unsicher.

      »Naa! Da hätte sie dich net so angesehen! Des würdest du in deinem Herzen spüren, Dirk. Höre auf zu denken! In den Bergen tut man fühlen. Bleibe hier sitzen und lausche dem Klang der Berge.«

      »Dem Klang der Berge? Was meinst du damit, Toni?«

      »Die Berge, die geben dir Ruhe in dein Herz und tiefen inneren Frieden und Gelassenheit. Du mußt nur lauschen, tief in dein Herz hineinhören, dann hörst du die Berge.«

      Dirk überlegte eine Weile.

      »Ja, ich erinnere mich, wie es früher war. In den Schulferien vor dem Abitur war ich in den Bergen. Damals habe ich ganz alleine weite Hochgebirgswanderungen gemacht. Ich bin von Schutzhütte zu Schutzhütte gewandert. Oft saß ich bis tief in die Nacht alleine unter dem Sternenhimmel. Ich war jung und suchte meinen Weg. In den Bergen, im stillen Gespräch mit der Natur fand ich die Lösung. Doch dann kam alles anders. Ich warf meine Pläne über den Haufen und machte eine Kehrtwendung.«

      »Klingt, als würdest du es bedauern?«

      »Bedauern? Nein! Es war so, wie es war. Ich wollte es auch. Aber es gelang mir nur, weil ich all meine Träume verdrängte.«

      »Des ist schon mal gut, daß du des erkannt hast. Jetzt mußt du nur wieder eine Richtungsänderung vornehmen, dann wird’s schon werden. Wenn du des alleine net schaffen tust, dann kann dir die Josefa vielleicht dabei helfen.«

      Toni ging wieder hinein in die Berghütte und ließ Dirk Hansen alleine.

      *

      Josefa war nach dem Zusammentreffen mit Dirk die Straße nach Waldkogel weitergegangen. Mit klopfendem Herzen stand sie dann auf dem großen Hof des schönen Draxel Anwesens. Sie blickte sich um und prägte sich alles ein.

      »Das ist also der Draxel Hof«, flüsterte sie leise vor sich hin.

      Er wirkte friedlich auf Josefa. Er sah aus, als könnte hier nur das Glück wohnen. Dabei hatte ihr die Oberin von dem schweren Schicksal des Bauern und besonders der Bäuerin erzählt, die jetzt in Folge ihrer Kinderlosigkeit, nach dem Tode ihres Mannes, sehr einsam war. Josefa wußte aus eigener Erfahrung, was Einsamkeit bedeutete. So war sie der Bitte der Oberin gerne nachgekommen, eine Weile auf dem Draxel Hof zu leben.

      Die Haustür ging auf. Eine Frau trat heraus. Was Josefa zuerst auffiel, war ihr dichtes schwarzes Haar, das sie wie ein junges Mädchen auf der einen Seite zu einem Zopf geflochten trug, genau wie sie selbst.

      »Grüß Gott! Du mußt die Josefa sein. Soll ich Josefa sagen oder Josi? Ich bin die Cäcilia und gerufen werde ich Zilli! Sei mir recht herzlich willkommen!«

      »Grüß Gott! Josi – nicht Josefa!«

      Die Bäuerin lachte die junge Frau an.

      »Ich denke, wir passen gut zusammen. Du trägst dein Haar genauso wie ich. So etwas nennt man in der heutigen Zeit doch Partnerlook, denke ich. Es ist eigentlich etwas für junge Madln. Aber meinem verstorbenen Mann hat des immer gefallen. Da habe ich die Frisur beibehalten. Ich denke mir, wenn er von dort oben aus dem Himmel auf die Erde schaut und mich so sieht, dann wird er seine Freude dran haben. Jetzt sieht er zwei mit schwarzen seitlichen Zöpfen. Mei, des wird ihn freuen!«

      Josefa war verlegen. Die Bäuerin bat sie in die Küche.

      »So setze dich! Ich habe schon früher mit dir gerechnet. Deshalb habe ich den Kaffeetisch gedeckt. Magst ein Stück Kuchen?«

      »Oh, Gott! Den hätte ich fast vergessen!«

      Josefa schlug die Hände vor das Gesicht.

      Dann sprudelte es aus ihr heraus, daß der Zug mit Verspätung in Kirchwalden angekommen war, daß sie den Bus verpaßt hatte, daß sie die Landstraße entlanggegangen war und auf einen jungen Mann im Sportwagen getroffen war, der dann im Graben landete. Dort auf dem Acker wartete er darauf, abgeschleppt zu werden.

      »Ich muß noch jemanden finden, der ihn da rauszieht!«


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