Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sich in die Federn gekuschelt hatte, war sie auch schon eingeschlafen. Sie träumte von Dirk, wie sie mit ihm im Garten unter dem Sternenhimmel saß und sie sich küßten. Josi lächelte glücklich im Schlaf. Sie bekam nicht mit, daß Cäcilia noch einmal nach ihr sah. Erst danach fand Zilli den erholsamen Schlaf. Sie träumte von ihrem Mann und von Josi.

      *

      Dirk schlief doch dann etwas länger, als er geplant hatte. Es war ein glücklicher tiefer Schlaf gewesen. Im Traum war er mit Josi den Pfad zur Berghütte hinaufgewandert.

      Dirk überlegte, ob es sinnvoll wäre, seine Lieben daheim über sein Kommen zu verständigen. Er entschied, es nicht zu tun. Er konnte sich die Fragen denken, die sie ihm am Telefon stellen würden.

      Warum willst du schon zurück?

      Gefällt es dir in den Bergen nicht?

      Warum bleibst du nicht wenigstens bis zum nächsten Wochenende?

      Wenn es dir in Waldkogel nicht gefällt, warum suchst du dir dann nicht einen anderen Ort in den Bergen?

      Dirk wollte in die Gesichter seiner Familie sehen, wenn er ihnen sagte, daß es große Veränderungen in seinem Leben gibt. Den ganzen Weg von den Bergen bis nach Hamburg überlegte Dirk, wie er es in Worte fassen sollte. Sie werden überrascht sein, sehr überrascht, malte er sich aus. Er dachte immer wieder daran, daß sein Vater ihm gesagt hatte, daß das Unternehmen nicht das Wichtigste im Leben sei, es habe ihn glücklich gemacht, sei seine Lebensaufgabe neben der eigenen Familie gewesen. Aber aufdrängen wollte er es keinem von seinen Kindern. Dirk überlegte, wie er sich fühlen würde, wenn sein Vater die Firma verkaufte. Bei dieser Vorstellung wurde ihm klar, daß auch er Wurzeln hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto besser verstand er Cäcilia und Josi, die mit jeder Faser ihres Herzens am Hof hing.

      Dirk steckte in einem Konflikt. Er erinnerte sich daran, daß es ein altes Sprichwort gab:

      Man kann einen Kuchen nicht essen und gleichzeitig behalten!

      Tief in seinem Herzen wußte er, daß Josi es sehr schwerfallen würde, mit ihm nach Hamburg zu kommen. Außerdem bin ich meinem Traum von einem Leben in der freien Natur, in den Bergen, näher als jemals zuvor. Er war sich sicher, daß er auch in Kirchwalden eine Arbeit finden würde, die er nebenbei ausüben könnte, vielleicht eine freie Tätigkeit als Unternehmensberater für Landwirte. Er könnte sich die Zeit frei einteilen, Josi auf dem Hof unterstützen und mit ihr in die Berge gehen. Dirk malte sich es schön aus. Doch er spürte das starke Band, das ihn an Hamburg und seine bisherige Aufgabe fesselte.

      Immer wieder mußte er an Josi denken. Sie muß es gespürt haben. Sie hat tief in mein Herz gesehen. Sie muß geahnt haben, daß ich noch nicht endgültig mit meinem Leben abgeschlossen habe. Auf dem Weg nach Hamburg legte er mehrmals eine Rast ein. Er nutzte die Pausen, um auf dem Draxel Hof anzurufen. Beim ersten Mal erreichte er nur Cäcilia. Er war froh, als er später ausführlich mit Josi sprechen konnte. Sie war fröhlich und lachte viel. Den ganzen Tag würden sich die Neugierigen die Klinke in die Hand geben, erzählte sie. Wahrscheinlich hatte Veronika Boller geplaudert. So war schnell bekannt geworden, daß es Nachwuchs auf dem Draxel Hof gegeben hat, wie Josi es lachend ausdrückte.

      »Sie gaffen mich an, als sei ich ein seltenes Tier. Freundlich sind sie schon. Aber ich bin froh, wenn es vorbei ist. Mama springt in die Bresche, wenn die Frauen besonders aufdringlich werden. Sie wissen alle, wie vermögend der Draxel Hof ist und ich eine sehr gute Partie bin. Jede Mutter, die noch einen unverheirateten Buben daheim hat, will mich einladen. Mama sagt, ich soll die Anspielungen mit Fassung tragen. Das gehört nun einmal dazu.«

      »Hauptsache, du vergißt mich nicht!«

      »Dirk! Wie kannst du so etwas sagen! Ich freue mich schon, wenn du kommst und in den Altenteil einziehst. Übrigens, die Mama sagte jetzt Einliegerwohnung dazu.«

