Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »So, der Seppel macht des!« sagte Zilli, als sie wiederkam.

      Ihr entging nicht, daß Josefa verlegen errötete.

      »War des ein fescher Bursch’?«

      Jetzt wurde Josefa tief dunkelrot.

      »Sehr fesch!«

      »Na, wenn er in Waldkogel ist, dann siehst du ihn bestimmt wieder. Willst jetzt ein Stück Kuchen?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, legte die Bäuerin der jungen Frau ein Stück Kuchen auf den Teller und schenkte ihr Kaffee ein. Zilli trank auch Kaffee und aß Kuchen. Die beiden Frauen musterten sich.

      »Ich freue mich wirklich, daß du hier bist. Ich werde dir anschließend dein Zimmer zeigen. Dann kannst du dich ein bisserl frisch machen. Ich will dich net ganz verplanen an deinem ersten Abend. Aber ich schlage vor, wir machen einen Spaziergang durch das Dorf. Du bist doch noch nie in Waldkogel gewesen, oder?«

      Josefa schüttelte den Kopf.

      »Scheint ein schönes Dorf zu sein, auf den ersten Blick!«

      »Des ist es. Des ist es mit Gewißheit. Und die Leut’, die haben alle das Herz auf dem rechten Fleck. Des wirst du aber auch selbst herausfinden.«

      Die Bäuerin beobachtete Josi genau. Während die junge Frau aß, betrachtete sie die Kücheneinrichtung der großen Wohnküche.

      »Die Kücheneinrichtung ist wunderschön. So etwas Schönes habe ich bisher noch nie in Wirklichkeit gesehen, höchstens einmal im Film. Das Holz glänzt wunderschön.«

      »Du mußt einmal mit der Hand darüberfahren. Es fühlt sich wunderbar an. Die Urgroßmutter meines Mannes hat sie vom Tischler anfertigen lassen. Die Möbel reibe ich zweimal im Jahr mit Bienenwachs ein. Das gibt den schönen Glanz. Im Laufe der mehr als hundert Jahre ist die Oberfläche so mit Wachs getränkt, daß Feuchtigkeit abperlt wie auf einer Glasplatte. Du kannst die Möbel ruhig anfassen.«

      Zilli mußte Josi dann doch noch etwas ermutigen, bis sie aufstand. Ganz zart befühlte sie die bemalten Türen. Zilli trat neben Josi und öffnete die Schränke.

      »Da ist ja ein Kühlschrank drin und sogar ein Tiefkühlschrank!« staunte die junge Frau.

      Zilli lachte.

      »Ja, das stimmt. Mein Mann hat die Geräte einbauen lassen.«

      »Die Küche ist wirklich wunderschön und kein modernes Gerät stört die Ausstrahlung der alten Möbel. Aber es gibt sie. Sie sind nur versteckt.«

      Sie setzten sich wieder.

      »Josi! Was hat dir die Oberin über deinen Aufenthalt hier gesagt?«

      »Sie bat mich, meine Zeit hier zu verbringen. Damit würde ich ihr einen großen Gefallen tun.« Josi bekam rote Wangen. »Aber ich glaube, da steckt noch etwas ganz anderes dahinter.«

      »So? Was vermutest du?«

      »Nun, ich hatte nie eine eigene Familie. Ich weiß nicht, wie man in einem großen Haus oder auf einem Hof lebt. Ich weiß wenig vom Leben. Wahrscheinlich soll ich hier Erfahrungen sammeln.«

      Josi schaute auf ihren Teller.

      »Ich würde gern in das Kloster eintreten. Aber die Oberin sagte, daß das nichts für mich sei. Ich vertraue ihr. Sie kennt mich gut. Sie war lange Zeit die Oberschwester in dem Waisenhaus, in dem ich aufgewachsen bin. Dann sagte sie noch, daß du ein bisserl einsam wärst und dich nach Gesellschaft sehntest. Ich sollte mich wie eine Verwandte fühlen, die bei einer Tante… oder so… zu Besuch sei. Das ist schwer für mich. Ich habe doch keine Verwandte und weiß also nicht, wie das ist.«

      »Des ist ein bisserl viel verlangt, Josi. Da stimme ich dir zu. Aber ich denke, daß die Oberin dir damit etwas anderes sagen wollte. Du sollst keine Hemmungen haben. Du hast doch keine Angst vor mir, oder?«

      Josi lachte und schaute Zilli in die Augen.