      »Ich komme bald! Ich rufe dich heute abend noch einmal an. Es kann aber spät werden, sehr spät. Hoffentlich wecke ich dich nicht.«

      »Mama hat mich eingeladen. Wir fahren nach Kirchwalden und gehen dort zu einer Aufführung der Volksbühne. Es soll ein lustiger Bauernschwank sein. Da wird es sicherlich spät werden, bis wir zurück sind. Wenn du mich nicht erreichst, dann kannst du ja auf Band sprechen.«

      »Das mache ich, meine Liebste! Ich liebe dich, Josi!«

      »Ich liebe dich, Dirk!«

      »Kuß!«

      »Ja, Dirk! Viele Küsse!«

      Sie legten auf.

      *

      Es schon fast dunkel, als Dirk in Hamburg ankam. Die Einfahrt seines Elternhauses war zugeparkt. Es war Violas Auto. Dirk suchte sich einen Parkplatz. Er ärgerte sich nicht, ganz im Gegenteil. Dirk freute sich, daß seine Schwester auch da war. Dann kann ich gleich mit allen reden.

      Dirk schulterte seinen Rucksack. Der Kies der Einfahrt knirschte leise unter seinen Füßen. Niemand hörte, wie er geräuschlos die Haustür aufschloß. Aus dem Wohnzimmer drang fröhliches Stimmengewirr. Dirk schlich lautlos die Treppe hinauf in seine Zimmer. Er stellte sich erst einmal unter die Dusche. Dann zog er sich an. Er griff zu seinem Handy und rief seinen Vater an.

      Eine Etage tiefer nahm Dr. Ingo Hansen das Gespräch an.

      »Schön, daß du dich meldest, Dirk. Wir sitzen hier zusammen und feiern. Es gibt große Neuigkeiten. Aber die soll dir deine Schwester selbst erzählen! Sie hat dich schon mehrmals vergeblich auf der Berghütte angerufen. Dein Handy war ausgeschaltet. Warte, Dirk! Ich reiche dich an Viola weiter!«

      »Stop, Vater! Das wird nicht nötig sein! Ich bin unterwegs zu euch. Ich bin sofort bei euch! Bis dann!«

      »Aufgelegt! Dirk sagt, er wäre gleich hier?«

      Dann hörten sie ihn auch schon, wie er die Treppe herunterkam.

      »Du bist schon hier, Dirk? Seit wann? Wir haben dich nicht kommen gehört.«

      Dirk ging auf seine Mutter zu und grüßte sie herzlich.

      »Ja, das glaube ich gerne. Ihr seid laut am Feiern gewesen. Was gibt es?«

      Viola sprang auf. »Das ist doch ein Komplott! Wer von euch beiden hat Dirk angerufen? Du, Mutter? Du, Vater? Ihr habt versprochen, es nicht zu tun, wolltet es mir überlassen. Schaut! Jetzt ist genau das eingetreten, was ich vermutet habe: Dirk ist sofort gekommen.«

      Dirk Hansen lachte.

      »Mein Überraschungsbesuch hat nichts mit einem Anruf zu tun! Wenn du mit Toni oder Anna gesprochen hast, dann wirst du erfahren haben, daß ich unten in Waldkogel ein Zimmer genommen habe.«

      »Stimmt! Dort habe ich auch angerufen. Diese Meta scheint mir ja eine ganz resolute Person zu sein. Sie gibt grundsätzlich keine Auskünfte über Gäste, sagte sie.«

      »Wenn ich erst nächste Woche erfahren sollte, was es an so großen Neuigkeiten gibt, warum hast du mich angerufen?«

      »Ach, ich weiß auch nicht. Ich hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, daß ich dich so bedrängt habe, in Urlaub zu fahren.«

      Dirk schmunzelte. Er trat neben seine Schwester und legte den Arm um sie.

      »Kleine Viola! Das war der beste Einfall, den du seit langem gehabt hast. Einfach genial. Ich danke dir, daß du nicht nachgegeben hast.«

      »Hört, hört! Was ist denn mit dir passiert, Bruderherz!«

      »Später! Verrät mir einer, was hier gefeiert wird?« Dirk schaute erwartungvoll in die Runde.

      »Dirk, ich bin schwanger! Wir werden Eltern! Du wirst Onkel und die Eltern Großeltern! Ist das nicht wunderbar? Schau hier! Das erste Bild!« strahlte Viola.

      Sie wühlte in ihrer Handtasche und zog ein Ultraschallbild hervor.

      »Meine Glückwünsche, liebe Viola! Dir auch!«

      Dirk schüttelte dem angehenden Vater die Hand. Dann erfuhr Dirk von der Hochzeit der beiden, die jetzt natürlich vorgezogen wurde.


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