      »Nein, das habe ich nicht.«

      »Das freut mich. Weißt du, andere fahren vielleicht in Urlaub, um neue Menschen kennenzulernen. Ich will nicht vom Hof fort. Da dachte ich mir, ich lade mir jemanden ein. Jetzt bist du hier.«

      »Aber es gibt doch den Seppel und wohl auch noch andere Helfer. So alleine kannst du nicht sein.«

      »Das ist richtig. Aber des sind Männer, die zupacken. Sie sind alle tüchtig. Aber Gesellschaft sind sie für mich nicht. Ich hoffe, dir gefällt es und du bleibst eine Weile.«

      »Ja, ich dachte erst einmal so vier Wochen.«

      »Nun, vier Wochen sind schon ein ganz guter Anfang. Alles andere wird sich ergeben.«

      Josi bekam große Augen.

      »Was soll sich ergeben?«

      Zilli sah den ängstlichen Blick in Josis Augen.

      »Ach, Madl! Wenn wir uns verstehen, und daran hab’ ich keinen Zweifel, dann wünsche ich mir, daß du länger bleibst. Ich bin hier alleine und meine Abende sind sehr einsam.«

      »Das kenne ich!« sagte Josi leise. »Da habe ich oft lieber gearbeitet, statt alleine in meiner Wohnung zu sein.«

      Zilli stand auf und räumte den Tisch ab. Josi half ihr dabei.

      »So, jetzt zeige ich dir das Haus.«

      Zuerst führte Zilli das junge Madl durch die unteren Räume. Das Haus war groß und weitläufig. Es gab ein Eßzimmer, ein Wohnzimmer und ein Arbeitszimmer. Der Altenteil lag auch im Erdgeschoß. Alles war sehr gepflegt. Dann gingen sie hinauf. Zuerst zeigte Zilli Josefa ihr Zimmer. Es war ein großes Zimmer mit einem Balkon. Die Wände waren mit Tapete mit kleinen Rosenmustern beklebt. Die Möbel waren aus dunklem Holz. Es gab ein großes Bett mit einem Baldachin, einen Schrank, eine Kommode, einen Waschtisch, Nachtschränkchen rechts und links neben den Betten, Tisch und zwei Stühle. Die Bettwäsche war blütenweiß mit gehäkelten Spitzen.

      Josefa stand wie angewurzelt in der offenen Tür.

      »Das ist… das ist viel zu schön für mich. Das ist wie für eine Prinzessin.«

      Zilli legte den Arm um Josefa und lachte. Sie drückte sie an sich.

      »Madl! Dann ist es gerade recht. Es macht mir Freude, dich zu verwöhnen. In dem Zimmer wohnte die Schwester meines Mannes, bis sie heiratete. Es war immer eines der Mädchenzimmer hier im Haus. Komm, ich helfe dir deine Sachen auspacken.«

      Zilli nahm Josi den Rucksack aus der Hand und kippte ihn auf dem großen Bett aus.

      »Hast net viel dabei!«

      »Nein! Nur etwas Dünnes für heiße Tage und etwas Warmes, wenn das Wetter in den Bergen umschlägt. Ich lege auch keinen großen Wert auf Kleidung. Ich habe nicht viel und ich brauche auch nicht viel. Wann soll ich sie denn anziehen, die Sachen? In der Klinik bekomme ich die Dienstkleidung gestellt. Ich bin nicht wie andere. Ich gehe nicht aus und so…« Josis Stimme erstarb.

      Zilli schüttelte den Kopf.

      »Das ist aber kein Leben für ein Madl in deinem Alter«, sagte Zilli leise. »Aber irgendwie kann ich dich verstehen.«

      Zilli räumte Josis wenige Sachen in den großen Kleiderschrank. Dann hakte sie sich bei Josi unter und führte sie durch die anderen Räume.

      »So ein großes Haus! So viele Zimmer!«

      »Ja, die Draxelbauern, die hatten immer eine große Familie. Nur mein Mann und ich haben diese Tradition nicht fortsetzen können. Aber das ist eine andere Geschichte. Damit will ich dich jetzt nicht belasten.«

      Nachdem Zilli ihr das ganze Haus gezeigt hatte, führte sie Josi durch die Ställe. Mit Freude sah die Bäuerin, wie Josi auf die Tiere zuging.

      »Hier gibt es fast alles, was zu einem Hof gehört, Kühe und Kälbchen, Schweine mit den Ferkeln, Hühner, Hasen, Gänse, zwei Pferde und Katzen. Aber es gibt keinen Hofhund. Das finde ich gut. Es


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